Dialog Sokrates & Phaidros
24. Alle Seele ist unsterblich.
Da sich so das sich von selbst Bewegende als unsterblich offenbart hat, so darf man sich nicht scheuen, dieses
Selbe als Wesen und Sinn der Seele zu erklären, denn jeder Körper, dem die Bewegung von außen kommt, sei
unbeseelt, dem aber die Bewegung von innen aus ihm selber komme, sei beseelt, weil darin die Natur der Seele
bestehe. Verhält es sich aber so, daß das Sich-selber-Bewegende nichts anderes sei als die Seele, so wäre notwendig die Seele ungeworden und unsterblich.
http://www.peter-matussek.de/Leh/V_06_Material/V_06_M_08/Phaidros_Dialog.pdf
Wenn aber die, die unsterblich heißen, an den Gipfel gelangen, wenden sie nach außen und halten an auf dem Rücken der Himmelskugel,
und während sie stehen, schwingt sie die Umdrehung im Kreise mit sich sie aber schauen, was jenseits des Himmels ist.
27. Den überhimmlischen Raum aber hat noch kein irdischer Dichter nach Gebühr besungen, und es wird keinem nachmals gelingen.
Es hat damit diese Bewandtnis ja doch, das Wahre muß man sich erkühnen zu sagen, zumal wenn man über die Wahrheit selbst spricht:
das Sein, das bar der Farbe, bar der Gestalt und untastbarwirklich ist, ist allein für den Lenker der Seele, den Geist zu schauen.
Den Raum um jenes herum nimmt das Geschlecht des wahren Wissens ein. Da eines Gottes Denken, genährt von ungemischtem Geist
und Wissen, und das Denken jeder Seele, welche Sorge trägt, das ihr Gebührende zu empfangen, nach ihrer Frist das Seiende erblickt,
so freut sich die Seele daran und nährt sich von der Schau des Wahren und läßt es sich wohl sein,
bis die Drehung sie im Kreise wieder auf die gleiche Stelle zurückträgt.
ab 245 – 257 der Verlauf der Seelenwanderung
https://www.projekt-gutenberg.org/platon/platowr1/phaidro1.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Phaidros
Bem. Die geflügelten Pferde, die das Himmelsgewölbe durchstreifen, sind
ein Metapher, weil die Menschen damals noch keine Flugobjekte kannten.