Benjamin
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Wenn sich also tatsächlich 90 % der Menschen (irgendwie) änderten, dann gäbe es da vielleicht noch die 10 % an den Schaltstellen, die sich nicht änderten. Traditionell steuert so ein Staat ja nicht dorthin, wo die Mehrheit seiner Bevölkerung hin will. Darauf will ich hinaus.
Wenn es wirklich so geschieht, dass sich alle Menschen ändern, außer denen die das Ruder in der Hand haben, dann liegt der Schluss nahe, dass sich wirklich nichts verändert. Dennoch denke ich, dass der Schluss nicht richtig sein muss, mal ganz abgesehen davon, dass ich denke, dass das Szenario höchst unrealistisch ist, selbst dann wenn man annimmt, dass der überwiegende Anteil der Menschen, bereit wäre sich zu ändern.
Entwicklung und Anwendung von Atombomben. War das die Idee amerikanischer, russischer oder chinesischer Bevölkerungen oder die Idee kleiner Minderheiten des jeweiligen Wirtschaft-Militär-Komplexes? Wie ist es bei Waffenlieferungen, "Verteidigungsbündnissen" und aktuell beim Mobbing anderer Staaten und Staatsführer? Wessen Verhalten ist das? Das "der Menschen" oder das von wenigen, ganz bestimmten Menschen?
Es stimmt natürlich, dass die Regierungen Handlungsräume haben, die die Bevölkerungen nicht haben, und schon gar nicht die einzelnen Individuen. Aber Regierungen reagieren auf die vorliegenden Umstände der Realität, und diese Umstände werden im Wesentlichen nicht von den Regierungen geschaffen, sondern von allen Menschen der Erde, wenngleich die Regierungen natürlich einen starken Einfluss auf die Entwicklung diverser Umstände haben können.
Aber wenn wir uns die großen Probleme in der Welt ansehen, soziale Ungleichheit, Ausbeutung, Umweltzerstörung, und -verschmutzung, usw. dann sind das Probleme, die durch das Handeln von Milliarden Menschen entstanden sind, und nicht durch das Agieren einzelner Regierungen. Im Gegenteil, die meisten - oder von mir aus alle - Regierungen arbeiten daran, all diese Probleme zu lösen.
Und wenn du schon Kriege ansprichst, so muss man sagen, dass sie die krassen Ausläufer aller eben genannten Probleme sind. Die Nation, die mit Abstand in den meisten Kriegen der letzten hundert Jahre verwickelt war, tut dies vor allem aus dem Grund um ihre Vormachtstellung in der Welt zu halten, und den verschwenderischen Lebensstil seiner gesamten Bevölkerung zu ermöglichen und aufrecht zu erhalten. Und es fielen ihr nicht zufällig vor allem auch jene Länder zum Opfer, die diese Vormachtstellung in Frage gestellt haben, oder ihr Stück am Kuchen gefordert haben. Es waren also genau die Länder, die selbst nach mehr gestrebt haben.
Wir brauchen uns nur die arabische Welt anschauen, die tief zerstritten ist. Doch worum geht es da? Einzig darum, dass jeder seine Vormachtstellung erhalten möchte, aber nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern oftmals auch aus ethnischen und religösen Gründen, weil sie sich fortan als Rivalen sehen. Und mit Rivalen kann man nicht auf Augenhöhe nebeneinander existieren, man wird immer versucht sein, besser zu sein, allein schon aus Angst.
Sieh dir alle kriegerischen Konflikte der Weltgeschichte an. Es ging immer darum, dass die Menschen nicht einander vertrauten, dass sich als Rivalen sahen, und dass sie im Konkurrenzkampf standen. Und das betrifft nicht (oder wenn dann nur in ganze seltenen Fällen) einzelne Eliten, sondern immer ganze Völker und Bevölkerungsgruppen.