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Diskursethik

AW: Diskursethik

um Robins Aufzählung zu ergänzen:

mir ist Sinn und Zweck der Threaderöffnung nicht klar

ein unverständlicher Text von Habermas,
garniert mit einer Bemerkung von THORSTEN

und ich bin mir sicher, daß niemand von uns den konkreten Handlungsanweisungen widersprechen wird, die Habermas hier formuliert

Ironie?

ist Kritik an Habermas durch Lieschen Müller erlaubt, erwünscht?
 
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Nach Ostern: für Lilith

lilith schrieb:
Thorsten, sag bloß, du verstehst das auf Anhieb!
Nein, lilith, ich verstehe das nicht auf Anhieb. Da ist ein Vorlauf von mindestens fünfundzwanzig Jahren.

Allerdings, ich habe die Ostern dieses Jahr im hamburger Mariendom gefeiert, als Chorsänger - Hamburg ist Erzbistum und Bischofssitz, die größte katholische Gemeinde Norddeutschlands - und aus dem Gottesdiensterlebnis am Karfreitag kommt auch meine Ostersonnabend morgen formulierte Behauptung, die ich hier wiederhole:

Habermas tut kritisch und "links", formuliert aber nur die Botschaft der Kirche neu, in eigenen Worten. Das immerhin doch. Die deutschsprachige revolutionäre und auch die demokratische "Linke", die anderes wollten, dürfen sich also mit gutem Recht durch Habermas, der sich ja in den 70/80er Jahren gegen Horkheimer/Adorno und erst recht gegen die Sozialdemokratie positioniert hat, betrogen sehen.

Wenn das kein Grund für 'nen harten Jungen ist, mal zu weinen...

Die "Insider-Sprache" hingegen stört mich weniger; da mutet mir Habermas sogar weniger zu als die Kirche ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Nach Ostern: für Lilith

Nein, lilith, ich verstehe das nicht auf Anhieb. Da ist ein Vorlauf von mindestens fünfundzwanzig Jahren.

Allerdings, ich habe die Ostern dieses Jahr im hamburger Mariendom gefeiert, als Chorsänger - Hamburg ist Erzbistum und Bischofssitz, die größte katholische Gemeinde Norddeutschlands - und aus dem Gottesdiensterlebnis am Karfreitag kommt auch meine Ostersonnabend morgen formulierte Behauptung, die ich hier wiederhole:

Habermas tut kritisch und "links", formuliert aber nur die Botschaft der Kirche neu, in eigenen Worten. Das immerhin doch. Die deutschsprachige revolutionäre und auch die demokratische "Linke", die anderes wollten, dürfen sich also mit gutem Recht durch Habermas, der sich ja in den 70/80er Jahren gegen Horkheimer/Adorno und erst recht gegen die Sozialdemokratie positioniert hat, betrogen sehen.

Wenn das kein Grund für 'nen harten Jungen ist, mal zu weinen...

Die "Insider-Sprache" hingegen stört mich weniger; da mutet mir Habermas sogar weniger zu als die Kirche ;)

Guten Morgen Thorsten!
In meiner gänzlich unwissenschaftlichen Betrachtung hatte ich mir genau das, was du hier getan hast, unter "Diskursethik" vorgestellt.

Du hast dir die Mühe gemacht, zwischen dir und mir eine Brücke zu schlagen,
um überhaupt eine Verständigung zustande zu bringen.
Danke!

Allerdings macht mich derzeit solche Diskussion etwas ungeduldig. Da merke ich dann schon, dass ich lieber wieder aussteige, weil mich das mühsame Nachspüren, was mit so ellenlangen Schachtelsätzen eigentlich gemeint sein könnte, wirklich zornig macht.

Noch dazu wo es ja leicht möglich wäre, auch wirklich überschaubar zu formulieren. Ich gehöre ja nicht unbedingt zu jenen, die des Lesens und auch Verstehens von etwas komplizierteren Texten nicht fähig sind. Aber bei solchen Texten (wie der um den es hier noch immer geht) habe ich den Eindruck, es geht NUR darum, etwas besonders aufzublasen, damit man nicht merkt, was eigentlich damit gesagt wird. Nicht die Fachbegriffe, sondern die komplizierte Formulierung macht da die Unverständlichkeit.

Ach, und was die Gründe zu weinen betrifft - je mehr harte Jungs ich kenne umso mehr Gründe, warum sie weinen müssten, entdecke ich.
Naja, die obergscheiten alten Weiber haben auch jede Menge Gründe dafür.
:kuss1:
lilith
 
Nach Ostern: Distinktionen. Für Robin.

Robin schrieb:
Thorsten, noch verstehe ich nicht alles, aber weil du gerade so nett bist: Für Habermas bist net, für Luhmann ah net, für wen biast'n?

Bääh, da fragst Du einen ollen Norddeutschen, und der will immer eindeutig sein :D

Na denn. Wenn's einfach gesagt sein soll: Wenn's gegen Habermas geht, bin ich eher für Luhmann, und insbesondere dafür, daß das meiste, was Du mir von Luhmann beigebracht hast, auch schon bei Adorno zu lesen ist. Versteckt, meinst Du?

Der für mich auffälligste Unterschied ist die Gebrauch und die Anordnung von Wörtern: bei Luhmann hat jedes Wort eine festgelegte, wiedererkennbare Bedeutung innerhalb eines Systems, das dem Text vorangeht; bei Adorno schwanken, schütteln, spielen die Bedeutungen - dafür gibt es vielleicht sogar Regeln, aber Sinn des Spiels wäre ja, durch die sprachliche Balance des Widerspruchs wahre Aussagen über das Leben zu treffen.

Luhmann bleibt bei einfachen Beschreibungen und Bezeichnungen; das ist für mich umso überraschender, als er doch (anders als Adorno) die post-strukturalistische Zeichentheorie rezipiert hat. Hat er nicht? Wie kann er dann dabei bleiben, bloß beobachtete Sachverhalte zu benennen? Daß Luhmann weit geblickt und Systeme auch in ihrer Tiefe richtig beschrieben hat - treffender als Habermas zumindest - ändert nichts an der bloß statistischen Oberflächlichkeit; am Ende wollte Luhmann Erkenntnis vielleicht ebenso abschaffen wie Habermas, um Behauptungen geltend zu machen?

Für Adorno war immer wichtig: das "Nichtidentische". Das Einzelne und sein Recht: Adorno paraphrasierend wäre dies die negative Differenz. Der Unterschied von A und B kann nie positiv behauptet werden, sondern nur dadurch, daß man den Unterschied als eigene Größe C setzt. Damit man A als Einzelnes, Solches erkennen kann, benötigt man die Differenz.

Robin, es ist nur ein philosophisches Angebot von Adorno, dieses Einzelne als Nichtidentisches jenseits der Differenz wahrnehmen zu wollen.

Das Lebenswerk dieses Philosophen bestand darin, die gesamte identitär-ontologische Metaphysik, die Grundlage der europäischen Philosophie seit der Antike war, auf die Differenz umzustellen und dennoch - nein, erst recht! - das Differierende als unabhängig Einzelnes gelten zu lassen.

Und was Systeme betrifft, spielt Luhmann Handball, Adorno Schach. Aufgrund der Einsicht ins nichtidentische Einzelne.

Ganz liebe Grüße, Robin,
Thorsten
 
Lange Sätze

lilith schrieb:
Da merke ich dann schon, dass ich lieber wieder aussteige, weil mich das mühsame Nachspüren, was mit so ellenlangen Schachtelsätzen eigentlich gemeint sein könnte, wirklich zornig macht.

Noch dazu wo es ja leicht möglich wäre, auch wirklich überschaubar zu formulieren. Ich gehöre ja nicht unbedingt zu jenen, die des Lesens und auch Verstehens von etwas komplizierteren Texten nicht fähig sind. Aber bei solchen Texten (wie der um den es hier noch immer geht) habe ich den Eindruck, es geht NUR darum, etwas besonders aufzublasen, damit man nicht merkt, was eigentlich damit gesagt wird.
Ja okay, lilith, aber lange verschachtelte Sätze kann ich auch. Es geht doch eher darum, daß Habermas (ist Dir klar, daß der Habermas in den 70er, 80er Jahrender maßgebliche Vordenker der "moderaten", also staatstragenden deutschen Linken war?) dieselben "Linken" unglaublich betrogen hat, daß er die Impulse der Linken neutralisiert hat, und zwar auf eine so geschickte Weise, daß es die Linke nicht bemerkt hat?

Die ökumenisch-demokratische Rechte hatte mit ihm hingegen nie ein Problem.
Im Gegenteil! Der Philosoph des "es ist alles höchst willkommen, wie es ist" war angenehm, für alle. Man konnte sich zu Habermas bekennen, wenn man staatstragend-konservativ war, man konnte sich aber auch als linker Revolutionär zu ihm bekennen, weil endlich einer kam, der Gesellschaftstheorie kritisch durchleuchtete und Regeln formulierte.

Die Rechte war zufrieden, und die Linke konnte links sein, ohne sich die freiheitlichen politischen Zumutungen von Horkheimer/Adorno antun zu müssen. Denn Horkheimer/Adorno zufolge wäre schon vor fünfzig Jahren eine libertäre Gesellschaft auf der Grundlage des Marxschen Kapitalbegriffs fällig gewesen - schön, wenn man in der jetztigen Entwicklung der angeblich "neoliberalen" EU ab und zu einen Hauch davon spürt.

Hoppla, lilith, jetzt bin ich aber wirklich von Hölzchen auf Stöckchen gekommen!
 
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AW: Diskursethik

Hi, mir ist noch was aufgefallen. Das Gefühl, wie teilweise in der Diskussion ja schon rauskam, ist wohl doch wichtiger bestandteil, der zwischenmenschlichen Verständigung. Inzwischen hat die Hirnforschung auch soetwas, wie wahres Mitgefühl entdeckt, was meinen Einwurf von der Ratio als Verbindungsglied der Gefühle entkräftet. Da habe ich mit der Kunst argumentiert, aber spätestens im Gespräch, ist dann nichts mehr "dazwischen" geschaltet.

Ich denke bei einer gefühlsbestimmten Aussage in einem Diskurs ist das verbindende Glied die Erfahrung im allgemeinen. Daher ist kein rationales Erfassen, der Gemeinsamkeiten der Position vom Gegenüber und einem Selbst notwendig. Rational verstanden werden, muss lediglich die Aussage des Gegenübers selbst, insofern wie es Sprache nun mal mit sich bringt.

freundliche Grüße
Jing
 
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