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Demokratie is ganz großer mist

Die Würde des Menschen ist unantastbar

Zeilinger schrieb:
Als Außenstehender (Österreicher, wenn auch EU-Österreicher) wage ich zu sagen: mit Eurem Grundgesetz habt Ihr Euch ganz schön geknebelt. Es lag allem Anschein nach der hochmütige Gedanke zu Grunde, dass man weiß, was in aller Ewigkeit für ein (ganzes) Volk gut ist.
Wieso geknebelt? Das GG formuliert ja zunächst einmal einen ganzen Katalog bürgerlicher Freiheitsrechte, gibt es dazu eine sinnvolle Alternative? - Das mir vorliegende Exemplar des GG (noch aus seligen BRD-West-Zeiten) trägt übrigens noch nicht einmal eine Jahreszahl der Herausgabe, was zu Deiner Ewigkeitsvermutung gut paßt. Andererseits wäre es doch absurd, wenn so ein Grundgesetz wie das deutsche, das inhaltlich durch eine lange Tradition demokratischen Widerstandes entstanden ist, sein eigenes Verfallsdatum mitliefern würde.

Zwar haben wir durchaus gelernt, daß die Würde des Menschen antastbar ist - aber der Lehrmeisterin Ulrike Meinhof muß man auch darin ebensowenig unbedingt folgen wie ihrem Weg in den bewaffneten Widerstand. Daß es hingegen der Teil der 68er radikalen Linken ist, die den "langen Marsch (!beachte die maoistische Phrase!) durch die Institutionen" mit Erfolg angetreten ist, um heutzutage ihre halb bewältigte, kollektivistisch-hierarchische K-Gruppen-Mentalität auch auf Regierungsebene weiterzuspielen, läßt sich dagegen aus dem GG heraus überhaupt nicht begründen.

Zeilinger schrieb:
Speziell zu direkter Demokratie: Kehre bitte mit mir für ein paar Minuten auf eine überschaubare Ebene zurück. Stell Dir vor (oder - falls es für Dich Realität ist - denk daran), Du bist in einer Teamsport-Mannschaft (Basketball, Fussball, etc.). Eines Tages tritt ein Problem auf, dass die ganze Mannschaft betrifft. Nehmen wir weiters an, die Mannschaft bestünde aus 7 Spielern. Es werden einige Vorschläge zur Behebung des Problems gemacht (es kann natürlich auch ein Vorhaben sein). Es wird abgestimmt und 4 von 7 entscheiden sich für einen Weg.

Wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du einer von den Vieren (=die Mehrheit) wärst und das Problem (das Vorhaben) würde trotzdem nicht in diesem Sinne gelöst bzw. vollzogen ?
Das können wir gerne auch auf der politischen Ebene diskutieren. Hier in Hamburg z.B. hat es im vergangenen Jahr einen Volksentscheid betreffs des Verkaufs der Landeskrankenhäuser an private Investoren gegeben. Mit einer überwältigenden Mehrheit von über 70% wurde gegen den Verkauf gestimmt. Wie es weitergeht, entnehme man bitte dem folgenden link, der ein Lehrstück darüber enthält, wie man hierzulande mit den ohnehin schwach ausgeprägten Elementen plebiszitärer Demokratie umgeht: http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell...rungen/pressemeldung-2004-12-15-verfg-01.html

Antwort auf Deine Frage, wie ich mich da fühle: beschissen, bzw. als Abstimmungsberechtigter so richtig schön "ernstgenommen", wie man so sagt.

Außer dem Prinzip der Mehrheitsentscheidung wäre noch das Prinzip der Einstimmigkeit zu erwägen. Dann könnte wirklich keiner mehr sich über ungerechte demokratische Entscheidungen beklagen, es würde ja stets der völlige Konsens hergestellt.
lazpel schrieb:
Allerdings sieht meine Idee deswegen das Parlament als Kontrollinstanz vor, damit die eingebrachten Gesetze durch diese Instanz gesichert nicht grundgesetzwiedrig sein können. Das Parlament würde seine Macht nur in der Zustimmung oder Ablehnung von Gesetzesvorlagen durch das Parlament selbst verlieren. Diejenigen, die die Gesetze einbringen, sind vom Volk gewählt.
Wie schon gesagt, was Du beschreibst, ist ja in D gängige Praxis. Es ist ja nicht so, daß ein Herr Minister in langen schlaflosen Nächten so ein Gesetz ganz alleine ausbrütet; es gehört die Zusammenarbeit mit parteiinternen Arbeitskreisen und Rechtsexperten dazu, und dann muß das Gesetz erst die diversen parlamentarischen Gremien durchlaufen. Und alle diese Politiker sind ja vom Volk gewählt.

Nur werden in aller Regel von den Parteien aufgestellte Listen gewählt, und nicht einzelne Personen in direkter Abstimmung. Egal wo man sein Kreuzchen macht, man kauft die Katze im Sack. Und von den nicht im großen Stil vom Volk demokratisch legitimierten, aber um so einflußreicheren höheren Staatsbeamten mal gar nicht zu reden... Die politische Ebene besteht tatsächlich nur aus den Volksvertretern, die die Arbeit der Behörden kontrollieren sollen. Faktisch kann eine solche Kontrolle jedoch überhaupt nicht stattfinden, da dem gewöhnlichen Bezirksabgeordeten in aller Regel schlicht der Überblick über die komplexen Verflechtungen der behördlichen Arbeit fehlt. Darüberhinaus hat er auch noch seine Einbindung in parteiinterne, oft ideologisch begründete Strukturen zu berücksichtigen. Der Spielraum für freie politische Entscheidungen schmilzt damit auf ein Minimum zusammen.

Einfachere kommunalpolitische Fragen (Spielplatz hier, Straßenausbau dort) könnte man auch in Bürgerversammlungen entscheiden, bei denen jeder Anwesende eine Stimme enthält. Wer nicht dabei war, hat dann eben Pech gehabt. Oder gleich per schriftlichem Bürgerentscheid. Fände ich ja netter als das Stellvertreterprinzip.
Céline schrieb:
Allein-Weltherrscherin Neugier und König Robin I. hatten wir schon, jetzt also noch der Rattenfänger Gisbert
Gaius Julius Caesar nicht zu vergessen;)!

Grüße aus dem Imperium,
Gaius
(der es sonst aber lieber mit dem Dichter Gaius Valerius Catullus hält)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Gaius schrieb:
Gaius Julius Caesar nicht zu vergessen;)!

Grüße aus dem Imperium,
Gaius
(der es sonst aber lieber mit dem Dichter Gaius Valerius Catullus hält)

Politisch bist du absolut top, fürchte nur, dass sich ein Marcus B. und Gaius C. finden würden... Die Geschichte soll sich nicht wiederholen, zumal ich annehme, dass du noch keinen Oktavian in petto hast! Lass also lieber ein Clodia-Gedicht hören...
 
Wie gerne, o Céline, komme ich Deinem Wunsche nach!

Vivamus, mea Lesbia, atque amemus,
rumoresque senum severiorum
omnes unius aestimemus assis.
soles occidere et redire possunt:
nobis, cum semel occidit brevis lux,
nox est perpetua una dormienda.
da mi basia mille, deinde centum,
dein mille altera, dein secunda centum,
deinde usque altera mille, deinde centum.
dein, cum milia multa fecerimus,
conturbabimus illa, ne sciamus,
aut nequis malus invidere possit,
cum tantum sciat esse basiorum.

Lass uns leben, mein Mädchen, und uns lieben,
Und der mürrischen Alten üble Reden
Auch nicht höher als einen Pfennig achten.
Sieh, die Sonne, sie geht und kehret wieder:
Wir nur, geht uns das kurze Licht des Lebens
Unter, schlafen dort eine lange Nacht durch.
Gib mir tausend und hunderttausend Küsse,
Noch ein Tausend und noch ein Hunderttausend,
Wieder tausend und aber hunderttausend!
Sind viel tausend geküsst, dann mischen wir sie
Durcheinander, dass keins die Zahl mehr wisse
Und kein Neider ein böses Stück uns spiele,
Wenn er weiß, wie der Küsse gar so viel sind.

Nun sage keiner, dies posting wäre off topic - denn um wievieles schöner wäre doch eine Welt, die eine Welt nur der Liebenden wäre!

Pathetischer :grouphug:,
Gaius
 
Ich glaube nicht, dass eine Stichwahl notwendig wird, dein Parteiprogramm ist sooooo überzeugend. Meine Stimme bekommst du auf jeden Fall. Bin sogar bereit, ein paar Bodybuilder zu deinem Schutz zu besorgen *looool*.

Gysi ist selbst schuld! Er behauptet immer, dass halt der Nordsee-Charme ein spezieller, ein unterkühlter ist. Ausnahmen bestätigen vielleicht die Regel, aber braucht die Politik heute nicht mehr denn je Ausnahmen?

So, genug geschleimt, ist ja kaum auszuhalten...

:umarm:
 
Zeilinger schrieb:
Markus Kerlin schrieb:
Die Panik hast eher Du.

Zeilinger


Oha, werden wir persönlich hier? Habe ich mit Ihnen schon Tee getrunken oder das Du angeboten? Kann mich irgendwie nicht entsinnen.

Und es wäre schön das sie zu meinen Aussagen Stellung nehmen und diese nicht verfälschen. Sie können diese auch gerne ignorieren. Alles andere ist dieser Diskussion nicht förderlich.

Coki
 
Sportsfreunde

Céline schrieb:
Ich glaube nicht, dass eine Stichwahl notwendig wird, dein Parteiprogramm ist sooooo überzeugend. Meine Stimme bekommst du auf jeden Fall. Bin sogar bereit, ein paar Bodybuilder zu deinem Schutz zu besorgen *looool*.
"All you need is love", "Make love, not war", hatten wir schon, wird wohl wieder nichts, dazu sind unsere schwergewichtshebenden Demokraten auch im Gefecht alle viel zu sportlich orientiert (soviel am Rande auch zu den Bodybuildern).

Wie wär's, wenn Du Dich mit ein paar Zitaten des geschätzten L. F. Céline revanchiertest :teufel:?

*grins*
Gaius
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Cawen,
hallo muzmuz,

Oligarchie ist tatsächlich die Herrschaft einer Gruppe, ursprünglich war damit ein ganz bestimmte Gruppe gemeint: nämlich die der reichen. So meint die Oligarchie die Macht der reichsten Gruppe über die anderen. Diese Struktur ist grundsätzlich nicht schlecht, da die reichsten danach trachten die Gesellschaftsstrukturen so zu gesalten, daß sie selbst, aber auch ihre Arbeiter gut leben können. Auch im alten Griechenland sind die reichen Griechen dahintergekommen, daß ein glücklicher Sklave besser arbeitet als ein unglücklicher und frustrierter. Heute nennt man das Motivation, aber eigentlich ist es nix anderes. Die Oligarchie wurde, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht von Platon näher beschrieben und als positiv dargestellt; Das Pendant dazu weiß ich aber nicht mehr. Vielleicht weiß es ein anderer.

Zeilinger vielleicht. Der ist sehr belesen.

gruß
ilias2
 
Hallo Ilias

Die Herrschaft der Reichen wäre streng genommen die Plutokratie. Oligarchie bedeutet nach Aristoteles (und aus dem Griechischen) lediglich die Herrschaft einer kleiner Gruppe, oft war das eine Familie. Dann hätten wir noch die Herrschaft der Besten, Aristokratie (was man im heutigen Parlament eigentlich sehen sollte *lol*). Das von dir gesuchte Pendant ist Ochlokratie - die Herrschaft der "Besitzlosen", der Masse.

:winken1:
 
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Céline schrieb:
Hallo Ilias

Die Herrschaft der Reichen wäre streng genommen die Plutokratie. Oligarchie bedeutet nach Aristoteles (und aus dem Griechischen) lediglich die Herrschaft einer kleiner Gruppe, oft war das eine Familie. Dann hätten wir noch die Herrschaft der Besten, Aristokratie (was man im heutigen Parlament eigentlich sehen sollte *lol*). Das von dir gesuchte Pendant ist Ochlokratie - die Herrschaft der "Besitzlosen", der Masse.

:winken1:
Respekt, Céline. Und die meisten Staaten der Erde leben die Demokratie, wenn sie auch in den Privatbetrieben schwer bis nicht zu verwirklichen ist; verständlich, dass der, der sein (Privat)-Vermögen riskiert, auch das Sagen haben, bzw. die wichtigsten Entscheidungen treffen will.

Gruß Zeili
 
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