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immer von früher reden

AW: immer von früher reden

Ich lebe inzwischen allein mit meiner Oma.

Obwohl der Tod ihres Mannes noch gar nicht lange her ist, und es in ihrem Leben auch noch andere Schicksalsschläge gab, ist sie nicht der Typ, der sich ausschließlich mit Vergangenem beschäftigt, und/oder von nichts Anderem erzählen kann, als von der Zeit, als die Familie noch größer war, sie jung, der Krieg noch im Gange, die Tochter klein, also von Jugenderlebnissen, Jugendsünden, Verlusten und Trauer.
Tut sie absolut nicht, und wenn, dann kommts für mich nicht wie die Erzählung einer alten Frau rüber, sondern wirkt auf mich eher so, als wenn ich in alten Zeitungsarchiven nach bestimmten Ereignissen eines bestimmten Jahres suchen würde.
Dabei kommen ihre Erzählungen aber keineswegs gefühlskalt oder rein sachlich rüber, sondern wie Geschichten, die mir "ihre" Zeit näher bringen. Weder beschönigt sie etwas - Glorifizierung ist ihr fremd - noch verurteilt sie die Vergangenheit. Sie erkennt ihre, in der Vergangenheit und Gegenwart, gemachten Fehler, und versucht aus ihnen zu lernen und sie wieder gut zu machen, was ihr nicht immer gelingt.

Dieses "von-früher-Reden" resultiert vielleicht zum einen aus der oft nicht bewältigten Vergangenheit und zum anderen daraus, dass gerade bei älteren und alten Menschen, dass Langzeitgedächtnis wesentlich besser als das Kurzzeitgedächtnis funktioniert.

Also früher, so vor ca. 2 Jahren, da war ich mal in nem Forum aktiv.......:)

Rhona
 
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AW: immer von früher reden

Meine lieben Mitdenker,

ich habe mein ganzes Leben mit älteren und mit jüngeren Menschen zeitgleich zusammengelebt und jetzt, wo ich auch nach Jahreszahl "alt" bin, ertappe ich mich selbst dabei, ein Vergangenheitsjunkie zu werden.
Ich bin mit 37 Witwe geworden, mein Mann war 19 Jahre älter wie ich, habe mich um meine 83 jährige Schwiegermutter gekümmert und meine drei Kinder. Hatte auch einen Vater, der bei meiner Geburt 56 Jahre alt war und trotzdem hatte ich das Gefühl, die stehen alle mitten im Leben. Mein Vater hat bis kurz vor seinem Tod mit 85 Jahren noch für Bekannte Buchhaltung gemacht, meine Schwiegermutter war auch die ganze Kriegszeit auf sich allein gestellt und hat gearbeitet und war gescheit. Sie alle erzählten aus der Vergangenheit, aber nicht nörgelnd oder weinerlich sondern auch, es war halt so. Jeder Mensch hat seine Vergangenheit und im Alter ist die natürlich größer als die Zukunft, doch man sollte den Jungen nicht damit auf die Nerven gehen.
Sie können von uns lernen, wir aber auch von ihnen.
Es war früher nicht alles gut und heute ist nicht alles schlecht. Es ist nur anders und an manches mag man sich halt nicht mehr gewöhnen.
Ich arbeite am Theater und bin wirklich mit Menschen aller Altersstufen und auch Bildung zusammen. Ich muß sagen, daß mich die schlechten Manieren manchmal schon sehr stören, doch die haben nicht nur junge Leute, sondern auch ältere.
Seit 10 Jahren ist meine Mutter, 94, im Pflegeheim, ich habe sie vorher 7 Jahre selbst betreut mit Alzheimer, bis es nicht mehr ging und erst im Alter von 50 Jahren konnte ich ein eigenes Leben führen. Sonst hatte ich immer irgendwelche Pflichten. Das bereichert aber das Leben, selbst man nicht immer glücklich dabei ist.
Wenn ein älterer Mensch seinen Partner verliert, wenn er nicht mehr im Leben steht und sich nichts mehr ereignet, hat man nur die Vergangenheit.

Ich habe regen Kontakt mit meinen Kindern, durch sie auch mit anderen jungen Leuten, durch den Computer, den ich nicht mehr missen möchte mit der restlichen Welt und trotzdem rede ich manchmal von früher.

Bei manchen Sachen erwische ich mich dabei, daß das meine Mutter auch so gemacht hat und dann muß ich ab und zu lachen, denn das wollte ich "früher" auf keinen Fall, so werden, wie meine Mutter. Wenn man jung ist sieht man alles anders und es heißt ja auch:
Sie waren, was Du bist und wir werden, wie sie sind.

Seien wir einfach tolerant!

Lady Fantasie:zauberer2:blume1::sekt:
 
AW: immer von früher reden

Meine lieben Mitdenker,

ich habe mein ganzes Leben mit älteren und mit jüngeren Menschen zeitgleich zusammengelebt und jetzt, wo ich auch nach Jahreszahl "alt" bin, ertappe ich mich selbst dabei, ein Vergangenheitsjunkie zu werden.
Hallo Lady Fantasie, Muckel sowie alle anderen, die glauben, dass sie zuviel in der Vergangenheit herumkramen !

Ganz banal und trivial würde ich einmal vermuten, wenn Ihr zuviel an die Vergangenheit denkt, gibt es hier etwas, was Ihr noch nicht überwunden habt. Angenehme Erinnerungen werden Euch ja kaum stören. Wahrscheinlich - ich nehme es einmal an - ist es ein Schmerz, der Euch zugefügt wurde.

Ich habe da eine Theorie entwickelt, nachdem es 4 Wege gibt, um mit Schmerzen, die einem zugefügt wurden, fertig zu werden:

  1. Die direkte Rache. Ich erwähne diesen Weg nicht deshalb zuerst, weil er der schönste, wahrscheinlich auch nicht der auf Dauer effektivste, man denkt aber oft daran, weil er zumindest für den Augenblick beruhigt. Menschen mit einer nicht oder vorchristlichen Moral (der ich einmal war) denken sofort: wie Du mir, so ich Dir. Speziell im Berufsleben ist er aber oft gar nicht zu beschreiten.

  2. Umsetzen des Schmerzes (und vielleicht auch des Hasses) in Energie, die wiederum Grundlage und Voraussetzung für jede Leistung sozialer, beruflicher oder sportlicher Art ist.

  3. Der schönste - aber auch schwierigste - ist der des Verzeihens.

  4. Der häufig gewählte, aber mMn ungerechteste ist der des Delegierens auf unbeteiligte Menschen.
Dauerhafte innere Ruhe wird einem wohl nur das Verzeihen geben.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: immer von früher reden

Hallo!

Jo mei, friaha wor jo wirklich ollas bessa!

Mein Lieblings-Totschlägersatz, wenn jemand bedeutungsschwer anhebt, mir irgendwas Geistiges anzupreisen:
"Das habe ich schon vor 35 Jahren kennen gelernt und gleich wieder abgelegt...!"

So nett kann ich sein...

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: immer von früher reden

Hallo
ist schon ein paar Monate her als ich über die Frau schrieb.
Es hat sich verbessert:). Sie ist irgendwie in die Realität zurückgekommen, auf den Boden. So kann es von mir aus bleiben:). Ich laß sie ein wenig an meinem Leben teilhaben, sie macht sich sehr viele Gedanken und hilft mir ab und zu mit ihren Ratschlägen;). Und ich gehe mit ihr spazieren, das tut ihr gut.
Gruß Muckel
 
AW: immer von früher reden

Ich rede von früher, wenn es gerade zum Thema passt.
In meinen Gedanken spielt früher doch eine grosse Rolle, zum Beispiel meine Kindheit.
Ich sehe gerne Fotos aus meiner Kindheit und wie glücklich ich damals war.
Ich finde es gut und interessant, wenn Leute von früher reden, sie sind Zeitzeugen.
Ich bin sehr neugierig und frage viel.
Meine Mutter spricht von früher, wenn sie dezidiert gefragt wird.
Man hört auch oft, früher hätte es das nicht gegeben, was auch zum Teil stimmt.
Allerdings muss man mit der Zeit gehen und jede Zeit ist anders.
Gut ist der beraten, der sich seiner Zeit halbwegs anpassen kann.
Trotzdem aber seine Erinnerungen behält.
 
AW: immer von früher reden

Herzdames Meinung schließe ich mich voll und ganz an.

Was wären wir ohne Erinnerungen? Ohne Vergangenheit?

Was ich aber nicht gut heiße, ist neurotisches Von-Früher-Gefasel, das lediglich belehrend wirken sollte, es aber nicht tut, da kein Konsens zwischen damaligen und heutigen Umständen und Zuständen gefunden werden kann (in den meisten Fällen). Inadäquate, aus dem Kontext gerissene Erzählungen von der Vergangenheit, in der es dieses und jenes nicht gab/geben hätte können/dürfen, weil die Gesellschaft anders war, hat wenig Sinn, wenn mensch bedenkt, dass alles vom Jetzt aus in die Zukunft gerichtet ist. Wir sind Plan-Menschen. Pläne basieren zwar auf vergangenen Tatsachen, Fakten und Erlebnissen, jedoch gilt es zu erkennen, inwiefern sich diese Tatsachen, Fakten und Erlebnisse auf das Gegenwärtige und Zukünftige übertragen lassen.

Einstein: "Die Geschichte lehrt uns, dass sie uns nichts lehrt."

Mir scheint, es ist eine Art der Nostalgie, immerwährend in mahnender Manier von früher zu reden, was ich aber nicht ganz verstehen kann. Denn die Vergangenheit, von denen ältere Menschen meines sozialen Umfeldes sprechen, steht stark in Verbindung mit negativen Erlebnissen, Zuständen oder Umständen. WWII, Mühsamkeit in der Arbeit, niedrige Löhne, harte Erziehung, usw, usw. Sind das kleine Traumata, die nicht verarbeitet wurden und jetzt, wo es diesen Menschen besser geht (ich spreche von denen, die ich kenne und wie ich es erfahre), durch solches "Immer-von-Früher-reden" zum Ausdruck gebracht wird?
 
AW: immer von früher reden

Hallo.
Je mehr der Mensch der heutigen Zeit immer weniger Vertrauen in die Zukunft hat, je mehr redet und lebt er in der Vergangenheit. Ein Ziel und die Begeisterung in seinem Leben wäre notwendig. Wenn dies aber fehlt, woran sollte er sich erinnern? Er hat ja nichts vorzuweisen, was ihn wirklich ausmacht. Die Indentifikation mit der Vergangenheit ist da noch der letzte Ausweg.
Liebe Grüße
hermann
 
AW: immer von früher reden

Die letzten Wochen und Monate haben mich darin bestärkt, immer schweigsamer zu werden. Es ist so, daß wirklich die Menschen aus der Vergangenheit nichts gelernt haben und so wird es wohl bleiben.

Man kommt nur in den Verruf eine nörgelige "Alte" zu sein, die alles besser weiß. Die Generationen werden ihre Erfahrungen selbst machen müssen, wie immer sie auch ausfallen.
 
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AW: immer von früher reden

Ich rede von früher, wenn es gerade zum Thema passt.
In meinen Gedanken spielt früher doch eine grosse Rolle, zum Beispiel meine Kindheit.
Ich sehe gerne Fotos aus meiner Kindheit und wie glücklich ich damals war.
Ich finde es gut und interessant, wenn Leute von früher reden, sie sind Zeitzeugen.
Ich bin sehr neugierig und frage viel.
Meine Mutter spricht von früher, wenn sie dezidiert gefragt wird.
Man hört auch oft, früher hätte es das nicht gegeben, was auch zum Teil stimmt.
Allerdings muss man mit der Zeit gehen und jede Zeit ist anders.
Gut ist der beraten, der sich seiner Zeit halbwegs anpassen kann.
Trotzdem aber seine Erinnerungen behält.

Hallo herzdame.
Da Gedanken von uns Menschen Energieen, gleich spirituellen Kräften sind, sollte man sie nicht bewußt wählen und nur positive, daß heißt uns nützende Gedanken denken? Nützliche Gedanken sind diese welche uns innerlich weiterentwickeln lassen. Daher sind Gedanken die uns zu sehr in die Vergangenheit zurückversetzen Gedanken, die uns in der Gegenwart fehlen, um Kräfte für die Zukunft zu entwickeln. Die Gegenwart und die Zukunft findet im "Hier und jetzt" statt. Die Vergangenheit kann nicht mehr verändert werden, aber die Gegenwart und die Zukunft. Gedanken sind unsere Schöpferkräfte.
Liebe Grüße
hermann
 
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