suche schrieb:
Und jetzt zu Dir, lieber Ziesemann!
Deine Reaktion auf mein "Outing" finde ich typisch Mann.
Wieso passt das Wort "betrogen" nicht?
Also bleiben wir dabei, dass ich es damals als Betrug empfunden habe. Ich habe die Konsequenzen nicht sofort daraus gezogen und lebte nach einer geraumen Zeit Traurigkeit normal weiter.
Oh jeh! Oh wenn ich geschwiegen hätte. Welch Narr hieß mich, hier zu Gaste gehen. - Und Lassen wir das mal mit dem "typisch Mann". Ich werde Dir jetzt nicht antworten mit
typisch Frau
Dass Du den Vorgang als "Betrug"
empfindest, verstehe ich, aber ich habe mir erlaubt, das Wort etwas zu hinterfragen. Dass es rein rechtlich in diesem Zusammenhang falsch ist. bedarf keiner Erläuterung. Aber was ist Betrug jenseits juristischer Tatbestandsmerkmale? Betrogen kann ich nur werden um etwas, was ich besitze, was mir gehört. Aber besitze ich einen Menschen? Besitze ich eine Liebe? Sie kann doch nur ein immer wieder sich erneuerndes Geschenk des anderen sein! Ich habe keinen, absolut gar keinen Anspruch darauf, geliebt zu werden. Ich kann Respekt, Achtung, vielleicht sogar Dankbarkeit erwarten.
Aber Liebe??? Zu beanstanden wäre allenfalls Unehrlichkeit, nicht aber das Sichabwenden von einem Partner. Liebe ist das unsicherste, labilste aller unserer Gefühle, das macht ihre Faszination aus, aber auch das Risiko, sich auf sie einzulassen - was übrigens schon Krimhilde von ihrer Mutter gesagt bekam, weshalb sie beschloss, niemals zu lieben - und verliebte sich doch in Siegfried...
Muss zugeben, dass mich Deine Kritik sonderbar berührt hat.
Das hat nun mich traurig gestimmt, denn nichts lag mir ferner, als Dich zu touchieren. Eigentlich wollte ich Dich trösten, indem ich sagte "ein Klassiker", Du hast kein ausgefallenes Schicksal erlitten, so tragisch-schmerzlich es Dich auch getroffen haben mag.
Trotzdem hoffe ich, dass Du weiterhin an meinen Gedichten Gefallen finden kannst. Nur wenn sich der Mensch in der Lyrik literarisch öffnet, hat das Gedicht einen Wert. Es hat doch einen Grund gehabt, dass Du Dich durch mein Gedicht "SPÜRE ES HEUTE NOCH" so angesprochen fühltest. Das war es! Oder?
Jetzt erst recht werde ich Deine Gedichte lesen; aber sie vorsichtshalber unkommentiert lassen, es könnte Dich wieder sonderbar berühren.
Doch vielleicht verstehst Du jetzt besser, warum mir gerade Deine Verse "Spüre es heute noch" so gut gefallen haben: Sie geben die Vergänglichkeit der Liebe wieder, die der eine noch spürt, der andere nicht mehr. Es gibt keinen Liebeskontrakt mit Kündigungsrecht und -fristen. Es gibt keinen, wirklich keinen einzigen Anspruch auf Unkündbarkeit der Liebe.
Mit verständnisvollen Grüßen
suche
...die ich mindestens gleichermaßen verständnisvoll erwidere - Ziesemann