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Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Kann mir mal jemand bitte erklären, wie ein sakraler Bau zu einem politischen Zeichen mutiert? Ich möchte je gerne in dieses Denken eintauchen und darin baden...... Bitte um Erklärung!

In dem Augenblick, in dem in einem sakralen Bau gepredigt wird, daß die Scharia die einzig wahre und richtige Gesetzgebung ist, der sich alle Menschen und Nationen zu unterwerfen haben. Und wenn sie es nicht freiwillig tun, dann müssen sie im Namen Allah's von den T'schihads dazu gezwungen werden.
In dem Augenblick mutiert ein sakraler Bau zu einem politischen Zeichen

meint eule
 
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AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Mensch, Eule, du kannst das immer so wunderbar formulieren.
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht!
Respekt!
 
AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Ich hab ein m. E. interessantes Streitgespräch im "Kurier" (österr. Tageszeitung) entdeckt:

Streit-Gespräch: Herrschaftssymbol Minarett?

FPÖ-Chef H.-C. Strache und Carla Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft über Islamismus, Scharia und neue Moscheen

Strache und Baghajati Glaubensfrage Minarett-Verbot:Carla Amina Baghajati und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im KURIER-Streitgespräch über den Islam, christliche Werte und Hassprediger.

Sind Minarette eindeutige Hoheitszeichen? Soll ihr Bau auch in Österreich verboten werden?
Für den KURIER trafen einander FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Carla Amina Baghajati, im Parlament, um auf neutralem Boden das Minarett-Verbot zu diskutieren.

KURIER:
Herr Klubchef, nach dem Nein der Schweizer zu Minaretten haben Sie von einer "Vorbildwirkung" gesprochen. Was heißt das?
Heinz-Christian Strache:
Zum einen ist die Schweiz Hort der direkt gelebten Demokratie, wo im Unterschied zu Österreich die Bevölkerung direkt in wichtige politische Entscheidungen eingebunden wird. Zum anderen war die Volksabstimmung keine über die Religionsfreiheit. Die Schweizer haben nur festgehalten, dass man Glaubensfreiheit auch ohne Minarett und Muezzin leben kann.
Carla Amina Baghajati:
Einspruch! Selbstverständlich geht es um Religionsfreiheit. Ein Minarett ist kein Herrschaftssymbol, sondern - wie ein Kirchturm - ein Ausdruck der Würde eines Gebetshauses. Das dreist umdeuten zu wollen, halte ich für eine grobe Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten.
Strache:
Dass das Minarett ein Herrschafts- und Siegessymbol des Islam gegenüber dem Christentum ist, ist dokumentiert und wird auch vom Ministerpräsident der Türkei offen angesprochen. Erdogan hat erklärt, Moscheen sollten Kasernen und Minarette symbolische Bajonette sein. Diese Aussage ist bis heute unwidersprochen.
Baghajati:
Bitte vermischen wir doch die Dinge nicht.
Sie arbeiten mit Feindbildern und einer verkürzten Wahrnehmung, sie setzen auf die Ängste - und schüren sie durch Schein-Argumente.
Strache:
Das ist nicht der Fall! In Österreich wird Religionsfreiheit gelebt, in der Türkei unterliegen neue Kirchen einem Bauverbot.

Baghajati:
Ein sichtbares Minarett sagt: Kommt her, wir haben nichts zu verbergen. Streben Sie auch für Österreich ein Minarett-Verbot an?

Strache: Wir haben in Vorarlberg und Kärnten eine Bauordnung, die den Bau von Minaretten de facto unmöglich macht. Das ist eine Anleitung, wie man auf Bundesebene sicherstellen kann, dass man in Zukunft nicht über die Bevölkerung drüberfahren kann.
Baghajati:
Wie oft wurde den Muslimen vorgeworfen: Ihr versteckt Euch, weil ihr etwas zu verstecken habt! Eine sichtbare Moschee ist eine Einladung, ein Minarett sagt: Kommt her, wir haben nichts zu verbergen.
Strache:
Und doch stellen manche die Scharia und den Koran über westliche Werte. Wenn wir von Religionsfreiheit reden, heißt das auch, dass der Einzelne vor religiösem Fanatismus geschützt wird.
Baghajati:
Sie wollen eine Unvereinbarkeit der islamischen Theologie und europäischer Werte konstruieren. Im islamischen Religionsunterricht zum Beispiel ist es wichtig, dass der Diskurs angeregt wird, zu reflektieren: Wo steht die Religion - und wo steht die Tradition im Widerspruch zur Religion? Zwangsheirat, Beschneidung und Ehrenmord sind unislamisch. Wir haben auf dem Boden des Islam die besten Argumente, um diese Dinge aktiv anzugehen. Es macht mir Sorge, wie durch die Politik der FPÖ das Gegenteil passiert.

Strache:
Moslems müssen ein Zeichen setzen und auf Minarette verzichten. Kann man Fehlentwicklungen im Islam nicht diskutieren und Minarette trotzdem zulassen?

Strache: Nicht der Glaube ist das Problem, sondern der politische Missbrauch.
Baghajati:
Aber wem werfen sie das in Österreich vor?
Strache:
Wir erleben in Österreich, dass Parallelgesellschaften entstehen und dass in diesen der Islam eine Radikalisierung erfährt. Die Moslems in Österreich müssen ein Zeichen der Integration setzen und sagen, dass man auf das Minarett verzichtet.
Baghajati:
Der Generalverdacht, den die FPÖ gegenüber den Muslimen nährt, ist problematisch. Wer in einer österreichischen Moschee Hass predigt, der wird von der Gemeinde von der Kanzel entfernt.
Strache:
Mich interessiert: Steht die Scharia über der österreichischen Verfassung - Ja oder Nein?
Baghajati:
Moment! Ist es gescheit zu fragen, ob Vater oder Mutter wichtiger sind? Bibel oder Verfassung?
Strache:
Die zehn Gebote sind in der Verfassung verankert. Du sollst nicht töten. . .
Baghajati:
Dankeschön! Das kann ich nur unterstreichen: Die zehn Gebote finden Sie auch im Koran. Was wir an Werten teilen, ist stark genug, um eine Gesellschaft zum Wohl aller zu tragen. Ich fühle mich in Österreich auch darum so wohl, weil wir eine wunderbare Balance gefunden haben zwischen Staat und Religion. Es ist kein Entweder - Oder: Man kann seinen Glauben ja nicht am Hutständer abgeben.
Strache:
In Europa sind wir christlich geprägt. Genauso wie ich die Missionierung des Christentums im Morgenland in grauen Vorzeiten verurteile, verurteile ich das umgekehrt.
Baghajati:
Wollen Sie damit sagen, dass wir Muslime eine Missionierung betreiben wie damals die Kolonialherren?
Strache:
Es gibt bei Zuwanderern Gedankenmuster, über die man sich nur wundern kann. Und natürlich ist der Islam historisch nicht in Wien beheimatet. Wir wollen nicht erleben, dass wir zu einer Minderheit im eigenen Land werden. Das ist auch ein Signal für ganz Europa, das von der Schweizer Abstimmung ausgeht.
Baghajati:
Das, was hier läuft, dieses gegeneinander Ausspielen, ist Zeichen einer Identitätskrise in Europa. Wofür stehen wir, was sind unsere Werte? Es ist immer leichter, zu sagen: So sind wir nicht wie diese Muslime.

Artikel vom 02.12.2009 18:50 | KURIER | Christian Böhmer und Philipp Hacker

Was mir dabei besonders aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Frau Baghajati nicht eindeutig auf die Frage geantwortet hat, welche Rechtsordnung bei ihr Priorität genießt: Die Scharia oder die österreichische Bundesverfassung! Wenn man das an ihr kritisieren würde, würde sie wohl mit ihrem Recht auf Religionsfreiheit kontern.
 
AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Hallo Axl, ich wiederhole Deine Frage, damit der Sinn der Antworten nicht verloren geht.

Wie bitteschöÖön kann ein religiöser Bau zu einem politischen Symbol werden und was hat dies für eine Bedeutung

Richtig ~ ich kann es nicht nachvollziehen und komme da mit meinem denken nicht weiter.

Der Islam trennt bekanntlich Staat und Religion nicht voneinander, was bereits als Antwort genügen sollte.
Würde man in den Moscheen lediglich der Ausübung des privaten Glaubens nachgehen, hätten die Sakralbauten keine politische Symbolik; dann allerdings hätten nicht etliche Hassprediger aus Europa ausgewiesen werden müssen etc. etc.
Ein Minarettverbot beschränkt den Gläubigen in seiner Freiheit der Religion nicht, es ist ein Turm und nichts weiter, war ursprünglich auch überhaupt nicht vorgesehen.
Der radikale Islam wendet sich sogar ausdrücklich gegen die üppige Kunst in den Moscheen wie auch gegen Überflüssiges in der Architektur, verlangt grösstmögliche Einfachheit und uneingeschränkte Aufmerksamkeit für die Predigt und das Gebet. Zum 'ironischen' Politikum wird u.a., wenn gerade diese radikalen Islamisten nun zum Boykott der Schweiz aufrufen.


Das Argument der Angst habe ich nur aus der Argumentation heraus lesen können. Ich habe keine Angst, weder vor der angeblichen Islamisierung, noch vor Minarette und schon gar nicht als antizipatorische Hypothese.....

Sicher. Du hast keine Angst, ausser vielleicht -wenn ich nicht irre- Deiner Trypanophobie bist Du frei. Hast Du uns etwa zehnmal oder noch öfters mitgeteilt. Aber ausnahmsweise geht es hier nicht um Dich ;). Sonst habe ich etwas Mühe, den Satz zu verstehen bzw. merke nicht, worauf sich die antizipaatorische Hypothese bezieht. Auf die Islamisierung, auf das Minarett oder auf Dich?

Ob nun mutig oder feige....

Merkst Du was?

Wieder Binärdenken vom Allerfeinsten!
Null ~ Eins
Schwarz ~ Weiß

Ich bevorzuge doch beim Denken doch eine dialektische Logik mit einer multiperspektiven Innen-, Um- und Ansicht. Angst ist kein Sachargument sondern eine Grundemotion. Daher hat dies nur bedingt Gewicht.


Ich merke was, Axl. Heisse Luft, die mich umweht.

Deine Einheit (Synthese) zerlegt -hier und für Dich aus der strukturalistischen Linguistik entlehnt und verfremdet, bedeutet doch logischerweise auch nichts anderes als zwei Teile: These ~ Antithese.
'Die Synthese der beiden Pole bekommst du doch hin, oder?', hast Du so überaus freundlich Belair57 gefragt... Du jedoch bist frei, inkosequent zu sein, keine Frage!

Das Unehrliche am Minarettverbot ist, dass es gar nie um den Turm an sich ging. Türme zu verbieten ist lächerlich. Aber befasst man sich näher mit der Problematik, erschliesst sich auch die politische Symbolik auf der anderen Seite doch (fast) jedem. Als Absage an eine rückständige und fundamentalische Lebensweise und Kultur mit umfassenden Machtansprüchen ---> Islamisierung.
Dazu kommt, dass das Verbot von Feministinnen -von rechts, über die Mitte bis nach links- als Zeichen gegen die Unterdrückung der Frau im Islam befürwortet und gerade natürlich von Frauen bei der Abstimmung befolgt wurde. Ich denke nicht, dass bei den Frauen Angst eine Rolle spielte, eher Solidarität.
Das Verbot kann auch eine Chance sein, wenn moderate Moslems erkennen, dass sie ihre Angst überwinden und sich öffentlich mehr und mehr gegen die Radikalisierung des Islams wenden müssen; wenn sie merken, dass die Demokratie für sie ohne ihre aktive Mitbeteiligung nicht besonders gut funktionieren kann.

In Frankreich hängt die Baubewilligung für eine Moschee/ein Minarett von der kommunalen Behörde ab, ist also mehr der Stadtplanung unterstellt, aber auch der Behördenwillkür ausgesetzt. So durfte z.B. in Strasbourg unter der konservativen Bürgermeisterin Mme Keller eine Moschee nur ohne das mitgeplante Minarett (30m hoch) gebaut werden. Ihr Nachfolger, der Sozialist Ries, will das Minarett nachträglich erlauben, sofern es die muslimische Gemeinde wünscht. Es ist lediglich eine Frage der persönlichen Einstellung, denn die Stadt leistet da keinen Beitrag. Durch die strikte Trennung vom Staat müssen sich alle 'Gotteshäuser' selbst -durch Spenden, Legate u.ä. finanzieren.
Minarette sind in F eher selten anzutreffen, möglicherweise aus Kostengründen, oder weil die Muezzins wg. öffentlicher Ruhestörung verboten sind. (Kirchenglockengeläut ist Tradition und daher erlaubt.)
Die Planer der grössten Moschee Frankreichs, in Marseille (7000 Plätze und m.W. zwei Minarette, je 25 m; Kostenpunkt 22 Mio. Euro) haben sich etwas Besonderes ausgedacht. Der verbotene Ruf zum Gebet wird visuell vermittelt -per Lichtsignal vom Minarett. Es ist eine Menge Proteste gegen den gigantischen Bau eingegangen, ob auch die Schifffahrtsgesellschaften protestierten, weiss ich leider nicht :).
 
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AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Die Zukunft ist offen - wie immer.
Sie wird zeigen, ob die sozialromantischen Gutmenschen - die Welt ist eine Spielwiese, auf der wir uns alle umarmen und ganz dolle liebhaben - oder die, die Fanatismus jeglicher Couleur ablehnen, weil sie das Gefahrpotential sehen und Grenzen setzen wollen, RECHT haben.

S.g. Cosima

Liebe Dame, du bist mir nicht geheuer, du kannst nahezu wortwörtlich meine Gedanken lesen :haare::haare:!!

Wie auch immer, der Beitrag von Eule58 (361) und deine Breiträge (358,360) lassen mich etwas weniger „ängstlich“ in die Zukunft blicken.
Es gibt ja doch noch Menschen bei denen die Toleranz von der Vernunft begrenzt wird und nicht umgekehrt.
Ich hoffe nur das Aktivfreidenker und die andere Menschen mit ähnlicher Gedankenwelt sich auch einmal eines besseren belehren lassen, und das rechzeitig.

L.G. Belair57
 
AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Wäre der Islam so schlecht, würde dieser sich nicht so erfolgreich durchsetzen, die wesentlichere Frage müsste lauten: was machen sog. Christen falsch; vor allem, hat Religion ethnische Bindung, kann jeder mir jeder x- beliebigen Religion befriedet werden?
 
AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Ablehnung - oder im schlimmsten Fall Hass - basiert im Grunde immer auf irgendeiner Angst. Angst muss noch nicht Feigheit bedeuten. Ich möchte den Schweizern weder unterstellen, feige zu sein, noch nicht weit genug vorauszudenken, um die von dir angedeuteten Konsequenzen zu sehen. Wobei den Schritt von Gaddafi (als Beispiel) wahrscheinlich auch ein blinder Taubstummer vorausgesehen hätte. Dass es in nächster Zeit Bombenanschläge in der Schweiz gibt, wage ich mal zu bezweifeln, aber ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Nüchtern betrachtet ist auch jedes Verbot ein Resultat von Angst, Verbote bezwecken im Endeffekt immer Selbstschutz. Um auf die Frage zurückzukommen: "Die Schweizer" sind weder feige noch mutig. Es gab soviele Gründe, hier für Ja oder Nein zu stimmen, wie es Schweizer gibt. Hier zu pauschalisieren, wäre wohl wie so oft ein Fehler.

EDIT: Oder das, was aFd sagt. Ich muss wohl schneller denken...

Hallo Juggernaut

Mit den Konsequenzen meinte ich nicht gleich Bombenanschläge. Vielmehr die bereits erfolgten Boykottaufrufe aus der Türkei, von der Vereinigung für islamische Mission, Tripolis u.ä.
Der türkische Europaminister Bagis hat inzwischen seine erste Aussage bzw. den Boykottaufruf zwar relativiert, Premier Erdogan nennt das Verbot jedoch 'Verbrechen gegen die Menschlichkeit', was absolut unangemessen ist.
Die Forderung Lybiens, den Genfer Sitz der UNO in ein anderes Land zu verlegen, nimmt kaum jemand ernst, die schnelle Verurteilung der Schweizer Geschäftsleute, die seit 1,5 Jahren in Lybien wg. Visa-Vergehen als Geiseln gehalten werden, dagegen schon.

Dass es generell zur Verhärtung vieler politischen Positionen kommen wird, der Finanzplatz Schweiz, der Export, die Kultur und der Tourismus darunter leiden werden, daran zweifelt eigentlich kaum jemand. Nur das Ausmass ist z.Z. nicht abzuschätzen. Und genau dies meinte ich, als ich schrieb, die Schweizer hätten -ebenfalls aus Angst und zwar vor den Konsequenzen- die Initiative ablehnen können.

Ich bin ebenfalls der Meinung, Verbote bringen keinen Nutzen, um so weniger, wenn hier etwas verboten wird und was ganz anderes damit gemeint war (s.o. - Antwort an Axl), aber aus purer Angst nicht zu verbieten, wäre auch keine Lösung.

Und hier noch eine andere Art der bereits erfolgten Vergeltungsanschläge, seit Montag bekannt.

P.-S. Weshalb solltest Du schneller denken? In finde Deine Denkweise in Ordnung ;).
 
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AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

Der jüdische Buchautor Ralph Giordano warnt in der Minarett-Debatte vor zu harscher Kritik an der Schweiz. In Deutschland dominiere ein „Gemisch aus Multikulti-Illusionismus, Sozialromantik, Gutmenschtum“.

Ralph Giordano
"Schluss, endlich Schluss mit den Totschlagargumenten einer ´Political Correctness´, die mit der Autorität einer Staatsräson auftritt“, schreibt Giordano in einem Beitrag für die „Bild“-Zeitung vom Freitag. Ein „Gemisch aus Multikulti-Illusionismus, Sozialromantik, Gutmenschtum und Umarmungstendenzen“ und „der aus der Nazizeit überhängende Schulddruck“ habe lange Zeit die Auseinandersetzung mit dem Islam vermieden.

„Eine Haltung, die sich von Grund auf scheut, anti-emanzipatorische und menschenrechtsferne Mentalitäten, Sitten, Gebräuche und Traditionen der muslimischen Minderheit auch nur anzusprechen, geschweige denn zu thematisieren“, so Giordano weiter. „Dabei sind das größte Tabu die Integrationshemmnisse, die aus der Minderheit selbst kommen. Zustände, die mit Grundgesetz und Menschenrechten nicht vereinbar sind.“
Ich dachte, ich lese ein FPÖ-Wahlplakat, dann viel mir doch die bessere Grammatik und Rechtschreibung auf. Am Ende ist es aber dasselbe Gefasel. Dass daraus keine übersteigerte Angst spricht, kann mir keiner erzählen.

Strache:
Die zehn Gebote sind in der Verfassung verankert. Du sollst nicht töten. . .
Das zeigt mal wieder, wieviel Ahnung Strache von dem hat, wofür er so heftig eintritt. Du sollst nicht morden...

Was mir dabei besonders aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass Frau Baghajati nicht eindeutig auf die Frage geantwortet hat, welche Rechtsordnung bei ihr Priorität genießt: Die Scharia oder die österreichische Bundesverfassung! Wenn man das an ihr kritisieren würde, würde sie wohl mit ihrem Recht auf Religionsfreiheit kontern.
Das ist doch Unsinn. Sie hat gesagt, sie will sich nicht dazwischen entscheiden. Falls es tatsächlich mal zu einem unlösbaren Konflikt zwischen den Gesetzen und deinen tiefsten moralischen Überzeugungen kommt, weißt du, wie du dich entscheiden würdest? Tatsache ist, dass es für die vernüftigen Menschen wahrscheinlich nie eine Rolle spielen wird, Fundis dagegen gibt es überall, und die sind auch überall gefährlich.

Allen Moslems zu unterstellen, sie respektieren unser Gesetz nicht, nur weil sie ihre moralischen Werte hochhalten, ist kurzsichtig. Man unterstellt ihnen damit ja auch mangelndes Gerechtigkeitsempfinden. Dass es ihnen nicht um Dinge wie Zwangsheirat, Beschneidung und Ehrenmord geht, hat sie sehr wohl selbst klargestellt.
 
AW: Europa unter dem Halbmond oder das Diktat der Toleranz

In dem Augenblick, in dem in einem sakralen Bau gepredigt wird, daß die Scharia die einzig wahre und richtige Gesetzgebung ist, der sich alle Menschen und Nationen zu unterwerfen haben. Und wenn sie es nicht freiwillig tun, dann müssen sie im Namen Allah's von den T'schihads dazu gezwungen werden.
In dem Augenblick mutiert ein sakraler Bau zu einem politischen Zeichen

meint eule

Liebe Eule,

vielen Dank für diese Erklärung.
Jetzt kann ich damit auch etwas anfangen.

Ist es aber aus den genannten Gründen dann nicht besser, dass man für öffentliche Moscheen, in der man deutsch predigt und betet ist, statt den privaten Hinterhofgebetshäusern?

Lieben Gruß
Axl
 
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Hallo Axl, ich wiederhole Deine Frage, damit der Sinn der Antworten nicht verloren geht.

Der Islam trennt bekanntlich Staat und Religion nicht voneinander, was bereits als Antwort genügen sollte.
Würde man in den Moscheen lediglich der Ausübung des privaten Glaubens nachgehen, hätten die Sakralbauten keine politische Symbolik; dann allerdings hätten nicht etliche Hassprediger aus Europa ausgewiesen werden müssen etc. etc.
Ein Minarettverbot beschränkt den Gläubigen in seiner Freiheit der Religion nicht, es ist ein Turm und nichts weiter, war ursprünglich auch überhaupt nicht vorgesehen.
Der radikale Islam wendet sich sogar ausdrücklich gegen die üppige Kunst in den Moscheen wie auch gegen Überflüssiges in der Architektur, verlangt grösstmögliche Einfachheit und uneingeschränkte Aufmerksamkeit für die Predigt und das Gebet. Zum 'ironischen' Politikum wird u.a., wenn gerade diese radikalen Islamisten nun zum Boykott der Schweiz aufrufen.

Sicher. Du hast keine Angst, ausser vielleicht -wenn ich nicht irre- Deiner Trypanophobie bist Du frei. Hast Du uns etwa zehnmal oder noch öfters mitgeteilt. Aber ausnahmsweise geht es hier nicht um Dich ;). Sonst habe ich etwas Mühe, den Satz zu verstehen bzw. merke nicht, worauf sich die antizipaatorische Hypothese bezieht. Auf die Islamisierung, auf das Minarett oder auf Dich?

Ich merke was, Axl. Heisse Luft, die mich umweht.

Deine Einheit (Synthese) zerlegt -hier und für Dich aus der strukturalistischen Linguistik entlehnt und verfremdet, bedeutet doch logischerweise auch nichts anderes als zwei Teile: These ~ Antithese.
'Die Synthese der beiden Pole bekommst du doch hin, oder?', hast Du so überaus freundlich Belair57 gefragt... Du jedoch bist frei, inkosequent zu sein, keine Frage!

Das Unehrliche am Minarettverbot ist, dass es gar nie um den Turm an sich ging. Türme zu verbieten ist lächerlich. Aber befasst man sich näher mit der Problematik, erschliesst sich auch die politische Symbolik auf der anderen Seite doch (fast) jedem. Als Absage an eine rückständige und fundamentalische Lebensweise und Kultur mit umfassenden Machtansprüchen ---> Islamisierung.
Dazu kommt, dass das Verbot von Feministinnen -von rechts, über die Mitte bis nach links- als Zeichen gegen die Unterdrückung der Frau im Islam befürwortet und gerade natürlich von Frauen bei der Abstimmung befolgt wurde. Ich denke nicht, dass bei den Frauen Angst eine Rolle spielte, eher Solidarität.
Das Verbot kann auch eine Chance sein, wenn moderate Moslems erkennen, dass sie ihre Angst überwinden und sich öffentlich mehr und mehr gegen die Radikalisierung des Islams wenden müssen; wenn sie merken, dass die Demokratie für sie ohne ihre aktive Mitbeteiligung nicht besonders gut funktionieren kann.

In Frankreich hängt die Baubewilligung für eine Moschee/ein Minarett von der kommunalen Behörde ab, ist also mehr der Stadtplanung unterstellt, aber auch der Behördenwillkür ausgesetzt. So durfte z.B. in Strasbourg unter der konservativen Bürgermeisterin Mme Keller eine Moschee nur ohne das mitgeplante Minarett (30m hoch) gebaut werden. Ihr Nachfolger, der Sozialist Ries, will das Minarett nachträglich erlauben, sofern es die muslimische Gemeinde wünscht. Es ist lediglich eine Frage der persönlichen Einstellung, denn die Stadt leistet da keinen Beitrag. Durch die strikte Trennung vom Staat müssen sich alle 'Gotteshäuser' selbst -durch Spenden, Legate u.ä. finanzieren.
Minarette sind in F eher selten anzutreffen, möglicherweise aus Kostengründen, oder weil die Muezzins wg. öffentlicher Ruhestörung verboten sind. (Kirchenglockengeläut ist Tradition und daher erlaubt.)
Die Planer der grössten Moschee Frankreichs, in Marseille (7000 Plätze und m.W. zwei Minarette, je 25 m; Kostenpunkt 22 Mio. Euro) haben sich etwas Besonderes ausgedacht. Der verbotene Ruf zum Gebet wird visuell vermittelt -per Lichtsignal vom Minarett. Es ist eine Menge Proteste gegen den gigantischen Bau eingegangen, ob auch die Schifffahrtsgesellschaften protestierten, weiss ich leider nicht :).

Vielen Dank für Deine Erklärungen und Ausführungen.
Das gibt mir doch zu denken und kann bis auf die "heiße Luft" Dir da durchaus zustimmen. Gottlob, dass ich in den hiesigen öffentlichen Moscheen noch keinen Schariaanspruch vernommen habe. Mag aber auch sein, dass hier in NRW die Integration weiter ist und viel mehr gemäßigte Moslems leben, als in anderen Teilen Europas, obgleich es auch hier Probleme gibt.....


Lieben Gruß
Axl
 
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