Jing6
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- Registriert
- 22. Mai 2005
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AW: Diskursethik
Hallo Thorsten, hallo Robin, ich sehe das Problem, sich in einer Diskussion im Kreis zu drehen, in der Praxis nicht als so schlimm an, wie es sich in euren Beiträgen anhört. Die Diskussionen in der Politik sind doch eher deswegen verkeilt, weil jeder unbedingt seinen Parteistandpunkt durchbringen will, anstatt, dass bewusst versucht wird, gemeinsam eine Lösung zu finden. Ich möchte das an einem Beispiel erläutern:
A: „Ich finde Gentechnik schlecht“ (1)
B: „Ich finde Gentechnik gut.“ (2)
A: „Es ist aber schlecht wegen den Umweltrisiken.“ (3)
B: „Umweltrisiken sind vorhanden. Sie betragen aber nur 1,78%. Das ist wenig.“ (4)
A: „Dann ist Gentechnik gut.“ (5)
Person A gibt seine Meinung preis. Ab jetzt ist nach Habermas schon zweiseitige Kommunikation möglich, denn Person B hat einen Punkt, an dem sie ansetzen kann. Sie muss nun Rationalität einsetzen, um nun Teile ihre Meinung mit der Aussage von A zu verknüpfen. Das geht, wie man sieht, obwohl diese ganz Gegenteilig ist, also scheinbar noch kein Konsens besteht. B beschränkt sich in (2) aber erstmal darauf seine Meinung gegenüberzustellen, sodass A genau das eben beschriebene tun kann. Auch das herausfinden der These des Gegenübers stellt praktisch in einem Diskurs keine Probleme da. Person A versetzt sich nun mittels ihrer Ratio in Person B und überlegt, was bei B ´s Ansätzen nun noch fehlen könnte und was gleichzeitig die These berührt. B bewilligt in (4) einen gemeinsamen Konsens (es gibt gewisse Risiken) und setzt an diesem Punkt weiter an. Sie ergänzt die Prozentwerte. Das hat wie in (5) deutlich wird nun genau die Einzelpunkte von A berührt. Man sieht also (auch wenn dieser Diskurs jetzt übertrieben vereinfacht ist): ein gemeinsamer Konsens ist keine Gesprächsvoraussetzung.
Ein zweiter Punkt, besonders für Robin: Gefühle sind natürlich prägend für uns Menschen. Der Erbauer des Holocaustdenkmal brauchte aber auch seine Ratio, um seine Gefühle über dieses Ereignis, dem Publikum mitzuteilen. Sonst hätte er sie nicht in ein Kunstwerk stecken können. Hier muss sich ja sogar mit Baustoffen und architektonischen Problemen auseinandergesetzt werden.
Freundliche Grüße
J.
Hallo Thorsten, hallo Robin, ich sehe das Problem, sich in einer Diskussion im Kreis zu drehen, in der Praxis nicht als so schlimm an, wie es sich in euren Beiträgen anhört. Die Diskussionen in der Politik sind doch eher deswegen verkeilt, weil jeder unbedingt seinen Parteistandpunkt durchbringen will, anstatt, dass bewusst versucht wird, gemeinsam eine Lösung zu finden. Ich möchte das an einem Beispiel erläutern:
A: „Ich finde Gentechnik schlecht“ (1)
B: „Ich finde Gentechnik gut.“ (2)
A: „Es ist aber schlecht wegen den Umweltrisiken.“ (3)
B: „Umweltrisiken sind vorhanden. Sie betragen aber nur 1,78%. Das ist wenig.“ (4)
A: „Dann ist Gentechnik gut.“ (5)
Person A gibt seine Meinung preis. Ab jetzt ist nach Habermas schon zweiseitige Kommunikation möglich, denn Person B hat einen Punkt, an dem sie ansetzen kann. Sie muss nun Rationalität einsetzen, um nun Teile ihre Meinung mit der Aussage von A zu verknüpfen. Das geht, wie man sieht, obwohl diese ganz Gegenteilig ist, also scheinbar noch kein Konsens besteht. B beschränkt sich in (2) aber erstmal darauf seine Meinung gegenüberzustellen, sodass A genau das eben beschriebene tun kann. Auch das herausfinden der These des Gegenübers stellt praktisch in einem Diskurs keine Probleme da. Person A versetzt sich nun mittels ihrer Ratio in Person B und überlegt, was bei B ´s Ansätzen nun noch fehlen könnte und was gleichzeitig die These berührt. B bewilligt in (4) einen gemeinsamen Konsens (es gibt gewisse Risiken) und setzt an diesem Punkt weiter an. Sie ergänzt die Prozentwerte. Das hat wie in (5) deutlich wird nun genau die Einzelpunkte von A berührt. Man sieht also (auch wenn dieser Diskurs jetzt übertrieben vereinfacht ist): ein gemeinsamer Konsens ist keine Gesprächsvoraussetzung.
Ein zweiter Punkt, besonders für Robin: Gefühle sind natürlich prägend für uns Menschen. Der Erbauer des Holocaustdenkmal brauchte aber auch seine Ratio, um seine Gefühle über dieses Ereignis, dem Publikum mitzuteilen. Sonst hätte er sie nicht in ein Kunstwerk stecken können. Hier muss sich ja sogar mit Baustoffen und architektonischen Problemen auseinandergesetzt werden.
Freundliche Grüße
J.