Tatsache ist jedenfalls, – auch wenn man menschliche Ethik und Moral und auch diffuse Ängste außer Acht lässt – dass es noch nie auf der Erde ein Lebewesen gab, das so mit den Ressourcen umgegangen ist wie der Mensch. Im Evolutionscode, soweit erkennbar, steckt der Versuch, die auf der Erde vorhandenen Ressourcen für das Bestehen und die Verbreitung des Lebens auf diesem Planeten optimal zu nutzen. Es ist jedoch nicht vorgesehen, dass ein Lebewesen außerhalb seines Organismus chemische Stoffe in der Form verändert, wie sie auf der Erde noch nie existiert haben und schädlich für alle Lebewesen sind.
Tatsächlich ?
Entwickelten sich in der Erdgeschichte nicht schon mal Lebensformen, die durch ihren Stoffwechsel eine höchst toxische Substanz ausschieden ? Ein Abfallprodukt, das bei Kontakt mit anderen Organismen schwerste Schäden und in der Regel zum sofortigen Tod führten ? Noch dazu eine Substanz, die sich über den ganzen Globus verteilt und alles vergiften und töten konnte ? Und dennoch wurde das irdische Leben nicht ausgerottet. Nein, die Biosphäre fand Wege, dieses Gift nicht nur zu beseitigen, sondern sogar es als Ressource zu nutzen und brachte auch Lebensformen hervor, die auf dieses Gift angewiesen sind, ohne es nicht überleben können. Die bösen Weltvergifter von denen ich spreche sind photosynthetische Organismen und das starke Gift ist der elementare Sauerstoff. Die Natur hat also eine Lösung gefunden und Giftproduzenten wie Giftverwerter leben in ewiglicher Harmonie, ja gar Abhängigkeit miteinander. Ewiglich ? ---->
Es ist auch nicht vorgesehen, dass Stoffe, die Jahrmillionen lang in der Erde verborgen waren und sich lebensfeindlich verändert haben, von einem Lebewesen in astronomischen Mengen wieder auf die Erdoberfläche heraufgeholt werden, um sie für lebensfremde und lebensschädliche Zwecke zu nutzen.
Ja, etwas störte das ewige Gleichgewicht zwischen Sauerstoffproduzenten und Sauerstoffverwertern. Im Laufe der Zeit verschwand immer mehr bioverfügbarer Kohlenstoff unwiederbringlich aus der Biosphäre, durch tektonische Ereignisse, Kontinentalverschiebungen und Sedimentationen. Obwohl das Sauerstoffproblem gelöst war, kam es also zum Kohlenstoffproblem - und Kohlenstoff ist ein essentielles chemisches Element für jegliche Lebensform und vor Allem Pflanzen haben schon massive Probleme, ausreichend Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufzunehmen. Bevor also der Kohlenstoff praktisch vollständig verloren gegangen ist bräuchte es doch einen Weg, diesen verlorenen Kohlenstoff doch wieder der Biosphäre zuzuführen. Also den unvorstellbaren Weg, ihn von seinen unzugänglichen, unterirdischen Lagerstätten an die Erdoberfläche zu befördern und der Umwelt zurück zu geben. Aber wie soll die Natur so einen gewagten Plan anstellen ?
Kennst du eine Lösung ?
Vulkaneruptionen waren für die Evolution Ausnahmeereignisse, weil sie mitunter auch solche Stoffe auf die Erdoberfläche hervorbrachten, aber sogar das hat sich am Ende als positiv erwiesen, weil die erkalteten Materialien als Nährstoffe für Lebewesen dienten. Die Materialien, die bei der Erdöl-, Kupfer- oder Goldgewinnung eingesetzt werden, sind auf Dauer lebensfeindlich, nur um einige Beispiele zu nennen.
Es scheint wahrscheinlich, dass das irdische Leben im Umfeld von Black Smokers entstand. Unter Umständen, die für fast alle Lebensformen instantan tödlich wären.
Und wie schon gesagt, du verwechselst "für Menschen giftig" oder "für viele Organismen giftig" mit generell "lebensfeindlich". Selbst radioaktive Strahlung, die einzelne Organismen in der Regel schädigt, hatte ihren Beitrag bei der Entwicklung des irdischen Lebens.
Es ist erst recht nicht vorgesehen, dass radioaktive Stoffe so stark von einem Lebewesen konzentriert werden, dass damit Kernspaltung möglich ist und dabei neue Elemente auf der Erde entstehen, die über hunderttausende von Jahren hochradioaktiv und somit lebenszerstörend bleiben.
Ionisierende Strahlung ist auf der Erde nichts Neues und das Leben hat seine Wege gefunden, damit in gewissen Maße umzugehen. Hast du eine Vorstellung davon, wie viel solcher Strahlung nötig wäre, um die Erde zu sterilisieren ? Radioaktive Strahlung ist wie Sauerstoff lebenszerstörend. Aber dennoch bringen gerade solche Einflüsse manche Lebensformen weiter. Und schließlich schreibst du ja nicht "für Menschen schädlich" oder "für Säuretiere schädlich", sondern insgesamt "lebenszerstörend". Das musst du schon begründen.
Zusätzlich: was meinst du mit "vorgesehen" ? Von wem und zu welchem Zweck vorgesehen ?
Dieses Lebewesen generiert sogar Bedürfnisse, die es vorher nicht gab, um virtuelle Werte zu kreieren, die nichts mit der Natur zu tun haben. Die Rede ist vom Geld, das ursprünglich als Gegenwert für vorhandene Ressourcen diente und sich heute verselbständigt hat und nur noch für sich steht und sich zum Selbstzweck verwandelt hat, denn für dessen grenzenlose Anhäufung wird dieses sinnlose und lebenszerstörerische Vorgehen gerechtfertigt.
Tja, dieses Lebewesen hat auch offensichtlich als Einziges eine bewusste Lebensplanung. Instinktiv sammeln auch andere Lebewesen mehr an als sie letztendlich brauchen, und auch Hauskatzen jagen, quälen und töten Mäuse, auch wenn sie zu Hause mehr aus ausreichend Futter bekommen. Also sind neben dem Menschen zumindest auch Hauskatzen lebenszerstörend, oder ?
Dieses Lebewesen agiert erst seit kurzer Zeit so exzessiv auf der Erde. Bezogen auf die Geschichte des Lebens ist es ein Wimpernschlag. Das Leben auf der Erde war schon immer Herausforderungen ausgesetzt, aber globale Veränderungen, soweit sie nicht von einem Meteoriteneinschlag oder von einer außergewöhnlich starken Vulkaneruption verursacht waren, vollzogen sich in sehr langen Zeiträumen. Die Veränderungen, die ich oben erwähnt habe, vollziehen sich erst innerhalb der letztem Jahrzehnte oder meinetwegen Jahrhunderte. Das ist eine zu kurze Zeit, damit sich das Leben auf diese Veränderungen einstellt. Die Frage ist daher nicht ob, sondern welche Spezies die Folgen dieses exzessiven Treibens zu büßen haben werden.
Zweifelsohne sind die Veränderungen aus menschlicher Sicht dramatisch. Aber, wie hat sich das Leben für den Großteil der irdischen Spezies verändert ?
Klar, dem Umweltschützer kommen da Einzelbeispiele wie Löwen, Affen und Fische in den Sinn, deren Lebensräume immer weiter zurückgedrängt werden, und die vom Aussterben bedroht sind.
Aber, wie viele Lebensformen profitieren vom zivilisatorisch ausgestoßenen Kohlenstoff und wie viele Lebensformen von der globalen Erwärmung ?
Wenn du also mal von der menschlich-egozentrischen Sicht ablässt - ist das menschliche Treiben für "das irdische Leben" tatsächlich schädlich ?
Und jetzt kommt doch die menschliche Moral ins Spiel: gerecht wäre es, wenn die verursachende Spezies mit dabei wäre.
Die Natur kümmert sich nicht um menschliche Moral - und außerdem, wie verträgt sich deine menschliche Moral mit Sippenhaftung ?