AW: Escape The Pain
da muss ich buddha ausnahmsweise
recht geben. Ein leben ohne leid ist nicht möglich. Jeder leidet früher oder später. Selbst der glücklichste.
ja, ein Leben ohne Leid ist nicht möglich, aber sehr wohl, es zu überwinden. Und genau das habe ich getan: ich habe aufgehört an Ideen zu leiden, die irgend etwas mit mir in Relation zum Rest der Welt zu tun haben - und nur darum geht es, um die Annahme des eigenen Schicksals, soweit es nicht in unseren Händen liegt, daran etwas zu ändern. Diese Unterscheidung ist freilich nicht einfach und es droht die Gefahr, alles was uns mühsam oder dienlich erscheint, als gegeben hinzunehmen. Deshalb ist, nach meinem Verständnis jedenfalls, die Formel "wir haben keinen freien Willen, wir werden gelebt" bedenklich, denn sie impliziert, dass ohnehin alles gleich gültig wäre und wir frei wären von Verantwortung für unser Verhalten. Hier kommt jetzt wieder das Leid ins Spiel. Es geht nicht darum, es vollständig zu vermeiden, sondern nur darum, es auf ein Mindestmaß zu beschränken. Immer, wenn ich wieder Leid verspüre, weiß ich, dass ich etwas falsch gemacht habe, jedenfalls dann, wenn ich die Verantwortung für mich übernommen habe. Das wiederum kann ich nur, wenn ich eben doch ein selbständiges Wesen bin, was dann wiederum nicht ausschließt, dass es eine Ebene gibt, auf der ich es nicht bin: ich bin ein Individuum unter vielen, zusammen bilden wir eine Einheit - primär jedoch nicht, schon gar nicht hier auf dem Erdboden. Das ist meine Sichtweise, ohne Gewähr und ohne Gewehr.
Der Mensch kommt als Erscheinungsform eines unbekannten Prinzips zur Welt. Dieses Prinzip hat viele Namen (Gott, Bewusstsein, Selbst, Quelle, das Absolute, die Totalität, Noumenon, etc). Diese Quelle stattet den Menschen mit einem Geist aus, dessen Aufgabe es ist, Verwirrung zu stiften und dadurch Leid zu verursachen. Irgendwann, wenn viel gelitten wurde, (das scheint bei ihnen der Fall zu sein), will man nicht mehr leiden und es beginnt der Weg zurück. Oder anders gesagt, der Mensch ist nicht demütig, sondern wird demütig gemacht. In ihrem Fall gibt es immer noch die Idee einer freien Enrtscheidung. Tatsächlich aber haben sie auf das Leben entsprechend ihres Charakters reagiert ! Das ist ein enormer Unterschied.
Das klingt aber sehr negativ vorbesetzt, dass es die Aufgabe des Geistes ist, für Leid zu sorgen. Dass es tatsächlich meist so ist, darin kann ich keinen Beweis dafür erkennen, dass es so sein soll oder muss. Leid erfüllt eine wertfreie Aufgabe, es ist ein Indikator. Unser Verstand ist ein universelles Werkzeug, das wir genau so gut zum eigenen Vorteil nutzen können. Nicht mehr leiden wollen, das trifft für uns alle zu. Einen funktionierenden Weg zu finden, ist allerdings nicht so einfach. Meist wird versucht, das Umfeld so zu manipulieren, dass die Situationen, in denen Leid befürchtet wird, erst gar nicht auftreten. Dass das keine Lösung ist, liegt auf der Hand, denn damit bleibt die Angst davor erhalten und wenn es dann doch passiert (was zu erwarten ist), kommt der Frust über das Versagen der eigenen Strategie hinzu. Klappen kann es nur, wenn wir ein tragfähiges Gesamtkonzept erarbeitet haben, durch suchen, suchen, ausprobieren, verwerfen und schließlich einstudieren der als dienlich erkannten Strategien. Natürlich unter ständigem Weiterverfolgen und Hinterfragen der eigenen Ansichten.
Viel Leid habe ich nicht ertragen müssen, wenn wir von den üblichen Schwierigkeiten und Schicksalsschlägen absehen. Klar, die habe ich auch erlebt, betrachte das aber als normal und notwendig. Heute habe ich alles, was ich mir wünsche - ich bin zufrieden und gespannt auf das, was noch kommt. Allerdings habe ich aufgehört zu wollen. Irdische Verlockungen gibt es kaum noch, ich war auf der Welt unterwegs, weiß, dass ich überall unter meinesgleichen bin, egal, wo das auch ist - denn die Menschen sind besser, als gemeinhin unterstellt. Dennoch bleibe ich hier in meiner Heimat, denn ich spüre schon Verbundenheit. Natürlich hängt jede Entscheidung von der Vorgeschichte ab, das ist klar. Aber nicht ganz. Es bleibt ein Freiraum für freie Entscheidungen. Dies ist auch logisch und notwendig, weil sonst unser ganzes Leben hier sinnlos wäre. Sinnlos aber geschieht nichts. Sinnlos ist noch nicht einmal das, was ein gewisser Norweger vor einem Jahr gemacht hat. Sinn liegt u.A. darin, dass er bewiesen hat, dass terroristische Wahnsinnstaten eben keine exklusive Erscheinungsform des Islam sind, sondern auch heute noch von Christen verübt werden.