Der
11. September 2001 hat die Welt verändert. Bei islamistischen
Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington kommen mehr als 3000 Menschen ums Leben – und setzen den Islamismus als neues Bedrohungsszenario auf die Tagesordnung.
Der damalige US-Präsident George W. Bush rief einen
"War on Terror" aus, viele Länder – darunter
Deutschland – beteiligten sich. Bis heute sind Soldaten in
Afghanistan stationiert, Kriege und Missionen im
Irak, in
Syrien, im
Jemen und in vielen Regionen
Afrikas haben die Länder in Schutt und Asche gelegt und Millionen in die Flucht getrieben.
Eine neue Studie zeigt jetzt, was der Westen nach 17 Jahren Krieg gegen die Islamisten erreicht hat: Deren Zahl hat sich vervierfacht.
Das sagt das "Center for Strategic and International Studies", eine Denkfabrik in Washington. In einem neuen
Bericht analysieren die Terrorismus- und Außenpolitikexperten, was der "War on Terror" seit 2001 erreicht hat. Allein die USA haben seit 2001 knapp
6 Billionen (engl. "Trillion") Dollar in die Bekämpfung von Islamisten gesteckt. (
The Daily Beast)
- Laut dem Bericht sind derzeit rund 230.000 islamistische Kämpfer in rund 70 Ländern der Erde aktiv.
- Diese Zahl liegt bei 370 Prozent im Vergleich zum 11. September 2001.
- Die meisten Islamisten agieren in Syrien, Afghanistan, Pakistan, Irak und Nigeria.
- Mindestens 67 Terrorgruppen sind aktiv, die größten sind noch immer Al-Qaida und Daesh, der sich selbst "Islamischer Staat" (IS) nennt.
Das bedeutet: Der Krieg gegen den Terror hat den Islamismus nicht wirksam bekämpft – sondern ihn im Gegenteil noch stärker gemacht.
Im Bericht heißt es, die islamistische Ideologie habe sich
"wie ein Krebsgeschwür" verbreitet. Nur einen positiven Aspekt heben die Experten hervor:
Die gute Nachricht ist, dass es in den USA keine weitere Attacke in der Dimension von 9/11 gab.
Warum ist das wichtig?
Der Kampf gegen Extremismus ist eine
globale Aufgabe. Im Irak und in Syrien ist der IS in seinem Gebiet zwar zurückgedrängt, trotzdem findet er wieder Zulauf (
bento). Im
Jemen gewinnt Al-Qaida derzeit an Boden. Der Bericht zeigt, dass die bisherige Strategie wenig gebracht hat.
(
Hier kannst du sehen, wie der parteiunabhängige Think Tank "Center for Strategic and International Studies" sich finanziert.)
Nicht nur die USA engagieren sich im Nahen Osten militärisch,
auch Deutschland mischt mit. Unter US-Präsident
Donald Trump ziehen sich die USA nun Stück für Stück aus der Region zurück – und hinterlassen den Terrormilizen nun den
Raum, wieder zu wachsen oder Opium anzubauen. (
Guardian)
Dabei warnen viele Extremismusforscher seit längstem, dass Gewalt nur neue Gewalt provoziert. Und eine andere Politik in der Region nötig ist.
IM KLARTEXT: Alleine Bomben werfen, reicht nicht aus, um Terrormilizen zu besiegen.
Im Gegenteil. Islamisten nutzen den "War on Terror" bewusst für ihre
Propaganda. "Der Westen" kämpfe gegen "die Muslime", also müssten sich diese vereinen und Anschläge verüben, so die perfide Logik. Oft werden aktuelle Konflikte mit den historischen
Kreuzzügen gleichgesetzt – also dem Kampf Christentum gegen Islam. Auch in Deutschland verbreiten Islamisten diese Sichtweise:
So perfide versucht das deutsche Dschihad-Magazin, die Jugend zu umgarnen
Tatsächlich ringen die USA und Russland eher um
geopolitische Fragen, wollen sich Zugänge zu ölreichen Regionen sichern.
Menschen im Nahen Osten werden zum Spielball dieser Machtfragen. Nicht wenige treibt das in die Hände der Islamisten. Der Bericht warnt davor, wie
"Unterdrückungsereignisse" des Westens gegenüber Muslimen islamistischen Gruppen neuen Zulauf bringt. Gemeint sind Dronenangriffe, denen Unschuldige zum Opfer fallen oder auch das Bekanntwerden der Vorgänge im Foltergefängnis
Abu Ghraib. In dem irakischen Gefängnis hatten US-Soldatinnen und -Soldaten Gefangene gefoltert, nackt ausgezogen und herabwürdigende Fotos gemacht.
Besser wäre es, wenn der Westen die Werte einhalten würde, mit denen er sich gerne schmückt. Oder zumindest mit Wiederaufbauprogrammen und Hilfsgeldern Menschen in der Region eine Perspektive bieten würde.
Das wird oft "Fluchtursachen bekämpfen" genannt, viele Hilfsgelder versickern allerdings bei korrupten Regierungen. Was nötig ist: Jungen Menschen in der Region echte Jobs verschaffen. Denn so lange Terrorgruppen ein besseres Gehalt zahlen können als ihre vom Krieg zerstörten und destabilisierten Staaten, schließen sich junge Menschen ihnen an.
Nicht nur aus Überzeugung, sondern allein schon aus Verzweiflung.