• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Gott wird Mensch

AW: Gott wird Mensch

Was Katholiken bedenkenlos seit jeher als Wort Gottes gelten lassen, aber Nietzsche als Protestant nicht lesen sollte:

Weish 1,16 Die tollen Menschen aber holen winkend und rufend den Tod herbei und sehnen sich nach ihm wie nach einem Freund; sie schließen einen Bund mit ihm, weil sie es verdienen, ihm zu gehören.
Weish 2,1 Sie tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen, Kurz und traurig ist unser Leben; für das Ende des Menschen gibt es keine Arznei, und man kennt keinen, der aus der Welt des Todes befreit.

Weish 2,6 Auf, laßt uns die Güter des Lebens genießen und die Schöpfung auskosten, wie es der Jugend zusteht.
Weish 2,7 Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, keine Blume des Frühlings darf uns entgehen.

Weish 2,10 Laßt uns den Gerechten unterdrücken, der in Armut lebt, die Witwe nicht schonen und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen!
Weish 2,11 Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; denn das Schwache erweist sich als unnütz.
Weish 2,12 Laßt uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung.

Weish 2,21 So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind.

Und ob Nietzsche den gelesen hat. Und auf's schärfste verurteilt. Und mit Recht. Das ist genau die Sorte Text, an denen sich der Rabbiphilosoph aus Tarsus dermaßen maßlos besoffen hat, daß ihm Nietzsche mit Recht mit dem Wort "Apostel der Rache" bedenkt.

Das Christentum hat alles verleumdet und verunglimpft und jegliche Wertigkeit und Moral abgesprochen, das nicht christlich ist. Da sich aber unsere Gesellschaft (aus guten Gründen! 30jähriger Krieg!) nicht mehr als christlich, sondern pluralistisch versteht, meint hier jeder tun und machen zu dürfen was er will.


Dieser Text gehört in eine Reihe von Texten der Bibel, die nie hätten geschrieben werden dürfen.

Wenn aber die Toten nicht auferstehen
dann lasset uns fressen und saufen
denn morgen sind wir tot.

1.Kor15,32

An diesen Texten ist sehr schön und schlimm abzulesen, wie das Christentum den Werterelativismus verschuldet hat, den es so scheinheilig beklagt. Als ob keine Moral, keine Gesinnung, keine Ethik, kein aufrechter Gang möglich sei, gäbe es keinen Gott!



Mit der totalen Entwertung aller nichtchristlichen Werte hat uns das Christentum den Nihilismus als verbrannte Erde hinterlassen.

shame on you!
:teufel2::teufel2::teufel2:
 
Werbung:
AW: Gott wird Mensch

....



Mit der totalen Entwertung aller nichtchristlichen Werte hat uns das Christentum den Nihilismus als verbrannte Erde hinterlassen.
...

Aber bereits Meister NIETZSCHE hatte den Nihilis-mus überwunden ...
"Also sprach Zarathustra" ...:schnl:

Das war zumindest für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ein bemerkenswerter philosophischer Lösungs-Versuch ...:schnl:
 
AW: Gott wird Mensch

Hielt er sich für so bekloppt, am Tag mit einer Laterne rumzulaufen

Diogenes geht am hellichten Tag mit einer Laterne in der Hand über den Markt von Athen. Er leuchtet hier einem, dort einem ins Gesicht, schüttelt den Kopf, geht weiter, so lange, bis ihn einer frägt, was er am helllichten Tag, mit seiner Laterne wolle.
"Ich suche", sagt Diogenes, "einen Menschen."

und Gott zu suchen, wo doch seine Schöpfung offenbar ist?

Heilige Einfalt!

Geantwortet hast Du nicht.
 
Schöpfung

Nietzsches »Schöpfung«:


Nachlass, Juni-Juli 1885 38 [12]

(KSA 11, 610-611)


Und wißt ihr auch, was mir "die Welt" ist? Soll ich sie euch in meinem Spiegel zeigen? Diese Welt: ein Ungeheuer von Kraft, ohne Anfang, ohne Ende, eine feste, eherne Größe von Kraft, welche nicht größer, nicht kleiner wird, die sich nicht verbraucht sondern nur verwandelt, als Ganzes unveränderlich groß, ein Haushalt ohne Ausgaben und Einbußen, aber ebenso ohne Zuwachs, ohne Einnahmen, vom "Nichts" umschlossen als von seiner Gränze, nichts Verschwimmendes, Verschwendetes, nichts Unendlich-Ausgedehntes, sondern als bestimmte Kraft einem bestimmten Raum eingelegt, und nicht einem Raume, der irgendwo "leer" wäre, vielmehr als Kraft überall, als Spiel von Kräften und Kraftwellen zugleich Eins und "Vieles," hier sich häufend und zugleich dort sich mindernd, ein Meer in sich selber stürmender und fluthender Kräfte, ewig sich wandelnd, ewig zurücklaufend, mit ungeheuren Jahren der Wiederkehr, mit einer Ebbe und Fluth seiner Gestalten, aus den einfachsten in die vielfältigsten hinaustreibend, aus dem Stillsten, Starrsten, Kältesten hinaus in das Glühendste, Wildeste, Sich-selber-widersprechendste, und dann wieder aus der Fülle heimkehrend zum Einfachen, aus dem Spiel der Widersprüche zurück bis zur Lust des Einklangs, sich selber bejahend noch in dieser Gleichheit seiner Bahnen und Jahre, sich selber segnend als das, was ewig wiederkommen muß, als ein Werden, das kein Sattwerden, keinen Überdruß, keine Müdigkeit kennt—: diese meine dionysische Welt des Ewig-sich-selber-Schaffens, des Ewig-sich-selber-Zerstörens, diese Geheimniß-Welt der doppelten Wollüste, dieß mein Jenseits von Gut und Böse, ohne Ziel, wenn nicht im Glück des Kreises ein Ziel liegt, ohne Willen, wenn nicht ein Ring zu sich selber guten Willen hat,—wollt ihr einen Namen für diese Welt? Eine Lösung für alle ihre Räthsel? ein Licht auch für euch, ihr Verborgensten, Stärksten, Unerschrockensten, Mitternächtlichsten?— Diese Welt ist der Wille zur Macht—und nichts außerdem! Und auch ihr selber seid dieser Wille zur Macht—und nichts außerdem!
 
AW: Gott wird Mensch

Man kann eben Gott nicht neu erfinden. Es gibt nichts neues unter der Sonne. Man kann den "Ich bin", den Allmächtigen paraphrasieren, man kann ihn klar verstehen oder nur dumpf fühlen, aber man kann ihm nicht entkommen. Siehe: Psalm 139 und Paulus auf dem Areopag. Man kann den Allmächtigen dafür loben oder man kann den Zwergenaufstand proben, aber auch Nietzsche ist ihm nicht entkommen:

Wem aber Unglück
Das Herz zusammenzog,
Er sträubt vergebens
Sich gegen die Schranken
Des ehernen Fadens,
Den die doch bittre Schere
Nur einmal löst.

Goethe, Harzreise im Winter
 
Werbung:
Zurück
Oben