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In memoriam Heinrich Heine (13.12.1797-17.02.1856)

Celine, ich wollte ja das feld ganz wieder der Lyrik überlassen.
Aber weil mir Marianne für die „Franzosenkrankheit“ einen roten Punkt gegeben hat, versuche ich jetzt doch noch durch ein Zitat aus wikipedia die Franzosen zu entlasten und dich zu beruhigen:

1495 trat die Syphilis zum ersten Mal bei der Belagerung Neapels durch den französischen König Karl VIII. auf. Daraufhin überzog innerhalb von fünf Jahren eine Syphilis-Epidemie ganz Europa. Den Verlauf ihrer Ausbreitung kann man an den Namen erkennen, die die verschiedenen Völker ihr gaben, je nachdem, wo man die Quelle der Ansteckung vermutete:
 Italien: Französische oder keltische Krankheit
 Frankreich: Italienische oder neapolitanische Krankheit
 Spanien: Französische Krankheit
 England: Französische Krankheit
 Schottland: Englische Krankheit
 Deutschland: Französische Krankheit
 Polen: Deutsche Krankheit
 Ungarn: Französische Krankheit
 Russland: Polnische Krankheit
 Mongolei: Russische Krankheit

Gruß von Claus
 
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Jetzt werde ich mir hier in diesem Thread nicht mehr die Augen aus dem Kopf saugen und beim Übertragen von Textstellen aus meiner Privatlektüre versauern.
Ich habe meine Scheu vor Googlen überwunden und folgenden Link gefunden.
Dort könnt Ihr Euch Euren Heine so zusammenlesen, wie Ihr ihn wollt.

http://www.litlinks.it/h/heine_h.htm



Auch ich habe mir diesen Link in meine Lesezeichen kopiert.
 
Céline schrieb:
Willkommen Becir, aber gell, Becír kommt nicht vom "becirct/bezirzt", das kommt irgendwo aus dem Osten, nicht wahr?

Ja, liebe(r) Céline, das ist richtig: ich komme irgendwo aus dem Osten. So wie Heine aus Deutschland, bin ich nach Frankreich aus Syldawien gekommen.

Darf ich dich, bitte, fragen (da du nichts über Geschlecht in deinem Profil geschrieben hast), bist du nicht zufälligerweise der Louis-Ferdinand Destouches, dit Céline?

Seid alle herzlichst gegrüßt von Eurem neuen Freund
beau.becir
 
Marianne schrieb:
“Heinrich Heine über Ludwig Börne” Es erschien im Sommer 184o bei Hoffmann und Campe. Ich lese es gerade - es ist umwerfend heinisch - und eigentlich wollte ich Euch zwei, Celine und Hartmut nun mit Bildung berieseln.

Hallo Marianne,

leise rieselt ... Doch Du hast mich echt neugierig darauf gemacht, was der Heine über Börne gedacht und geschrieben hat.

Ich lese nämlich gerade von Marcel Reich-Ranicki "Der Fall Heine". Und dort schreibt Reich-Ranicki über eine der heftigsten Auseinandersetzungen in der Geschichte der deutschen Literatur. Es geht um die Kontroverse zwischen Heine und dem Dichter August Graf von Platen-Hallermünde.

Platen hatte den Streit begonnen, um seinen vermeintlich gefährlichsten Konkurrenten blosszustellen. Immer wieder attackiert Platen das Judentum Heines mit Ausdrücken wie "Samen Abrahams", "Synagogenstolz", "hebräischer Witzling" und "des sterblichen Geschlechts Allerunverschämtester". Auch redet er davon, dass Heine "Knoblauchsgeruch" absondere, sogar die Beschneidung wird nicht ausgespart, man liest von seinem "verstümmelten Teil".

Nun, Heine hat scharf zurückgeschossen. Er gab Platens Homosexualität dem Gelächter preis, nannte ihn einen warmen Bruder. Und hatte Platen über Heines beschnittenen Penis gespottet, so erlaubte sich Heine Anspielungen auf Platens Analspäre.

Doch trotz aller gegenseitiger Beschimpfungen gab es etwas, das sie verband: Fürchtete der eine die Diskriminierung als Jude, so der andere die gesellschaftliche Ächtung als Homosexueller. Beide mussten Deutschland verlassen und starben im Ausland: Heine in Paris, Platen in Syrakus.

So, das mag für eine spätabendliche Berieselung genügen.

Gruss
Hartmut
 
Hartmut schrieb:
Ich lese nämlich gerade von Marcel Reich-Ranicki "Der Fall Heine". Und dort schreibt Reich-Ranicki über eine der heftigsten Auseinandersetzungen in der Geschichte der deutschen Literatur.

...So, das mag für eine spätabendliche Berieselung genügen.

Hartmut, ob das Timing deiner Lektüre über Heines Kontroversen wunderbar zufällig oder genial absichtlich gewählt wurde, will ich gar nicht wissen *loool*, es ist nebensächlich. Auch Heine stritt (nicht immer nur um Geld) und kämpfte manchmal nicht gerade mit ultrafairen Mitteln (ob wir /manche halt/ Frauen ihn unbewusst gerade deshalb lieben???:schaukel:, anwesende sind selbstverständlich ausgeschlossen *lol*). Mir fällt dazu nur ein:

Selten habt ihr mich verstanden
selten auch verstand ich euch
nur wenn wir im Kot uns fanden
so verstanden wir uns gleich.​

Mir fällt es schwer, Reich-Ranicki zu lesen, habe dann immer seinen selbstgefälligen Ton im geistigen Ohr, aber sein "Ungeheuer oben" über B. Brecht habe ich gelesen, dort sagt er:

Es wäre pure Heuchelei, wollten wir auf Bereiche verzichten, die von so zentralen Bedeutung für seine ganze Existenz waren wie eben das Erotische und das Sexuelle... Wie wenig wissen wir in dieser Hinsicht über Kleist, über Heine, über nahezu alle Genies vergangener Jahrhunderte. Und die Diskretion? Wer literarische Werke schreibt und publiziert, darf sich nicht wundern, dass die Oeffentlichkeit über seine Person, das Intime nicht ausgeschlossen, unterrichtet sein will. Ohnehin gilt ja dieses Interesse Menschen, die nicht gerade schamhaft sind und es auch nicht sein können, weil ihr Beruf einen gewissen Exhibitionismus voraussetzt...

Darüber könnte man auch wieder streiten, gerade im Bezug auf Reich-Ranicki, aber das will nicht, denn sein Exhibitionismus und seine Streitsucht gehören nicht hierher.

Ich habe verlacht, bei Tag und bei Nacht
so Männer wie Frauenzimmer
ich habe grosse Dummheiten gemacht...
Die Klugheit bekam mir noch schlimmer.

Die Magd ward schwanger und gebar...
wozu das viele Gewimmer?
Wer nie im Leben töricht war
ein Weiser war er nimmer.​

So wunderbar menschlich, mit allen Tugenden und Lastern geschlagen zu sein. Oder sehe ich das falsch?

:blume2:


@Becir

So, so! Syldawien... Am Ende bist du noch König Ottokar, gell?
Wäre es möglich, dass du eine Ueberdosis Hergé und "Les aventures de Tintin" eingenommen hast?
Auch weiss ich nicht, ob ich geschmeichelt oder beleidigt sein soll. Céline war genial/Destouches hatte Glück, dass er nicht exekutiert wurde. Jeder halbwegs gebildeter Franzose weiss auch, dass er seit beinahe 50 Jahren tot ist, also was soll das Kasperletheater? Dr. Jekyll/Mr. Hyde-Spielchen haben wir noch nicht gespielt, aber falls du daran Interesse haben solltest, findest du die dafür geeignete Rubrik weiter unten. "Mille million de mille sabords!" sagt Captain Haddock. Ich bin eine Frau, im Moment sogar eine verdammt verärgerte, sage aber trotzdem nur: mein "neuer Freund" bist du noch sehr lange nicht!


:fechten:
 
Liebe Céline, es tut mir wirklich leid, und ich bitte dich um Verzeihung! Es war nicht böse gemeint - nicht mit Destouches/Céline und auch nicht mit Syldawien. Das ist vielleicht mein blöder "sens de l'humour" - ich schwöre es dir, ich wollte dich nicht beleidigen. "Jeder halbwegs gebildeter Franzose" kennt nicht Céline und glaubt, das Syldawien wirklich existiert, wenn er auch Tintin gelesen hat.

Sei mir, bitte, nicht böse: jeder kann nicht die feine Ironie von Heinrich Heine haben - und ich habe schon gesagt, dass ich kein Talent habe! Aber eines ist gewiß: ich bin vom Deutschen becirct (oder bezirzt)!

Ich sage dir wieder, dass ich meine blöden Scherze bereue, und ich biete dir wieder meine Freundschaft an.

beau.becir
 
beau.becir schrieb:
Sei mir, bitte, nicht böse: jeder kann nicht die feine Ironie von Heinrich Heine haben - und ich habe schon gesagt, dass ich kein Talent habe! Aber eines ist gewiß: ich bin vom Deutschen becirct (oder bezirzt)!

beau.becir

Geschenkt, Becir! Ich trage es dir nicht nach. Nicht mal einen klitzekleinen roten Punkt habe ich dir dafür verpasst. Ich werde nur nicht gern für noch dümmer verkauft als ich schon bin, verstehste? Ich räche mich ganz einfach wie gewohnt mit etwas Ueberheblichkeit *loool*:

Wer ein Herz hat und im Herzen
Liebe trägt, ist überwunden
schon zur Hälfte; und so lieg ich
jetzt geknebelt und gebunden...

Wenn ich sterbe, wird die Zunge
ausgeschnitten meiner Leiche
denn sie fürchten, redend käm ich
wieder aus dem Schattenreiche.

Stumm verfaulen wird der Tote
in der Gruft und nie verraten
werd ich die an mit verübten
lächerlichen Freveltaten.​

(Heine/1853)


Dir und allen hier ein schönes WE
:clown3:
 
Ich danke dir, liebe Céline - "nie werde ich an dir verübten
lächerlichen Freveltaten verraten"!

Und nochmal: es lebe unser lieber Heinrich Heine!

Herzlichste Grüße an alle von Eurem
beau.becir
 
beau.becir schrieb:
Liebe Céline, es tut mir wirklich leid, und ich bitte dich um Verzeihung!

Hallo beau.becir,

wirkliche Verzeihung kannst Du m.E. nur erlangen, indem Du mindestens einen Wunsch von Céline erfüllst.

Ich gebe Dir da mal zwei Tipps: Céline möchte wissen, wann H. Heine das Gedicht "Wo?" (Wo wird einst des Wandermüden ...) geschrieben hat. Oder: Hat H. Heine auch auf Französisch gedichtet oder kennt man nur Übersetzungen aus dem Deutschen ins Französische?

Da hast Du eine grosse Chance der Wiedergutmachung!

Gruss
Hartmut
 
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Nun, da will ich mich doch schnell mal mit Hilfe meiner kritischen Heineausgabe schlau machen.

"Wo?" aus dem Nachlass,1869 1.mals veröffentlicht, die Entstehungszeit ist fraglich, wahrscheinlich um 1840


Heine schrieb deutsch und französich - was, wann weiß ich nicht. Ich vermute mal, dass er seine journalistische Arbeit französisch und sein poetisches Werk deutsch schrieb.



Nun, becir, musst Du Dir etwas Bessers einfallen lassen, um Cel wieder ganz ganz gnädig zu stimmen.
Ich schlage vor, Du übst zum geeigneten Vortrag in allen Sprachen, die Du beherrschst, folgendes Gedicht


Heinrich Heine

Du bist wie eine Blume
So hold und schön und rein;
Ich schau' dich an,
Und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Aufs Haupt dir legen sollt',
Betend, daß Gott dich erhalte
So rein und schön und hold,
|: Betend, daß Gott dich erhalte
So rein und schön und hold. :|
 
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