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Die Widerlegung von Benjamin Libet

Ich kann nicht sehen, das dies eine unlösbare Aufgabe sein sollte...
Hat auch niemand behauptet. Ganz im Gegenteil, dazu braucht es keinerlei Mühe. Da eine Definition an sich weder richtig noch falsch ist, sondern eben eine Bestimmung, kann das jeder überall machen und liegt nie daneben. Der Punkt ist, ob eine Definition nachvollziehbar und sachdienlich ist. Meine Anekdote sollte zeigen, dass man die Zeit, in der man interessante Themen besprechen könnte damit verschwenden kann, sich unnötig lange mit "überflüssigen Vorbereitungen" zu befassen.
Für dich mögen die "überflüssigen Vorbereitungen" nicht überflüssig sein, deine Entscheidung.
Nur, wer tut sich das mit dir dann noch an?
Nun, ich meinerseits lasse es mir eben nicht nehmen, nutz- und ergebnisfreie Wackelpudding-Diskurse als solche zu benennen, wenn dergleichen mit dem Etikett "Philosophie" versehen werden. So was schädigt deren Ruf immer wieder ganz erheblich!

Und der Fall des "freien Willens" ist insofern von besonderer Bedeutung, als diese Unsinns-Begrifflichkeit nicht nur in vielen Religionen als Zauberpulver für allerlei Schwachsinn bis hin zur Menschenverachtung benützt wird. Darüber hinaus werden darauf auch ganz allgemein viele, oft ziemlich konkrete ethische Urteile gegründet. Da sollte man meiner Meinung nach schon mal so präzise wie möglich werden.
 
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Das ist ganz ähnlich zur - auch von Neurowissenschaftlern - oft geäusserten Behauptung "Liebe ist nichts als Chemie" oder andere "Nichts-alse". Das stimmt in gewisser Hinsicht, wenn auf eine atomaren Betrachtung gewechselt wird findet sich keine Liebe.
Um noch mal zu präzisieren: Sind die Vorgänge im Menschen und ganz besonders in dessen Kopf vollständig natürliche Vorgänge und laufen nach keinen anderen Gesetzmäßigkeiten ab als alle anderen natürlichen Vorgänge auch?
 
...wenn auf eine atomaren Betrachtung gewechselt wird findet sich keine Liebe. Es gibt keine Liebesatome. Genausowenig findet sich auf dem atomaren Level ein Wille oder eine Freiheit von Akteuren. Das Problem ist aber nicht, dass sich das Phänomen dort nicht findet, sondern das Problem ist es dort überhaupt zu erwarten. Es wird an der falschen Stelle nach dem Phänomen gesucht wo es gar nicht auftaucht.
Ich wüsste auch nicht, wer so was macht: Kein vernünftiger Mensch wird sich darüber wundern, dass eine einzige der Millionen Metallnieten, mit denen der Eiffel-Turm zusammengeheftet wurde, für sich allein betrachtet so gar nicht aussieht wie der Eiffel-Turm. Es käme allerdings auch kein vernünftiger Mensch auf den Gedanken zu bestreiten, dass es eben vor allem jene Metallnieten samt ihrer ganz konkreten Materialbeschaffenheit sind, die den Eiffel-Turm bis heute zusammenhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Libet würden Neurowissenschaftler auch gegen den Wille argumenteiren. Wer die Gesetzmässigkeit der Welt als Zwang gegen unsere eigene Entscheidungen sieht, der argumentiert auch gegen den Willen. Ob das "frei" sprachlich viel hinzubringt, mag diskutiert und vielleicht auch im Rahmen von Diskussionen gelöst werden. Sprache ist nunmal nicht so präzise und manchmal wirken solche Begriffe wie "frei" einfach zu Verstärkung des Substantives das danach kommt. Das mag hier möglicherweise auch der Fall sein.

In den bereits erwähnten Wikipedia-Einlassungen wurde ja - diesmal zutreffenderweise - festgestellt:
Das Wort „Wille“ ist in der Sprachwissenschaft ein Abstraktum, weil es etwas Nichtgegenständliches bezeichnet, was seine lexikalische Verarbeitung erschwert.
Oder, etwas allgemeiner formuliert: Nicht jedes Verb oder Adjektiv, dass sich rein sprachlich substantivieren lässt, wird auf diese Weise in eine real existierende Entität verwandelt.

Also z.B.:

wollen ---> WILLE
lieben ---> LIEBE
hassen ---> HASS
schön ---> SCHÖNHEIT

usw.
 
Nun, ich meinerseits lasse es mir eben nicht nehmen, nutz- und ergebnisfreie Wackelpudding-Diskurse als solche zu benennen, wenn dergleichen mit dem Etikett "Philosophie" versehen werden. So was schädigt deren Ruf immer wieder ganz erheblich!
FÜR DICH nutz- und ergebnisfrei, womöglich. Ist eben nicht jeder fähig, einer Konversation zu folgen. Einen subjektiven Eindruck als objektive Tatsache zu benennen schadet letztendlich dem Ruf des Falschbenenners.
Und der Fall des "freien Willens" ist insofern von besonderer Bedeutung, als diese Unsinns-Begrifflichkeit nicht nur in vielen Religionen als Zauberpulver für allerlei Schwachsinn bis hin zur Menschenverachtung benützt wird. Darüber hinaus werden darauf auch ganz allgemein viele, oft ziemlich konkrete ethische Urteile gegründet. Da sollte man meiner Meinung nach schon mal so präzise wie möglich werden.
Du kannst dich ja, anstatt bloß zu meckern zeigen, wie man es besser macht.
Oder vielleicht doch nicht?
 
In den bereits erwähnten Wikipedia-Einlassungen wurde ja - diesmal zutreffenderweise - festgestellt:

Oder, etwas allgemeiner formuliert: Nicht jedes Verb oder Adjektiv, dass sich rein sprachlich substantivieren lässt, wird auf diese Weise in eine real existierende Entität verwandelt.

Also z.B.:

wollen ---> WILLE
lieben ---> LIEBE
hassen ---> HASS
schön ---> SCHÖNHEIT

usw.
Ja, manche Entitäten existieren virtuell. Macht ihre Begrifflichkeit dadurch nicht zur inhaltsleeren Worthülse.
Auch der "Mensch" ist offensichtlich mehr als die Summe seiner Atome, weswegen "Mensch" und
"menschlicher Körper" nicht ident sind. Ist jetzt "Mensch" auch nur eine leere Worthülse?
Und selbst "menschlicher Körper" ist auch nur das, was wir darunter Verstehen. Die Begrifflichkeit umfasst
also letztendlich ein Verständnis, das wieder virtuell ist. Trifft eigentlich auf alle Begrifflichkeiten zu, aber
alle Begrifflichkeiten als leere Worthülsen aufzufassen, bringt wen wie weiter?

Dein Zugang erscheint mir wie eine Suche nach dem Kern eines Menschens durch aufschneiden und
durchsuchen des Körpers, bei dem der einzige "Erfolg" der Tod jenes Menschens ist - und darauf die
Diagnose gestellt wird, dass "Mensch" eine leere Worthülse sei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um noch mal zu präzisieren: Sind die Vorgänge im Menschen und ganz besonders in dessen Kopf vollständig natürliche Vorgänge und laufen nach keinen anderen Gesetzmäßigkeiten ab als alle anderen natürlichen Vorgänge auch?
Es gibt keinerlei Hinweis auf etwas anderes. Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Zeit zeigen vielmehr sogar, dass eine Vielzahl - wenn nicht alle - postulierten Lücken im Kausalnexus letztlich in den Rahmen der naturwissenschaftlichen Gesetzmässigkeiten eingeordnet werden konnten. Ich sehe noch nichtmal wirklich, wie etwas Übernatürliches überhaupt mit der natürlichen Welt interagieren sollte oder nachgewiesen werden könnte, ohne dadurch selbst Teil der natürlichen Welt zu werden...
 
Ich wüsste auch nicht, wer so was macht: Kein vernünftiger Mensch wird sich darüber wundern, dass eine einzige der Millionen Metallnieten, mit denen der Eiffel-Turm zusammengeheftet wurde, für sich allein betrachtet so gar nicht aussieht wie der Eiffel-Turm. Es käme allerdings auch kein vernünftiger Mensch auf den Gedanken zu bestreiten, dass es eben vor allem jene Metallnieten samt ihrer ganz konkreten Materialbeschaffenheit sind, die den Eiffel-Turm bis heute zusammenhalten.
Das Beispiel des Eiffelturms ist m.E. nicht besonders treffend. Bei Bauwerken kann durchaus noch eher behauptet werden, sie wären nicht mehr als die Summe ihrer Teile. Bei komplexen Phänomenen, wie der Liebe, dem Bewusstsein, dem freien Willen oder im technischen auch der Software oder KI, kann das keineswegs behauptet werden. Hier gibt es eben Phänomene, die auf der falschen Ebene gesucht, nicht zu finden sind. Raus kommt dann nach ergebnisloser Suche auf der falschen Ebene meistens "nichts-alse", also bei Precht das "Liebe ist nichts als Chemie" oder bei den Neurowissenschaftler das "Entscheidungen sind nichts als Neuronengewitter". Das "nichts als" verweist dabei auf irgendeine übernatürliche Entität, die im Denken dieser Leute noch verhaftet ist und die sie als ideologischen Ballast mit sich schleppen. Und nur weil sie feststellen, dass diese übernatürliche Entität nicht existiert, werfen sie diese gleich zusammen mit dem tatsächlichen Phänomen in die Mülltonne...
 
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