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Euer Umgang mit Suizidgedanken

AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Hallo Animus,

glaubst du, ein Mensch, der sich das Leben nimmt, fühlt sich geliebt?
Glaubst du tatsächlich, ein Mensch, der so verzweifelt ist, dass er die Angst vor dem Tod, die wohl jeder Mensch in irgendeiner Weise empfindet, überwindet, weil die Angst vor dem Leben so viel grösser geworden ist, handelt aus egoistischen Motiven?

Ich will nicht über Menschen urteilen, die sich das Leben nehmen.
Ein Mensch, der dermassen leidet, hat nur selten die Kraft, an andere zu denken. Hätte er sie, dann hätte er auch die Kraft, weiter zu leben.

Liebe Grüsse
Ela

Hallo Ela

Natürlich gibt es fürchterlich schwere Situationen, die alleine nur sehr schwer zu bewältigen sind. Aber dann muss man sich Hilfe suchen. Ich will mir auch nicht anmaßen, über jemanden zu urteilen, der Selbstmord begeht. Gut finde ich es trotzdem nicht.

Ich muss mich ein wenig korrigieren, was das egoistisch angeht: Du hast natürlich recht damit, dass niemand sich das Leben nehmen wird, um allen anderen das Leben schwer zu machen. Aber die Flucht aus dem Leben ist unter "normalen" Umständen völlig eigennützig - denn wem nützt sie sonst? Dass man hier nicht vorschnell jemanden verdammen kann, ist mir schon klar.

Aber bitte nenne mir eine Beispiel, bei dem du sagst: Hier ist Selbstmord unausweichlich.

Ich denke, man sollte versuchen, niemals die Hoffnung aufzugeben. Verzweiflung ist etwas für die, die wissen, was die Zukunft bringen wird.

lg, Animus
 
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AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Hallo Ela

Natürlich gibt es fürchterlich schwere Situationen, die alleine nur sehr schwer zu bewältigen sind. Aber dann muss man sich Hilfe suchen. Ich will mir auch nicht anmaßen, über jemanden zu urteilen, der Selbstmord begeht. Gut finde ich es trotzdem nicht.

Ich muss mich ein wenig korrigieren, was das egoistisch angeht: Du hast natürlich recht damit, dass niemand sich das Leben nehmen wird, um allen anderen das Leben schwer zu machen. Aber die Flucht aus dem Leben ist unter "normalen" Umständen völlig eigennützig - denn wem nützt sie sonst? Dass man hier nicht vorschnell jemanden verdammen kann, ist mir schon klar.

Aber bitte nenne mir eine Beispiel, bei dem du sagst: Hier ist Selbstmord unausweichlich.

Ich denke, man sollte versuchen, niemals die Hoffnung aufzugeben. Verzweiflung ist etwas für die, die wissen, was die Zukunft bringen wird.

lg, Animus

Ich kann dir kein Beispiel für einen unausweichlichen Suizid geben. Ich weiss nur, dass es eben Menschen gibt, für die er der, subjektiv, einzige Weg scheint. Sie können ganz einfach keinen anderen mehr sehen.
Ja, natürlich sollten sie sich Hilfe holen und natürlich gibt es, von aussen gesehen immer Alternativen. Das Problem ist doch nur, dass sie der betreffende Mensch nicht mehr wahrnehmen kann.
Und es ging mir in meiner Wortmeldung alleine darum, dies hier anzumerken.

Was den Egoismus anbelangt ist mir noch ein anderer Gedanke gekommen: Bedeutet Suizid nicht die endgültige Auslöschung des Egos? Und wie kann man eine solche Handlung mit Egoismus in Verbindung bringen?

@Bernd:
Ela, ich hab früher manchmal Menschen viel Kraft gewünscht, damit sie ihr Leben meistern. Heute finde ich meinen damaligen Wunsch eine ziemliche Frechheit. Ich meine heute, man sollte den Menschen nicht das Handwerkszeug und viel Kraft mitgeben, damit sie sich durchs Leben kämpfen, Verantwortungen wahrnehmen, ehrgeizig an sich und ihrem Leben arbeiten, sondern statt der ganzen Mechanik lieber hi und da etwas dazu tun, dass sie von selber erkennen können, dass die den Kampf gegen einen luftig leichten Tanz tauschen können, wenn sie es denn wollen. Vielleicht gibt einem Menschen dabei auch das Gefühl, hier einfach willkommen zu sein, mehr Mut zu eigenem Erleben/Ideen, zum Zulassen der eigenen Wahrheit, als diese endlosen Ratschläge. Ob mir das gelingt? Selten. Aber bei mir selber ab und zu schon.

Ich verstehe, was du meinst und stimme dir zu. Auch ich versuche, mich wenn möglich mit Ratschlägen und Durchhalteparolen andern gegenüber zurückzuhalten. Lieber dem anderen zuhören und ihn wahrnehmen und, ja, ihn willkommen heissen.
Viel Kraft wünsche ich dennoch ab und zu, denn auch Tanzen braucht manchmal Kraft. Und auch beim Tanz stolpert man manchmal und verstaucht sich den Fuss.

Liebe Grüsse
Ela
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Ich will mir auch nicht anmaßen, über jemanden zu urteilen, der Selbstmord begeht. Gut finde ich es trotzdem nicht.

So weit ich die Psychologie verstehe, können Menschen unterschiedlich auf ihre eigenen Gefühle reagieren. Auch jeder einzelne sehr verschieden in jeder Situation.

Eine von vielen Möglichkeiten ist die, sich an anderen abzureagieren. Eine ähnliche ist die, sich an sich selbst abzureagieren. Insofern hat Erwin Ringel den Selbstmord als einen verhinderten Mord gesehen.

Bei allen Nachteilen, die diese zwei speziellen Umgangsformen mit Gefühlen haben, haben sie auch Vorteile: sie schaffen sehr schnell unumkehrbare Veränderungen. Sie sind endgültig.

Daher haben wir sie im Repertoire.

Dass ich dafür plädiere, vorher alles andere im Repertoire auszuprobieren, ist banal. Dazu muss man aber erst einmal etwas anderes im Repertoire haben, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Etwas anderes, als endgültige Gewalt.

lg Frankie
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

ohhhh, wie ich den wunsch nach selbstmord verstehe.
und dann auch gleich das eigene kind mitnehmen - na klar.

dann, wenn ich mir diese welt zu anschaue.
wenn ich sehe, wie die menschen aufeinander einhacken.
wie sie einer den anderen nicht sehen wollen und nicht riechen können.
wie sie einer den anderen verurteilt - oder beurteilt...auch schon kinder ver- und beurteilt werden.
...dann habe ich so die schnauze voll.

dann könnte ich in mein badezimmer laufen und mir die zwei schachteln schlafmittel reinhauen, die ich vorsorglich schon lange besitze.

wenn nicht irgendwo in mir die hoffnung wäre, dass mir doch noch was einfällt für meine weiteren tage.
wenn ich nicht mein kind bei seinem tun vor sich hinsummen hörte.
wenn mich nicht mein weinen in eine agoniestimmung brächte...so eine, die sich anschickt, alles aushalten zu wollen.

der anlass?
banal, wie immer.
ist wohl eine gefühlsschwankung weil´s regnet.
und weil wieder einmal keine geeignete möglichkeit da ist, sich auszudrücken, sich zu artikulieren - dort, wo der ausdruck hingehörte...und das ist nicht das forum.
das nämlich wäre die welt...und genau vor der hab ich angst.

:(
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

...dann habe ich so die schnauze voll.

dann könnte ich in mein badezimmer laufen und mir die zwei schachteln schlafmittel reinhauen, die ich vorsorglich schon lange besitze.

wenn nicht irgendwo in mir die hoffnung wäre, dass mir doch noch was einfällt für meine weiteren tage.
wenn ich nicht mein kind bei seinem tun vor sich hinsummen hörte.
wenn mich nicht mein weinen in eine agoniestimmung brächte...so eine, die sich anschickt, alles aushalten zu wollen.

ist wohl eine gefühlsschwankung weil´s regnet.
und weil wieder einmal keine geeignete möglichkeit da ist, sich auszudrücken, sich zu artikulieren - dort, wo der ausdruck hingehörte...

Siehe da, ein Repertoire, viele Möglichkeiten. So wird das mit dem Selbstmord nichts werden. Der klappt erst, wenn alle anderen Möglichkeiten weg sind. :)

Und wie würdest du dich "in der Welt ausdrücken", wenn sie dich ließe?

lg Frankie
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

...mit Echtsein.

Weiß jemand eine Antwort.
Wie hilft denn ein Psychologe einem Menschen mit Suizidwunsch?

Bernd
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Wie hilft denn ein Psychologe einem Menschen mit Suizidwunsch?

Normalerweise versucht er dem Klienten dabei zu helfen, seine Gefühle in Worte zu fassen.

Später, wenn das Grauen ausgesprochen ist, wird er versuchen, im Klienten noch andere Möglichkeiten als Mord aufzuspüren.

Andere Möglichkeiten, sich zu wehren.

lg Frankie
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Dann ist er verloren. Meinst du nicht?
Ich glaube ich würde heute bei ernsthaften Sachen zu einem Psychologen soviel Vertrauen haben wie bei Rückenbeschwerden zu einem Orthopäden.

Bernd
 
AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Dann ist er verloren. Meinst du nicht?

Wer? Der Psychologe oder der Klient?

Du scheinst hier etwas zu verwechseln. Der Psychologe (ich nehme an, du meinst den Psychotherapeuten oder den Psychiater) hilft dem Klienten, dass er sich aus seiner vollkommen eingeengten Sicht der Welt befreit, in der ihm nur meine eine einzige Wahl bleibt. Die keine Wahl mehr ist: Selbstmord.

Die Betonung liegt auf: dass sich der Klient befreit.

Der Klient.

Der muss dazu etwas tun. Der muss dazu praktisch alles tun.


Der Therapeut hilft ihm bloß dabei, dass es etwas leichter geht.

Das sollte man nicht verwechseln.

Wer krank sein will, der ist es. Gegen alle ärztliche Hilfe.

Das war in aller Medizin und Therapie niemals anders.

lg Frankie
 
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AW: Euer Umgang mit Suizidgedanken

Wer? Der Psychologe oder der Klient?

Du scheinst hier etwas zu verwechseln. Der Psychologe (ich nehme an, du meinst den Psychotherapeuten oder den Psychiater) hilft dem Klienten, dass er sich aus seiner vollkommen eingeengten Sicht der Welt befreit, in der ihm nur meine eine einzige Wahl bleibt. Die keine Wahl mehr ist: Selbstmord.

Die Betonung liegt auf: dass sich der Klient befreit.

Der Klient.

Der muss dazu etwas tun. Der muss dazu praktisch alles tun.


Der Therapeut hilft ihm bloß dabei, dass es etwas leichter geht.

Das sollte man nicht verwechseln.

Wer krank sein will, der ist es. Gegen alle ärztliche Hilfe.

Das war in aller Medizin und Therapie niemals anders.

lg Frankie

Schön geschrieben :-)
 
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