Warum müssen Menschen diesen Trieb der Unvernunft haben? Ist es nicht komplett unnötig? Was haben wir davon, außer kompliziertes? Mag ja sein, dass alle unsere Gefühle eine Begründung haben, aber was hat die Eifersucht für eine?
Die Liebe ist dazu da, die Menschheit am Leben zu halten. Der Menschheit die Menschlichkeit zu geben.
Die Angst warnt uns vor allem, was uns zur Gefahr werden kann. Sie ist unser Schutz.
Doch die Eifersucht?
Ist sie vielleicht da, um die Liebe aufrecht zu erhalten? Dass wir den Menschen, die wir lieben, mit denen wir der Menschheit Nachkommen bringen wollen, klar machen, dass wir der perfekte Gegenspieler sind? Dass wir die Person sind, die die passende DNA für den anderen haben?
Oder ist es doch einfach nur das Versagen unseren eigenen Egos, weil nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommen?
Hat jemand eine Antwort darauf?
Soweit ich es sehe, entsteht Eifersucht, wenn Egoismus und Liebe aufeinander treffen.
Die menschliche Psyche unterliegt unterschiedlichen Mechanismen, wovon einer sehr stark die Selbsterhaltung und die Befriedigung von Bedürfnissen und Erlangung von Bequemlichkeit anstrebt. Diesen Mechanismus kann man sinngemäß als Egoismus bezeichnen, weil er nur die eigenen Interessen verfolgt.
Ein Mensch, den wir begehren, aktiviert in uns ein schönes, erfreuendes und lebensbejahendes Gefühl. Dieses Gefühl bezeichnen viele Menschen als Liebe. Wir genießen dieses Gefühl, weil es uns Antrieb verschafft. Der Egoismus in uns strebt danach, dieses Gefühl zu erleben und aufrecht zu erhalten. Wenn unser Verstand einen Umstand erkennt, den er als Gefahr ausmacht, dieses Gefühl nicht oder nicht mehr erleben zu können, meldet sich der Egoismus durch starke Gemütsbewegung, Eifersucht.
Man möchte den Menschen und alles, was man mit ihm verbindet, für sich haben. Und jede Situation, die irgendwie so interpretiert werden kann, dass man den Menschen verlieren könnte, nämlich z.B. wenn er ein tieferes Interesse an einem anderen Menschen hat, so meldet sich der Egoismus durch Emotionen, die eine Mischung aus Angst, Beanspruchung, Traurigkeit, Enttäuschung, Wut und mehr sein können.
Das sind alles Reaktionen aufgrund dessen, dass der Verstand einen nahenden Verlust auszumachen meint. Doch im Unterschied zu einem materiellen Verlust wird dieser für gewöhnlich weit schwerer empfunden. Aus unterschiedlichen Gründen, je nach Verhältnis und inneren Mustern. Ich sehe zumindest zwei entscheidende Punkte, die Eifersucht verursacht durch eine Art Verlustangst maßgeblich von anderen Verlustängsten unterscheidet. Das ist zum einen der Umstand, dass man ein lebendes Individuum und seine innere Welt beansprucht, und zum anderen die damit verbundenen Erwartungen, die man durchaus mit einer Art Vertrag vergleichen könnte.
Die Wut nämlich, die sich oftmals als Aspekt der Eifersucht ausmacht, entsteht vor allem durch das Gefühl, betrogen worden zu sein. Doch was heißt betrogen? Betrug ist nur möglich, wenn es eine Übereinkunft gab, und diese gebrochen wird. Diese Übereinkunft sind zumeist rein gesellschaftliche, anerzogene Muster, aufgrund deren man Erwartungen hat. Man erwartet, dass sich der Partner so oder so verhält, weil alles andere eine Verletzung der Übereinkunft ist.
All dies zeigt deutlich, dass Eifersucht aus egoistischen Veranlagungen entspringt. Andererseits kann Eifersucht nur entstehen, wenn eine emotionale Bindung vorliegt. Die stärkste emotionale Bindung ist das, was die Menschen als Liebe bezeichnen. Daher sage ich, dass Eifersucht entsteht, wenn Egoismus auf Liebe trifft. Beides muss da sein, damit Eifersucht entstehen kann.