AW: die Bibel
Was genau meint Arno Schmidt (oder Du?) mit " ungenügende Persönlichkeit des Jesus von Nazareth"?
Nun, Arno Schmidt hält Jesus für einen versponnenen Berg-, Feld-, Wald- und Wiesen-Prediger, dem Wissen und Bildung so sehr fehlt, dass er nicht ernst genommen werden kann als Mitredner in der Runde bedeutender Figuren der Menschheit,
Wenn du magst, schicke ich dir den ganzen Aufsatz, der in dem Buch "Warum ich ... bin" erschien.
http://www.amazon.de/Warum-ich-Chri...=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1245168916&sr=8-1
Hier zunächst nur der Passus über Jesus von Nazareth.
5.) Die Persönlichkeit des Mannes, nach dem sich immerhin 30% der Menschheit nennen, genügt mir nicht! Was würden wir heute sagen, wenn ein junger Mann aus irgend einem unbedeutenden Zwergstaat käme; einem der immer wieder vorhandenen und nicht nur <wirtschaftlich unterentwickelten> Ostgebiete; keiner der großen Kultursprachen mächtig; völlig unbekannt mit dem, was in Jahrtausenden Wissenschaft, Kunst, Technik, frühere Religionen, geleistet haben – und ein Solcher stellte sich vor uns hin, mit den dicken Worten: »Ich bin der Weg; und die Wahrheit; und das Leben.« ? Wir müßten's uns durch einen herbeigerufenen Dolmetsch noch mühsam aus dem barbarischen Dialekt übersetzen lassen – würden wir nicht halb belustigt, halb verständnislos ihm raten: »Junger Mensch: lebe erst einmal, und lerne: und komme dann in 30 Jahren wieder!« ? .
Genau dies aber war der Fall mit Jesus von Nazareth: er verstand weder Griechisch noch Römisch, die beiden Sprachen, auf denen seit viel hundert Jahren alle nennenswerte Kultur beruhte (und beruht! ). Er war mit Homer und Plato ebenso unbekannt, wie mit Phidias und Eratosthenes: was ein solcher Mann behauptet, ist für mich von vornherein undiskutabel! Um über etwas aburteilen zu können, muß ich es doch wohl wenigstens vorher untersucht haben! (Er selbst scheint auch im allgemeinen bescheidenere Augenblicke gehabt zu haben, in denen er einschränkend alle Nichtjuden für <Hunde> erklärte, und: »Ich bin nur gesandt zu den verlornen Schafen von dem Hause Israel.« Also: <Vorüber, Ihr Schafe, vorüber>). -
Um die Lückenhaftigkeit der von ihm verkündeten, angeblich so übermenschlich hohen, Moral zu demonstrieren, stehen Vergleiche zu Gebote, wie etwa dieser: Welch bösartig=charakteristischen Kontrast bietet nicht die <evangelische> Geschichte vom <Fischzug Petri> den der Heiland durch ein ausdrückliches Wunder dermaßen segnet, daß die Boote mit der Beute fast bis zum Sinken überfüllt werden – mit dem Verfahren des großen Heiden Pythagoras, der den Fischern ihren Zug, während das Netz noch unter Wasser liegt, abkauft: und allen geängsteten Tieren die Freiheit schenkt! ! : Wen von diesen Beiden könnte man mit mehr Recht einen <Sohn Gottes> nennen? (von denen es mir überhaupt viel zu viele gibt: im Altertum kam das in jeder besseren Familie vor!).
Wenn Christus bei solch unvergleichlicher Gelegenheit – wo das Wahnsinnsprinzip einer Welt, deren lebende Wesen dadurch existieren, daß sie einander auffressen, handgreiflich vor Augen lag! wenigstens bedrückt gemurmelt hätte: »Wenn ein Gott diese Welt geschaffen hat, so möchte ich dieser Gott nicht sein: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen! " – dann ja! Aber dazu mußte scheinbar erst der <Atheist> Schopenhauer kommen. (Oder, wie Lichtenberg es in ein Geheimbuch notierte »Zu untersuchen, inwieweit Gott aus der Welt erkann werden kann: sehr wenig: es könnte ein Stümper sein!«
P:S.:Für mich schließt sich glauben und denken nicht aus, wenn mein Kopf auch nicht über das gleiche Fassungsvermögen verfügt wie mein "Herz".
Auch als Denkender und Wissender kommt man ohne Glauben nicht aus. Ich kann z. B. die Aussagen Golo Manns über Wallenstein nicht eigenäugig nachprüfen. Ebenso wenig wie die von Harald Lesch über die Möglichkeit der Existenz von intelligentem Leben in anderen Galaxien.
Aber beide legen ihre Ansichten so dar, dass ich ihnen vertraue, also diskursiv, induktiv und rational nachvollziehbar.
Wenn man aber von mir verlangt, diesen irrationalen Schwachsinn wie Jungferngeburt, leibliche Auffahrt in den Himmel, Anwesenheit von Jesu Leib und Blut in der Eucharistie, dann mache ich da nicht mit.
Letzteres Dogma funktioniert nur, wenn man eine ganz und gar veraltete und obsolet gewordene Theorie, nämlich die von Substanz und Akzidens, zugrunde legt. Da kann man auch gleich dran glauben, dass die Erde eine Scheibe im Mittelpunkt der Welt ist.
Freundliche Grüße
Fritz