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Engel - warum?

AW: Engel - warum?

Es wird festgestellt: Gott ist einfach Gott, ohne irgendeiner Form in dinglicher und schon gar nicht in einer personellen Gestalt.

Nach heutigem Verständnis ist es aber wirklich im höchsten Grad paradox, mit der Vorstellung von Gott leben zu sollen und sich gleichzeitig absolut keine Vorstellung von seinem Sein bilden zu dürfen.

Liebe Grüße - reinwiel

Hi reinwiel,

gerade in unserer schon in technischer und da auch schon in mehr abstrakter Hinsicht entwickelte Welt scheint es mir wesentlich leichter zu sein, sich eine Allmacht vorzustellen, die keinerlei menschliche Attribute hat.

Besonders seitdem es überall die Vernetzungen gibt, seit jeder weiß, wie schnell per Knopfdruck etwas, bzw. jemand erreicht werden kann.

Früher war dies ungleich schwieriger und es leuchtet ein, dass viele Menschen eben sich ein Bild machten und einen sogenannten Gott mit sämtlichen menschlichen Attributen ausstatteten, die sie fanden.

Aber bereits die Griechen in der Antike befassten sich mit dem Abstrakten und zwar gar nicht so unklug.

Also, ich kann deiner Meinung nicht zustimmen, weil heutzutage weiß praktisch fast ein jeder, dass alles mit allem vernetzt ist und dass die Kommunikation schnell und sozusagen unsichtbar vonstatten geht.
Speziell dieser "unsichtbare" Faktor bei unserer heutigen Technologie. Ich weiß natürlich, dass da gar nichts unsichtbar ist. Aber die meisten sehen ja gar nicht die Technik dahinter.
Z.B. ganz einfach die Geschichte von Ali Baba und den 40 Räubern: er spricht: "Sesam öffne dich" und das Felsentor öffnete sich - in der Geschichte.
Heute nimmt dies gar nicht wunder: wir stehen vor einem Tor und es öffnet sich ohne dass wir auch nur einen Finger rühren.

Und auch die Nanotechnologie die bereits heute in vielerlei Weise zur Anwendung kommt lässt Menschen sich wesentlich leichter mit Abstaktem befassen, als früher.

sartchi
 
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AW: Alles hat seine Zeit - eine Buchempfehlung

"Alles hat seine Zeit" ist eine Buchempfehlung für alle die sich mit dem Thema der Engel befassen und mehr darüber wissen möchten.

Der Autor, Karl Ove Knausgard, vertritt die These, dass alle Engel eigentlich gefallene Engel sind. Sie leben zurückgezogen in den Wäldern (Bherka, ich hoffe dass beides auf dich nicht zutrifft...) - und sind eigentlich eine Mischung aus Mensch und Vogel.

Nun übernehme ich den Text den ich bei Amazon gefunden habe - und der mir gut dokumentiert scheint.

Zitat:


Über die Natur der Engel - und das Wesen der Menschen.

Ist das, was im Alten Testament geschrieben steht, wirklich passiert? Wie schaut es aus, das Göttliche? Hat es die Engel gegeben? In seinem hymnisch gefeierten Roman stellt Knausgard die großen universalen Fragen und bewegt sich anhand der Geschichte der Engel durch die großen alttestamentarischen Erzählungen: über Kain und Abel, Noah und die Sintflut, über Sodom und Gomorrha, gelangen wir nach einem Zwischenstopp im spätbarocken und schließlich aufgeklärten Europa schließlich auf eine Insel vor der norwegischen Küste - bei einem modernen, schuldbeladenen Menschen, der die Einsamkeit sucht und die überwältigende Schönheit des Lebens findet ...

Auf der Suche nach dem Wesen des Menschseins und der Beschaffenheit des Göttlichen: »Alles hat seine Zeit« entführt den Leser an Orte, an denen er nie zuvor gewesen ist. Sucht nach neuen Blickwinkeln für die Vergangenheit. Ist ein Roman, über den man sich lange und intensiv unterhalten möchte. Bietet grandiose Geschichten und neue Zusammenhänge. Stellt die großen, alles entscheidenden Fragen: nach Schuld und Sühne, Liebe und Hass, Eifersucht und Vergebung. Die Geschichte der Engel - von der Antike über das Mittelalter bis in die Zeit der Aufklärung - bildet den roten Faden des Romans. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei fiktive Figuren: Antinous Bellori, der im 16. Jahrhundert direkten Kontakt zu Engeln gehabt haben will und später ein Buch über die Natur der Engel geschrieben hat, sowie der italienische Historiker Guido Bergotti, der seinerseits an einer Biografie über Bellori sitzt und sich ebenfalls auf die Suche nach den Engeln macht, die mittlerweile zurückgezogen in den Wäldern leben und die Menschen meiden. Als eine Art Mischung aus Vogel und Mensch, mit raubtierartigen Gelüsten. Sie sind ein Teil der weltlichen Welt geworden, der sie eigentlich dienen sollten ...


Es soll mir bitte keiner übel nehmen, dass ich diese etwas andere Auffassung über Engel für das Thema welches hier diskutiert wird, als wichtig erachtet habe.

Liebe Grüße

Miriam

Hi Miriam,

ein dickes Dankeschön für die "andere Betrachtungsweise" die du hier bezüglich der Engel hereingebracht hast.
Ist ja schließlich alles möglich, wenn man in das Metaphysische hineingeht ...

sartchi
 
AW: Engel - warum?

Hi Forianer,

mir fällt gerade ein:
als mein zweiter Sohn etwa 10 Jahre alt war, kam er eines Tages nach Hause von der Schule, ganz aufgeregt. Also kam er mit der Frage:
"Mutti, gibt es Engel?"
Ich komplett konsterniert mit einer Rückfrage:
"Wieso fragst du das?"
Mein Sohn: "Ja unsere Religionslehrerin hat heute gesagt, dass, wenn wir nicht brav unsere Hausaufgaben machen und unser Zimmer aufräumen der Engel ihr das erzählen wird."
Ich: "Wirklich, hat sie das gesagt?"
Mein Sohn: "Ja und sie hat auch gesagt, der Engel wird ihr das erzählen und sie weiß dann wie wir sind und der Engel wird dann auch böse und das ist dann ganz, ganz schlecht für alle Kinder, die das alles nicht machen!"
"Also Mutti, gibt es einen Engel der meiner Religionslehrerin das sagt was ich mache und der dann zu mir böse ist ?"
Ich: "Ich kann dir nicht sagen, ob es Engel gibt oder nicht, weil ich noch nie welche gesehen habe. Aber wenn es Engel gibt, dann sicherlich einen für dich allein und der hilft dir, wird deiner Religionslehrerin gar nichts erzählen und wird nie böse zu dir sein!"

Mein Sohn war damals sehr erleichtert und ich eher geschockt bzgl. dieser Religionslehrerin.

sartchi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Engel - warum?

Liebe Sartchi,

eine ganz ähnliche Erfahrung habe auch ich mit der Religionslehrerin meines Sohnes gemacht.
Die Konsequenz davon war dann, dass er nicht mehr hingehen wollte und ich ihn dann auch dort abgemeldet habe, was mir schwere Vorwürfe dieser Lehrerin einbrachte.
Aber ich denke schon, dass es sehr wichtig ist, solche Dinge, die tatsächlich noch immer praktiziert werden, mit aller Schärfe zu verurteilen und die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Liebe Grüsse
Ela
 
AW: Engel - warum?

Danke dir Sartchi für diese Geschichte aus der Kinderzeit deines Sohnes.

Das ist ja auch immer mein Empfinden: wir bewegen uns mit all diesen Themen, scharf am Rande eines Abgrundes.

Nicht der Mythos stört mich ja, sondern die Art wie er heute eingesetzt bzw. interpretiert wird. Dies wäre eigentlich ein sehr lohnendes Thema - muss darüber noch nachdenken.

Liebe Grüße allen -

Miriam


Danke auch dir Ela - habe dich erst jetzt entdeckt, da wir anscheinend zeitgleich geschrieben haben.
 
AW: Engel - warum?


Das ist ja auch immer mein Empfinden: wir bewegen uns mit all diesen Themen, scharf am Rande eines Abgrundes.


Uhhh, die drohenden Klippen... ich höre schon den Donner der Brandung...

Doch dann musste ich an einen alten Spruch denken...

Erst gestern standen wir noch kurz vor dem Abgrund, doch heute sind wir schon einen Schritt weiter...

... dann hatte ich meine in mir aufkeimende Angst wieder im Griff. Puhhh. :)
 
AW: Engel - warum?

Sehr gut gemacht, Windreiter, hast den Abgrund einfach in den Wind geblasen (von dir gewiesen).

Ich glaube, Miriam meint mit ihrem Abgrund so gar nicht die Hölle, sondern eher schlicht und einfach das, dass man sich nahe am Abgrund der Verwirrung, des Missbrauchs und des Zwecklosen befindet, wenn man die Haftung zum Boden verliert. So wie jene beiden Religionslehrerinnen, die eher verwirrt und ohne Verstand erscheinen. Ganz schön blöd, was die da den Söhnen von Sartchi und Ela verzapften.

Ich bin ganz dafür, dass jemand ein bestimmtes Weltbild hat und aus diesem heraus sein Leben wertvoll gestaltet. Es kann durchaus ein aufgeklärtes, materialistisches Weltbild sein, wenn man es klar einsetzt und dabei niemandem einen Schaden zufügt.
Und ebenso ist es mit einem religiösen Weltbild. Es kann einen großen Wert haben, wenn man es klar nimmt - eben nicht schwärmerisch abseits von der Welt, bis hin zum tödlichen Fanatismus. Wichtig ist die gute, starke Eigenpersönlichkeit, ein gefestetes Bewusstsein.

Ohne näher auf den Fall der Schöpfung und der Engel einzugehen, getraue ich mich aber zu sagen: Ein ehrlicher, gerader Materialist kann ebenso ein guter Engel für die Menschen sein wie jemand, der an Gott glaubt. Beide können die guten, verborgenen Engel der Menscheit sein. Rein philosophisch können sich beide beim Tod ins Nichts auflösen - und beide werden, falls dies nicht eintritt, nach dem Sterben weiterleben.
Liebe Grüße - reinwiel
 
AW: Engel - warum?

Hallo reinwil!

Danke für deinen Beitrag!

Hallo Leute!

Der Wunsch der Menschen nach beschützenden Geistern ist uralt, denn das Leben ist gefährlich und deshalb ängstigend.
Dieser begreifliche Wunsch nach übernatürlicher Hilfe ist jedoch kein wirklicher Beweis, der gegen die Existenz von Engeln spricht.

Ich halte es für wahr, dass es im Universum eine gestaltende Energie gibt, die alles umfasst und alles, auch das Leben trägt, welches sich entfaltet und wie das All selbst unerklärbar schnell expandiert.
Im Einklang seiend mit den uns bekannten Naturgesetzen und mit allen anderen, welche die Wissenschaft bislang noch nicht kennt.
In diesem Sinne gibt es für mich auch Engel.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Engel - warum?

Ohne näher auf den Fall der Schöpfung und der Engel einzugehen, getraue ich mich aber zu sagen: Ein ehrlicher, gerader Materialist kann ebenso ein guter Engel für die Menschen sein wie jemand, der an Gott glaubt. Beide können die guten, verborgenen Engel der Menscheit sein. Rein philosophisch können sich beide beim Tod ins Nichts auflösen - und beide werden, falls dies nicht eintritt, nach dem Sterben weiterleben.

Hallo reinwiel,

jaaa, die Sorte Engel lob ich mir - kein Widerspruch!

LG, pispezi :zauberer2
 
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AW: Engel - warum?

Hallo Reinwiel und Pisi,

da wären wir wieder bei dem Punkt, um den es mir persönlich hauptsächlich geht: das real Existierende oder die Metapher.

Da ich im DF schon einmal einiges zur Metapher geschrieben habe, zitiere ich hier aus meinem damaligen Beitrag:


"Um über die Metapher zu sprechen sollte man in erster Linie sie vom Gleichnis unterscheiden. Sie drückt wie auch das Gleichnis eine Gemeinsamkeit oder Ähnlichkeit aus - aber das Gleichnis weist deutlich darauf hin durch das wie. So bezieht sich das Gleichnis eindeutlich auf eine Ähnlichkeit – während die Metapher ein Bild oder eine Kategorie benutzt die streng genommen nicht gleich zu stellen ist mit dem was nun so bezeichnet wird."


In diesem Sinne benutze ich auch gerne das Wort Engel - hier aber ging es, wie schon erwähnt, nicht um einen stellvetretenden Begriff, sondern um die Realität.

Gruß

Miriam
 
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