• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Die Ehe - Zeugnis der Lieblosigkeit


Drum prüfe, wer sich ewig bindet !

Benjamin schrieb:
...
Die Ehe in ihrer heute und hier verbreiteten Form ist genau das Gegenteil
von einem Liebesbeweis.
Sie beweist das Fehlen von Liebe.
Sie ist eine Art Vertrag, ein Versprechen, ein Gelübde,
dass man für den anderen immer da sein wird, ihn achten und ehren wird.
Und vor allem lieben.
Doch welche Art von Liebe ist das, die einen solchen Beweis fordert,
ein Versprechen oder gar einen Vertrag?
Es ist keine Liebe.
Und wenn man das als Liebe bezeichnet, so möchte ich niemals lieben.
...
Die Ehe ist ein Zeugnis großer Lieblosigkeit.
Denn wer liebt, muss nichts versprechen und keinen Vertrag abschließen.
Wer liebt, tut dies aus freier Entscheidung.
Liebe kann man nicht unter Vertrag stellen.
Verträge sind notwendig, wo Vertrauen fehlt.

Liebe sollte ein täglich neues Erobern sein.
Liebe sollte freistellen, geliebt zu werden, oder wen anderen zu lieben.
Weil Liebe frei ist.
Wer Liebe kontrollieren will, der braucht ein Versprechen, ein Gelübde,
einen Vertrag.
Und das wiederum ist genau das Gegenteil von Liebe. Kontrolle.

Wer wirklich liebt, stellt frei.
Ehe, wie wir sie über die Jahrhunderte erfunden haben, stellt nicht frei.
Sie bindet. Sie macht abhängig.
Benjamin,
zu diesem Befund kommt man bei Verwendung einer falsch geeichten Messlatte.

Wenn man auf der Messlatte die Marke für "Liebe" viel zu hoch anbringt,
zu stark idealisiert und ganz im Stile jugendlicher Schwärmerei weit entrückt
von jeglicher Realität, dann ist es nicht weiter verwunderlich,
dass real existierende Beziehungen zwischen Mann und Frau
an diese Marke nicht herankommen.

Bei einer realistischen Bewertung des Instituts Ehe wird man
das Pferd nicht von Hinten aufzäumen, sondern von den tatsächlichen
Bedürfnissen erwachsener Menschen ausgehen, und den möglichen Beitrag
einer Ehe zur Befriedigung dieser Bedürfnisse abschätzen.


Was sind also die tatsächlichen Bedürfnisse?

Erstens sucht der erwachsene Mensch in einer Partnerschaft das, was er
als Kind in einer intakten Familie ganz selbstverständlich vorgefunden
(bzw. in einer defekten Familie schmerzlich vermisst) hat,
nämlich Resonanz, Akzeptanz und emotionale Geborgenheit.

Zweitens sollen die sexuellen Bedürfnisse in der Partnerschaft befriedigt werden.

Drittens wollen viele erwachsene Menschen selbst eine Familie gründen.
Der Kinderwunsch ist zwar nicht in allen Partnerschaften von Anfang an
dominierend vorhanden, aber etliche Frauen geraten in eine regelrechte
Torschluss-Panik, wenn sie im Alter von 38 Jahren noch kinderlos sind.


Schon allein diese drei Faktoren ergeben zusammengenommen ein
ausreichend starkes Motivbündel für eine dauerhafte Bindung an den Partner.
Ob diese Bindung auch durch ein amtliches Dokument bestätigt wird,
das ist eher nebensächlich, bzw. hat primär zivilrechtliche Bedeutung.

Noch vor 50 Jahren kam zu diesen Motiven auch ein wirtschaftliches Argument,
weil ein gemeinsamer Haushalt deutlich weniger Kosten verursacht,
als zwei getrennte Haushalte.
Dieses Argument dürfte heutzutage, dank des deutlich gestiegenen allgemeinen
Wohlstandes, bei der Eheschließung keine große Rolle mehr spielen,
wird aber den Partnern spätestens bei der Scheidung recht deutlich bewusst.


Als Schlüssel zu einer dauerhaften Beziehung stellt sich
die sorgfältige Auswahl eines passenden Partners dar.


Das ist leichter gesagt als getan, weil sich ja nicht nur die von Außen
vorgegebenen Lebenssituationen ändern, sondern auch die Menschen selbst.

Bei der Auswahl des passenden Partners müssen also nicht nur die aktuellen
beiderseitigen Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen, berücksichtigt
werden, sondern es sind auch noch die künftigen Entwicklungen abzuschätzen.

Angesichts des Schwierigkeitsgrades dieser Aufgabe ist die Leichtfertigkeit
und Sorglosigkeit, mit der häufig an die Partnerwahl herangegangen wird,
einigermaßen verwunderlich.
Die hohe Scheidungsrate ist eine direkte Folge dieser Sorglosigkeit.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
Werbung:
AW: Die Ehe - Zeugnis der Lieblosigkeit

ich weiss jetzt nicht genau ob es hier passt aber ich denke schon..

vor längerer zeit las ich mal einen aufsatz von osho bzw baghwan in welchem er über die " rangfolge" der begriffe
  • verliebtsein
  • liebe
  • allg. freundlichkeit
reflektierte.

(auf welche werteskala er sich hier auch immer bezog - hier vermutlich der weg zur "erleuchtung")

das verliebtsein bezeichnete er als die minderwertigste form dieses trios da hier der mensch in seiner selbstbestimmung arg gehemmt ist

die liebe ist für ihn schon viel besser aber auch sie bindet den menschen an äussere dinge und gegebenheiten und verfängt in so in wechselseitigen abhängigkeiten.

erst die allg. freundlichkeit an sich (nicht zu verwechseln mit "freundlichen" handlungen sondern hier die reine freundlichkeit im wesen/empfindung/wahrnehmung)kann den menschen nachhaltig aus seiner isolation befreien und somit die basis seiner befriedigenden entwicklung bilden.

demnach ist es vollkommen egal ob man heiratet oder nicht, sich trennt oder in ewiger liebe zusammenbleibt - haupsache man wird/bleibt freundlich - zum partner aber besonders zu sich selbst .....
 
AW: Die Ehe - Zeugnis der Lieblosigkeit

Wenn ihr mich fragt, was meine Erfahrung ist, oder eure Meinung kund tut, wie ihr denkt, eine lange Partnerschaft funktionieren kann, oder ihr mir sagt, dass Ehe für Kindeserziehung oder auch als rechtliche Absicherung nützlich ist, dann meine ich, habt ihr mich falsch verstanden.

Vieles von eurem Gesagten ist in gewissem Sinn wahr.

Doch meine Gedanken entspringen anderen Beobachtungen. Ich kenne keinen einzigen Mann - und ich kenne viele - der nicht andere Frauen begehrt. Manche von ihnen sind frisch verliebt, andere sind über 50 Jahre verheiratet. Ja, solange sie - wie man so schön sagt -"frisch verliebt" sind, dann vielleicht begehren sie wirklich nur die eine. Für ein paar Wochen, oder vielleicht sogar ein paar Monate, wenn es hoch kommt.
Ich traue mich in diesem Punkt nur von Männern zu sprechen, weil Männer vor Männern eher offen legen, was sie in Bezug auf andere Frauen denken. Ich habe aber das Gefühl bei Frauen ist es nicht anders. Sie erfreuen sich zutiefst am Interesse eines anderen Mannes, vor allem wenn er attraktiv ist. Und es scheint so, je länger sie in einer festen Partnerschaft sind, desto mehr erfreuen sie sich daran.

Ich denke mittlerweile nicht mehr, dass es daran liegt, dass all diese Männer und Frauen nicht den richtigen Partner gefunden haben. Denn meiner Erfahrung nach hat ihn dann keiner gefunden. Ich sehe sie einfach nicht. Die biblische Partnerschaft, wo keiner des Nächsten Weib begehrt. Das schließt freilich nicht aus, dass es sie dennoch gibt. Aber dann frage ich, wo ist sie, diese biblische Partnerschaft?

Ich sehe sie einfach nicht. Aber ich sehe unzählige, die sich etwas vormachen. Die einem Partner treu sind, und sich selbst betrügen. Und sie betrügen damit ihren Partner mit, weil sie ihm etwas vormachen. Sie machen ihm vor, sie wollen ihn. Und sich selbst machen sie es auch vor. Mir scheint, ihr halbes Leben ist ein Vormachen.

"Vormachen" trifft es ganz gut. Sie machen es nach außen hin vor. Doch Innen ist es anders. Ihre Freude kommt nicht mehr von Innen. Alles, woran sie sich erfreuen, ist die Akzeptanz und Sicherheit, sie im Äußeren erfahren. Mich stimmen all diese Partnerschaften traurig. Sie leben eine Tradition, nur weil sie Tradition ist. Nicht weil es ihr wirklicher Wunsch ist, nicht weil ihr Zusammensein von Liebe geprägt ist, sondern aus ganz berechneten Gründen. Aus Rücksicht auf Kinder, Familie, Einkommen, Auto, Haus,... Ihre sogenannte Liebe wurde kalkuliert. Und Liebe die kalkuliert ist, ist keine Liebe.

Ich glaube aber, dass Kinder und Familie mehr von Eltern haben, die wirklich ein Leben leben, dass sie glücklich stimmt. Von Kopf bis Fuß glücklich. Selbst, wenn das heißt, dass sie getrennt leben. Es ist so besser, als ihnen eine Partnerschaft vorzumachen, die sie später einmal nachmachen wollen, weil sie glauben, das ist es, was glücklich macht, was funktioniert. Aber sie kennen die heimlichen Streitereien nicht, die Spannungen, das Unzufriedensein und Begehren anderer. Sie kennen nur die schönen Seiten. Und wenn sie auch die hässlichen Seiten kennen, so schwärmt ihnen die Gesellschaft das vor, was sie dann glauben vermisst zu haben. Eine perfekte Ehe. Der Glaube an etwas, das es nicht gibt.
 
AW: Die Ehe - Zeugnis der Lieblosigkeit

Wenn ihr mich fragt, was meine Erfahrung ist, oder eure Meinung kund tut, wie ihr denkt, eine lange Partnerschaft funktionieren kann, oder ihr mir sagt, dass Ehe für Kindeserziehung oder auch als rechtliche Absicherung nützlich ist, dann meine ich, habt ihr mich falsch verstanden.

Vieles von eurem Gesagten ist in gewissem Sinn wahr.

Doch meine Gedanken entspringen anderen Beobachtungen. Ich kenne keinen einzigen Mann - und ich kenne viele - der nicht andere Frauen begehrt. Manche von ihnen sind frisch verliebt, andere sind über 50 Jahre verheiratet. Ja, solange sie - wie man so schön sagt -"frisch verliebt" sind, dann vielleicht begehren sie wirklich nur die eine. Für ein paar Wochen, oder vielleicht sogar ein paar Monate, wenn es hoch kommt.
Ich traue mich in diesem Punkt nur von Männern zu sprechen, weil Männer vor Männern eher offen legen, was sie in Bezug auf andere Frauen denken. Ich habe aber das Gefühl bei Frauen ist es nicht anders. Sie erfreuen sich zutiefst am Interesse eines anderen Mannes, vor allem wenn er attraktiv ist. Und es scheint so, je länger sie in einer festen Partnerschaft sind, desto mehr erfreuen sie sich daran.

Ich denke mittlerweile nicht mehr, dass es daran liegt, dass all diese Männer und Frauen nicht den richtigen Partner gefunden haben. Denn meiner Erfahrung nach hat ihn dann keiner gefunden. Ich sehe sie einfach nicht. Die biblische Partnerschaft, wo keiner des Nächsten Weib begehrt. Das schließt freilich nicht aus, dass es sie dennoch gibt. Aber dann frage ich, wo ist sie, diese biblische Partnerschaft?

Ich sehe sie einfach nicht. Aber ich sehe unzählige, die sich etwas vormachen. Die einem Partner treu sind, und sich selbst betrügen. Und sie betrügen damit ihren Partner mit, weil sie ihm etwas vormachen. Sie machen ihm vor, sie wollen ihn. Und sich selbst machen sie es auch vor. Mir scheint, ihr halbes Leben ist ein Vormachen.

"Vormachen" trifft es ganz gut. Sie machen es nach außen hin vor. Doch Innen ist es anders. Ihre Freude kommt nicht mehr von Innen. Alles, woran sie sich erfreuen, ist die Akzeptanz und Sicherheit, sie im Äußeren erfahren. Mich stimmen all diese Partnerschaften traurig. Sie leben eine Tradition, nur weil sie Tradition ist. Nicht weil es ihr wirklicher Wunsch ist, nicht weil ihr Zusammensein von Liebe geprägt ist, sondern aus ganz berechneten Gründen. Aus Rücksicht auf Kinder, Familie, Einkommen, Auto, Haus,... Ihre sogenannte Liebe wurde kalkuliert. Und Liebe die kalkuliert ist, ist keine Liebe.

Ich glaube aber, dass Kinder und Familie mehr von Eltern haben, die wirklich ein Leben leben, dass sie glücklich stimmt. Von Kopf bis Fuß glücklich. Selbst, wenn das heißt, dass sie getrennt leben. Es ist so besser, als ihnen eine Partnerschaft vorzumachen, die sie später einmal nachmachen wollen, weil sie glauben, das ist es, was glücklich macht, was funktioniert. Aber sie kennen die heimlichen Streitereien nicht, die Spannungen, das Unzufriedensein und Begehren anderer. Sie kennen nur die schönen Seiten. Und wenn sie auch die hässlichen Seiten kennen, so schwärmt ihnen die Gesellschaft das vor, was sie dann glauben vermisst zu haben. Eine perfekte Ehe. Der Glaube an etwas, das es nicht gibt.

Die Ehe war am Anfang eine Zweckgemeinschaft und hatte als solche primär einen materiellen Zweck oder einen repräsentativen, je nach dem sozialen Hintergrund. Die Bauern legten Gründe zusammen und teilten sich die Arbeit, der Adel blieb unter seinesgleichen, wahrte Besitz und vermehrte denselben noch, usw.
Die Idee der romantischen und monogamen Liebesehe ist eine relativ neue und ob sie nun gut oder gar nicht funktioniert, wahrscheinlich stark abhängig von den darin involvierten Personen.

Es ist ganz normal jemand anderen außerhalb der Partnerschaft zu begehren (das gilt übrigens nicht nur für Männer, wir Frauen sind da absolut gleichberechtigt :D ), die Frage ist - was macht man daraus? Muß man es zwingend ausleben? Ja/nein/vielleicht. Ich finde es gut diese Frage zum Beispiel offen zu lassen und nach den aktuellen Gegebenheiten zu modifzieren, am Anfang wird man eher selten das Bedürfnis danach haben, wenn ohnehin alles aufregend, geil und intensiv ist, aber nach 5, 10 oder 15 Jahren schon und dann wäre die ideale Grundlage, dass man sich darüber unterhalten kann und es beiden gleichermaßen offen steht, das zu machen, wenn sie Lust darauf haben, denn vielleicht kommen sie dann ohnehin darauf, dass die besten Abenteuer oft diejenigen sind, die man mit sich rumträgt und im Kopf ausmalt, während das Ausleben dann im Vergleich dazu irgendwie ganz anders ist - weniger sensationell, weniger berauschend und mit mehr fragwürdigen Gefühlsbeimischungen.

So lange man jemandem in Liebe und aller Freiheit verbunden ist, kann Monogamie gut funktionieren und zwar auf völlig freiwilliger Basis, nicht, weil man sich dazu gezwungen sieht/fühlt, sondern aufgrund einer echten Herzensentscheidung, die jeden Tag aufs Neue getroffen und oft auch hinterfragt wird. Man sollte nur nie vergessen ehrlich zu sich und dem Partner zu sein. Ich würde die Monogamie nicht überbewerten, sie ist kein Dogma, aber kann sich gut anfühlen. :)
Wie liebevoll oder lieblos Beziehungen sind, hängt von so vielen Komponenten ab, wichtig ist immer, dass es die Involvierten wollen und nicht halbherzig agieren. Wenn die Motive für das Zusammensein jedoch eher materielle sind, zum Beispiel der Kredit für das gemeinsame Haus oder der Wunsch nach Status (denn eine Familie zu haben gehört da witzigerweise noch immer für manche dazu) und Repräsentation nach außen, dann wird es schnell zu einer fragwürdigen Veranstaltung.
Die Entscheidung kann ohnehin jede/r für sich treffen, genauso wie niemand heiraten muß, kann man im 21. Jahrhundert in Mitteleuropa auch frei wählen, ob man eine monogame oder offene Partnerschaft führt, einen Mann oder eine Frau oder beide Geschlechter liebt und damit braucht es gar keine ablehende Haltung in Bezug auf irgendetwas, nur eine eigene Entscheidung. Viel Glück dafür, möge deine die für dich richtige sein.:kuesse:
 

Idealisierung der Liebe.

Benjamin schrieb:
...
Aber dann frage ich, wo ist sie, diese biblische Partnerschaft?

Ich sehe sie einfach nicht.
Aber ich sehe unzählige, die sich etwas vormachen.
Die einem Partner treu sind, und sich selbst betrügen.
Und sie betrügen damit ihren Partner mit, weil sie ihm etwas vormachen.
Sie machen ihm vor, sie wollen ihn.
Und sich selbst machen sie es auch vor.
Mir scheint, ihr halbes Leben ist ein Vormachen.

"Vormachen" trifft es ganz gut.
Sie machen es nach außen hin vor. Doch Innen ist es anders.
Ihre Freude kommt nicht mehr von Innen.
Alles, woran sie sich erfreuen,
ist die Akzeptanz und Sicherheit, sie im Äußeren erfahren.

Mich stimmen all diese Partnerschaften traurig.
Sie leben eine Tradition, nur weil sie Tradition ist.
Nicht weil es ihr wirklicher Wunsch ist,
nicht weil ihr Zusammensein von Liebe geprägt ist,
sondern aus ganz berechneten Gründen.
Aus Rücksicht auf Kinder, Familie, Einkommen, Auto, Haus,...

Ihre sogenannte Liebe wurde kalkuliert.
Und Liebe die kalkuliert ist, ist keine Liebe.

Ich glaube aber, dass Kinder und Familie mehr von Eltern haben,
die wirklich ein Leben leben, dass sie glücklich stimmt.
Von Kopf bis Fuß glücklich.
Selbst, wenn das heißt, dass sie getrennt leben.
Es ist so besser, als ihnen eine Partnerschaft vorzumachen,
die sie später einmal nachmachen wollen, weil sie glauben,
das ist es, was glücklich macht, was funktioniert.

Aber sie kennen die heimlichen Streitereien nicht,
die Spannungen, das Unzufriedensein und Begehren anderer.
Sie kennen nur die schönen Seiten.
Und wenn sie auch die hässlichen Seiten kennen, so schwärmt ihnen
die Gesellschaft das vor, was sie dann glauben vermisst zu haben.
Eine perfekte Ehe.
Der Glaube an etwas, das es nicht gibt.
Benjamin,
wenn du ohnehin schon weißt, dass es die perfekte Ehe nicht gibt,
warum beharrst du dann darauf, die tatsächlich existierenden Beziehungen
mit diesem fiktiven Gebilde zu vergleichen?

Warum misst du nicht die tatsächlich existierenden Beziehungen daran,
inwieweit sie zur Befriedigung der tatsächlich existierenden Bedürfnisse
und Bestrebungen der Menschen beitragen?

Warum klammerst du dich an diesen Fimmel von der ach so großartigen Liebe,
die das einzig Erstrebenswerte ist ?

Willst du diese Schwärmereien nicht den 15-Jährigen überlassen?


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gefragt werden. <

 
AW: Die Ehe - Zeugnis der Lieblosigkeit

Wenn ihr mich fragt, was meine Erfahrung ist, oder eure Meinung kund tut, wie ihr denkt, eine lange Partnerschaft funktionieren kann, oder ihr mir sagt, dass Ehe für Kindeserziehung oder auch als rechtliche Absicherung nützlich ist, dann meine ich, habt ihr mich falsch verstanden.

Vieles von eurem Gesagten ist in gewissem Sinn wahr.

Doch meine Gedanken entspringen anderen Beobachtungen. Ich kenne keinen einzigen Mann - und ich kenne viele - der nicht andere Frauen begehrt. Manche von ihnen sind frisch verliebt, andere sind über 50 Jahre verheiratet. Ja, solange sie - wie man so schön sagt -"frisch verliebt" sind, dann vielleicht begehren sie wirklich nur die eine. Für ein paar Wochen, oder vielleicht sogar ein paar Monate, wenn es hoch kommt.
Ich traue mich in diesem Punkt nur von Männern zu sprechen, weil Männer vor Männern eher offen legen, was sie in Bezug auf andere Frauen denken. Ich habe aber das Gefühl bei Frauen ist es nicht anders. Sie erfreuen sich zutiefst am Interesse eines anderen Mannes, vor allem wenn er attraktiv ist. Und es scheint so, je länger sie in einer festen Partnerschaft sind, desto mehr erfreuen sie sich daran.

Ich denke mittlerweile nicht mehr, dass es daran liegt, dass all diese Männer und Frauen nicht den richtigen Partner gefunden haben. Denn meiner Erfahrung nach hat ihn dann keiner gefunden. Ich sehe sie einfach nicht. Die biblische Partnerschaft, wo keiner des Nächsten Weib begehrt. Das schließt freilich nicht aus, dass es sie dennoch gibt. Aber dann frage ich, wo ist sie, diese biblische Partnerschaft?

Ich sehe sie einfach nicht. Aber ich sehe unzählige, die sich etwas vormachen. Die einem Partner treu sind, und sich selbst betrügen. Und sie betrügen damit ihren Partner mit, weil sie ihm etwas vormachen. Sie machen ihm vor, sie wollen ihn. Und sich selbst machen sie es auch vor. Mir scheint, ihr halbes Leben ist ein Vormachen.

"Vormachen" trifft es ganz gut. Sie machen es nach außen hin vor. Doch Innen ist es anders. Ihre Freude kommt nicht mehr von Innen. Alles, woran sie sich erfreuen, ist die Akzeptanz und Sicherheit, sie im Äußeren erfahren. Mich stimmen all diese Partnerschaften traurig. Sie leben eine Tradition, nur weil sie Tradition ist. Nicht weil es ihr wirklicher Wunsch ist, nicht weil ihr Zusammensein von Liebe geprägt ist, sondern aus ganz berechneten Gründen. Aus Rücksicht auf Kinder, Familie, Einkommen, Auto, Haus,... Ihre sogenannte Liebe wurde kalkuliert. Und Liebe die kalkuliert ist, ist keine Liebe.

Ich glaube aber, dass Kinder und Familie mehr von Eltern haben, die wirklich ein Leben leben, dass sie glücklich stimmt. Von Kopf bis Fuß glücklich. Selbst, wenn das heißt, dass sie getrennt leben. Es ist so besser, als ihnen eine Partnerschaft vorzumachen, die sie später einmal nachmachen wollen, weil sie glauben, das ist es, was glücklich macht, was funktioniert. Aber sie kennen die heimlichen Streitereien nicht, die Spannungen, das Unzufriedensein und Begehren anderer. Sie kennen nur die schönen Seiten. Und wenn sie auch die hässlichen Seiten kennen, so schwärmt ihnen die Gesellschaft das vor, was sie dann glauben vermisst zu haben. Eine perfekte Ehe. Der Glaube an etwas, das es nicht gibt.

Natürlich lässt sich nicht bei jedem Verheirateten soviel zielführende Ehe-Motivation feststellen, wie es dein schriftliches Engagement zum Ausdruck bringt. Also wird dieses Thema schon zurecht deine Welt ausmachen, in der du dich eines Tages verstanden und in deiner Aufklärungsmission bezüglich des überall lauernden Beziehungsunheils angenommen fühlen möchtest. Liebesführer wie du, die sich tagtäglich dafür aufopfern, um möglicherweise eines Tages instabile Ehen rechtzeitig zu entlarven, werden in unserer Gesellschaft immer noch zu wenig anerkannt. Dir zu sagen, daß dein heroischer Einsatz zugunsten einer besseren Beziehungs-Welt spätestens dann auf angemessene Resonanz stößt, wenn du die Volljährigkeit erreicht hast, wird dir jetzt und heute vielleicht kein ausreichender Trost sein. Aber das, was dich heute beschäftigt, hat tatsächlich schon viele andere vor dir beschäftigt. Mit dem rechten Glauben an dich und deine serielle Multifemimanie wirst du dich eines Tages in ein persönliches Zufriedensein eingewiesen sehen, in dem sich deine eben noch ängslich ausgreifenden Arme symbolisch zur Endlosschleife um deine eigene Mitte verbunden haben werden...
 
AW: Die Ehe - Zeugnis der Lieblosigkeit

Wie liebevoll oder lieblos Beziehungen sind, hängt von so vielen Komponenten ab, wichtig ist immer, dass es die Involvierten wollen und nicht halbherzig agieren. Wenn die Motive für das Zusammensein jedoch eher materielle sind, zum Beispiel der Kredit für das gemeinsame Haus oder der Wunsch nach Status (denn eine Familie zu haben gehört da witzigerweise noch immer für manche dazu) und Repräsentation nach außen, dann wird es schnell zu einer fragwürdigen Veranstaltung.

Der Punkt, den ich quasi ins Licht stellen möchte, ist der, dass die Ehe unter gefühlten 95% der Paare eine fragwürdige Veranstaltung ist.

Benjamin,
wenn du ohnehin schon weißt, dass es die perfekte Ehe nicht gibt,
warum beharrst du dann darauf, die tatsächlich existierenden Beziehungen
mit diesem fiktiven Gebilde zu vergleichen?

Ich maße mir nicht an irgendetwas zu wissen.

Warum misst du nicht die tatsächlich existierenden Beziehungen daran,
inwieweit sie zur Befriedigung der tatsächlich existierenden Bedürfnisse
und Bestrebungen der Menschen beitragen?

Warum klammerst du dich an diesen Fimmel von der ach so großartigen Liebe,
die das einzig Erstrebenswerte ist ?

Willst du diese Schwärmereien nicht den 15-Jährigen überlassen?

Ich klammer mich nicht an die große Liebe und schon gar nicht an die Ehe. Ich wollte meine Verstörtheit darüber zum Ausdruck bringen, warum sich so viele Menschen mit so wenig Glück zufrieden geben.

Ich halte die anfängliche Verliebtheit gar nicht für Liebe. Auch wenn das den Anschein erweckt haben soll. Liebe ist in meinen Augen eine Art und Weise. Das schöne Gefühl, das die Menschen dieser Zeit und Kultur gerne als "Liebe" bezeichnen, ist, so wie ich das sehe, eine Folge dieser Art und Weise. Einer Art und Weise mit seiner Umwelt zu interagieren.

Liebe ist dieser Auffasung nach nicht ein Gefühl. Das besagte Gefühl entsteht durch Liebe, durch eine gewisse Art, wie etwas aussieht, gesagt oder getan wird. Wenn Resonanz zu dieser Art und Weise auftritt, empfindet man Sympathie, Zuneigung, Anziehung, bishin zu dem, was viele Liebe nennen. Aber ich nenne es nicht Liebe. Liebe ist die Art und Weise. Sie kann auch vorhanden sein, wenn sie nicht empfunden wird. Nicht direkt zumindest. Ich halte diese Definition von Liebe für passender. Sie erklärt das Verhalten der Menschen besser, wie ich denke.

Die jugendliche Verliebtheit ist für mich nur ein winziger Apsekt, ein kleiner Ausdruck dessen, was man als Liebe zusammenfassen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Die Ehe - Zeugnis der Lieblosigkeit

ich weiss jetzt nicht genau ob es hier passt aber ich denke schon..

vor längerer zeit las ich mal einen aufsatz von osho bzw baghwan in welchem er über die " rangfolge" der begriffe
  • verliebtsein
  • liebe
  • allg. freundlichkeit
reflektierte.

(auf welche werteskala er sich hier auch immer bezog - hier vermutlich der weg zur "erleuchtung")

das verliebtsein bezeichnete er als die minderwertigste form dieses trios da hier der mensch in seiner selbstbestimmung arg gehemmt ist

die liebe ist für ihn schon viel besser aber auch sie bindet den menschen an äussere dinge und gegebenheiten und verfängt in so in wechselseitigen abhängigkeiten.

erst die allg. freundlichkeit an sich (nicht zu verwechseln mit "freundlichen" handlungen sondern hier die reine freundlichkeit im wesen/empfindung/wahrnehmung)kann den menschen nachhaltig aus seiner isolation befreien und somit die basis seiner befriedigenden entwicklung bilden.

demnach ist es vollkommen egal ob man heiratet oder nicht, sich trennt oder in ewiger liebe zusammenbleibt - haupsache man wird/bleibt freundlich - zum partner aber besonders zu sich selbst .....

Ich deute Verliebtsein als Ausdruck von Mangel,
Liebe als gegenseitiges Ergänzen, um Mängel auszugleichen und dadurch Entwicklung zu ermöglichen
und allgemeine Freundlichkeit als Ausdruck von Fülle.

Deshalb ist Beziehungsliebe ein Weg, aber Ganzwerdung der eigenen Person das Ziel.

Wertschätzung des Gewesenen, Zufriedenheit im Gegenwärtigen, Vertrauen ins Werdende.
 
Werbung:
Zurück
Oben