Harka schrieb:
Wer krank ist, dem sollte intensiv und nach eingehender persönlicher Diagnose geholfen werden. Übers Forum kann man allzu leichtfertig an die Dinge herangehen, da muss man sich die Verantwortung vor Augen halten.
Meine Antwort galt für Trist, ich habe ihn auch direkt angesprochen. Er schrieb ja weiter oben, dass er bereits in professioneller Behandlung ist.
Ich bin durchaus der Meinung, dass eine Depression in professionelle Behandlung gehört. Meine Erfahrungen damit lassen mich allerdings daran zweifeln, dass sich die Profis ihrer Verantwortung immer bewusst sind.
Außerdem kommt es bei Depressionen oft vor, dass gerade der Verweis an einen Profi-Therapeuten eine zusätzliche Belastung für den Depressiven ist, im Sinne von "Bin ich schon soweit, dass ich für meine Freunde nicht mehr erträglich bin". D.h. Wie erkennt ein Depressiver selbst, dass er krank ist und behandelt werden sollte? Das war die schwierigste Phase mit meinem Sohn, der absolut nicht glauben konnte, dass ihn irgendwer verstehen könne.
Deine Hinweise im Post#29 kann ich nur unterstreichen, das entspricht genau dem, was ich auch erlebt habe.
Von Profis wurde ich (und später noch viel ärger mein Sohn) eher mit all dem abgewimmelt, was du als besonders kontraproduktiv aufgelistet hast. Er wurde von ihnen, wie von den laienhaften Freunden, mit Ratschlägen "erschlagen", und wurde mit "Therapiegesprächen" fast erstickt, bei denen der Therapeut ihm erklären wollte, dass er alles falsch macht, und reagierte dadurch mit totalem Rückzug. Damals ließ ich nicht locker und zwang ihn regelrecht, zu einem anderen Arzt bzw. in ein Krankenhaus zu gehen, wo er dann - sehr langwierig - wieder eine Schimmer am Horizont entdecken konnte.
Wenn allerdings ein Depressiver hier im Forum selber um Rat fragt, dann will er offensichtlich schon etwas annehmen. Ich glaube nicht, dass ich hier mit dem Thema leichtfertig umgehe.
Meine Erfahrung hat mir auch gezeigt, dass es in der Depression ja um Einsamkeit geht, um das Sich-Abgeschnitten-Fühlen von den anderen. Jede Zurückweisung bestätigt dieses Gefühl.
Deshalb möchte ich auch bei meiner Aussage bleiben. "Keine Angst vor der Depression!" Das heißt ja nur, dass ich mir auch selber eingestehen kann, dass ich sie habe. Damit erst kann ich auch Wege beschreiten, die heraus führen. Keine Angst zu haben, heißt ja nicht, dass ich nichts dagegen tun soll. Aber das liegt dann beim Kranken (und seinem nächsten Umfeld) selbst, welchen Weg er finden kann. Ein Problem anzunehmen ist die einzige Möglichkeit, Wege zu finden, wie es gelöst werden kann.
Eine "Durchhalteparole" ist mMn insofern hilfreich, weil es die dunkelsten Zeiten, wo nichts von außen eindringen kann und kein noch so kleines Licht am Horizont sichtbar ist, überbrücken kann, wenn ich mich an den Strohhalm klammere, dass es sicher wieder heller wird, wenn ich es nur durchstehe.
Da ich nur von meinen Erfahrungen sprechen kann, möchte ich natürlich keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben.
herzlich
lilith