New Economie of Terror
Miriam schrieb:
Diese Frage kann man eigentlich nicht beantworten, ohne an die Wurzeln und auch dem Sinn des Dschihads zurückzudenken.
Vorweg: in diesem Kampf, spielen die Palästinenser natürlich eine große Rolle, doch ihre Integration in anderen arabischen Ländern, hätte bedeutet, den Dschihad zu schwächen.
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Eine ganz andere Frage ist natürlich die Politik Israels in diesem Zusammenhang.
Diese Blickpunkte herein zu bringen, halte ich für wichtig und möchte zusätzlich noch weitere Punkte einbringen.
1.) Djihad ist ein wenig umfassender zu verstehen, und je nach Auslegungsmode ist damit mehr der Kampf gegen seine eigenen Fehler (innerer oder großer Djihad) oder der gegen einen äußeren ungläubigen Angreifer (äußerer oder kleiner Djihad). Steht in der Wikipedia nicht mehr?
2.) internationaler Terror ist bei weitem nicht islamistischer Terror, wenn unter anderen auch. Die abendländischen mafiös terroristischen Organisationen sind ebenso wirksam, auch wenn sie weniger mediales Echo erreichen. Allerdings, sie sind nicht mehr so blutig, doch weitaus stärker mit Wirtschaft und Politik verwoben. Ich denke da nur an unser österr. Beispiel der Lucona.
3.) Die Leistung Frau Napoleonis ist die Herausschälung der internationalen Verflochtenheit fernab des Islams. Gerade jene Staaten die vorgeben am heftigsten den islamischen Terrors zu bekämpfen sind ebenso heftig ökonomisch mit ihm verwoben. So waschen die US-Banken die meisten Terrorgelder.
Faszinieren ist, wie sie die Geschichte der Terrorökonomie herausschält. Im kalten Krieg wurden die meisten von ihnen (damals noch??? Freiheitsbewegungen “Mudschahidin“) von den verschiedensten Geheimdiensten mit dem nötigen Kapital und technischem know-how versorgt. Damals wurden schon Drogen- Waffen- und Menschenhandel zur Finanzierung jener Terrorbewegungen verwendet. Nach 1989 wurden sie zu wirtschaftlich autonomen international operierenden Terrororganisationen. Die Autorin scheint überzeugt zu sein, dass sich diese „New Economy of Terror“ nicht während des Kalten Kriegs hätte etablieren können. Die Voraussetzung dazu war die Fragmentierung, also die Privatisierung, Deregulierung und Offenheit für den freien Verkehr von Kapital und Arbeit, die mit der Globalisierung einhergingen und der Verfall staatlicher Macht in den Krisenregionen.
Sie meint, die fundamentalistisch ideologische Deutung des Djihad wird in erster Linie vom Mittelstand getragen, wobei der Hauptgegner die korrupten Oligarchien muslimischer Regierungen seien, die mit dem westen kooperieren und das Volk ausbeuten. Instrumentalisiert wird der Djihad nicht aus religiösen, sondern aus politischen Motiven, aber das gehört gesondert diskutiert, denke ich, weil es hier zu weit weg führt.
4.) Hier sind wir wieder bei den Palästinensern. Das abgewählte Regime war korrupt und hat mit dem Westen zusammengearbeitet. Die Hamas hat sich um die Versorgung besonders der armen Bevölkerung in vielerlei Hinsicht bemüht, aber schon lange bevor eine Wahl überhaupt in Aussicht stand. Allerdings scheint die Hamas nicht übermäßig vom Geldsegen der New Economy of Terror getroffen worden zu sein. Aus meiner Sicht ist der Djihad nicht das vorderste Argument für die Palästinenser, dass aber das Palestinaproblem für die Radikalinskis des Djihads immer wiedeer eine Steilvorlage ist, die immer wieder aufgenommen wird, ist eine andere Sache.
Ich kann mich nicht erinnern, wann die Hamas (nicht die Einzeltäter) ihren Kampf oder Terror gegen Israel das letzte Mal als Djihad bezeichnet und ihr Verhalten religiös motiviert hat. Nichts desto trotz konnten bis jetzt immer nur verbale Falken die „sich wandeln“ in diesem einen Versuch auf Frieden starten, ob Peres Rabin Sharon auf israelischer Seite, ob anfangs Arafat oder jetzt ein entsprechender Nachfolger auf palästinensischer Seite.
Der Verhandler bedarf wohl einer Optik der Stärke wie auf israelischer Seite, oder zumindest einer scheinbaren wie auf palästinensischer Seite verhandeln können. Vom Anderen stets die demütige Unterwerfung zu verlangen führt sicher nicht nachhaltig zum Ziel,
meine ich und liebe Grüße, diethelm