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Deutschland - ein reiches Land ?

AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Und nochmals: wo arbeitet denn dieses Vermögen der Vermögenden? Wie wir wissen zum größten Teil nicht in Deutschland.
Wissen wir, Miriam.
Aber warum diese Kapitalflucht, die sich nicht nur auf die „Vermögenden“ beschränkt?
wieder ein Beispiel:

ein guter Bekannter hatte vor, seine Altersvorsorge sehr geschickt aufzubauen.
Er hat sich während seiner aktiven Zeit jedes Jahr einen Sparkassenbrief gekauft mit einer passenden Laufzeit und Höhe, so daß er bei der Auszahlung immer unter der Steuer-Grenze für den „Sparerfreibetrag“ geblieben wäre.

Dann hat erst die rotgrüne Regierung den Sparerfreibetrag halbiert, und die rotschwarze jetzt nochmal halbiert, so daß er jedes Jahr um mehr als tausend Euro enteignet wird, weil er sich auf die zugesagten Freibeträge verlassen hat.

So etwas spricht sich rum. Alle entsprechenden Zusagen einer deutschen Regierung sollte man nunmehr anzweifeln, ich würde mich nie auf eine „Riesterrente“ oder Bundesschatzbriefe oder vergleichbares einlassen.
Es hat sich auch rumgesprochen, daß die Schweiz und Luxemburg sichere Depots sind.
Warum können die Eidgenossen oder der Großherzog das Kapital anziehen wie das Licht die Motten, aber aus D wird es vertrieben?

(rhetorische Frage :). ich weiß es, und du sicher auch)

Gruß von Claus
 
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AW: Deutschland - ein reiches Land ?

ich schätze, daß in D hundert mal mehr Menschen an Stammtischen über Politik diskutieren als in Internetforen.

ein Demokrat sollte das berücksichtigen

meint claus

Hallo Claus,

ich habe schon Stammtische erlebt, an denen eine Horde Besoffene über ebenfalls gerade Besoffene herzog, die zu besoffen dazu waren, sich zu den möglicherweise zunächst noch nicht ganz so Besoffenen (Am Stammtisch) zwecks gemeinschaftlichen Besaufens zu gesellen, wobei auch die am Tisch sich Besaufenden am Ende genauso besoffen waren, wie die nicht anwesenden Besoffenen...

Thema: Das Laster des Saufens der nicht Anwesenden.

Gruß
Zwetsche:schaukel:
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Claus schrieb:
Warum können die Eidgenossen oder der Großherzog das Kapital anziehen wie das Licht die Motten, aber aus D wird es vertrieben?

(rhetorische Frage . ich weiß es, und du sicher auch)

Aus:

http://focus.msn.de/finanzen/banken/bankgeheimnis/auslandsflucht_aid_9059.html

"Auslandskonten und Quellensteuer

Die Schweiz, Österreich, Luxemburg und Belgien verschicken keine Kontrollmitteilungen an die Heimatbehörden des ausländischen Bankkunden, sondern erheben eine Quellensteuer. Das strikte Schweizer Bankgeheimnis gilt weiterhin, und auch Österreich und Luxemburg geben sich gegenüber dem deutschen Fiskus zugeknöpft.

Luxemburg, Österreich und Belgien wollten ihr Bankgeheimnis nur kippen, wenn auch die Drittländer wie die Schweiz ihre Diskretion komplett aufgeben würden. Und davon kann keine Rede sein."

Ende des Zitats.

Was möchtest du damit sagen, Claus? Ist doch bekannt - und für mich eine dieser Schattenseiten mit denen sich das Kapital noch dazu auch rühmt.

Hier müsste die Frage gestellt werden: wie kam der stolze schweizer Bankkontoinhaber an dieses Vermögen? Und wem trifft in erster Linie seine Kapitalflucht?

Du siehst wie doch eine Kette von Fragen zu beantworten wären um das Thema tatsächlich zu behandeln.

Gruß

Miriam
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Warum können die Eidgenossen oder der Großherzog das Kapital anziehen wie das Licht die Motten, aber aus D wird es vertrieben?

(rhetorische Frage :). ich weiß es, und du sicher auch)

Gruß von Claus

Wieso vertrieben? Kein Mensch vertreibt das Kapital ins Ausland. Das ist doch nur die Ausrede jener, die ihren Beitrag zum Gemeinwohl nicht leisten wollen, weil sie ihr Geld selbst behalten wollen. Sie wollen die Annehmlichkeiten eines Lebens in D (oder auch in Ö, denn da ist es ähnlich, wenn auch nicht gleich) genießen, aber nichts dazu beitragen, dass es diese Annehmlichkeiten auch weiterhin geben kann. Und dazu gehört nicht nur das eigene Wohlbefinden, dazu gehört auch das Wohlbefinden der gesamten Gemeinschaft.

Diese Ansicht, dass man ja förmlich gezwungen wird, das Geld ins Ausland zu transferieren, ist mit ein Grund, dass ein ganzer Staat in seinem Gefüge nicht mehr funktionieren kann. Das ist ein echtes Verbrechen an der Gemeinschaft.

Wenn die kleinen Sparer und Vorsorger nun um ihre sauer verdienten Notgroschen Angst haben, dann ist es verständlich, aber sie prügeln die Falschen dafür. Denn die, die gar nichts haben, sind sicher nicht Schuld daran.
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Das ist keine lebensfreundliche Welt mehr, lieber Claus.

Weißt Du Bernd,
ich habe immer Beispiele vor Augen, wo ich mir sage:
„der hat selber (mit) Schuld“

Fachkollege von mir, war beschäftigt in der Forschungsabteilung eines großen Chemieunternehmens, hatte sich auf Kredit ein Haus gekauft.
Das Unternehmen verlagerte seine Forschungsabteilung nach England. Man bot ihm an, mit nach GB zu kommen, oder eine Abfindung von 50.000 Euro.
Er hatte ja hier aber nun das Haus (zwar auf Pump, aber er sah es als seins an) und nahm die Abfindung.
Und statt die Abfindung gut anzulegen, verkaufte er seinen alten Opel Omega und kaufte sich einen neuen Mazda 6.
Zweimal im Jahr Urlaub in Spanien und Österreich mußte auch immer sein, nun steht er auf den Latschen und jammert.

Bernd, ich könnte mir (wenn ich meine Altersrücklage flüssig mache), einen niegelnagelneuen Porsche kaufen und angeben wie ein Großkotz.
Landläufig sagt man ja:
>>sieh dir sein auto an, und Du weißt, was her hat, oder als was er gelten will<<

Ich habe mir mein derzeitiges auto vor zehn Jahren gekauft:
einen „Escort“ als Luxusausgabe mit allem Schnickschnack,
es gab damals gerade schon das Nachfolgemodell „Focus“ und ich habe deshalb (und wegen Barzahlung) meinen Wagen mit 20 Prozent Preisnachlaß (für 30 TDM) bekommen,
gut gepflegt, und fahre ihn heute noch mit Freude:

http://img291.imageshack.us/img291/1527/webescortlk7.jpg

vielleicht liegt es an den Genen, daß manch einer vorsorglich denkt und handelt,
und andere können es nicht?

fragt Claus
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Aber die 35 Stunden Woche und 31 bezahlten Urlaubstage sind in D die Regel.
Ich glaube, selbst in der "reichen Schweiz" schüttelt man den Kopf über solche Zustände.

Claus
Getroffen, Claus, und mitten ins Schwarze. Ob einer 35 Stunden Woche und 31 bezahlten Urlaubstagen in unserem Nachbarland schütteln Herr und Frau Schweizer wirklich die Köpfe. Die absolute Schüttelmanie befällt Herrn und Frau Schweizer aber, wenn zu lesen und zu hören ist, dass wegen einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit (!) von derzeit 28 auf künftig 35 Stunden Streiks en masse veranstaltet werden. Es wundert Herrn und Frau Schweizer jedoch wenig, dass es mit dem deutschen Sozialwesen nun wahrlich nicht zum Besten steht (womit ich nicht behaupten will, das Sozialwesen in der Schweiz wäre besser, das masse ich mir nicht an). Seit meinem 15. Lebensjahr kenne ich keine andere Arbeitszeit als die 42 Stunden Woche und 20 bezahlte Urlaubstage, weniger habe ich noch nie gearbeitet, ohne dabei entsprechende Lohneinbussen in Kauf nehmen zu müssen. Zu den 42 Arbeitsstunden pro Woche kommen die kommandierten Einsätze an etlichen Wochenenden im Jahr hinzu (zwar bezahlt und mit entsprechenden Zulagen bei Sonntags- und/oder Nachtarbeit versehen, aber eben kommandiert und somit ohne Widerrede zu leisten).

Nun gibt es Schweizer, die aus ihrem Land aus- und nach Deutschland einwandern, so wie ich selber es kürzlich getan habe. Dieser Entscheid mancher Schweizer nun wieder, ist jedoch vollkommen anderweitig motiviert; mehr dazu vielleicht später.

Ein kleines Beispiel aus der Sparte Krankenversicherung:
In Deutschland ist es doch selbstverständlich, dass Zahnbehandlungen zu 100% und Zahnersatz mindestens zum Teil durch die Krankenversicherung übernommen werden; in der Grundversicherung inbegriffen, wie ich meine.
Nun, ein bisschen anders gelagert ist dieser Fall in der Schweiz: Der/die Schweizer/in bezahlt die Zahnarztrechnung aus eigener Tasche! Wollte er sich für Zahnbehandlung und Zahnersatz versichern lassen, müsste er horrend teure Zusatzversicherungen abschliessen und diesen Luxus mit allmonatlichen Beiträgen schmerzlich spüren. Vor zwei Monaten habe ich eine Zahnarztrechnung über den Betrag von CHF 5'000.-- (rund 3'200.-- Euro) bezahlt, meine schweizer Krankenkasse hat die Übernahme der Kosten dankend abgelehnt.

Ein weiteres kleines Beispiel aus der Sparte Krankenkasse:
Ein in der Schweiz Krankenversicherter bezahlt von jeder Arztrechnung 10% selber; Selbstbehalt nennen wir das bei uns; und dieser Selbstbehalt hat mit einer vertraglichen Franchise nichts zu tun, ist vollkommen unabhängig von ihr zu bezahlen. Will er diese 10% Selbstbehalt bei seiner Krankenversicherung ausschliessen, geht das mit entsprechender Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags einher, und das zahlt sich dann ganz und gar nicht aus.

Mich wundert nicht, dass ein in Deutschland gemeldeter und wohnhafter Mensch im Vergleich zu einem in der Schweiz gemeldeten und wohnhaften Menschen mehr Steuern bezahlt. Schaut man sich die Dinge etwas genauer an und lernt sie im direkten Vergleich persönlich (so zu sagen am eigenen Leib) kennen, ist einem die Ursache der Diskrepanzen sehr schnell klar. Aber auch hier gibt es eine kleine aber wichtige und entscheidende "Vergünstigung": Ein alleinerziehender Elternteil, wohnhaft in Deutschland, kann für sich den Luxus einer eigenen Steuerklasse II in Anspruch nehmen (sofern er denn seine persönliche Situation bei der Finanzbehörde richtig deklariert); er geniesst den Vorteil, den entsprechenden Steuerfreibetrag geltend machen zu können, und der ist ja nicht unerheblich. So etwas gibt es in der Schweiz nicht. Man lese es aber glaube es kaum: Ich, alleinerzeihend, zwei minderjährige Kinder, bezahle in der Schweiz seit meine Kinder das Licht der Welt erblickt haben mehr Steuern als zu jener Zeit, in der ich noch keine Kinder hatte!!! Grund: Keine eigene Steuerklasse für Alleinerziehende mit entsprechendem Steuerfreibetrag, sondern lediglich ein Steuerfreibetrag pro Kind, der bei beispielsweise verheirateten Doppelverdienern genau gleich hoch ist wie bei Alleinerziehenden.

Da wären noch so manche Dinge, über die man sich unterhalten und die man vergleichen könnte; das würde nun aber den Rahmen dieses Threads sprengen, denke ich. Vielleicht eröffnen wir demnächst einen eigenen Thread zum Gedankenaustausch zwischen Deutschen und Schweizern, der wäre sicher interessant.

Eines brennt mir noch in den Fingern: Harz IV!
Dieses System nun wieder ist aus der Sicht eines Schweizers die Unmenschlichkeit in perverse Perfektion umgesetzt. 1-Euro-Jobs; in der Schweiz undenkbar. Markante Kürzung des Arbeitslosengeldes wegen angeblich zu wenig Eigenbemühung um Arbeit, einfach so, weil's der Sachbearbeiter beim Arbeitsamt gerade so sieht, oder weil der Arbeitssuchende vielleicht einen schlechten Tag zur Vorsprache erwischt hat.
"Stellenvermittlungsangebote" bei Zeitarbeiterfirmen, bei deren Annahme man mit einem Stundenlohn von 6 Euro 50 ausgebeutet wird, wo doch ein Festangestellter des selben Betriebs mit der selben Aufgabe einen Stundenlohn von 25 Euro erhält - und das alles trotz des richterlichen Statements des höchsten Deutschen Gerichts, dass gleiche Arbeit in ein und derselben Firma (egal ob von einem Zeitarbeitenden oder einem Festangestellten geleistet) mit dem selben Stundenlohn zu bezahlen ist. Sprich, Zeitarbeiterfirmen, die sich nicht an die Rechtsprechung des Deutschen Gerichtshofs halten - und dabei nicht einmal zur Rechenschaft gezogen werden... und... und... und...
In diesem Punkt bin ich dankbar, nicht dem deutschen Arbeitslosengesetz zu unterstehen!

Ich denke, ich werde einen eigenen Thread eröffnen, der diese Themen aufgreift und in dem ich euch erklären kann, weshalb ich trotzdem aus der Schweiz nach Deutschland ausgewandert bin, welche Überlegungen und Abwägungen diesem Entschluss vorausgegangen sind. Könnte ja sein, dass es den Einen oder Anderen von euch interessiert...

Es grüsst euch
Climax :blume1:
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Weißt Du Bernd,
ich habe immer Beispiele vor Augen, wo ich mir sage:
„der hat selber (mit) Schuld“
(...)

Ja das haben wir schon bemerkt. Diese Beispiele erfahren wir ja dann auch sofort, auch dein Urteil, wer Schuld hat.
Und dann? Wenn du dein Urteil gefällt hast, dann sollte doch eine Schlußfolgerung kommen!

Abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass du das überhaupt feststellen kannst, warum sich jemand für ein gewisses Leben entscheidet, was willst du wirklich damit ausdrücken?

Wer selbst Schuld hat, der soll schauen, wo er bleibt, vielleicht? Oder was bedeutet es für dich, wenn jemand selbst Schuld hat?

Ein Beispiel:
Da liegt einer auf dem Boden. Er ist ohnmächtig. Manche meinen, er sei betrunken, also selbst Schuld, andere wissen, dass er gerade gestolpert und hingefallen ist. Aber was auch die Ursache ist, er liegt da und kann sich nicht selbst helfen. Lässt du ihn liegen, weil du annimmst, er ist selbst schuld, dass er da liegt? Oder holst du Hilfe? Oder behinderst du wenigstens jene nicht, die ihm helfen wollen?

Selbst schuld oder nicht, wenn jemand außerstande ist, sich selbst zu helfen, dann ist die Gemeinschaft gefragt. Wenn du das nicht so sehen kannst, dann ist das Leben eines Menschen für dich nichts wert.
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Lilith,
ich kenne die näheren Umstände der beruflichen tragödie deines Sohnes nicht,
aber ich kann mir vorstellen, wie es dir zumute ist,
ich fühle mit dir,
weil auch meine Tochter eine tätigkeit in einem Callcenter annehmen mußte, weit unter ihrer Qualifikation als Ingenieur.
Aber sie hat dies einer Sozialfürsorge-karriere vorgezogen.

Miriam,
Hier müsste die Frage gestellt werden: wie kam der stolze schweizer Bankkontoinhaber an dieses Vermögen? Und wem trifft in erster Linie seine Kapitalflucht?

ich kenne keine Großkapitalisten mit Schweizer bankkonto (bin also überfragt),
aber, wie schon mal dargelegt,
auch ich würde mein bescheidenes Vermögen in die Schweiz bringen,
(wenn die Grenze nicht so weit wäre, und das Geld nicht schon langfristig festgelegt)
und so wie ich tausende.
Und ich kann dir versichern, daß ich dafür hart gearbeitet und gespart habe.

Claus
 
AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Da liegt einer auf dem Boden. Er ist ohnmächtig. Manche meinen, er sei betrunken, also selbst Schuld, andere wissen, dass er gerade gestolpert und hingefallen ist. Aber was auch die Ursache ist, er liegt da und kann sich nicht selbst helfen. Lässt du ihn liegen, weil du annimmst, er ist selbst schuld, dass er da liegt? Oder holst du Hilfe? Oder behinderst du wenigstens jene nicht, die ihm helfen wollen?
Aber Lilith,
wir leben doch nicht in Rußland!
selbst, wenn jemand (warum auch immer)
buschstäblich NICHTS (mehr) hat
oder mit nichts nach D (zurück)kommt, siehe den Fall Blaubär,

dann lebt er doch hier immer noch so, daß ihn in vielen anderen Ländern selbst
(für den landesdurchnitt)
Wohlhabende beneiden.

bzw. er könnte so leben, wenn er die Stütze nicht gleich in den ersten Tagen durchbringt.

meint Claus
 
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AW: Deutschland - ein reiches Land ?

Aber die 35 Stunden Woche und 31 bezahlten Urlaubstage sind in D die Regel.
Ich glaube, selbst in der "reichen Schweiz" schüttelt man den Kopf über solche Zustände.

Claus
Getroffen, Claus, und mitten ins Schwarze. Ob einer 35 Stunden Woche und 31 bezahlten Urlaubstagen in unserem Nachbarland schütteln Herr und Frau Schweizer wirklich die Köpfe. Die absolute Schüttelmanie befällt Herrn und Frau Schweizer aber, wenn zu lesen und zu hören ist, dass wegen einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit (!) von derzeit 28 (!) auf künftig 35 Stunden Streiks en masse veranstaltet werden. Es wundert Herrn und Frau Schweizer jedoch wenig, dass es mit dem deutschen Sozialwesen nun wahrlich nicht zum Besten steht (womit ich nicht behaupten will, das Sozialwesen in der Schweiz wäre besser, das masse ich mir nicht an). Seit meinem 15. Lebensjahr kenne ich keine andere Arbeitszeit als die 42 Stunden Woche und 20 bezahlte Urlaubstage, weniger habe ich noch nie gearbeitet, ohne dabei entsprechende Lohneinbussen in Kauf nehmen zu müssen. Zu den 42 Arbeitsstunden pro Woche kommen die kommandierten Einsätze an etlichen Wochenenden im Jahr hinzu (zwar bezahlt und mit entsprechenden Zulagen bei Sonntags- und/oder Nachtarbeit versehen, aber eben kommandiert und somit ohne Widerrede zu leisten).

Nun gibt es Schweizer, die aus ihrem Land aus- und nach Deutschland einwandern, so wie ich selber es kürzlich getan habe. Dieser Entscheid mancher Schweizer nun wieder, ist jedoch vollkommen anderweitig motiviert; mehr dazu vielleicht später.

Ein kleines Beispiel aus der Sparte Krankenversicherung:
In Deutschland ist es doch selbstverständlich, dass Zahnbehandlungen zu 100% und Zahnersatz mindestens zum Teil durch die Krankenversicherung übernommen werden; in der Grundversicherung inbegriffen, wie ich meine.
Nun, ein bisschen anders gelagert ist dieser Fall in der Schweiz: Der/die Schweizer/in bezahlt die Zahnarztrechnung aus eigener Tasche! Wollte er sich für Zahnbehandlung und Zahnersatz versichern lassen, müsste er horrend teure Zusatzversicherungen abschliessen und diesen Luxus mit allmonatlichen Beiträgen schmerzlich spüren. Vor zwei Monaten habe ich eine Zahnarztrechnung über den Betrag von CHF 5'000.-- (rund 3'200.-- Euro) bezahlt, meine schweizer Krankenkasse hat die Übernahme der Kosten dankend abgelehnt.

Ein weiteres kleines Beispiel aus der Sparte Krankenkasse:
Ein in der Schweiz Krankenversicherter bezahlt von jeder Arztrechnung 10% selber; Selbstbehalt nennen wir das bei uns; und dieser Selbstbehalt hat mit einer vertraglichen Franchise nichts zu tun, ist vollkommen unabhängig von ihr zu bezahlen. Will er diese 10% Selbstbehalt bei seiner Krankenversicherung ausschliessen, geht das mit entsprechender Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags einher, und das zahlt sich dann ganz und gar nicht aus.

Mich wundert nicht, dass ein in Deutschland gemeldeter und wohnhafter Mensch im Vergleich zu einem in der Schweiz gemeldeten und wohnhaften Menschen mehr Steuern bezahlt. Schaut man sich die Dinge etwas genauer an und lernt sie im direkten Vergleich persönlich (so zu sagen am eigenen Leib) kennen, ist einem die Ursache der Diskrepanzen sehr schnell klar. Aber auch hier gibt es eine kleine aber wichtige und entscheidende "Vergünstigung": Ein alleinerziehender Elternteil, wohnhaft in Deutschland, kann für sich den Luxus einer eigenen Steuerklasse II in Anspruch nehmen (sofern er denn seine persönliche Situation bei der Finanzbehörde richtig deklariert); er geniesst den Vorteil, den entsprechenden Steuerfreibetrag geltend machen zu können, und der ist ja nicht unerheblich. So etwas gibt es in der Schweiz nicht. Man lese es aber glaube es kaum: Ich, alleinerzeihend, zwei minderjährige Kinder, bezahle in der Schweiz seit meine Kinder das Licht der Welt erblickt haben mehr Steuern als zu jener Zeit, in der ich noch keine Kinder hatte!!! Grund: Keine eigene Steuerklasse für Alleinerziehende mit entsprechendem Steuerfreibetrag, sondern lediglich ein Steuerfreibetrag pro Kind, der bei beispielsweise verheirateten Doppelverdienern genau gleich hoch ist wie bei Alleinerziehenden.

Da wären noch so manche Dinge, über die man sich unterhalten und die man vergleichen könnte; das würde nun aber den Rahmen dieses Threads sprengen, denke ich. Vielleicht eröffnen wir demnächst einen eigenen Thread zum Gedankenaustausch zwischen Deutschen und Schweizern, der wäre sicher interessant.

Eines brennt mich noch in den Fingern: Hartz IV!
Dieses System nun wieder ist aus der Sicht eines Schweizers die Unmenschlichkeit in perverse Perfektion umgesetzt. 1-Euro-Jobs; in der Schweiz undenkbar. Markante Kürzung des Arbeitslosengeldes wegen angeblich zu wenig Eigenbemühung um Arbeit, einfach so, weil's der Sachbearbeiter beim Arbeitsamt gerade so sieht, oder weil der Arbeitssuchende vielleicht einen schlechten Tag zur Vorsprache erwischt hat.
"Stellenvermittlungsangebote" bei Zeitarbeiterfirmen, bei deren Annahme man mit einem Stundenlohn von 6 Euro 50 ausgebeutet wird, wo doch ein Festangestellter des selben Betriebs mit der selben Aufgabe einen Stundenlohn von 25 Euro erhält - und das alles trotz des richterlichen Statements des höchsten Deutschen Gerichts, dass gleiche Arbeit in ein und derselben Firma (egal ob von einem Zeitarbeitenden oder einem Festangestellten geleistet) mit dem selben Stundenlohn zu entlöhnen ist. Sprich, Zeitarbeiterfirmen, die sich nicht an die Rechtsprechung des obersten Deutschen Gerichts halten - und dabei mangels Kontrollinstrumenten nicht einmal zur Rechenschaft gezogen werden... und... und... und...
In diesem Punkt bin ich dankbar und glücklich, nicht dem deutschen Arbeitslosengesetz zu unterstehen und nie in den "Genuss" der Massnahmen nach Hartz IV zu kommen.

Aber: Man sagt, die Schweiz sei ein reiches Land; man muss sich dabei aber auch fragen, weshalb das so ist. Denn es ist nicht anders als in anderen Ländern auch: Der Bürger finanziert den Staat, und nicht wenige bluten dafür!

Ich denke, ich werde einen eigenen Thread eröffnen, der diese Themen aufgreift und in dem ich euch erklären kann, weshalb ich trotzdem oder weswegen gerade ich aus der Schweiz nach Deutschland ausgewandert bin, welche Überlegungen und Abwägungen diesem Entschluss vorausgegangen sind, und welche Umstände mich diesen Schritt haben tun lassen. Könnte ja sein, dass es den Einen oder Anderen von euch interessiert...

Es grüsst euch
Climax :blume1:
 
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