Der Darstellung und Begründung dieser Konfliktsituation stimme ich zu. Für mich bleibt allerdings offen, wie die zwischenmenschlichen Wirklichkeiten (da wird schon mehreren Wirklichkeiten das Wort geredet) argumentiert werden.
Es könnte zB. nur jeweils eine oder beide "Wirklichkeiten" nach (?hypothetischen) Maßstäben richtig oder falsch sein.
Über den Inhalt allein wird man wahrscheinlich auf keinen "grünen" Zweig kommen: Das Wollen - in Form von Interessen - sollte angesprochen werden.
Nun, eine solche Konfliktsituation gibt es natürlich oft in Beziehungen und auch in anderen Verbindungen zwischen Menschen, aber diese Missverständnisse entstehen m.E. nicht, weil Menschen unterschiedliche Wirklichkeiten wahrnehmen, denn letztlich kann es nur
eine Wirklichkeit, also
einen Ist-Zustand geben, sondern weil sie, wie du schon andeutest, verschiedene Dinge wollen. Und die beste Lösung in solchen Konfliktsituationen, bzw. besser noch, bevor solche Missverständnisse entstehen, ist natürlich die Kommunikation.
Aber das alles geht m.E. eher in Richtung psychologische Herangehensweise an Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen, als um die philosophische Erklärung, was Wirklichkeit ist. Denn die gemeinsam erlebte Wirklichkeit ist grundsätzlich gleich und wird von den verschiedenen Menschen nur unterschiedlich empfunden und eingeordnet.
Wenn man sich z.B. die Ausgangssituation in einer Paar-Beziehung vorstellt, dass beide Partner arbeiten gehen und nach Feierabend zu Hause auf dem Sofa sitzen, um gemeinsam fernzusehen, sich aber um die Fernbedienung streiten würden. Dabei erleben sie die gleiche Wirklichkeit, also den gemeinsamen Feierabend in der gleichen Wohnung. Das Problem ist, wie du schon geschrieben hast, dass sie unterschiedliche Dinge (im Fernsehen anschauen) wollen, also verschiedene Interessen haben. Genauso ist es in jeder anderen Situation, also jedem anderen Ist-Zustand, die/den sie gemeinsam erleben. Und wenn zwei Menschen die gleiche Wirklichkeit erleben, aber etwas Unterschiedliches wollen, können sie nur Kompromisse eingehen, also z.B. den, dass das Paar täglich abwechselnd gemeinsam das Programm anschaut, was der eine von ihnen sehen möchte oder einer der beiden gibt (oft, meistens oder immer) nach und schaut sich das an, was der andere sehen will. Es gibt aber auch noch die Möglichkeit, dass sie sich einen zweiten Fernseher zulegen und beide in unterschiedlichen Räumen das Programm anschauen, was sie sehen möchten. Die Wirklichkeit ist also die gleiche, nämlich die Zeit nach Feierabend zu gestalten und die Unterschiede sind tatsächlich nur die Wünsche oder Bedürfnisse der einzelnen Personen.
Nehmen wir aber einmal ein Beispiel von einem Ist-Zustand, indem alle Beteiligten, die sich nicht einmal kennen, das gleiche möchten, also z.B. einen Kilometerlangen Stau auf der Autobahn. Der Wunsch aller Beteiligten ist natürlich, dass sie an ihrem Ziel ankommen möchten. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob jemand sehr ungeduldig oder gelassen reagiert, die Wirklichkeit bleibt doch die gleiche, nämlich, dass sie nur im Schritttempo vorankommen und diese Zeitverzögerung in Kauf nehmen müssen. Und wenn einige der Beteiligten an einer Raststätte anhalten und einen Kaffe trinken gehen, erleben auch sie die gleiche Wirklichkeit in dieser Raststätte, also dass sie sich etwas aussuchen, an die Kasse stellen und bezahlen und es zu sich nehmen. Auch hier spielt es keine Rolle, ob jemand großen oder kleinen Hunger und Durst hat und auch nicht, was er zu sich nehmen will, sondern die Wirklichkeit ist die, dass sie sich zu dieser Zeit an dem bestimmten Ort befinden, um zu ihrem Reiseziel zu gelangen.