Drum prüfe, wer sich ewig bindet !
Benjamin,Benjamin schrieb:...
Die Ehe in ihrer heute und hier verbreiteten Form ist genau das Gegenteil
von einem Liebesbeweis.
Sie beweist das Fehlen von Liebe.
Sie ist eine Art Vertrag, ein Versprechen, ein Gelübde,
dass man für den anderen immer da sein wird, ihn achten und ehren wird.
Und vor allem lieben.
Doch welche Art von Liebe ist das, die einen solchen Beweis fordert,
ein Versprechen oder gar einen Vertrag?
Es ist keine Liebe.
Und wenn man das als Liebe bezeichnet, so möchte ich niemals lieben.
...
Die Ehe ist ein Zeugnis großer Lieblosigkeit.
Denn wer liebt, muss nichts versprechen und keinen Vertrag abschließen.
Wer liebt, tut dies aus freier Entscheidung.
Liebe kann man nicht unter Vertrag stellen.
Verträge sind notwendig, wo Vertrauen fehlt.
Liebe sollte ein täglich neues Erobern sein.
Liebe sollte freistellen, geliebt zu werden, oder wen anderen zu lieben.
Weil Liebe frei ist.
Wer Liebe kontrollieren will, der braucht ein Versprechen, ein Gelübde,
einen Vertrag.
Und das wiederum ist genau das Gegenteil von Liebe. Kontrolle.
Wer wirklich liebt, stellt frei.
Ehe, wie wir sie über die Jahrhunderte erfunden haben, stellt nicht frei.
Sie bindet. Sie macht abhängig.
zu diesem Befund kommt man bei Verwendung einer falsch geeichten Messlatte.
Wenn man auf der Messlatte die Marke für "Liebe" viel zu hoch anbringt,
zu stark idealisiert und ganz im Stile jugendlicher Schwärmerei weit entrückt
von jeglicher Realität, dann ist es nicht weiter verwunderlich,
dass real existierende Beziehungen zwischen Mann und Frau
an diese Marke nicht herankommen.
Bei einer realistischen Bewertung des Instituts Ehe wird man
das Pferd nicht von Hinten aufzäumen, sondern von den tatsächlichen
Bedürfnissen erwachsener Menschen ausgehen, und den möglichen Beitrag
einer Ehe zur Befriedigung dieser Bedürfnisse abschätzen.
Was sind also die tatsächlichen Bedürfnisse?
Erstens sucht der erwachsene Mensch in einer Partnerschaft das, was er
als Kind in einer intakten Familie ganz selbstverständlich vorgefunden
(bzw. in einer defekten Familie schmerzlich vermisst) hat,
nämlich Resonanz, Akzeptanz und emotionale Geborgenheit.
Zweitens sollen die sexuellen Bedürfnisse in der Partnerschaft befriedigt werden.
Drittens wollen viele erwachsene Menschen selbst eine Familie gründen.
Der Kinderwunsch ist zwar nicht in allen Partnerschaften von Anfang an
dominierend vorhanden, aber etliche Frauen geraten in eine regelrechte
Torschluss-Panik, wenn sie im Alter von 38 Jahren noch kinderlos sind.
Schon allein diese drei Faktoren ergeben zusammengenommen ein
ausreichend starkes Motivbündel für eine dauerhafte Bindung an den Partner.
Ob diese Bindung auch durch ein amtliches Dokument bestätigt wird,
das ist eher nebensächlich, bzw. hat primär zivilrechtliche Bedeutung.
Noch vor 50 Jahren kam zu diesen Motiven auch ein wirtschaftliches Argument,
weil ein gemeinsamer Haushalt deutlich weniger Kosten verursacht,
als zwei getrennte Haushalte.
Dieses Argument dürfte heutzutage, dank des deutlich gestiegenen allgemeinen
Wohlstandes, bei der Eheschließung keine große Rolle mehr spielen,
wird aber den Partnern spätestens bei der Scheidung recht deutlich bewusst.
Als Schlüssel zu einer dauerhaften Beziehung stellt sich
die sorgfältige Auswahl eines passenden Partners dar.
Das ist leichter gesagt als getan, weil sich ja nicht nur die von Außen
vorgegebenen Lebenssituationen ändern, sondern auch die Menschen selbst.
Bei der Auswahl des passenden Partners müssen also nicht nur die aktuellen
beiderseitigen Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen, berücksichtigt
werden, sondern es sind auch noch die künftigen Entwicklungen abzuschätzen.
Angesichts des Schwierigkeitsgrades dieser Aufgabe ist die Leichtfertigkeit
und Sorglosigkeit, mit der häufig an die Partnerwahl herangegangen wird,
einigermaßen verwunderlich.
Die hohe Scheidungsrate ist eine direkte Folge dieser Sorglosigkeit.
> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <