• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Freundschaft

M

majanna

Guest
Zur Freundschaft


Lasst mich anstelle eigener Worte diesen Thread mit Simon Dach beginnen.
FREUNDSCHAFT

Simon Dach, 1605-1659
1. Der Mensch hat nichts so eigen,
so wohl steht ihm nichts an,
als daß er Treu er zeigen
und Freundschaft halten kann.
Wenn er mit seinesgleichen
will treten in ein Band,
verspricht sich nicht zu weichen
mit Herzen, Mund und Hand.

2. Die Red ist uns gegeben,
damit wir nicht allein.
Für uns nur sollen leben
und fern von Leuten sein.
Wir sollen uns befragen
uns sehn auf guten Rat,
das Leid einander klagen,
so uns betreten hat.

3. Gott stehet mir vor allen,
die meine Seele liebt,
dann soll mir auch gefallen,
der mir sich herzlich gibt.
Mit diesen Bündsgesellen
verlach ich Pein und Not,
geh auf den Grund der Höllen
und breche durch den Tod!

4. Ich hab', ich habe Herzen,
so treue, wie gebührt,
die Heuchelei und Scherzen
nie wissentlich berührt;
ich bin auch ihnen wieder
von Grund der Seelen hold;
Ich lieb' euch mehr ihr Brüder,
denn alles Erdengold!

Aber mir geht es ums Thema Freundschaft. Hat sich an den Idealen der Freundschaft in ca 400 Jahren, die nun vergangen, sind etwas geändert?
1.Freundschaft halten mit seinesgleichen
2.Das Vermögen, mit einem Freunde über alles zu reden
3.Festes Gottvertrauen
4.Selbst nicht heucheln und andere verlachen
5.Alle Menschen lieben als Grundvoraussetzung zur Freundschaft

Welches sind Eure Voraussetzungen, die Ihr habt, wenn Ihr mit jemandem Freundschaft schließt?


Meine Meinung zu mir wichtigen Aussagen.
Zu 1. Ich habe stets die Erfahrung gemacht, dass ich mit Frauen „besser konnte“ als mit Männern. Auch, wenn man aus ungefähr einer Gesellschaftschicht kommt und daher eher nach gleichen Werten erzogen ist, tut man sich leichter mit dem Freundschaftschließen. Ich nehme einem Menschen, der aus einer Arbeiterfamilie kommt nicht so leicht etwas krumm, weil ich „instinktiv „ weiß, wie es gemeint ist. Bei feinen Pinkeln tue ich mich schwerer.



Übrigens: am wichtigsten ist es mir, dass zwischen meinen Freundinnen und mir absolute Ehrlichkeit herrscht. Schonung braucht man von anderen, Möglichkeiten zur Selbstkorrektur geben mir Freunde, zu denen ich Vertrauen habe.


( Bin neugierig, ob dieses Thema "ankommt". Werde es in ca 10 Tagen wissen, denn da bin ich wieder online.)
 
Werbung:
Original geschrieben von majanna
1.Freundschaft halten mit seinesgleichen
2.Das Vermögen, mit einem Freunde über alles zu reden
3.Festes Gottvertrauen
4.Selbst nicht heucheln und andere verlachen
5.Alle Menschen lieben als Grundvoraussetzung zur Freundschaft

Ein schönes Thema :)

zu 1.: nicht unbedingt erforderlich, aber hilfreich
zu 2.: Unbedingt!
zu 3.: Öh - nee :D
zu 4.: erwarte ich von Freunden wie von mir
zu 5.: nein, finde ich nicht unbedingt Voraussetzung. Allerdings erleichtert die Menschenliebe das Schließen von Freundschaften. Ich bin nicht sonderlich menschenliebend, dementsprechend lange brauche ich um wirklich Freundschaften von Bestand zu schließen.


Original geschrieben von majanna
Meine Meinung zu mir wichtigen Aussagen.
Zu 1. Ich habe stets die Erfahrung gemacht, dass ich mit Frauen „besser konnte“ als mit Männern. Auch, wenn man aus ungefähr einer Gesellschaftschicht kommt und daher eher nach gleichen Werten erzogen ist, tut man sich leichter mit dem Freundschaftschließen. Ich nehme einem Menschen, der aus einer Arbeiterfamilie kommt nicht so leicht etwas krumm, weil ich „instinktiv „ weiß, wie es gemeint ist. Bei feinen Pinkeln tue ich mich schwerer.

Mir geht's so, daß ich mich in Frauen wesentlich leichter verliebe als in Männer (obwohl ich jetzt mit einem Mann zusammen bin). Meine befriedigendsten, dauerhaftesten Freundschaften hatte ich jedoch immer mit Männern. An ihnen schätze ich deren Fähigkeit zum Rationalisieren - die ist bei Männern weitaus ausgeprägter als bei Frauen. Auf den gesellschaftlichen/beruflichen Hintergrund achte ich bei meinen Freundschaften nie, wohl aber auf etwa denselben intellektuellen Level (war früher anders). Wichtig bei einem Menschen, der mir nahesteht, ist mir vor allen Dingen die Fähigkeit, "Klartext" zu reden (Honig um den Bart kriegt man so schon genug - ist selten ergiebig) und ganz besonders auch die Fähigkeit zur (Selbst-)Reflektion. Jemand, der zu sich selbst unehrlich ist, mag meine Sympathie genießen, meine Freundschaft nie.


Original geschrieben von majanna
Übrigens: am wichtigsten ist es mir, dass zwischen meinen Freundinnen und mir absolute Ehrlichkeit herrscht. Schonung braucht man von anderen, Möglichkeiten zur Selbstkorrektur geben mir Freunde, zu denen ich Vertrauen habe.

Ganz genau so! :)


Freundschaften waren für mich immer ein "größeres" Thema als Beziehungen, sie sind für mich in gewisser Weise noch wichtiger als Beziehung. Im Grunde sollte ich nicht wirklich im Plural darüber schreiben - es gab und gibt bisher nur einen Menschen, der mein uneingeschränktes Vertrauen und meine tiefe Liebe ohne Wenn und Aber genießt: das ist mein bester Freund, der zwar vor knapp 6 Jahren nach Spanien ausgewandert ist, zu dem ich auch nur noch sporadischen Telefon-/Mailkontakt habe und wir sehen uns sehr selten. Dennoch ist er (und wird's auch bleiben) der eine Mensch, der mir seelenverwandt ist wie niemand sonst - und das, obwohl wir so verschieden sind wie zwei Menschen nur sein können. Mein jetziger Lebenspartner ist zwar auf bestem Wege mir ähnlich nahe zu kommen - das aber auf anderem "Level". Eine solch tiefe Freundschaft wie die zwischen Douglas und mir ist selten und kostbar wie ein Schatz, es macht ein glückliches Gefühl, an ihn zu denken :)

LG, wirrlicht
 
Original geschrieben von majanna

1.Freundschaft halten mit seinesgleichen

Hmh, nicht unbedingt. Kommt darauf an, wie das gemeint ist. Seinesgleichen, in Bezug auf was? Nationalitaet? Religion? Oder gar Musikgeschmack?

Man muss schon zueinander passen. Das kann man aber auch, wenn man ganz unterschiedliche Ansichten und Prinzipien hat - denn das ist es ja nicht, was eine Freundschaft ausmacht.

2.Das Vermögen, mit einem Freunde über alles zu reden

Wo gibt es noch solche Leute? Ich suche sie..

3.Festes Gottvertrauen

Vertrauen ja! Gott nein!

4.Selbst nicht heucheln und andere verlachen

Gewiss nicht. :D

5.Alle Menschen lieben als Grundvoraussetzung zur Freundschaft

Ich finde, dass stimmt. Und das wird immer so sein.
 
Wer Freunde hat, ist Millionär in vielfacher Hinsicht.

Freunde laufen nebeneinander im Leben, nicht vor oder hinter einem.

Wie findet man Freunde? Ich denke auf unterschiedlichste Art und Weise, wann es sich ergeben soll.

Ich denke Freunde sind Lebensgefährten auf andere Weise wie der Partner. Durch die Distanz ist es auch einfacher miteinander umzugehen.

Liebe Grüße Andi
 
Dossier Freundschaft

Kaum hatte ich das Thema Freundschaft ins Forum gestellt, kam mir die Sonntagsbeilage vom 9.8. des „Standard“ in die Finger und da gab es eine Menge zum Thema.

Dort heißt es im Artikel „Im Prinzip unzerstörbar“ von Rüdiger Wischenbart: „Freundschaft im traditionellen Sinn setzt voraus, dass sich ein Lebensweg einigermaßen linear zu entwickeln vermag, sodass sich Übereinstimmungen mit anderen einstellen können. Routinen waren die Regel, Risiken und Brüche die Ausnahme. Gemeinschaft ließ sich entlang dieser Linien gut festlegen....“(S.A2)

Heute wechseln aber Gemeinschaften schnell, sowohl im intimen Bereich als auch im beruflichen.
Vielleicht wird es auch aus diesem Grunde erklärbar, dass „Freund“ oder „Freundin“ immer wichtiger wird. Gewissermaßen als Fixpunkt.

Vielleicht gibt es solche tollen Freundschaften, wie Du, liebe Wirrlicht, sie beschrieben hast, nur noch ganz selten und man/frau muss mit Lebensabschnittsfreunden „vorlieb“ nehmen, bezw. sich immer wieder neue Freundschaften einfordern, an solchen arbeiten.

Ich bin immer auf der Suche – und ein ganz klein wenig hilft mir das Denkforum dabei. Ruth Krüger ( Der Standard siehe oben, Produktives Lückenfüllen S.A4) definiert für mich schlüssig Freundschaft wie folgt: „Freunde ergänzen einander, ergänzen heißt ganz machen, um das nötig zu haben, muss man geschädigt sein, aber wenn man es nötig hat, so kann man auch niemand brauchen, der auf die selbe Weise beschädigt ist, sondern jemand, der andere Schäden aufweist. Der Freund füllt die Lücken.“

Ich finde, das ist eine ganz unsentimentale Definition. Freundschaft bewusst so zu erleben, setzt die Fähigkeit zur Selbstkritik voraus , denke ich.
Glaubt Ihr das auch?
 
Original geschrieben von majanna
Ruth Krüger ( Der Standard siehe oben, Produktives Lückenfüllen S.A4) definiert für mich schlüssig Freundschaft wie folgt: „Freunde ergänzen einander, ergänzen heißt ganz machen, um das nötig zu haben, muss man geschädigt sein, aber wenn man es nötig hat, so kann man auch niemand brauchen, der auf die selbe Weise beschädigt ist, sondern jemand, der andere Schäden aufweist. Der Freund füllt die Lücken.“
:D


Hier klingt irgendwie der von den Göttern gespaltene 2-köpfige, 4-füßige und 4-armige "Urmensch" mit den zwei Herzen an ... :D


Witzig und oberflächlich.

Freunde können sich ergänzen, ohne dadurch "ganz" zu werden.
Freunde können auch die gleichen "Schädigungen" aufweisen und sich darin gegenseitig bestätigen und/oder sich gegenseitig helfen.

Eine Frau ist "beschädigt", weil sie zur Vermehrung einen Mann braucht, also nicht "vollständig" ist?


Der Freund füllt die Lücke bei der Frau ... :p
oder ist geteiltes Leid halbes Leid und geteilte Freude doppelte Freude?
Ist der Mensch bereits im Ursprung "unvollständig und geschädigt", weil er ein soziales Wesen ist?

Fragen über Fragen ...

Gegensätze ziehen sich an und gleich und gleich gesellt sich gern - was denn nun, Frau Krüger?
 
sie steht am himmel weit entfernt
für andere weit, für mich so nah
für andere fremd
für mich ein star

für mich hat sie ein ewig´lachen
ein glanz von großer zärtlichkeit
sie spricht und kann auch späße machen
aus diesem grund ist sie mein freund

nie betrügen
von der lüge abgetan

immer dar und ewig wahr......


Aber mir geht es ums Thema Freundschaft. Hat sich an den Idealen der Freundschaft in ca 400 Jahren, die nun vergangen, sind etwas geändert?

ich denke, daß das wort freundschaft sich von anfang der evolution, bis zum heutigen tage hin nie geändert hat. es ist für mich ein ausdruck für eine person, mit der man sich eins fühlt, der man sein vertrauen entgegenbringen kann, mit der man spass haben kann, bei der man "unterschlupf" finden kann. eben "diese eine wellenlänge" verspürt, nichts mit sex und geld zu tun hat (denn da hört die "freundschaft" dann meistens auf), keine trennung, kein dualismus, alles ist harmonisch.....selbst ein streit...

grundsatz: ehrlichkeit, geben u. nehmen, keine erwartungen, kein hilfeleistungsdrang, zuhören (können viele nicht mehr), schwächen zeigen können, kindisch sein können, akzeptanz u. toleranz, ehrliches interesse zeigen.....

ich denke, damit ist (fast) alles bei mir zusammengefaßt ,,,schön, daß es sowas gibt....

lieben gruß, maja
lacu
 
Habe mir gerade den Virus „eingefangt“ und habe jetzt ein tolles technisches
Antiprogramm entwickelt, um mit Euch zu kommunizieren. Erst ganz schnell Eure Beiträge, dann auf Word kopieren, dann schnell – vor dem Virus – offline gehen, dann auf Word antworten, dann – husch, husch, das Ganze umgekehrt.
Nina,
natürlich kann man die soziologische Definition von Krüger ironisch umkehren. Mir ging es im ersten Augenblick genau so wie Dir, bis meine „Ehrfurcht“ vor wissenschaftlichen Definitionen siegte, und ich mal „nach“dachte. Das geht am besten am Beispiel der eigenen Person. Und wenn ich diese Definition zwar immer noch sehr selektiv empfinde, kommt mir doch einiges richtig vor. Ich suche und suchte immer eher überlegte Menschen als Freunde. Natürlich nicht bewusst, ich bin ja keine Utilitaristin. Aber alle Menschen, die mir freundschaftlich nahe standen/stehen, sind weniger spontan als ich, richten daher auch weniger Schaden an. Wenn Du wüsstest, was meine Klappe schon alles angerichtet hat.... .Ich suche und suchte immer Menschen, die weniger widersprüchlich als ich sind. Ich leide unter meinen Widersprüchen, das eine und das andere zu wollen und zu verteidigen. Und so Rückte mich ein Freund schon oft zurecht und machte mir klar, dass alles nicht „geht“, schwarz und weiß in einer Frabe zu vereinen.

Lacu,

Du kannst es wieder poetisch so ausdrücken, dass alles ganz klar für mich wird:
„sie steht am himmel weit entfernt“

Also ist für Dich Freundschaft auch etwas zu Erreichendes, etwas, das einem nicht in den Schoß fällt, etwas, das aber andere ausschließt, etwas ganz Intimes ist
„, für mich so nah
für andere fremd“.

Dein Gedicht definiert auch- sehr behutsam -: der Glanz der Zärtlichkeit, die Heiterkeit ,die Ehrlichkeit und – am wichtigsten für mich, den Anspruch auf Dauer.

Siehst Du. liebe Lacu, diesen Anspruch auf Dauer musste ich im Leben schon oft aufgeben (Länder und Orte wechselnd, frei nach Brecht) – und das waren oft schmerzliche Verluste, denn, wie weiter oben schon gesagt wurde, die Möglichkeit des häufigen Austausches muss vorhanden sein. Schon „zwecks“ des Lachens!


Übrigens denke ich genau wie Du „ich denke, damit ist (fast) alles bei mir zusammengefaßt ,,,schön, daß es sowas gibt... „ (Lacu).



Alzii,

Einiges, was ich Nina schrieb, würde ich Dir auch antworten und dann wären wir wieder mal einer Meinung – nämlich über die Selektivität von Definitionen.


Gut finde ich folgende Bemerkung von Dir:
„Ist der Mensch bereits im Ursprung "unvollständig und geschädigt", weil er ein soziales Wesen ist?“(Alzii)


Genau darüber bin ich auch „gestolpert“.

Letztlich wäre die Antwort auf diese nüchterne soziologische Definition dann eine philosophische: a) methaphysisch: Gott schuf den Menschen unvollständig, weil er wollte, dass dieser ihn braucht.
b) evolutionstechnisch: der Mensch muss unvollständiger sein als das Tier, um sein Leben ständig neu gestalten zu können.

Und so könnte ich Krüger dann auch noch voll bejahen, wenn ich Freundschaft als einen Teil der menschlichen Bedürfnisse anerkenne, die aus der Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit resultiert.


Uff – jetzt geht es an die Überlistung des Virus......
 
Werbung:
Also mit meinen Freundschaften scheint was nicht zu stimmen ...

Sie sind mir einfach in den Schoss gefallen ...

Meine Freunde sind einfach nur sie selbst ...

Es gab Zeiten, da waren wir nicht für einander da ...
trotzdem sind wir Freunde ...

Es gibt Momente, da verstehen meine Freunde mich nicht ...

Es gab Streit und Verletzungen, die bis heute nicht geheilt sind ...

Wir haben nie etwas tun müssen für die Freundschaft ...


Wir sind einfach miteinander verbunden !

Warum weiß ich nicht ... hab auch nie darüber nachgedacht ...

Geld war zwischen uns auch nie Tabu ... und wer hat, gibt mit Freude ... :)




FREUNDSCHAFT

Einen guten Freund zu haben
ist von allen Gottesgaben die reinste
denn diese Art von Liebe
kennt keine wechselseitige Belohnung

Sie ist nicht ererbt wie in der Familie

Sie ist nicht zwingend wie bei einem Kind

Und sie verfügt nicht über das Mittel
körperlicher Freuden, wie in der Ehe

Deshalb ist sie eine
unbeschreibbare Bindung
die eine weit tiefere Hingabe
mit sich bringt als alle anderen.
 
Zurück
Oben