AW: God bless you, Dublin! F*** you, Brussels!
Zitat von Andreas:
Die Gurkenkrümmung ist mMn ein gutes Beispiel für Desinformation, Nichtinformation und populistischer (Medien-) Politik:
Niemand scheint verstanden zu haben, warum die Gurkenkrümmung von der EU reguliert sein muss.
Was geht das „Brüssel“ an, lächerlich, ein Kasperltheater, die EU halt…!
Jetzt möchte endlich die EU diese Regelung fallen lassen: Aufschrei der Länder, voran Frankreich und Deutschland, auch Ö. sympathisiert mit ihnen!
Es war eine Forderung des Handels, nicht der „mächtigen Herren in Brüssel“, weil man es nicht den einzelnen Ländern überlassen wollte, Größe und Gewicht nach dem Subsidiaritätsprinzip selber festzulegen, was nicht nur Lieferungen sehr kompliziert macht, sondern auch Preis- und Qualitätsvergleiche fast unmöglich macht (eine Forderung der Konsumentenvertreter!).
DANN fragt man sich, warum die "mächtigen Herren in Brüssel" der Forderung des Handels nachgeben!?
Schwäche oder Lobbyismus?
Mir ist es auch relativ egal, was die Gurken oder Orangen angeht.
Worum es mir geht ist , womit sich eine Union so alles beschäftigt, die noch nicht einmal in der Lage ist, einen Konsens über die Verfassung unter seinen Mitgliedern zu erzielen. Da ist es mir auch egal, wie sinnvoll Gesetze sind oder nicht.
Jaja, ich weiß, es waren nur die Iren, die allen 26 anderen im Weg stehen. Bei den Menschen in den restlichen Staaten herrscht ja breite Zustimmung. Übrigens, in einem Punkt lag ich falsch: Man kann auch ohne Volksabstimmung seine Meinung zur EU kundtun: In dem Mann Politiker wählt, die EU-kritisch sind. Das wäre bei uns: DIE NPD? DIE DVU? DIE REPUBLIKANER? So kann es ganz schnell gehen: Wegen dem Versagen Brüssels machen sich bei uns die Radikalen breit. Die EU muss sich damit nicht rumplagen, die erwägt Sanktionen und damit hat sich das Problem.
Und nur, damit es nicht unter geht: Es wurde schon gesagt: Die meisten, die sich hier kritisch äußern, wollen keine Abschaffung der EU.
Man fragt sich nur, wie die EU jemals Zusammenhalt erreichen will, wenn sie die Sorgen der Menschen nicht ernst nimmt. Da haben es Nationalpolitiker einfacher, in der Tat.
Und es ist auch ein rührendes Bild: Die arme, missverstandene EU, die durch den Dolchstoß missgünstiger nationaler Medien und Politiker nieder gemeuchelt wird.
Die EU hat ja auch gar keine Möglichkeiten, die Menschen zu informieren. Oder Dinge richtig zu stellen, nicht wahr?
Oder liegt es auch mit daran, dass Brüssel bis jetzt die Unterstützung der Menschen als selbstverständlich hingenommen hat, und sich um Information zu wenig gekümmert hat?
Das sieht übrigens der französische Premierminister ähnlich, in sofern scheint da was dran zu sein.
Die Tricks der Gegner wären, mit ein bisschen besserer Information, leicht zu durchschauen gewesen. Ich habe mich vorgestern mit einer irischen Studentin hier in Bonn unterhalten. Sie hat erzählt, dass die Gegner beispielsweise behauptet hätten, die Iren dürften, wenn der Vertrag angenommen wird, nicht mehr mit Torf (in Teilen Irlands ein beliebtes Heizmittel) heizen, da der EU-Vertrag auf Grund von Umweltschutzgründen die Torfverbrennung reglementiert.
Was sie nicht erwähnten: Es ging um die großangelegte Torfverbrennung in Fabriken oder ähnlichen Gebäuden, nicht um die privaten Haushalte (Wenn ich es richtig verstanden habe.)
Meine Frage ist jetzt: Wenn das dumme Volk mit dem Blick nicht über das Schnapsglas hinaus, dass sich lieber für Fußball (oder Rugby oder Hurling) interessiert, den Gegnern des Vertrags zuhört, warum hat es dann die EU, die weitaus besser organisiert ist als die Vertragsgegner es nicht geschafft, dass man ihnen zuhört?
Weil die Vertragsgegner näher dran waren, nicht wahr? Genau das ist mein Problem! Wo war die EU? Es gibt irische EU-Abgeordnete, Beamte. Keiner dieser (übrigens gut ausgebildeten Leute) war in der Lage, seine Landsleute aufzuklären .
Zitat von Andreas:
Die meist übliche Forderung (eine genaue Information über die Verfassung) ist meist nur eine manipulative, vordergründige Forderung der EU-Gegner. Wenn man etwa 400 Seiten auf nur 100 zusammenstaucht, interessiert das die Masse genauso wenig wie auch ein Heftchen mit nur 10 Seiten. Ich habe in der Tageszeitung schon einige Male die Inhalte gelesen (zuletzt vor der Iren-Abstimmung eine Großseite), und ich glaube, dass das im Normalfall für die Durchschnittsbürger deshalb genügt, weil genug viele nicht mal so viel lesen – höchstens populistische, marktschreierische Aufmacher wie die Gurkenkrümmung oder die Despotenherrschaft der EU statt einer Demokratie.
Wer das nicht glaubt, weil er/sie persönlich wirklich mehr wissen will, sollte sich in der Realitätswelt umblicken! Wer es genauer wissen will – Internet! Ich habe schon jede Menge von Links und Verweise gelesen, in Tageszeitungen und auf Plakaten beispielsweise, mir aber noch nicht die Zeit genommen, da zu stöbern. Und ich wage die Behauptung, dass es den meisten anderen entweder genauso geht oder dass sie noch weniger Zeit/Interesse haben, Verfassungstexte und Erklärungen seitenweise zu lesen!
Blickt euch doch um, aber nicht nur im Büro!
Noch einmal: Will die EU erfolgreich sein, sollte sie sich nicht auf die nationalen Medien verlassen.
Viele Grüße,
Sunnyboy