Minnie, kein Mensch auf dieser Welt spricht dir das Recht ab, Kunst egal welcher Art, geschmackslos oder -voll zu nennen. Aaaaaber: Kunst ist dem Zeitgeist "unterworfen" und es wäre wohl sinnlos, nur am Alten zu klammern, und weiterhin röhrende Hirsche oder schlafende Löwen auf öffentlichen Plätzen aufzustellen. Die nächsten Generationen müssten dann sagen: "Was? Haben die sich denn überhaupt nicht weiter entwickelt?" Ob es ihnen gefallen wird, ob sie es als eine epochale "Errungenschaft" betrachten werden, entscheiden sie dann. Warum das Ganze nicht so sehen, wie es ist: öffentliche Plätze sind Plätze, wo das Leben stattfindet. Bunt, lebendig, immer in Bewegung. Warum also dürften die Denkmäler dieses kunterbuntes Treiben nicht ausdrücken?
Die meisten Kunstwerke werden von den Zeitgenossen nicht geschätzt - das war schon immer so. Wieviele Künstler kennst du, die es bereits zu Lebzeiten zum Weltruhm und uneingeschränkten Lob gebracht haben?
Den wohlhabenden Rubens? Auch er malte dicke Frauen! Es brachte mir schon viel Aerger ein, weil ich ihn den wahren "Erfinder der Cellulite" nenne. Warum stört das niemanden? Weil er auch Werke wie das Triptychon geschaffen hat? Weil er "nun mal" anerkannt ist? Die meisten seiner Werke waren Auftragsarbeiten - so viel Glück (wenn das Glück ist...) haben aber nicht viele, vor allem heute nicht.
Was ist mit Henri deToulouse-Lautrec, der fast nur im "Milieu" malte? Kaum einer nahm ihn ernst und doch... gäbe es ohne ihn das heutige Plakat? Und wer hat wohl mehr über die unkonventionelle Frau nachgedacht und ausgedrückt?
Alles ist relativ und das Meiste auch noch subjektiv
.
Mir gefällt doch auch nicht alles und ich sage es auch. Aber es können nun mal nicht überall nur "Die Bürger von Calais" von Rodin stehen, es gibt nur 12 Abgüsse davon... für Hannover hat es halt nicht gereicht. Dafür wird Hannover von vielen für die 300 "de Saint Phalle" beneidet. Das ist doch auch etwas.
Hast du übrigens gewusst, dass sie eine aussergewöhnlich schöne Frau war und "anfangs" als Fotomodell in den USA und in Frankreich gearbeitet hat? Lese mal etwas über sie, es lohnt sich, und du wirst auch die Skulpturen besser verstehen und mit der Zeit vielleicht sogar gern bekommen.
Ach noch was: Die Figuren mussten schon mal renoviert werden, sagst du. Einmal in dreissig Jahren? Da erweisen sie sich doch als sehr pflegeleicht, nicht? Frage mal bei der Stadtverwaltung nach, wieviel die Denkmalpflege der Hirschen und Löwen und der toten Dichter und unbekannten Soldaten jährlich kostet... und sei mir nicht böse ;-)
Früher baute man Kathedralen, sensationell wie ich meine und keine bleibt vor mir sicher *lol*, die heutigen Kathedralen sind die Museen. Schau dir das Theatro Museo Dalí in Figueres an - wenn das keine Kunstkathedrale ist (aber auch da mutet es, "eingebetet" in die bürgerlichen Häuser etwas seltsam an und passt trotzdem, weil das Leben eben sehr vielfältig ist - alles hat seine Berechtigung). Und was sagte man von Dalí? Ein Spinner, ein paranoide Exzentriker. War er wahrscheinlich auch, na und? Ist trotzdem einer der wichtigsten Vertreter des Surrealismus und seine Welt des Unterbewusstseins ist einfach fantastisch.
Tja, das wollte ich nur sagen...