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Demokratie is ganz großer mist

Natürlich ist Demokratie Mist!

Einer muss für alle entscheidn, was für alle das beste ist!

Wenn alle entscheiden, dann sind alle Meinungen entgegengesetzt!

Nur ein König kann alles richtig fügen.
 
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Zeilinger schrieb:
Die Demokratie ist schon dumm, Illusions, aber so dumm, dass sie sich selbst außer Kraft setzt, ist sie auch wieder nicht.

Nicht? Also ich bin ja ein untypischer Durchschnittsbürger, aber ich meine mich zu erinnern im Geschichtsunterricht
gelernt zu haben, daß sich die Demokraten der Weimarer Republik, quasi selbst abgeschafft hätten, stimmt das nicht?
 
amgervinus schrieb:
Natürlich ist Demokratie Mist!

Einer muss für alle entscheidn, was für alle das beste ist!

Wenn alle entscheiden, dann sind alle Meinungen entgegengesetzt!

Nur ein König kann alles richtig fügen.


Das ist Hegemoni. Teilen sie etwa Marchevellis Meinungen?
Schaemen sie sich. :schaf:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Psy-Punk,
aber ich meine mich zu erinnern im Geschichtsunterricht gelernt zu haben, daß sich die Demokraten der Weimarer Republik, quasi selbst abgeschafft hätten, stimmt das nicht?
So oder so ähnlich wurde das bei uns auch behauptet; aber aus meiner heutigen Sicht ist diese These überspitzt bis zynisch zu nennen und bedarf des Kommentars. In Kürze ein paar Gedanken von einem historischen Laien:

Von vornherein hatten die demokratischen Parteien der Weimarer Republik (SPD, Zentrum, DDP) mit den Gegnern dieser Republik und ihrer Verfassung zu kämpfen: linkerseits die revolutionären Sozialisten und Kommunisten der USPD und KPD, rechterseits die monarchistischen Republikfeinde der DNVP (anfangs auch der DVP) sowie ziemlich bald die gänzlich anders geartete NSDAP. Es fehlte der Demokratie also die breite Unterstützung der gesamten Bevölkerung; Opposition spielte sich weniger innerhalb der Demokratie ab als in offener Gegnerschaft zu ihr. Was fehlte, war nicht eine demokratische Verfassung - es fehlte die demokratische Praxis und das breite Vertrauen in diese.

Der vom Volk unabhängig vom Reichstag gewählte Reichspräsident hatte entscheidende Befugnisse; man kann von einer Doppelstruktur der Macht sprechen. Ein Beispiel: Der Reichskanzler, der auch gemäß der Weimarer Verfassung bereits die politische Richtlinienkompetenz innehatte, wurde vom Präsidenten ernannt und nicht etwa in gleicher und geheimer Wahl vom Reichstag aus dessen Reihen bestimmt; dieser musste der Ernennung lediglich zustimmen, hatte hingegen das Recht, den Kanzler per Beschluß abzusetzen. Hier sehe ich ein Manko dieser Verfassung, denn zu einer langfristig stabilen Politik scheint mir dieses Verfahren nicht beizutragen.

Zum Verhängnis wurde der Artikel 48 der WV, der in der Staatsnotstandssituation die alleinige Gewaltausübung durch den Reichspräsidenten bis hin zum Einsatz des Militärs im Innern und der Aushebelung sämtlicher bürgerlichen Grundrechte vorsah. Allerdings hätte es zu jeder einzelnen der unter Anwendung dieses Artikels vorgenommenen sog. Notstandsverordnungen wiederum der Zustimmung des Reichstags bedurft.

Ab 1930 wurde dieser Artikel mißbräuchlich angewendet. Hindenburg hatte schon den Kanzler Brüning gegen das Parlament ernannt; nun regierte Brüning bereitwillig am Reichstag vorbei in enger Absprache mit Hindenburg über den Weg der präsidialen Notstandsverordnung (bzw. mit Vollmacht Hindenburgs, diese selbst zu erlassen) sowie unter der ständigen Drohung, den Reichstag, in dem ohnehin keine stabilen Mehrheitsverhältnisse mehr zustande kamen, durch den Präsidenten aufzulösen. Damit war die Weimarer Verfassung zwar noch nicht direkt außer Kraft gesetzt - dies geschah erst durch Hitlers Ermächtigungsgesetz - es wurde jedoch gewissermaßen an ihrem Kern vorbei regiert.

Die "Abschaffung der Demokratie" in der Spätphase der Weimarer Republik ist demnach weniger das Werk von Demokraten selbst gewesen, sondern beruht auf einem Deal zwischen zwei Männern, deren demokratische Überzeugung mit Fug und Recht angezweifelt werden darf.

Grüße, Gaius
 
Danke sehr

Ich danke Ihnen für die ausführliche Antwort, die mich etwas beruhigt, da in letzter Zeit häufig von interessierter Seite gerne von
"Weimarer Verhältnissen" fabuliert wird - also reine Panikmache betrieben wird.

MfG
Mischa Dreesbach

P.S.: Ich finde Demokratie ist lästig, aber bisher das Beste, was wir hier hatten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Mischa,

(im allgemeinen, glaub ich, duzen wir uns hier im Forum :) - darf ich?)

Gern geschehen! Von Weimarer Verhältnissen kann allerdings keine Rede sein, auch nicht in Bezug auf die Arbeitslosigkeit, die heute alle Gesellschaftsschichten bedroht und nicht vorwiegend die Arbeiter - diese sind heute rechtlich wie finanziell sogar vergleichsweise hervorragend gestellt und abgesichert.

Aber um beim Thema zu bleiben:

Was findest Du lästig an der Demokratie?

Gruß, Gaius
 
Huch... :)

Das ich meinen Namen geschrieben habe, war ein Versehen, ich war wohl auch bei Spiegel Online im Forum. ;)
Ja ich bin auch füs Dutzen, aber ich wußte nicht genau, wie das hier im Forum gehandhabt wird.

Gaius schrieb:
Aber um beim Thema zu bleiben:

Was findest Du lästig an der Demokratie?


Weil mir das Visionäre fehlt, und viele Dinge scheinen nicht nach Fakten, sondern lediglich nach taktischen Gesichtspunkten entschieden werden. Und manchmal frage ich mich, ob wir tatsächlich eine Wahl haben. Für mich unterscheiden sich die beiden Lager (erweitert um Grüne, bzw. FDP) nicht wesentlich. Darum wähle ich eigentlich aus Gründen, die mit aktueller Sachpolitik gar nichts zu tun haben.

Ich wähle die, die meinem Lebensstil am nächsten kommen, daher fürchte ich mich auch vor dem drohenden Rüttgers-Club hier in NRW.

Liebe Grüße,
Mischa
 
Gaius schrieb:
Und fügt er es so, daß es keine Messer und keine Pistolen mehr gibt, dann wird er eben erwürgt! HA!

Tz, tz, tz

Ein Pianist achtet stets auf seine Hände, ein Aesthet hinterlässt keine hässlichen Hämatome! Ich schlage ein schnell wirkendes Gift vor... eine saubere Sache! Upps :maus:


joel_amini schrieb:
Das ist Hegemoni. [/QOUTE]

Nicht ganz, Joel. Das Römische Reich war z.B. eine typische Hegemonie und gleichzeitig sicher kein Königreich. Auch die USA werden wegen ihrer Position in der Welt als eine hegemoniale (Vor)Macht bezeichnet - auch kein Königreich. Da aber die Rechte der Römerinnen/der Frau damals sehr eingeschränkt waren, sie die (nicht nur *lol*) politischen Fäden nur im Hintergrund ziehen konnten, wird sich wohl oder übel Gaius zu der Stellung eines Kaisers oder eines Caesars äussern müssen, ich flüstere nur :autsch:

Jacques schrieb:
Zweifelsohne sind die Medien einflussreich. Das politische Feld ist natürlich an das mediale Feld gebunden. Dennoch habe ich das Gefühl, dass der Populismus in der Schweiz nicht grösser ist als in den umliegenden Ländern, er durch die (zweifelhafte, aber vielleicht stärker ausgeprägte) Heterogenität auf dem politischen Feld ein wenig abgeschwächt wird - vielleicht sogar unter "patriotischen" Gesichtspunkten: man hält viel auf den Konsens und die "Kollegialität".

Erst mal: :danke: dass, und auch noch so schnell reagiert hast. Habe dabei wieder Einiges gelernt.
Ich wollte damit nicht suggerieren, dass der Populismus in der Schweiz grösser wäre als in den Nachbarländern, ganz und gar nicht, ich weiss, dass es dem nicht so ist. Meine Frage war viel mehr, ob die direkte Demokratie nicht dazu führt, dass die Volksentscheidungen dadurch erfolgreicher (negativ) beeinflusst werden können?

Loyalität an sich ist bei mir positiv besetzt, aber der Konsens spielt doch auch nur unter den Bundesräten, der einzelne Bundesrat "handelt" dann eventuell gegen seine Partei, eben weil der "Bundesrat" als solcher eben eine Kollegialbehörde ist, oder sehe ich das falsch?
 
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