Mich beschäftigt dieses Thema auch schon lange, ohne wirklich auf einen grünen Zweig zu kommen. Wenn man fragt: "Normalität - was
soll das sein" - wird die Beantwortung der Frage aber noch schwieriger, weil sie auf jeden Fall ins Moralische hineinspielt. Da aber oft (empört bzw. ungehalten) geäußert wird: "Der, die oder das ist ja nicht mehr normal!" verdient es mE das Thema schon, beleuchtet zu werden. Es ist aber eher zielführend, wenn wir uns fragen:
Normalität - was ist das ?
Nun, dann mal ran an den Speck !
Ich schlage vor, wir bleiben einmal beim Menschen und fragen uns, wann sich ein Mensch normal verhält.
Da müssen wir jedenfalls unterscheiden, in welcher Entwicklungsphase dieser Mensch sich befindet: Ist er noch ein Kind, ist er halbwüchsig oder ist er sozial reif (sofern es diese soziale Reife überhaupt gibt).
Läuft ein Kind einem Ball auf eine stark befahrene Straße nach, ist das normal. Es folgt nur seinem Bewegungs- bzw. Verfolgungstrieb, der Verstand und das Gefahrenbewusstsein ist noch zu wenig bis gar nicht entwickelt; das Kind kann gar nicht anders.
Macht dasselbe ein Halbwüchsiger oder Erwachsener, dann ist er krank.
Lebt dieser Kranke aber in einer Kultur, in der das die Mehrheit aller Halbwüchsigen und Erwachsenen machen, dann ist es
in dieser Kultur wiederum normal. In meiner - und ich glaube auch in der der meisten Forumsbenutzer - Kultur ist es nicht normal.
So könnten wir vielleicht sagen, es gibt so viele Normalitäten, so viele Entwicklungsstufen des Menschen und so viele Kulturen es gibt.
Man könnte auch (vereinfachend) sagen, in einer politischen Einheit (Dorf, Stadt, Kreis, Bezirk, Bundesland, Staat, Staatenbund) ist das normal, was die Mehrheit der dort lebenden Menschen als normal empfindet. Das deckt sich im allgemeinen mit der politischen Mehrheit. Dazu müssten wir aber in Kauf nehmen, dass sich diese "Normalität" unter Umständen nach jeder Legislaturperiode ändert, bzw. sich sogar in's Gegenteil verwandelt.
Will z.B. derzeit ein Mensch in Bayern ein Beamter werden und er schimpft am Stacchus laut gegen Stoiber und sagt auch noch seinen Namen dazu, dann dürfte er wohl unter Umständen irgendwie in diesem Fall nicht ganz normal sein.
Macht das einer mit denselben Intentionen in Wien und schimpft am Stephanplatz gegen Häupel, gilt dasselbe.
Es kommt auch darauf an, was ein Mensch in seinen ersten 20 Lebensjahren erlebt hat, aus welchem "Haus" er kommt, wie man so ungenau sagt. Ist ein 40-Jähriger, dessen Vater ein Mörder und dessen Mutter eine Prostituierte war (bzw. ist), noch ein Flegel, ist das normal. Ist es ein 25-Jähriger, dem es in seiner Kindheit weder an materiellen Mitteln noch an einem harmonischen, soliden Elternhaus fehlte, dann ist das, finde ich, abnormal.
Ich hoffe, etwas Licht in die schwierige Materie gebracht zu haben und verbleibe
mit vielen Grüßen
Zeili