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Die Folgen der Kurzsichtigkeit

Es gibt, insbesondere im Zusammenhang mit der Ernährung, immer diese Aussage: "Dies und das ist die natürliche Ernährung der Menschen" - und alle nicken ganz brav mit dem Köpfchen, weil vor allem zwei Begriffe auftauchen: "Natürlich" und "Mensch".
Dabei stellt überhaupt niemand in Frage oder definiert auch nur, was diese Begriffe eigentlich bedeuten sollen.
Was ist denn "natürlich"?
Definiert man "natürlich" so, wie die Tiere leben, dann ist am Menschen so ziemlich überhaupt nichts natürlich: Er gart Nahrung, seit mehr als 1 Mio. Jahre. Er benutzt Kleidung, er baut Häuser, er beheizt sie - um nur die einfachsten Dinge zu nennen, die er bereits in den 90% seiner Entwicklungsgeschichte getan hat, sogar schon als Jäger & Sammler.

Was ist ein "Mensch" - der Homo Sapiens ganz bestimmt, nach neuerer Forschung seit ca. 300.000 Jahren. Aber war der Neandertaler - unser "Cousin" - auch ein "Mensch"? Der Homo Erectus? Der Australopithecus?
Wo hört das Tier auf und wo beginnt der Mensch?
Die Übergänge sind fließend, aber eines kann man sagen: Der Mensch beginnt da, wo Feuer und Waffen anfangen.

Nunja, auch manche Tiere benutzen Waffen. Und auch manche Tiere lassen ihre Nahrung gerne reifen, bevor sie sie verzehren - und auch Haustiere verschmähen gegarte Nahrung nicht. Ja, der Mensch kann nach Belieben selbst Feuer machen.
Aber man könnte auch einen Affen darauf dressieren, ein feuerzeug zu benutzen. Wäre er dann ein Mensch ? Andererseits, wie viele Menschen könnten heutzutage selbst noch ohne Feuerzeug oder Streichhölzer ein Feuer machen ?
Sind sie dadurch wieder "natürlicher" geworden ?

Und spätestens da ist überhaupt nichts mehr "natürlich", denn der Mensch hat sich von jeher seiner Natur entzogen und seine eigene Umwelt geschaffen.

Das machen Tiere auch, die sich ihre Bauten machen. Selbst Ameisen schaffen das, und installieren sich sogar eine ausgetüftelte Klimatisierung, und einige Arten betreiben sogar Landwirtschaft.

Der Mensch ist Kultur, nicht Natur, von Anfang an.

Warum ist Kultur nicht ein Teil der Natur ? Wenn sich ein Mensch durch Kultur definiert, wäre Kultur doch ein Teil der menschlichen Natur, und somit eben ein Teil der Natur.
Außer, man definiert den Menschen nicht als Teil der Natur. Kann man machen, nur fällt es dann schwer, diese Definition plausibel zu begründen.

Und wo unsere Vorfahren dies nicht getan haben, weil sie umherziehende Früchtefresser waren - da waren sie aber auch keine Menschen.

Da klingt, als ob der Mensch sich deswegen von der Natur entfernt hat, weil er seine Umgebung nach seinen Bedürfnissen gestaltet.
Das ist aber wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal den Menschen, da viele Tiere und sogar Pflanzen dies ebenfalls tun, und man wohl kaum behaupten will, Pflanzen und Tiere wären kein Teil der Natur.
 
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Vor einiger Zeit las ich ein Buch eines renommierten englischen Evolutionsbiologen.
Nach dessen Meinung unterscheidet sich der Mensch von (fast) allen Tieren durch eine Eigenschaft, die er Eusozialität nennt. Eusozialität bedeutet im Wesentlichen, dass der Mensch gemeinsam jagt und sammelt und die gesammelte und erbeutete Nahrung teilt.
Die einzigen Spezies, die auch ein System der Eusozialität entwickelt haben, sind staatenbildende Insekten (Ameisen, Bienen u.a.). Die Eusozialität staatenbildender Insekten unterscheidet sich aber in einigen Aspekten von der des Menschen, schon allein deshalb, weil ihre genetische Reproduktion auf eine einzige Königin beschränkt ist.

Es gibt einige wenige Spezies, die sozial in Rudeln leben und jagen (Wolf, Löwe), sie teilen aber die Nahrung nicht. Rangniedere Tiere müssen sich mit dem begnügen, was ranghöhere Tiere übrig lassen.
Die Eusozialität des Menschen ist damit einzigartig. Auch andere Primaten leben in Gruppen, teilen aber i.A. keine Nahrung.

Nunja, auch manche Tiere benutzen Waffen. Und auch manche Tiere lassen ihre Nahrung gerne reifen, bevor sie sie verzehren - und auch Haustiere verschmähen gegarte Nahrung nicht. Ja, der Mensch kann nach Belieben selbst Feuer machen.

Es kommt (selten) vor, das Tiere Werkzeuge wie ein Stöckchen o.ä. verwenden. Sie fertigen aber keine Werkzeuge an.

Tiere verschmähen gegarte Nahrung nicht, aber sie garen sie nicht.
Das Garen von Nahrung ist eine Tätigkeit, die der Homo Sapiens von Anfang seines Auftretes an tat. Er übernahm es bereits von seinen Vorfahren, als die Hominiden, die Jagd, Feuer und das Garen von Nahrungen als erste konsequent betrieben, gelten Homo Erectus und Homo Rudolfensis. Wann genau Hominiden damit anfingen, das lässt sich heute nicht mehr genau sagen.
Nach der Meinung des amerikanischen Anthropologen Richard Wrangham liegt der Zeitraum, an dem Hominiden anfingen, Nahrung zu garen 1,2 - 1,5 Mio. Jahre zurück. Indizien dafür lassen sich indirekt aus den anatomischen Veränderungen ableiten, die mit Hominiden seitdem passierten.
Gegarte Nahrung hat mindestens den doppelten Energiegehalt wie rohe Nahrung. Der Grund dafür ist, dass sie besser verdaulich ist und daher die in ihr enthaltenen Nährstoffe besser ausgewertet werden können. Der Mensch kann auch rohe Nahrung essen, muss das aber nicht.
Der Mensch ist als Spezies auf gegarte Nahrung angewiesen. Er hat sich in seiner Entwicklungsgeschichte so weit an gegarte Nahrung angepasst, das er ohne sie nicht existieren kann (1).

Aber man könnte auch einen Affen darauf dressieren, ein feuerzeug zu benutzen. Wäre er dann ein Mensch ? Andererseits, wie viele Menschen könnten heutzutage selbst noch ohne Feuerzeug oder Streichhölzer ein Feuer machen ?
Sind sie dadurch wieder "natürlicher" geworden ?

Natürlich kann man Affen darauf dressieren und man hat das auch schon gemacht. Dressieren kann man auch einen Löwen, durch einen brennenden Reifen zu springen. Von selbst entwickeln sie ein solches Verhalten aber nicht.


Das machen Tiere auch, die sich ihre Bauten machen. Selbst Ameisen schaffen das, und installieren sich sogar eine ausgetüftelte Klimatisierung, und einige Arten betreiben sogar Landwirtschaft.

Wie o.g. Eusozialität von staatenbildenden Insekten, die sich aber von der Eusozialiät des Menschen in einigen Aspekten unterscheidet. Im Übrigen handelt es sich um die einzige andere Eusozialität außer der des Menschen. Nach der Vermutung des Biologen handelt es sich zudem um die beiden einzig möglichen Formen von Eusozialität, die so selten sind, das man sie als einzigartige Zufälle der Evolution auffassen muss.


Warum ist Kultur nicht ein Teil der Natur ? Wenn sich ein Mensch durch Kultur definiert, wäre Kultur doch ein Teil der menschlichen Natur, und somit eben ein Teil der Natur.
Außer, man definiert den Menschen nicht als Teil der Natur. Kann man machen, nur fällt es dann schwer, diese Definition plausibel zu begründen.

Wie es derzeit aussieht, sind alle Kunstobjekte die wir kennen, ausschließlich vom Homo Sapiens angefertigt worden: Höhlenmalerei, Petroglyphen, Skulpturen, Schmuck - alles Homo Sapiens. Selbst andere Hominiden haben dergleichen nicht hinterlassen, auch der Neandertaler nicht (2).
Es mag Objekte geben, die von Tieren angefertigt werden, die wir als "künstlerisch" empfinden, sie sind es aber nicht. Ein Nestbau einer Vogelart mag aufwändig sein, er hat aber eine Funktion, für die er angefertigt wird, die für das Überleben der Spezies notwendig ist.
Die o.g. Beispiele menschlicher Kunstobjekte mögen für ihre Schöpfer magische Funktionen gehabt haben, für das Überleben der Spezies waren sie aber ohne Bedeutung. Wenn man so will, dann handelt es sich um "Luxusprodukte", die erst dadurch möglich wurden, dass der Mensch die Zeit dafür überhaupt hatte. Letztlich sind sie auch vergleichsweise "jung", denn die ältesten bekannten Kunstwerke sind "nur" 35-40.000 Jahre alt, während der Homo Sapiens nach neuesten Erkenntnissen auf eine Entwicklungsgeschichte von rund 300.000 Jahren zurückblicken kann.
Der Neandertaler wiederum kam 400.000 Jahre ohne Kunst aus.


(1) Es gibt bekanntlich Rohköstler, wie geht das zusammen?
Anlässlich der vor ein paar Jahren Gießener Rohkoststudie mit über 600 Teilnehmern stellte sich heraus, dass bei rund 50% der Frauen im reproduktionsfähigen Alter keine Menstruation mehr stattfand. Bei weiteren 10% war sie unregelmäßig. Das wurde von den Teilnehmerinnen als "nicht mehr notwenige Reinigungsmechanismen des Körpers" und ähnlicher Unsinn schön geredet, tatsächlich bedeutet es aber, das der Körper den Eisprung eingestellt hat, da eine Schwangerschaft nicht durchzustehen wäre. Aber auch beteiligte Männer berichteten von deutlich reduzierter Sexualfunktion.
Eine Spezies mit einer so geringen Reproduktionsrate wäre als Spezies nicht überlebensfähig und ist in der Natur ohne Beispiel.

Es wird auch immer wieder mal behauptet, die ursprünglichen Inuit ernährten sich ausschließlich von rohem Fisch u.a. Man kann das aber in das Reich der Legenden verweisen, resp. handelt es sich um eine Fehldeutung. Auch Inuit garen Nahrung. Roher Fisch wird nur von Gruppen auf Jagdzügen verzehrt, weil Kochen zu aufwändig wäre.

(2) Es gibt mittlerweile einige wenige Funde künstlerischer Objekte, die dem Neandertaler zugeordnet werden können. Sie entstanden aber in der letzten Endphase kurz vor seinem Aussterben und es ist nicht klar, ob sie ggf. erst durch Kontakte mit dem Homo Sapiens entstanden.
 
Es kommt (selten) vor, das Tiere Werkzeuge wie ein Stöckchen o.ä. verwenden. Sie fertigen aber keine Werkzeuge an.
.....Keine "Ahnung", woher sie "Ihre Erkenntnisse" haben, aber "bestimmt nicht" aus den "Forschungsergebnissen" der letzten "30 Jahre" denn dann wüssten Sie: "dass Tiere sehr wohl im Stande sind, Werkzeuge, wenn auch bloß einfache, anzufertigen!".....

meint plotin
 
Vor einiger Zeit las ich ein Buch eines renommierten englischen Evolutionsbiologen.
Nach dessen Meinung unterscheidet sich der Mensch von (fast) allen Tieren durch eine Eigenschaft, die er Eusozialität nennt. Eusozialität bedeutet im Wesentlichen, dass der Mensch gemeinsam jagt und sammelt und die gesammelte und erbeutete Nahrung teilt.
Die einzigen Spezies, die auch ein System der Eusozialität entwickelt haben, sind staatenbildende Insekten (Ameisen, Bienen u.a.). Die Eusozialität staatenbildender Insekten unterscheidet sich aber in einigen Aspekten von der des Menschen, schon allein deshalb, weil ihre genetische Reproduktion auf eine einzige Königin beschränkt ist.

Es gibt einige wenige Spezies, die sozial in Rudeln leben und jagen (Wolf, Löwe), sie teilen aber die Nahrung nicht. Rangniedere Tiere müssen sich mit dem begnügen, was ranghöhere Tiere übrig lassen.
Die Eusozialität des Menschen ist damit einzigartig. Auch andere Primaten leben in Gruppen, teilen aber i.A. keine Nahrung.

Rudeltiere wie Wölfe und Löwen teilen die Nahrung sehr wohl. Ja, mit Rangordnung und nicht jeder gleich viel, aber das ist beim Menschen auch nicht anders. Warst schon mal bei einem Essen mit der britischen Königin ? Da darfst auch erst essen, wenn sie Königin begonnen hast, und wenn sie fertig ist, hast du auch aufzuhören. Rangordnung gibt es sehr wohl auch beim Menschen.

Bezüglich Sozialität gibt es einschlägige Experimente. Wie lernen Exemplare von Tieren voneinander beim Lösen von Aufgaben, die Futter als Belohnung haben ? Sind die Fähig zur nötigen Zusammenarbeit, um an das Futter zu kommen ? Wie sieht es mit der Zusammenarbeit aus, wenn trotz Beitrages beider Tiere nur eines davon zum Futter kommt ? Da gibt es interessante Ergebnisse, auch wenn ich sie nicht alle ad hoc aufzählen kann.


Es kommt (selten) vor, das Tiere Werkzeuge wie ein Stöckchen o.ä. verwenden. Sie fertigen aber keine Werkzeuge an.

Auf die Schnelle fällt mir da der Affe ein, der in einem Termitenbau herumstochern will, und daher einen gefundenen Zweig von Blättern und Nebenzweigen befreit, um damit besser im Loch herumstochern zu können. Ist doch eine zielgerichtete Bearbeitung eines Rohstoffes zur Benutzung als Werkzeug, oder ?


Tiere verschmähen gegarte Nahrung nicht, aber sie garen sie nicht.

Nahrung in der heißen Sonne liegen lassen, damit sie besser schmeckt bzw leichter verdaulich wird, ist im Prinzip ja garen. Dass sie dafür einen nicht von ihnen erbauten Herd benutzen ist zwar richtig, aber wie viele Menschen können selbst einen Ofen oder Herb bauen ?


Das Garen von Nahrung ist eine Tätigkeit, die der Homo Sapiens von Anfang seines Auftretes an tat. ...

Das würde aber bedeuten, dass Rohkostler keine Menschen wären.


Natürlich kann man Affen darauf dressieren und man hat das auch schon gemacht. Dressieren kann man auch einen Löwen, durch einen brennenden Reifen zu springen. Von selbst entwickeln sie ein solches Verhalten aber nicht.

Menschen haben auch nicht "von selbst" gegart, sondern sind durch Zufall oder äußere Zwänge darauf gestoßen. Dressur ist auch ein äußerer Zwang.


Wie o.g. Eusozialität von staatenbildenden Insekten, die sich aber von der Eusozialiät des Menschen in einigen Aspekten unterscheidet. Im Übrigen handelt es sich um die einzige andere Eusozialität außer der des Menschen. Nach der Vermutung des Biologen handelt es sich zudem um die beiden einzig möglichen Formen von Eusozialität, die so selten sind, das man sie als einzigartige Zufälle der Evolution auffassen muss.

Der beobachtete Altruismus wird relativiert wenn man voraussetzt, dass die eigentlichen Akteure in der Biologie nicht die Individuen, sondern die Gene sind. Individuen scheinen, oberflächlich betrachtet, für ihr eigenes Wohl - das des Individuums - zu handeln. Aber, man stelle sich die Frage, warum sich Individuen dann fortpflanzen, und die Fortpflanzung ein zentrales Element im Leben der Individuen ist. Die Fortpflanzung bringt ja nicht nur Gefahren mit sich, und da spreche ich nicht nur von Männchen bei Spinnenarten oder Gottesanbeterinnen, sonder die Fortpflanzungsakt geht oft einher mit Unachtsamkeit und Verwundbarkeit gegenüber Fressfeinden und kostet kostbare Energie. Die Tragezeit bzw Produktion von Eiern kostet noch viel mehr Zeit und Energie, und die Geburt bei Säugetieren ist von der medizinischen Betrachtung her ein hochriskantes Szenario. Und nach der Geburt bzw nach dem Schlüpfen hab man sich Nahrungskonkurrenten gemacht, die einen nicht selten das Revier streitig machen.

Aber dennoch ist den Individuen ein Instinkt gegeben, so selbstgefährdend, wenn nicht sogar selbstzerstörend zu handeln. Die Mutterliebe als Inbegriff der scheinbar selbstlosen Aufopferung wird sogar moralisch als eines der höchsten Güter beschrieben. Aber, wenn man davon abrückt, dass Individuen, seien es jetzt Pflanzen, Tiere oder Menschen nicht frei als Individuen handeln, sondern ihre Neigungen und Bedürfnisse auf den Erhalt und der Verbreitung der Gene sieht und die Individuen letztendlich nur die Träger der Gene sind, dann machen auch so selbstgefährdende oder gar selbstzerstörerische Aktionen Sinn. Denn, auch wenn das Individuum dadurch stirbt oder sich auch nur das Leben schwer macht, es ist zum Wohle seiner Gene. Denn durch den eigenen Untergang profitieren die eigenen Gene in deren Trägern der nächsten Generation weiter.

So ist es auch bei staatenbildenden Insekten. Auch wenn die Arbeiterinnen keine eigenen Nachkommen haben können, so sind sie mit der Königin verwandt und teilen sich somit etliche Gene. Dadurch sichert auch ihr Beitrag das Überleben einiges ihrer Gene. So instinktiv, wie einem auch als Mensch die eigene Verwandtschaft näher steht als der Rest der Menschheit.



Wie es derzeit aussieht, sind alle Kunstobjekte die wir kennen, ausschließlich vom Homo Sapiens angefertigt worden: Höhlenmalerei, Petroglyphen, Skulpturen, Schmuck - alles Homo Sapiens. Selbst andere Hominiden haben dergleichen nicht hinterlassen, auch der Neandertaler nicht (2).
Es mag Objekte geben, die von Tieren angefertigt werden, die wir als "künstlerisch" empfinden, sie sind es aber nicht. Ein Nestbau einer Vogelart mag aufwändig sein, er hat aber eine Funktion, für die er angefertigt wird, die für das Überleben der Spezies notwendig ist.

Das meine ich nicht. Zwar mag eine Bienenwabenstruktur kunstvoll erscheinen, während sie lediglich praktischen Nutzen hat, aber diverse Vogelnester gehen in ihrer Konstruktion darüber hinaus und werden ausgeschmückt ohne praktischen Nutzen. Selbiges gilt auch für eine Andere Kunstform, jene des Tanzes, im Detail Balztanzes. Wie ein Tier tanzt, hat keine direkte Auswirkung auf das Überleben der Nachkommenschaft oder sonstiger Eigenschaften als Partner. Aber dennoch ist ein Balztanz keine zufällige Erscheinung. Beim Tanz wird der körperliche Zustand vermittelt. Kraft, Stärke, Körperbeherrschung, etc...und das gibt sehr wohl diese Aufschluss auf die Tauglichkeit der Gene. Wer gut tanzt, auch wenn Tanzen sinnlos ist, ist womöglich auch fit beim Überlebenskampf.
Und, wie sieht es mit menschlicher Kunst aus ? Warum stehen junge Mädchen eher auf Musiker oder Sänger anstatt auf Buchhalter oder Ingenieure ? Letztere machen etwas "Sinnvolles", was das Überleben erleichtert, während Musik oder Tanz im Überlebenskampf wenig bringt.
Aber, dennoch könnte man sagen, wer seine Zeit mit dem Verfeinern seiner Tanztechnik oder Gesang verbringen kann anstatt dafür zu sorgen einfach zu überleben, der muss sehr fit sein.



Die o.g. Beispiele menschlicher Kunstobjekte mögen für ihre Schöpfer magische Funktionen gehabt haben, für das Überleben der Spezies waren sie aber ohne Bedeutung. Wenn man so will, dann handelt es sich um "Luxusprodukte", die erst dadurch möglich wurden, dass der Mensch die Zeit dafür überhaupt hatte. Letztlich sind sie auch vergleichsweise "jung", denn die ältesten bekannten Kunstwerke sind "nur" 35-40.000 Jahre alt, während der Homo Sapiens nach neuesten Erkenntnissen auf eine Entwicklungsgeschichte von rund 300.000 Jahren zurückblicken kann.
Der Neandertaler wiederum kam 400.000 Jahre ohne Kunst aus.

Ja, Kunst als Luxus, aber Luxus ist evolutionstechnisch ein Indiz für Fitness.
Wer fit ist, hat Luxus, wer nicht fit ist, eben nicht.

Ja, man kann sicherlich sagen, der Mensch betätigt sich künsterlich mehr als Tiere und ist auch intelligenter, aber weder Intelligenz noch Kunst sind ein menschliches Monolop, und beide Begriffe sind nicht binär sondern entstanden fließend.

Aber, ganz abseits davon, sehe ich keine Grenze der Natur. Ab welcher Intelligenz oder ab welcher Ausprägung von Kunst würde man die Natur verlassen ? Und warum gerade dort ?
 
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Der Mensch beginnt da, wo Feuer und Waffen anfangen.
Und spätestens da ist überhaupt nichts mehr "natürlich", denn der Mensch hat sich von jeher seiner Natur entzogen und seine eigene Umwelt geschaffen. Der Mensch ist Kultur, nicht Natur, von Anfang an.
Und wo unsere Vorfahren dies nicht getan haben, weil sie umherziehende Früchtefresser waren - da waren sie aber auch keine Menschen.
Warum waren wir vor dem Feuer keine Menschen? Was waren wir dann?
 
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