Ich gebe Dir recht, Gysi - die 3 großen mosaischen Religionen haben sich wohl gegenseitig nicht viel geschenkt.
Aber wie in Spanien (!), so gab es auch bei der Eroberung Jerusalems einige menschliche Unterschiede im Gebaren von Christen und Moslems.
Des Weiteren fällt mir auf, daß die Christen ihre Abmachungen und Zusagen häufig gebrochen haben.
Zusagen gegenüber "Heiden" mußten von Christen grundsätzlich nicht eingehalten werden, wogegen sich Moslems an ihre Abmachungen zu halten schienen.
>>>>mavaho>>>>>> Die angebliche islamische Toleranz und die bösen Kreuzritter entsprechen nicht den Fakten der Geschichte. <<<<<<<<<<<<
Von "bösen" Kreuzrittern hat hier auch niemand gesprochen, sondern davon, daß sich die Moslim Christen gegenüber weit toleranter zeigten, als umgekehrt.
Die Aufrechnung von Bluttaten ist nicht mein Ding, aber diese unwahre Behauptung kann nmM nicht unwidersprochen bleiben:
Zitat aus dem Buch von J. Lehmann, "Die Kreuzfahrer", Bertelsmann 1976
88 Jahre nach den Kreuzfahrern eroberte Sultan Saladin Jerusalem:
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Anfang September fiel dann auch noch Askalon, und in der Düsternis einer Sonnenfinsternis empfing dort Sultan Saladin am 4. September eine Abordnung der Stadt Jerusalem, um mit ihr die Übergabebedingungen auszuhandeln. Denn: "Ich glaube, daß Jerusalem das Heim Gottes ist", sagte Saladin, "wie ihr es auch glaubet; ich will es nicht belagern oder im Sturm nehmen" - ja, er versprach sogar, Jerusalem ein halbes Jahr lang zu schützen und mit Geld und Nahrungsmitteln zu versorgen, bis die Bewohner die Stadt befestigt und Verstärkung bekommen hätten, um dann ehrenhaft zu kämpfen. Wenn dies bis Pfingsten nicht der Fall sei, müßte sich Jerusalem ihm widerstandslos ergeben - eine ritterliche Geste, wie sie bisher von keinem christlichen Kreuzfahrer einem Mohammedaner gegenüber bekannt wurde.
Aber die Bürger Jerusalems lehnten es ab, die Stadt auszuliefern, in der der Erlöser gestorben war. Daraufhin schlug Saladin am 20. September 1187 sein Lager vor Jerusalem auf, um die Stadt zu erobern, die auch dem Propheten Mohammed heilig war.
[...]
Die kampffähigen Männer wollten einen Ausfall wagen, aber der Patriarch [von Jerusalem] Heraklios spürte kein Bedürfnis, zum Märtyrer der heiligen Sache zu werden, und setzte sich mit dem Argument durch, daß der Tod der Männer für Frauen und Kinder die Sklaverei bedeute, und dem könne er nicht zustimmen.
Daraufhin ging am 30. September Balian von Ibelin zu Saladin, doch nun zeigte sich der Sultan hart: "Ich verfahre nicht anders mit euch als ihr mit der Bevölkerung Jerusalems, als ihr nach dessen Eroberung . . . die Einwohner ermordet oder in die Sklaverei geführt und ähnliche Grausamkeiten verübt habt."
Und Balian von Ibelin wußte, daß dies nur ein ungeheures Blutbad bedeuten konnte.
In seiner Verzweiflung drohte Balian daher seinerseits: "Bei Gott, wir töten unsere Frauen und Kinder und stecken unsere Habe in Brand! Wir lassen euch keinen einzigen Denar noch eine Drachme in die Hände fallen, keinen Mann und keine Frau in die Knechtschaft schleppen. Dann zerstören wir den Felsendom, die Moschee el-Aksa und die anderen heiligen Orte und töten die gefangenen Muslime - es sind fünftausend. Kein Pferd und kein anderes Tier findet ihr lebend bei uns. Endlich ziehen wir alle zum Kampf gegen euch heraus und streiten wie Männer, die um ihr Leben kämpfen. Dann wird kein Mann getötet, ohne vorher seinesgleichen umgebracht zu haben. Ehrenvoll sterben wir oder siegen edel."
Jetzt kam Saladin auf sein Angebot des freien Abzuges unter der Bedingung zurück, daß jeder Bewohner sich freikaufen müsse, und diese Bedingung wurde jetzt, wie ein christlicher Chronist berichtet, "mit Dankbarkeit und Jammer" angenommen.
Jeder Mann sollte zehn Dinare zahlen (also Münzen im Gesamtwert von etwa 40 Gramm Gold), jede Frau und jedes Kind fünf. Doch so viel Geld war in ganz Jerusalem nicht vorhanden - mindestens 16.000 Arme würden diesen Betrag nie aufbringen können. Und so ließ Saladin noch einmal mit sich handeln: Für 30.000 Dinare, die Jerusalem aufbringen wollte, sollten wenigstens 7000 Arme freigekauft werden.
Wie sich später herausstellte, hätten alle Bewohner Jerusalems mit Leichtigkeit freigesetzt werden können, wenn zum Beispiel der Patriarch von Jerusalem nicht wagenweise Gold und Silber aus den Kirchen als seinen Privatbesitz abtransportiert hätte. Selbst die Mohammedaner waren darüber empört, aber Saladin hielt sich an den Wortlaut des Vertrages: Patriarch Heraklios zahlte seine zehn Dinare, und Saladin ließ ihn mit seinen Schätzen ziehen.
[...]
Genau eine Woche später, nachdem er von den "Besudelungen" gereinigt war, konnten die Mohammedaner zum ersten Mal wieder ihr Freitagsgebet im Felsendom halten, der von da an bis auf den heutigen Tag in mohammedanischem Besitz blieb. Später ließ Saladin die Kanzel, die zwanzig Jahre zuvor Nur ed-Din hatte herstellen lassen, aus Aleppo herbeischaffen und in der el-Aksa-Moschee aufstellen. Durch die Brandstiftung eines wahnsinnigen Christen wurde sie vor einigen Jahren vernichtet.
Im Gegensatz zu den Christen, die vor 88 Jahren im Blut ihrer Opfer gewatet waren, verhielten sich die Mohammedaner absolut korrekt. Saladin ließ sogar Wachtposten patrouillieren, so daß nicht ein einziges Gebäude geplündert oder ein einziger Christ belästigt oder verletzt wurde.
Inzwischen versuchte Balian von Ibelm die Lösesumme für die Armen aufzubringen, aber die Templer und Johanniter zeigten sich so geizig, daß sie erst nach einem Aufstand der Bevölkerung etwas Geld herausrückten, das aber nur zum Freikauf von 7000 Armen reichte. Es machte ihnen nichts aus, daß 16.000 Christen in mohammedanischen Gefängnissen saßen und viele davon später als Sklaven verkauft wurden.
Zur Verwunderung der Christen zeigten sich die Mohammedaner mitleidiger. Als wieder einmal ein Trupp Gefangener abtransportiert wurde, während daneben freigekaufte Arme gerade die Stadt verließen, spielten sich so herzzerreißende Szenen ab, daß nicht etwa Patriarch Heraklios ein Rühren ankam, sondern Saladins Bruder El-Adil, der sich vom Sultan tausend Gefangene erbat und sie dann freiließ. Das gefiel dem Patriarchen, und erst jetzt erinnerte er sich an die Botschaft von der Nächstenliebe und erbat sich auch einige Gefangene - ohne Geld versteht sich.
Er bekam 700, und schließlich gab Saladin bekannt, daß er allen Witwen und Waisen, deren Männer und Väter im Kampf umgekommen waren, aus eigener Tasche aus seiner Schatzkammer ein Geschenk machen werde. Außerdem sollten alle alten Männer und Frauen frei ausgehen.
[...]
Nur die nichtfränkischen Christen und die Juden durften in Jerusalem wohnen bleiben, wenn sie eine Kopfsteuer zahlten. Zwei "fränkischen Greisen" aber gestattete Saladin den Aufenthalt und ließ sogar für ihren Unterhalt sorgen.
Der eine war vor 88 Jahren unmittelbar nach der Eroberung Jerusalems von einer Kreuzfahrerin in der Stadt geboren worden, der andere, der etwa 100jährige Robert von Coudre, war als Kind mit Gottfried von Bouillon ins Heilige Land gezogen, hatte Jerusalem miterobert und war vom ersten Augenblick an Zeuge des Schicksals dieser Stadt gewesen, die nun wieder in den Händen der Mohammedaner war. Mit seinem Leben hatte er das ganze Königreich von Jerusalem überdauert, das mit einem schrecklichen Blutbad begonnen hatte und nun vergleichsweise friedlich endete.
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