Einen wunderschönen Gutentag allerseits,
ich komme gerade aus einem Ereignisreichen Wochenende zurück in meine einsame Wohnung - optimale Voraussetzungen für Melancholie
Ok, nun zum Ernst des Lebens und zum Threadtitel:
Inspiriert von Gesprächen und zufälligerweise diesem Thread https://www.denkforum.at/threads/3282 möchte ich folgende Frage stellen:
Inwiefern schieben wir unserer eigenen Entwicklung einen Riegel vor, indem wir offensichtliche Missstände als "normal" betiteln? Was sind überhaupt offensichtliche Missstände und wie erkennen wir sie zum Zeitpunkt ihres Geschehens?
Heute wissen wir, dass es keine tolle Idee ist, Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe etc. zu diskriminieren. Vor ein paar Jahrzehnten galt es als "normal" und höchstens die Diskriminierten bekamen etwas von der Häßlichkeit dieses Verhaltens mit.
Weiterhin hat ein Teil der Menschheit festgestellt, dass Gewalt dann doch meistens keine so tolle Lösung ist und dass es elegantere Wege gibt, Interessenskonflikten zu begegnen. Und: es gab wohl Zeiten in denen Völkermord, Blutrache etc. "normal" waren. Es gibt m.W. auch Bevölkerungsgruppen, wo das heute nicht anders ist.
Naja, dann gabs noch "die Erde ist eine Scheibe" und andere mangelhafte Auffassungen über die Zusammenhänge in dieser Welt.
Was ich also damit sagen will, ist: hinterher ist man immer schlauer. Es gibt unbestreitbarer Weise viele Vorgehensweisen aus der Vergangenheit, über die wir heute berechtigterweise den Kopf schütteln. Und doch wurden diese Vorgehensweisen zu ihrer Zeit bis aufs Blut verteidigt. Aus Angst vor Veränderungen, Machtverlust?
So ziemlich jeder wird mitbekommen haben, dass dies kein Problem der Vergangenheit ist. Noch immer beruht unsere "Hochkultur" auf Unterdrückung, Gewalt und allerlei anderen unästhetischen Dingen. Ist aber alles kein Problem, da es ja "normal" ist. Eine Frage ist weiterhin, ob wir uns über die Jahrtausende "gebessert" haben, oder ob das Unheil lediglich eine glattere Oberfläche bekommen hat?
Fälle für die Geschichtsbücher dürften meiner bescheidenen Meinung nach sein:
1. Die Erfindung des Geldes und der Umgang der Menschen damit
2. Die Annahme, der Mensch müsse im Konkurrenzkampf ums Überleben kämpfen, wobei der "bessere" gewinnt (steht ja unter dem Stichwort Sozialdarwinismus schon in den Geschichtsbüchern, ist aber noch lange nicht ausgerottet)
3. die egoistisch motivierten Beziehungen der Menschen zueinander (Zweckfreundschaft, Zweckbekanntschaft, Zweckehe, Fi..kbeziehungen)
Also ich hoffe ihr wisst was ich meine: Dinge, die unter der Haube irgendwie falsch oder häßlich sind, aber durch schöne Worte, "rechtlich einwandfreie" Verträge oder dem Argument "ist doch normal"/"macht doch jeder" schöngeredet werden.
Ich glaube weiterhin über den Daumen peilen zu können, dass es einen allgemeinen, zeitlosen Sinn für Schönheit und Ästhetik gibt, der durch die glattpolierte Haut sieht und uns unmißverständlich mitteilt, was häßlich ist und verbessert werden sollte. (Nur wollen wir dieser Stimme zugunsten der Normalität selten Gehör schenken)
Zuletzt möchte ich ganz deutlich darauf hinweisen, dass es mir nicht darum geht, die Menschen zu verurteilen, die diese Irrwege gehen (dazu zähle ich mich auch selbst), sondern die Irrwege an sich herauszustellen.
Könnt ihr mir helfen diesen Gedanken weiter zu konkretisieren und in der Realität wiederzufinden? Ich würde es im übrigen begrüßen, wenn das ganze auf einem sprachlichen Niveau bliebe, dass kein Soziologiestudium o.ä. voraussetzt.
Sonntägliche Grüße
Johannes
ich komme gerade aus einem Ereignisreichen Wochenende zurück in meine einsame Wohnung - optimale Voraussetzungen für Melancholie
Ok, nun zum Ernst des Lebens und zum Threadtitel:
Inspiriert von Gesprächen und zufälligerweise diesem Thread https://www.denkforum.at/threads/3282 möchte ich folgende Frage stellen:
Inwiefern schieben wir unserer eigenen Entwicklung einen Riegel vor, indem wir offensichtliche Missstände als "normal" betiteln? Was sind überhaupt offensichtliche Missstände und wie erkennen wir sie zum Zeitpunkt ihres Geschehens?
Heute wissen wir, dass es keine tolle Idee ist, Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe etc. zu diskriminieren. Vor ein paar Jahrzehnten galt es als "normal" und höchstens die Diskriminierten bekamen etwas von der Häßlichkeit dieses Verhaltens mit.
Weiterhin hat ein Teil der Menschheit festgestellt, dass Gewalt dann doch meistens keine so tolle Lösung ist und dass es elegantere Wege gibt, Interessenskonflikten zu begegnen. Und: es gab wohl Zeiten in denen Völkermord, Blutrache etc. "normal" waren. Es gibt m.W. auch Bevölkerungsgruppen, wo das heute nicht anders ist.
Naja, dann gabs noch "die Erde ist eine Scheibe" und andere mangelhafte Auffassungen über die Zusammenhänge in dieser Welt.
Was ich also damit sagen will, ist: hinterher ist man immer schlauer. Es gibt unbestreitbarer Weise viele Vorgehensweisen aus der Vergangenheit, über die wir heute berechtigterweise den Kopf schütteln. Und doch wurden diese Vorgehensweisen zu ihrer Zeit bis aufs Blut verteidigt. Aus Angst vor Veränderungen, Machtverlust?
So ziemlich jeder wird mitbekommen haben, dass dies kein Problem der Vergangenheit ist. Noch immer beruht unsere "Hochkultur" auf Unterdrückung, Gewalt und allerlei anderen unästhetischen Dingen. Ist aber alles kein Problem, da es ja "normal" ist. Eine Frage ist weiterhin, ob wir uns über die Jahrtausende "gebessert" haben, oder ob das Unheil lediglich eine glattere Oberfläche bekommen hat?
Fälle für die Geschichtsbücher dürften meiner bescheidenen Meinung nach sein:
1. Die Erfindung des Geldes und der Umgang der Menschen damit
2. Die Annahme, der Mensch müsse im Konkurrenzkampf ums Überleben kämpfen, wobei der "bessere" gewinnt (steht ja unter dem Stichwort Sozialdarwinismus schon in den Geschichtsbüchern, ist aber noch lange nicht ausgerottet)
3. die egoistisch motivierten Beziehungen der Menschen zueinander (Zweckfreundschaft, Zweckbekanntschaft, Zweckehe, Fi..kbeziehungen)
Also ich hoffe ihr wisst was ich meine: Dinge, die unter der Haube irgendwie falsch oder häßlich sind, aber durch schöne Worte, "rechtlich einwandfreie" Verträge oder dem Argument "ist doch normal"/"macht doch jeder" schöngeredet werden.
Ich glaube weiterhin über den Daumen peilen zu können, dass es einen allgemeinen, zeitlosen Sinn für Schönheit und Ästhetik gibt, der durch die glattpolierte Haut sieht und uns unmißverständlich mitteilt, was häßlich ist und verbessert werden sollte. (Nur wollen wir dieser Stimme zugunsten der Normalität selten Gehör schenken)
Zuletzt möchte ich ganz deutlich darauf hinweisen, dass es mir nicht darum geht, die Menschen zu verurteilen, die diese Irrwege gehen (dazu zähle ich mich auch selbst), sondern die Irrwege an sich herauszustellen.
Könnt ihr mir helfen diesen Gedanken weiter zu konkretisieren und in der Realität wiederzufinden? Ich würde es im übrigen begrüßen, wenn das ganze auf einem sprachlichen Niveau bliebe, dass kein Soziologiestudium o.ä. voraussetzt.
Sonntägliche Grüße
Johannes