Dem Philosoof ist nichts zu doof (ist auch nicht auf meinem Mist gewachsen).
moebius schrieb:Ja, Alkohol und Sekten-Identifikationen tragen nur selten
zur Klarheit und Differenziertheit des Bewusstseins bzw. bewussten Seins bei...
Man beachte an dieser Feststellung das "beziehungsweise";
das sagt Bände über das dahinterliegende Unverständnis vom Begriff "Bewusstsein" aus.
Der hier bereits oft zitierte Carl Friedrich von und zu rückwärts Weizsäcker
würde dazu vermutlich die Frage stellen:
Wissen wir denn, was wir meinen, wenn wir "Bewusstsein" sagen oder schreiben ???????
Damit jetzt nicht ein wildes Rätselraten über die möglichen Bedeutungen der Fragezeichen
anhebt, zitiere ich hier der Einfachheit halber meinen eigenen Diskussionsbeitrag (#52)
aus dem Themenstrang "Umberto Maturana: naturwissenschaftliche Philosophie".
Vom Bewusstsein, vom Spatz in der Hand, und der Taube auf dem Dach.
Wie schon früher erwähnt, können Volksschüler und Hausfrauen überwiegend recht verlässlich
zwischen den Zuständen "bewusstlos" und "bei vollem Bewusstsein" unterscheiden.
Auch wenn Mitglieder dieses Personenkreises möglicherweise nur eine eher rudimentäre
verbale Beschreibung dieses Unterschiedes liefern können, so haben sie doch eine brauchbare
konkrete Vorstellung davon, welcher Zustand mit dem Wort "Bewusstsein" benannt wird.
Die Schwierigkeiten der verbalen Beschreibung sind teils auf die komplexe Natur
des zusammengesetzten Zustandes Bewusstsein (vergleichbar mit einem Mosaikbild)
zurückzuführen, das Hirn muss ja mehrere verschiedene Leistungen gleichzeitig erbringen,
damit sich das Gesamtzustandsbild "bei vollem Bewusstsein" ergibt;
und teils auf die schwere Fassbarkeit der einzelnen Bewusstsein konstituierenden Komponenten
(verdeckte Mosaiksteine).
Dieser Personenkreis hätte recht ähnliche Schwierigkeiten
auch mit einer verbalen Beschreibung des Begriffes "Schönheit".
Bei den Psychiatern und den Neurologen sieht es hinsichtlich der Fähigkeit zur verbalen
Beschreibung des zusammengesetzten Zustandes Bewusstsein schon deutlich besser aus.
Mitglieder dieses Personenkreises sind üblicherweise imstande, zumindest einige
der erforderlichen Leistungen des Gehirns in operationalisierter Weise zu beschreiben,
sodass das Vorhandensein, oder eben das Nichtvorhandensein,
dieser Bewusstsein konstituierenden Komponenten intersubjektiv überprüfbar wird.
Aber auch Psychiater und Neurologen erheben üblicherweise nicht den Anspruch,
alle Aspekte des komplexen Zustandes Bewusstsein vollständig und überprüfbar
beschreiben zu können.
Volksschulkinder, Hausfrauen, Psychiater, und Neurologen, kennen demnach so etwas
wie einen Basis-Begriffsinhalt von "Bewusstsein".
Würden nun einige PhilosophInnen fordern, diesen Basis-Begriffsinhalt zu erweitern,
so könnte diese Forderung durchaus intelligent rüberkommen,
soferne diese PhilosophInnen auch imstande wären:
a) nachvollziehbar zu begründen,
warum der Basis-Begriffsinhalt erweitert werden muss;
b) konkret darzulegen,
auf welche Weise der Begriffsinhalt erweitert werden soll; und
c) nachvollziehbar zu begründen,
warum der Begriffsinhalt auf genau diese Weise erweitert werden soll.
Eine Erweiterung des Begriffsinhaltes ohne Begründung und Konkretisierung,
quasi nur so halt irgendwie, bei der die PhilosophInnen hinterher eingestehen müssten,
dass sie nach dieser Erweiterung keine Ahnung mehr haben,
was nun mit dem Begriff "Bewusstsein" eigentlich konkret gemeint ist,
eine solche Vorgangsweise würde nicht nur ein wenig doof rüberkommen,
nein, eine solche Vorgangsweise würde richtiggehend idiotisch wirken.
Das musste auch nocheinmal in aller Klarheit gesagt werden.