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Euer Umgang mit Suizidgedanken

AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Ich habe leider nur die ersten Seiten gelesen, will aber kurz etwas dazusagen und hoffe, dass es womöglich noch nicht gesagt wurde.

Ich war ebenfalls depressiv und bin immer noch ein dazu neigender Mensch, habe mich also nicht komplett gedreht oder meine Gewohnheiten auf den Kopf gestellt. Davor hatte ich am meisten Angst, denn es wäre der Selbstmord meines bisherigen Charakters gewesen, den ich dann noch erleben hätte müssen. Für mich spielte das Ich-selbst-sein eine wichtige Rolle und ich verschloss mich jedem gegenüber, der mich ändern wollte. (was nicht heißt, dass gar keine Entwicklung stattgefunden hätte, oder dass ich nicht auf die Suche nach Lösungen gegangen wäre.. ich habe es eben eher alleine gemacht)
Von wäre die Forderung nach einer Bereitschaft alles zu ändern um leben zu können für mich eine der sinnlosesten Dummheiten gewesen, die mir unterkommen hätte können.

Für mich ist der Selbstmordgedanke zu Ende gedacht, wenn man plötzlich merkt, dass man sich immer noch umbringen kann, wenn wirklich nichts mehr geht und man nichts mehr vom erleben könnte. (was nie zutrifft imo) Das war für mich befreiend und ich konnte dadurch Mut schöpfen. Die übergroßen innerweltlichen Anforderungen und Erwartungen an mich schrumpften zu unbedeutenden Nebensächlichkeiten herab, wenn ich daran dachte morgen nicht mehr zu sein und alle diese Dinge hinter mir zu haben. Dann dachte ich mir: "Lass sie doch einfach so hinter dir"
und es war völlig egal, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich die Probleme lösen könnte. Einfach der Gedanke, dass sie nichtig sein würden, wenn ich nicht mehr leben würde, gab mir viel Kraft.
 
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AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Also Selbstmord ist mit Sicherheit nicht feige - es gehören enorm viel Überwindung und noch mehr Mut dazu, wär es anders, würden sich noch viel mehr Menschen umbringen ...

Selbstmord ist mit Sicherheit egoistisch, ja. Doch irgendwann will der betroffenen Mensch mal sich selbst der Wichtigste sein und das tun, was ihm als das Beste erscheint. Solche Menschen wg. evtl. danach leidender Familie oder Freunde zu verurteilen ist absolut nicht ok - denn hätte er diese, käme er nicht auf die Idee das Leben zu beenden ... das wurde aber schon erwähnt in diesem thread. Verwandte zu haben oder Leute mit denen man plaudert, sind noch lange keine Familie oder Freunde ... da gehört viel mehr dazu.

Selbstmord ist ausserdem eine der le. Freiheiten, die wir haben - meiner Meinung nach sollte jeder das Recht haben, selbst zu bestimmen wann er gehen möchte.

Grad letzteres solle man sich in einer solchen Situation vielleicht bewusst machen - es bedeutet nämlich auch, dass man sich klar macht, selbst Herr über diese Entscheidung zu sein. Sich klar zu machen, dass man es selbst in der Hand hat, kann eine recht neue und überraschende Erkenntnis sein - vor allem dann, wenn man sonst vielleicht das Gefühl hat überhaupt keine Kontrolle über sein Leben zu haben.
 
@ invain

Für mich ist der Selbstmordgedanke zu Ende gedacht, wenn man plötzlich merkt, dass man sich immer noch umbringen kann, wenn wirklich nichts mehr geht und man nichts mehr vom erleben könnte. (was nie zutrifft imo) Das war für mich befreiend und ich konnte dadurch Mut schöpfen. Die übergroßen innerweltlichen Anforderungen und Erwartungen an mich schrumpften zu unbedeutenden Nebensächlichkeiten herab, wenn ich daran dachte morgen nicht mehr zu sein und alle diese Dinge hinter mir zu haben.
Dann dachte ich mir: "Lass sie doch einfach so hinter dir"
und es war völlig egal, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich die Probleme lösen könnte.

Einfach der Gedanke, dass sie nichtig sein würden, wenn ich nicht mehr leben würde, gab mir viel Kraft.
hallo invain,
deine art damit umzugehen ist sehr brauchbar.
danke.

k.
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Wer? Der Psychologe oder der Klient?

Du scheinst hier etwas zu verwechseln. Der Psychologe (ich nehme an, du meinst den Psychotherapeuten oder den Psychiater) hilft dem Klienten, dass er sich aus seiner vollkommen eingeengten Sicht der Welt befreit, in der ihm nur meine eine einzige Wahl bleibt. Die keine Wahl mehr ist: Selbstmord.

Die Betonung liegt auf: dass sich der Klient befreit.

Der Klient.

Der muss dazu etwas tun. Der muss dazu praktisch alles tun.


Der Therapeut hilft ihm bloß dabei, dass es etwas leichter geht.

Das sollte man nicht verwechseln.

Wer krank sein will, der ist es. Gegen alle ärztliche Hilfe.

Das war in aller Medizin und Therapie niemals anders.

lg Frankie

Hallo Frankie!
Wenn du selbst zu dieser Erkenntnis, wie du sie hier beschreibst, kommst, dann ist das eine gute Sache. Jemand der grad die Welt und seine Position darin nicht so betrachten kann, der fühlt sich dadurch nicht besser, wenn er weiß wie es gehen könnte oder sollte. Denn Theorien und Modelle, wie "das Leben" funktioniert, werden ihm andauernd vor die Nase gehalten.

Aber gerade daran scheitert er, weil er SEIN EIGENES LEBEN leben möchte, es aber unter dem Berg von Lebensmodellen, die ihm von Kindheit an vorgegeben wurden, nicht mehr findet. Er spürt nur, dass alles, was "die anderen" als brauchbares Lebensmodell vorschlagen, nicht seines ist.

Daraus zieht dann jemand vielleicht den Schluss, so wie er ist, so hat er in dieser Welt keinen Platz, so eckt er an, so ist er nur eine Last für alle anderen. Wer wollte ihn dafür verurteilen, wenn er dann lieber nicht mehr leben will?

:blume1:
 
zum vertrauen zu therapeuten

noch ein wort zu den therapeuten:

gerade der mensch, der sich unverstanden oder ungeliebt in dieser welt sieht, hat ein großes problem damit, sich jemand anderem anzuvertrauen.
und gerade darum geht es ja: um das VERTRAUEN.
...in das leben
...in die welt
...in sich selbst
...in andere.

gerade weil dieses oft fehlt, kommt der mensch an diese grenze, wo das thema "selbstmord" auftaucht.

ich weiß von mir, dass ich mich in dieser situation nur bedingt anderen anvertrauen kann und mag.
denn sehr viele menschen verstehen das thema nicht.
entweder weil sie es noch nie als eigenes thema hatten - oder aber, weil sie es als solches erst gar nicht an sich ranlassen wollen.

und gerade so siebenmalg´scheiten therapeuten begegne ich sehr vorsichtig. denn zu schnell sind sie mit einem guten rat-"schlag" bei der hand.
zu schnell, als dass ich mich bei ihnen schon gut aufgehoben finden könnte.

da war es meinereiner auch lieber meinen weg alleine (in so einer form wie invain) zu gehen...begleitet nur von guten freunden und freundinnen, die wegen ähnlicher probleme vertrauenswürdig sind und waren.
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Also die Frage war, was ein Therapeut in so einem Fall tut.

Und wenn jemand ein gebrochenes Bein hat, dann kann man ja auch fragen, wie ein Gips funktioniert.

Deswegen muss sich niemand einen Gips anlegen lassen, der nicht will. Und es muss niemand darauf vertrauen, dass ein Gips bei einem Knochenbruch tatsächlich hilft.

Aber der Gips heilt gar nix. Und der Arzt vor dem Röntgenbild heilt auch nix. Es wird bloß der Gips so angelegt, dass sich das Bein in Ruhe selbst heilen kann.

Ähnlich ist es mit einer Psychotherapie. Der Therapeut stellt vor allem einmal eine ruhige Situation her, in der der Klient überhaupt eine Chance hat, sich selber zu heilen.

Es wird auch ein gebrochener Fuß nur schwer heilen, wenn man ihn weiter bewegt.

Das hat nichts mit einem Ratschlag zu tun, und einen Gips lasse ich mir bloß im äußersten Notfall von meinen Freunden anlegen.

Aber wer sterben will, der wird sterben. Egal, ob an Selbstmord oder an sonstiger Selbstzerstörung. Und der fragt auch niemanden, ob er das darf.

lg Frankie
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

ja, der, der sterben will, wird sterben.
ob durch selbst angelegte hand oder durch eine sonst wie herbeigeführte situation...darum weiß ich auch, dass dieses nicht (mehr) mein thema ist.

und die therapie mit einem vertrauenswürdigen menschen kann einem dabei helfen, aus der selbstmordfalle rauszufinden.

doch es gibt auch andere wege...manche davon sind ohne äußere hilfestellungen.
andere laufen ohne therapie (gips) ab und dann verbleibt ein zwar gebrauchsfähiges aber verkrüppeltes bein.
und wieder andere gehen keinen umweg sondern hauen sich gleich vor den zug. ohne zu fragen, ob das auch erlaubt sei.
und da können sich die anderen auf den kopf stellen...

gerade bei diesem thema sind pauschalierungen nicht zielführend, finde ich.

lg kathi
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

gerade bei diesem thema sind pauschalierungen nicht zielführend, finde ich.

Ich finde auch, dass man es sich nicht zu einfach machen sollte. Man kann auch einen Schädelbasisbruch oder einen Bruch der Nackenwirbel einfach nur als simplen Knochenbruch betrachten. Trotzdem wird da ein bisschen Gips kaum Heilung bringen.

Und außerdem ist jeder Knochenbruch immer individuell anders.

Bloß das Muster dahinter scheint mir schon sehr verallgemeinerbar: jeder Mord ist eine Aggression, auch der Selbstmord, und Aggressionen sind nun einmal Ausdruck von sehr negativen und verzwefelten Gefühlen, denen keine andere Ausdrucksmögilchkeit (also z.B. das Aussprechen) ermöglicht wird.

Es geht dabei besonders um verbotene Gefühle, zum Beispiel um Hass, der nicht sein darf.

Es sind ja nicht die Suizidgedanken, wie dieser Thread sich nennt, sondern die dahinterstehenden Gefühle, die der Ausforschung und Wahrnehmung bedürfen, um nicht zum echten Suizid zu führen.

Was spürst du denn, wenn du Suizidgedanken hast? Kannst du das sagen?

lg Frankie
 
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