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Frieren für die Freiheit

Viele andere haben genug Geld und sitzen an einem Hebel, mit dem sie es aus anderen herauspressen können, falls sie mehr brauchen.
Es gibt zwar auch Menschen die genug Geld haben, aber nur wenige von ihnen sitzen an einem Hebel, um es aus anderen herauszupressen, wenn sie mehr brauchen. Der ein oder andere von diesen Menschen muss tatsächlich selbst für sein Geld arbeiten und hat keinen Einfluss darauf, ob und in wie weit andere Menschen finanziell "ausgepresst" werden.

[...] wenn alle "in einem Boot sitzen". (... was nicht der Fall ist, s.o.)
Natürlich sitzen alle in einem Boot und werden, falls es soweit kommt, auch alle gemeinsam untergehen.
 
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Und je mehr Verzicht man uns abverlangt, umso mehr Normalbürger werden die gleiche Wut empfinden und vielleicht auch auf die Straße gehen, um gegen ihren Wohlstandverlust zu demonstrieren.

Verzicht und Wohlverstandsverlust ist eine Sache, aber den kommenden "Wutwinter" haben unsere Politiker selber in der Hand. Sie könnten ihn jederzeit verhindern, indem sie die Sanktionen aufheben oder zumindest reduzieren. Die Frage ist: Wollen sie das überhaupt? Oder wollen sie noch mehr Spaltung?

Dazu passend gerade bei YouTube entdeckt: (das fällt wohl unters Motto "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn")

 
So hatte ich das auch nicht gemeint.
Mal zum Vergleich:
Ich wohnte mal in einer Wohnung, da war die Dusche selbst an einen Wasserzähler angeschlossen. Duschte ich (für meine Verhältnisse) ausgiebig, dann verbrauchte ich gerade einmal 30 Liter Wasser. Derzeit ist mein morgendliches Pflichtprogramm, allein schon aus Zeitgründen, reduziert. Daher verbrauche ich, so nehme ich an, gerade einmal 10 Liter Wasser für die Dusche (abbrausen, einseifen, abbrausen).
Eine Badewanne fasst im Übrigen 125 Liter Wasser.

Worin soll jetzt da noch die Ersparnis bestehen, kalt zu duschen? In ca. max. 5 Liter Warmwasser (65° C), die beim Duschen mit 10 Liter Wasser verbraucht werden?
Ich habe schon verstanden, wie du das gemeint hast und mir gedacht, dass du zu denen gehörst, die nur kurz duschen und auch sonst wenig Wasser und Energie verbrauchen, aber kalt duschen tust du offenbar auch nicht. Und das ist m.E. auch ok so, obwohl du dadurch viel Energie einsparen könntest. Vor allem wenn man täglich duscht, summiert sich das Kaltduschen durchaus. Im Sommer geht, bzw. ginge das zwar noch, aber im Winter dürfte nicht nur das Kaltduschen ziemlich unangenehm werden, sondern auch eine zu kalte Raumtemperatur.

Ich verstehe nichts von Heizkostenberechnung, aber worin soll die Ersparnis bestehen, die Raumtemperatur von 21°C auf 19°C zu reduzieren? In <10%, die die Differenz beträgt (vereinfacht kalkuliert)?
Wie viel Energie/Heizkosten man durch zwei Grad weniger tatsächlich einspart und ob es pro Grad wirklich 10% sind, wird sich wohl erst während, bzw. nach dem Winter herausstellen, wenn man die Kosten mit den Jahren zuvor vergleicht. Allerdings hängt das Ganze natürlich auch davon ab, wie mild oder hart der Winter wird. Ich bin mir jedoch sicher, dass die meisten Menschen nicht freiwillig frieren werden, weil frieren ziemlich unangenehm ist und sogar dazu führen kann, dass man krank wird. Und bei wie viel Grand Raumtemperatur jemand zu frieren beginnt, ist von Mensch zu Mensch verschieden, weshalb ich von solchen Vorgaben wie einer allgemeinen Raumtemperatur von 19°C, überhaupt nichts halte. Und wie ich gehört habe, sollen hart arbeitende Leute sogar nur 12°C Raumtemperatur haben dürfen.

Ich stelle nicht in Frage, dass es im Haushalt sicher noch einiges Potential gibt, Energie einzusparen.
Allerdings nicht durch unsinnige Demo-Maßnahmen, [...]
Naja, so ganz unsinnig sind Demos ja nicht wirklich, denn wenn
man auf einer Demo ist, verbraucht man zu Hause keine Energie. ;)

Und die Möglichkeit zu haben, durch Demonstrationen seinen Unmut und seine Unzufriedenheit (mit der Politik) kundzutun, ist m.E. auch nicht unwichtig für die Gesellschaft und die einzelnen Menschen. Vor allem demonstrieren die meisten ja auch friedlich und anständig und nur eine Minderheit beginnt dabei zu randalieren.

sondern durch moderne Technik: [...]

Ja, es gibt viele Möglichkeiten Energie einzusparen und auch viele Möglichkeiten, sich darüber zu informieren, wie und wo man einspraren kann. Aber einige Dinge, die die Leute jetzt tun, sind nicht zu empfehlen. Darunter zählt vor allem die Temperatur für das Warmwasser herabzusetzen, also z.B. von 60 auf 40 Grad, denn dadurch können sich gefährliche Keime im Trinkwasser entwickeln, durch die man sehr krank werden und an denen man auch sterben kann.


Bei einer zu kalten Raumtemperatur kann sich Schimmel an den Wänden oder der Decke entwickeln, der ebenfalls krank macht. Man sollte also immer genau darauf achten, was man tut und dass diese Maßnahme nicht dazu führt, dass man seine Gesundheit gefährdet, denn die ist ja wohl wichtiger als Energie einzusparen. Und da sich das Wohlbefinden auch direkt auf die Gesundheit auswirkt, ist es m.M.n. nicht ratsam, zu frieren und dadurch krank zu werden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Verzicht und Wohlverstandsverlust ist eine Sache, aber den kommenden "Wutwinter" haben unsere Politiker selber in der Hand. Sie könnten ihn jederzeit verhindern, indem sie die Sanktionen aufheben oder zumindest reduzieren. Die Frage ist: Wollen sie das überhaupt? Oder wollen sie noch mehr Spaltung?

Dazu passend gerade bei YouTube entdeckt: (das fällt wohl unters Motto "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn")
Nun, was das betrifft, sehe ich es ähnlich wie Dieter Bohlen, denn ich habe es von Anfang an für irrsinnig gehalten, Sanktionen zu verhängen, die einem selbst mehr schaden, als dem Land, das sanktioniert wird. Aber das werden sich die Verantwortlichen sicher nicht eingestehen und ihren Kurs auch bestimmt nicht mehr ändern. Selbst dann nicht, wenn es zu noch mehr Unzufriedenheit, Spaltung oder sogar zu Unruhen führen wird.
 
Ich habe einen sehr niedrigen, privaten Energieverbrauch. Am meisten belasten mich finanziell die 50% Grundkosten, mit denen ökologisch lebende Haushalte die unökologischen subventionieren, weil nur 50% der Kosten nach tatsächlichem Verbrauch abgerechnet werden. Ich heize zweimal im Winter die ganze Wohnung komplett durch. Ansonsten wird nur ein Zimmer nach der Arbeit bis zum Schlafengehen beheizt und das Bad eine halbe Stunde vor Nutzung zweimal. Ca. 30% meiner Nebenkosten finanzieren den Energieverbrauch anderer.
 
Ich habe einen sehr niedrigen, privaten Energieverbrauch. Am meisten belasten mich finanziell die 50% Grundkosten, mit denen ökologisch lebende Haushalte die unökologischen subventionieren, weil nur 50% der Kosten nach tatsächlichem Verbrauch abgerechnet werden.
Das ist bei mir ähnlich. Ich habe nicht nur einen niedrigen Energie und Wasserverbrauch, sondern schon vor 15 Jahren meine gesamten Lebenshaltungskosten auf ein Minimum reduziert, indem ich alle überflüssigen Versicherungen gekündigt, teure Anbieter gewechselt habe und mir energiesparende Geräte, wie die Waschmaschine und den Kühlschrank angeschafft habe.

Die allerbeste Anschaffung, die ich in meinem ganzen Leben getätigt habe, war jedoch der Kaminofen, durch den ich endlich nicht mehr frieren muss und sogar so viel an Heizkosten einspare, dass sich die Anschaffungskosten bereits nach wenigen Jahren amortisiert hat. Am allermeisten bezahle ich jedoch durch meine Krankenkassenbeiträge für die anderen mit, weil ich fast nie zum Arzt gehe und meine Naturheilmittel selbst bezahle.

Dieses "wunderbare" Solidaritätsprinzip ist zwar für die Nutznießer dieses Systems eine gute Sache, aber für diejenigen, die nur einbezahlen müssen und keinen oder kaum einen Nutzen davon haben, kann es zur Zerreißprobe werden. Vor allem, wenn die Kosten so sehr ansteigen wie momentan und es finanziell bei vielen oder sogar den meisten immer enger wird.
Ich heize zweimal im Winter die ganze Wohnung komplett durch. Ansonsten wird nur ein Zimmer nach der Arbeit bis zum Schlafengehen beheizt und das Bad eine halbe Stunde vor Nutzung zweimal. Ca. 30% meiner Nebenkosten finanzieren den Energieverbrauch anderer.
Naja, du hast mir ja bereits geschrieben, dass du es gerne kalt magst, weshalb du deine Wohnung auch nicht so beheizen musst, wie jemand, der die Kälte nicht verträgt. Ich kann wirklich auf vieles verzichten, aber nicht auf Wärme und werde garantiert nicht mein Wohlbefinden opfern oder sogar meine Gesundheit gefährden, indem ich freiwillig friere. Und wenn ich in der kalten Jahreszeit gesundheitlich angeschlagen bin, leiste ich mir auch ein heißes Bad, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil ich mir dadurch den Arztbesuch spare und mich schnell wieder besser fühle. Und da das schon seit vielen Jahren sehr gut funktioniert, werde ich das auch in Zukunft so beibehalten und eben lieber auf andere Dinge verzichten.
 
Das ist bei mir ähnlich. Ich habe nicht nur einen niedrigen Energie und Wasserverbrauch, sondern schon vor 15 Jahren meine gesamten Lebenshaltungskosten auf ein Minimum reduziert, indem ich alle überflüssigen Versicherungen gekündigt, teure Anbieter gewechselt habe und mir energiesparende Geräte, wie die Waschmaschine und den Kühlschrank angeschafft habe.

Die allerbeste Anschaffung, die ich in meinem ganzen Leben getätigt habe, war jedoch der Kaminofen, durch den ich endlich nicht mehr frieren muss und sogar so viel an Heizkosten einspare, dass sich die Anschaffungskosten bereits nach wenigen Jahren amortisiert hat. Am allermeisten bezahle ich jedoch durch meine Krankenkassenbeiträge für die anderen mit, weil ich fast nie zum Arzt gehe und meine Naturheilmittel selbst bezahle.

Dieses "wunderbare" Solidaritätsprinzip ist zwar für die Nutznießer dieses Systems eine gute Sache, aber für diejenigen, die nur einbezahlen müssen und keinen oder kaum einen Nutzen davon haben, kann es zur Zerreißprobe werden. Vor allem, wenn die Kosten so sehr ansteigen wie momentan und es finanziell bei vielen oder sogar den meisten immer enger wird.

Naja, du hast mir ja bereits geschrieben, dass du es gerne kalt magst, weshalb du deine Wohnung auch nicht so beheizen musst, wie jemand, der die Kälte nicht verträgt. Ich kann wirklich auf vieles verzichten, aber nicht auf Wärme und werde garantiert nicht mein Wohlbefinden opfern oder sogar meine Gesundheit gefährden, indem ich freiwillig friere. Und wenn ich in der kalten Jahreszeit gesundheitlich angeschlagen bin, leiste ich mir auch ein heißes Bad, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil ich mir dadurch den Arztbesuch spare und mich schnell wieder besser fühle. Und da das schon seit vielen Jahren sehr gut funktioniert, werde ich das auch in Zukunft so beibehalten und eben lieber auf andere Dinge verzichten.
Eine meiner Mieterinnen hat immer noch Mietnebenkosten von nur 80€ im Monat, bei 90 qm Wohnfläche. Sie hat bei allem, was korrekt messbar ist, ähnliche Verbrauchswerte wie ich in meiner Wohnung. Ich zahle aber allein 7 mal so hohe Abfallgebühren wie sie, weil ich nach qm Wohnfläche abgerechnet werde, was dazu führt, dass ich bildlich gesprochen die Entsorgung der Pampers meiner Hausbewohner finanziere, und zwar zweifach, einmal über die Mietnebenkosten und einmal über meine Steuern und Sozialabgaben, die deren Hartz IV finanzieren. Ironie off. Strom verbrauche ich 400 kwh pro Jahr und zahle dafür 12 mal 23€ = 69 Cent pro kwh. Vor 5 Jahren waren es 63 Cent. Das hat strukturelle Gründe und keine aktuellen Preisgründe. Wenn die grüne Regierung Ahnung von der Materie hätte, dann würde sie es verbieten, dass man bei höherem Energieverbrauch geringere Stücktarife bekäme und sie würde die Grundkosten verbieten, weil diese ohnehin gegen die Verfassung verstoßen, was aber kaum einer weiß. Bei Heizung und Warmwasser ist das sehr eindeutig. Denn dort werden die Grundkosten mit der Zurverfügungstellung der Heizungsanlage für alle begründet. Die Kosten einer neuen Heizung dürfen aber gar nicht auf die Nebenkostenabrechnung, sondern sind bereits in der Grundmiete eingepreist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe den Frust der "Ungerechtigkeit". Habe selber nachgedacht, wie man das Problem lösen könnte und bin zu keiner
guten Lösung gekommen bisher. Wenn ich Benzin- oder E-Auto einspare, darf ich deswegen auch nicht mehr Wärme verbrauchen
als andere die nirgends sparen, denn das würde ja die Industrie bedrohen wenn wir Drosseln. Auch das verstehe ich - trotzdem müssen wir
wieder Zurückhaltung lernen statt Probleme zu umgehen. Ist vielleicht unsere Nächste Lernaufgabe, wieder Selbstverantwortung zu übernehmen
und nicht nach Luxus und Angabe zu werten, sondern nach Authentizität. Das wäre dann für mich Freiheit.
 
Es ist immer schwierig, wenn ich komplexe Zusammenhänge versuche kurz darzustellen und herunter zu brechen.
Daher werde ich im Anschluss mit Literaturangaben versuchen etwas genauer darzustellen, was ich meine.
Es ist aber schwierig, das nur kurz zusammen zu fassen. Dazu müsste man die Links lesen.
@Soraya
Ich sprach ausdrücklich von Sozialisierung, also Veränderung und Auswirkung auf die Gesellschaft, auf deren Denkstrukturen.
Dass es Unterschiede gibt, in welchem System man sozialisiert wurde.
Du betrachtest das Individuum. Das sind elementare Unterschiede.

Davon abgesehen hätte ein Mensch, der sich unsozial verhält in einer solidarisch sozialisierten Gesellschaft keine Überlebenschance. Er wird ausgegrenzt. Genau da sieht man schön anschaulich, was kapitalistische Sozialisierung mit jemandem macht ;)
Entsolidarisierung!

Es geht darum, dass kapitalistisches Denken und Handeln nicht unserer ureigenen Natur entspricht. Denn wir sind ein soziales Gruppen-Wesen, das auf Kooperation, Zusammenhalt, Teilen, gegenseitiges Helfen und Solidarität geprägt und abhängig ist. Denn ein Einzelner ist nicht überlebensfähig.
Studien zeigten, dass Kinder schon ab ca. 1,5 J. von sich aus helfen und dass Kinder teilen und kooperieren.
Altruismus ist angeboren, nicht Egoismus! Letzterer entwickelt sich erst später und hängt auch stark davon ab, wie man sozialisiert wird.
Selbstlose Babys - Kleinkinder sind keine Egoisten
Schon lange wird daran geforscht, ob uns Selbstlosigkeit angeboren ist. Einige Studien ziehen diese Möglichkeit in Betracht. Andere kommen zu dem Schluss, vor allem Kleinkinder seien vom Entwicklungsstand ihres Gehirns dazu gar nicht in der Lage. Eine neue US-Studie legt jetzt nahe: Sie können es doch - sogar dann, wenn das für sie selbst ein Nachteil ist.

Bereits Kleinkinder beginnen, gemeinsam Ziele zu setzen, gemeinsam Aufmerksamkeit herauszubilden und zugleich die damit verbundenen individuellen Rollen und Perspektiven abzuschätzen. Diese Art sozialer Teilhabe wird bis zu jenem Punkt ausgedehnt, an dem menschliche Individuen breit angelegte gesellschaftliche Institutionen schaffen und sich in diese einbringen. In diesen Institutionen verfolgt zum einen die Gruppe ein gemeinsames Ziel, zum anderen nimmt jedes Mitglied eine eigene Rolle ein. Die menschliche Neigung zu kooperieren – die auf der artspezifischen Fähigkeit und Motivation zur „geteilten Intentionalität“ beruht – spielt demnach eine entscheidende Rolle, sowohl in der Entwicklung menschlicher Kulturen als auch in der Ausprägung menschlicher kognitiver Fähigkeiten als deren Grundlage.

Diesen Unterschied wollte ich heraus stellen. Dass die kapitalistische Sozialisierung, das menschliche Verhalten verändert.
Weg von Kooperation (Nachbarschaftshilfe) hin zum persönlichen Profit (Mein Haus, mein Auto...)

Hier nun einige Rezensionen, bzw. Kommentare zur Sozialisierung im Kapitalismus, bzw. die Auswirkungen auf die Gesellschaft und ihrem Handeln und Denken.

Hier wird aufgezeigt, wie die Meschanismen funktionieren, die Gesellschaft mundtot zu machen und alle, die gegen den Minstream, bzw. politisch-kapitalistische Interessen sind, strukturell und mit Hilfe der Medien geächtet und ausgegrenzt werden. Auch die Schaffung von Feinbildern, um die Gesellschaft obrigkeitshörig und linientreu zu halten.
Massenloyalität Zur Aktualität der Sozialpsychologie Peter Brückners v. Klaus-Jürgen Bruder
und auch eine andere zusammenfassung https://www.psychosozial-verlag.de/pdfs/leseprobe/9783837922264.pdf

Sie zeigt sich in der Tendenz der Bevölkerung zum Wohlverhalten, zum Desengagement, zur politischen Apathie, zur Konformität ...Diese erlauben eine »gewaltlose Steuerung und Kontrolle der Bevölkerungsmassen« .. Insofern ist Massenloyalität die notwendige »Ergänzung« der »Machtbasis der Staaten«
Massenloyalität« verweist darauf, dass es sich nicht um eine Haltung Einzelner handelt oder um eine vereinzelte Haltung, sondern um eine Haltung zumindest von Teilen der Bevölkerung, wenn auch nicht ihrer Gesamtheit. Gleichzeitig wird mit diesem Begriff auf eine klare – etwa
klassenmäßige – Abgrenzung der gemeinten Bevölkerungsteile verzichtet.
...konnte aus der Reaktion des Staats schließen, welche Bedeutung die Loyalität der Bevölkerung für diesen hat(te): er konnte sie als (eine der) Stützen der Macht erkennen – jene Stütze der Macht, die die Bevölkerung selbst der Macht zur Verfügung stellt.


Peter Brückner Sozialpsychologie des Kapitalismus Mit einem Vorwort von Klaus Weber
Die Themen, die Brückner in seiner Sozialpsychologie des Kapitalismus aufgreift – Gewalt in Familien im Verhältnis zur »heimlichen« und offenen Staatsgewalt, die Internalisierung der Eigentumsverhältnisse in der frühen Kindheit, der Zusammenhang zwischen einer moralischen Verwilderung der europäischen kapitalistischen Gesellschaften und dem innenpolitischen Terror gegen Außenseiter, die Gewaltform als Grundform zwischenmenschlicher Beziehung –, sind in sozialpsychologischen Theorien weder aufgenommen noch von SozialpsychologInnen weiter bearbeitet worden.
Inzwischen hatte sich innerhalb der Angestellten und der Intelligenz die Internalisierung von Normen, Werten und Standards (»Über-Ich«) durch vielerlei Einflüsse, zuletzt durch die Prüderie des viktorianischen Zeitalters, so verfestigt, dass die vom Profitstreben des Kapitals, vom Markt erzwungene Labilisierung bürgerlicher Tugenden (Sparsamkeit, Verzicht um des Aufstiegs willen, obrigkeitsstaatliches Denken, Unselbstständigkeit u.a.) und die zögernde Emanzipation der wissenschaftlich gebildeteren, von »Proletarisierung« bedrohten Mittelschichten von feudalen, nationalen und religiösen Bindungen nur noch um den Preis von psychischen und sozialen Konflikten zu erzielen war. Sie erwarben sich dabei jene neurotische Idiosynkrasierung von Aggressivität, die emanzipativ-politische Willensbildungen im Ansatz lähmte, weil der Staatsbürger von nun an am Problem der Gewalt neurotisch scheitert – nur um zugleich zwischenmenschliche Beziehungen unter das Prinzip konformierender social control, des Vorurteils, der abrufbaren Aggression zu stellen: mächtige Instanz der sozialen Integration.
Es ist sicher, dass das Zusammenspiel von sozialer Kontrolle und Internalisierung von Normen Wesentliches zur Homogenisierung der wachsenden Populationen und zu ihrer sozialen Integration, Orientierung und Abstimmung (aufeinander) beträgt.

Hier wird auch auf Kapitalismus und Kapitalismuskritik eingegangen. Und dass es auch hier einer Differenzierung und Abgrenzung zum Begriff Marktwirtschaft bedarf. Eine kritische Betrachtung.

Soziale Arbeit im Kapitalismus
Eine kapitalistische Produktions- und Gesellschaftsform ist zumindest für die Verteilung bestimmter, auch elementarer Güter ineffizient3, sie trägt zur Zersetzung sozialer Gemeinschaft im Sinne von Organisationsform gesellschaftlicher Kooperation und zur Zerstörung ökologischer Lebensgrundlagen bei. Darüber hinaus stellt sie egalitäre Prinzipien infrage, die selbst von bürgerlich-liberalen Formulierungen sozialer Gerechtigkeit betont werden und vor allem beschränkt sie das Ausmaß, in dem Demokratie im Sinne einer gleichberechtigten, kollektiv ermächtigten Selbstbestimmung realisiert werden kann.

Bezieht man diesen regulatorischen Aspekt mit ein, lässt sich Kapitalismus als ein politisch-ökonomisches Ensemble in den Blick nehmen, als ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem bzw. als eine spezifische Form der Organisation produktiver und reproduktiver Aktivitäten, die über eine
marktförmige Distribution von materiellen und immateriellen Gütern als Waren hinaus auch eine Reihe von politischen, sozialen und selbst kulturellen Dimensionen9 – bezüglich der Ordnung von Geschlechterverhältnissen .. bis hin zu Präjudizierungen bestimmter Formen der Lebensführung (dazu: Sachweh/Münnich 2017, Streeck 2013) – umfasst.
Statt von ‚reinen‘ Marktverhältnissen ist also von einer gesellschaftlichen Einbettung ökonomischer Phänomene in die Konstitution (und Transformation) von Kapitalismus als einer bestimmten Gesellschaftsformation auszugehen.

Mehr von Klaus-Jürgen Bruder

TM, die Kapitalismus nicht grundsätzlich schlecht findet, aber in der praktizierten Form entartet ist und nichts mit ursprünglicher sozialer Marktwirtschaft zu tun hat.
 
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Das hier vergessen von der Max Planck Gesellschaft
 
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