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Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Ein vager Vorschlag zur Behebung dieser emotionellen Misere: Ehen sollten nur aus Liebe zur Person geschlossen werden und Kinder nur gezeugt werden, wenn man sich sicher ist, dass man sie auch zu lebenstüchtigen und sozialen Menschen erziehen kann.

Liebe Grüße

Zeili
Aus den vielen lesenswerten Beiträgen dieses wichtigen Threads - ich wußte übrigens gar nicht, daß wieder bewertet werden kann, ich dachte, auch dies System sei abgeschafft - greife ich diese Sätze heraus, um daran etwas zu zeigen, nämlich was die staatlich gefaßte Gesellschaft leisten kann und was nicht.
Lieber Zeili, ich denke, die allermeisten Menschen heiraten heute mindestens im Glauben, sie liebten einander. Doch selbst wenn wir eine tiefgehende Liebe annehmen wollen, dann gilt: Nichts ist so labil wie Gefühle. Wie leicht wechseln sie, wie rasch verblüht die Liebeszuneigung. Und auf dem instabilsten Fundament, dem eines womöglich noch durch den Rausch der Sexualität und des Verliebtseins umnebelten Gefühls soll eine dauerhafte Bindung aufgebaut werden? Das kann in vielen Fällen einfach nicht gelingen.
Man soll also nur Kinder zeugen, wenn man sicher ist, sie zu lebenstüchtigen Menschen erziehen zu können? - Wenn dies die unabdingbare Voraussetzung sein soll, lieber Zeile, dann dürften ab sofort keine Kinder mehr gezeugt werden, denn sicher kann man sich nie sein. Kinder in die Welt zu setzen, ist immer ein Rissiko für Eltern und Kinder.
Ich stimme den meisten Äußerungen zur Erziehung hier zu und wenn diese als konservativ diffamiert werden sollten, dann bin ich erzkonservativ. Das Modell einer antiautoritären Erziehung ist auf eine geradezu katastrophale Weise gescheitert. Kinder brauchen Orienierung, Leitung. Nur wer gehorchen gelernt hat, vermag einmal sinnvoll zu befehlen. Die sog. Sekundärtugenden der Höflichkeit, des Anstands, der Loyalität sind auch solche des Inhalts, nämlich Respekt und Achtung vor dem anderen. Der fehlende Respekt der Jugend vor den Alten, den Binchen zurecht einklagt, ist nur ein Unterfall der allgemeinen Verwahrlosung der Umgangsformen.
Der Staat kann Normen setzen, er kann und muß Verstöße dagegen u.U. auch hart bestafen. Gerade Jugendliche müssen lernen, daß schwere Normverstöße nicht verzeihend toleriert werden, sondern von der Gesellschaft
geahndet werden. Das abschreckendste Beispiel sah ich mal in einer TV: Ein jugendlicher Mörder wurde in einem Kreis junger Menschen interviewt. Der Moderator sagte: "Niemand will Dich hier ausgrenzen". Korrekt hätte es heißen müssen: Du hast Dich leider ausgegrenzt, bist ausgetreten aus dem Kreis zivilisierter Menschen. Ehe Du von uns wieder aufgenommen werden kannst, mußt Du eisehen und lernen, daß Mord kein Mittel im Umgang mit Menschen sein kann.
Aber was der Staat nicht kann ist: Erziehung zum Gutmenschentum. Das müssen die direkten Erzieher - Eltern, Lehrer, Großeltern - und die heimlichen Miterzieher, zu denen auch die Medien gehören, schon selbst besorgen.
Der Anteil der straffälligen Immigrnatenkinder ist ja gerade deshalb dreimal so hoch wie bei der autochthonen Bevölkerung, weil es an Erziehung, die vor allem Vorbild und Zuwendung sein muß, fehlt.
Ziesemann
 
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AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Durch eure Beiträge gewinne ich den Eindruck, dass es eine große Diskrepanz gibt zwischen den Erwartungen, die wir unseren Kindern vermitteln, und der Realität, die sie dann erleben.

Unsere Kinder lernen von uns, dass wir in einer freien Gesellschaft leben, wo jeder alle Chancen hat, seine Talente zu entfalten, seine Berufswünsche zu verwirklichen und seine Meinung frei zu äußern. Wer die finanziellen Mittel hat, bringt seinen Kindern auch noch bei, dass sie sich alle materiellen Wünsche erfüllen können.

Im österreichischen Schulunterrichtsgesetz steht, die Schule ist dazu da, den Kindern das Schöne, das Gute und das Wahre zu vermitteln. Abgesehen davon, dass es interessant wäre, zu hinterfragen, was damit gemeint ist, gaukelt es vor, auf die Persönlichkeitsentwicklung Wert zu legen.
Die Praxis zeigt allerdings, dass die Schule ein Instrument der Wirtschaft ist. Kinder sollen zu „sozialen Wesen“ erzogen werden. Sozial im Sinne von „unterordnen, gehorchen, kuschen und funktionieren“.

Bei der wachsenden Frustration spielt es eine große Rolle, immer wieder erleben zu müssen, dass man als Individuum nicht wahrgenommen wird. Jede Regung, die aus der „Masse“ herausragt, wird niedergebügelt und getadelt.

Das ist die große Lüge unseres Bildungssystems. Damit ziehen wir eine Gesellschaft heran, die keinem über den Weg traut, die sich ein Ersatzleben schafft um überhaupt existieren zu können und die auf diese verlogene „So tun als ob“- Gesellschaft pfeift.

Das alles ist die logische Konsequenz des Systems, in dem die Kinder aufwachsen. Einen Halt suchen sie, aber alles was sie kriegen, sind mickrige Strohhalme, die bei der kleinsten Belastung abbrechen. Der einzige Wert, den unsere Gesellschaft kennt, ist der Erfolg, der materielle Erfolg. Daran wird alles gemessen. Wer es nicht schafft, sich selbst aller Ecken und Kanten zu entledigen, der hat eben Pech gehabt.

@ Ziesemann, deine Ansicht, dass Gehorsam ein wichtiges Erziehungsmittel ist, kann ich nicht teilen. Auch Kinder können selbst denken. Einsicht in so manche Notwendigkeit können auch sie aufbringen. Es liegt an den Erziehern, die nötigen Erklärungen so zu geben, dass Kinder einsichtig sein können.

Befehle geben und Gehorsam verlangen sehe ich als Dressurmethoden an, die die menschlichen Entwicklungsmöglichkeiten falsch einschätzen. Die sozialen Spielregeln einer Gemeinschaft lernt ein Kind durch Interaktion.
(Dass vielleicht in der Gesellschaft, der du angehörst, Befehlen und Gehorchen zu den Spielregeln gehört, habe ich bei meiner Methode nicht mitberücksichtigt.)
 
AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

@ Ziesemann, deine Ansicht, dass Gehorsam ein wichtiges Erziehungsmittel ist, kann ich nicht teilen. Auch Kinder können selbst denken. Einsicht in so manche Notwendigkeit können auch sie aufbringen. Es liegt an den Erziehern, die nötigen Erklärungen so zu geben, dass Kinder einsichtig sein können.

Befehle geben und Gehorsam verlangen sehe ich als Dressurmethoden an, die die menschlichen Entwicklungsmöglichkeiten falsch einschätzen. Die sozialen Spielregeln einer Gemeinschaft lernt ein Kind durch Interaktion.
(Dass vielleicht in der Gesellschaft, der du angehörst, Befehlen und Gehorchen zu den Spielregeln gehört, habe ich bei meiner Methode nicht mitberücksichtigt.)
Lilith, ich denke, es liegt nur scheinbar eine Meinungsverschiedenheit vor, vielleicht liegt es an den Reizworten "Befehl" und "Gehorsam". Daß man jedem Kind eine Weisung - gefällt Dir der Ausdruck besser? - altersgemäß erklärt, warum diese notwendig ist, ist klar. Wenn ich meiner Enkelin strikt aufgebe: Gehe niemals bei Rot über die Straße, gehe nie mit unbekannten Männern fort" , dann begründe ich das zwar; aber andererseits erwarte ich, daß das Kind sich nach diesem Gebot richtet.
Nur nebenbei: Aus dem Paradies wurden die Menschen vertrieben, weil sie ungehorsam waren. Es gibt einen Kadavergehorsam, der ist freilich Dressur; aber Ein- und Unterordnung sind notwendige Disziplinierungsmaßnahmen in jeder Zivilgesellschaft. Keine Firma, keine Behörde könnte ohne diese auskommen - ergo muß es gelernt werden. Die Crux straffälliger Jugendlicher liegt doch gerade darin, daß sie keine Autorität über sich anerkennen, die des Amtes schon gar nicht. Original aus einer gewalttätigen Jugendgruppe: "Wenn Ihr Bullen uns in Ruhe laßt, tun wir Euch nichts". - Mit solchen Sätzen stellen sie sich außer- und überhalb des Gesetzes. Würdest Du den Gesetzesgehorsam - aus Einsicht in das Notwendige - auch für Dressur halten?
Grüß Dich - Ziesemann
 
AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Fehler sind demnach nicht Hinweise darauf, dass noch etwas dazugelernt werden soll, sondern sind Anlass, jemanden als unbrauchbar auszusortieren. Das beginnt schon in der Grundschule und prägt die Grundhaltung für das ganze Leben.

Diesen Umstand halte ich als Darwinist auch für begrüssenswert. Es kommen Menschen zu einer Existenz, welche für die Allgemeinheit unbrauchbar sind. Fraglich ist, wie eine Gemeinschaft mit diesem Umstand umgehen möchte - Euthanasie ist ein Extrem - Grundsicherung ein anderes.

Umbrauchbarkeit ist weiters auch nicht immer eine Frage von Erlerntem/Erlernbaren sondern setzt sich auch aus vielen unveränderbaren Komponenten zusammen. Die Aufgabe unseres Bildungssystems ist auch unter anderem, hier die Spreu vom Weizen zu trennen.
 
AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Diesen Umstand halte ich als Darwinist auch für begrüssenswert. Es kommen Menschen zu einer Existenz, welche für die Allgemeinheit unbrauchbar sind. Fraglich ist, wie eine Gemeinschaft mit diesem Umstand umgehen möchte - Euthanasie ist ein Extrem - Grundsicherung ein anderes.

Umbrauchbarkeit ist weiters auch nicht immer eine Frage von Erlerntem/Erlernbaren sondern setzt sich auch aus vielen unveränderbaren Komponenten zusammen. Die Aufgabe unseres Bildungssystems ist auch unter anderem, hier die Spreu vom Weizen zu trennen.

Du hältst es für begrüßenswert, dass Menschen, als unbrauchbar aussortiert werden, quasi als Müll der Gesellschaft weggeworfen werden?
Und bist du vielleicht auch in der Lage zu beurteilen, welche Menschen unbrauchbar sind?

Oder hab ich da etwas falsch verstanden? :haare:

:confused:
lilith
 
AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Wenn du mit 'wegwerfen' Euthanasie meinst, hast du mich falsch verstanden.
 
AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Du hältst es für begrüßenswert, dass Menschen, als unbrauchbar aussortiert werden, quasi als Müll der Gesellschaft weggeworfen werden?
Und bist du vielleicht auch in der Lage zu beurteilen, welche Menschen unbrauchbar sind?

Oder hab ich da etwas falsch verstanden? :haare:

:confused:
lilith

Wenn du mit 'wegwerfen' Euthanasie meinst, hast du mich falsch verstanden.

Nein, das habe ich keineswegs gemeint. Außerdem erscheint mir der Begriff "Euthanasie" hier fehl am Platz.

Das Aussortieren als unbrauchbarer Müll heißt ja meistens nicht, dass jemand umgebracht wird.
Meine Frage, ob du das beurteilen kannst (bzw. wer sich erlaubt, das zu beurteilen), welche Menschen für "die Allgemeinheit" (wer immer das ist) unbrauchbar sind, hast du noch nicht beantwortet.

Grüße
lilith
 
AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Jeder beurteils ständig andere Menschen. Die Summe dieser Beurteilungen macht den Erfolg eines Menschen aus. Fällt die Summe dieser Beurteilungen (und das geschieht nunmal bereits im Kindesalter) negativ aus, tut die Gesellschaft gut daran, zu hinterfragen ob Investition in diesen Menschen lohnend ist.

Würdest du als Unternehmer einen Menschen nicht entlassen wenn sich seine Unbrauchbarkeit für das Unternehmen herausstellt? Genauso verhält es sich im Grunde mit der Gesellschaft selbst - auch wenn hier jeder Mensch exorbitant mehr Chancen bekommt.
 
AW: Die Lücken in unserer Gesellschaft: Vom Umgang mit Fehlern

Jeder beurteils ständig andere Menschen. Die Summe dieser Beurteilungen macht den Erfolg eines Menschen aus. Fällt die Summe dieser Beurteilungen (und das geschieht nunmal bereits im Kindesalter) negativ aus, tut die Gesellschaft gut daran, zu hinterfragen ob Investition in diesen Menschen lohnend ist.

Würdest du als Unternehmer einen Menschen nicht entlassen wenn sich seine Unbrauchbarkeit für das Unternehmen herausstellt? Genauso verhält es sich im Grunde mit der Gesellschaft selbst - auch wenn hier jeder Mensch exorbitant mehr Chancen bekommt.

Wer ist in der Gesellschaft der "Unternehmer", der investiert oder hinauswirft?
Wie entsteht die Summe der Beurteilungen? Nach welchen Kriterien wird bewertet?
Wirft sich der Aussortierte dann freiwillig weg?
 
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Die Lücken in unserer Gesellschaft

Diesen Umstand halte ich als Darwinist auch für begrüssenswert. Es kommen Menschen zu einer Existenz, welche für die Allgemeinheit unbrauchbar sind. Fraglich ist, wie eine Gemeinschaft mit diesem Umstand umgehen möchte - Euthanasie ist ein Extrem - Grundsicherung ein anderes.

Umbrauchbarkeit ist weiters auch nicht immer eine Frage von Erlerntem/Erlernbaren sondern setzt sich auch aus vielen unveränderbaren Komponenten zusammen. Die Aufgabe unseres Bildungssystems ist auch unter anderem, hier die Spreu vom Weizen zu trennen.

ja, fraglich ist, wie die gemeinschaft mit dem umstand umgeht, dass es verschiedene arten von menschen gibt:
  • solche, die sich gut anpassen können und
  • solche, die gerne in konkurrenz zu anderen treten und ganz oben stehen wollen
  • und solche, die weder das eine noch das andere können oder wollen.

die große frage ist: wie will unsere gesellschaft damit umgehen???

hitler hatte darauf eine antwort. diese wird es in der heutigen zeit doch wohl nicht sein! :haare: - oder?

ziesemann hat darauf auch eine antwort....vieles davon kann ich nachvollziehen und auch etwas abgewinnen.
z.b.:
Ziesemann schrieb:
Der Anteil der straffälligen Immigrnatenkinder ist ja gerade deshalb dreimal so hoch wie bei der autochthonen Bevölkerung, weil es an Erziehung, die vor allem Vorbild und Zuwendung sein muß, fehlt.
und zur ausgrenzung aufgrund einer schweren fehltat:
Korrekt hätte es heißen müssen: Du hast Dich leider ausgegrenzt, bist ausgetreten aus dem Kreis zivilisierter Menschen. Ehe Du von uns wieder aufgenommen werden kannst, mußt Du einsehen und lernen, daß Mord kein Mittel im Umgang mit Menschen sein kann.
und
Aber was der Staat nicht kann ist: Erziehung zum Gutmenschentum. Das müssen die direkten Erzieher - Eltern, Lehrer, Großeltern - und die heimlichen Miterzieher, zu denen auch die Medien gehören, schon selbst besorgen.

und auch sunnyboy hat etwas sehr wichtiges dazu gesagt:
Sunnyboy schrieb:
Wir brauchen Motivation statt Resignation. Wir müssen wieder lernen, nach einem Misserfolg "Jetzt erst recht!" stat "Na gut, dann eben nicht." zu sagen.

Wir müssen uns trauen denen, die uns kleinhalten wollen und uns erzählen, was wir alles nicht können, und damit auch unserem inneren Schweinehund, den Mittelfinger zu zeigen und zu sagen: "Sagt doch was du willst, ich gehe meinen Weg, denn ich bin einzigartig und bin ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft." Auch wenn uns die Gesellschaft beigebracht hat, dass Mittelfinger zeigen unhöflich ist.
ebenso wie psbvbn und binchen, die ebenso erkannt haben, wo mangel herrscht.

könnte es sein, dass die antwort darauf VIELFALT heißt?
dass es sich vielmehr um viele ANTWORTEN handelt....so viele wie individuen hier sind?

ist es denn nicht so, dass unsere "gemeinschaft" aus uns individuen besteht.
aus uns allen, die wir die gemeinschaft erst bilden?

somit hat dann ja ein jeder und eine jede hier das recht ihre/seine meinung darzulegen und auch gehört zu werden.
und wenn auch nur einer oder eine einen mangel erkennt, so wäre es wünschenswert, dass darauf einggangen wird. von wem? - na von uns allen!

denn die sogenannten "lücken" sind ja schließlich zwischen uns einzelnen!
 
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