• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Ich dachte, das hätte ich schon ausführlich erklärt. Nun noch einmal für dich - NEIN, nicht an einen freien Willen des Indviduums. Siehe auch #22, meine Antwort an Minni.
Pardon, habe ich schlampig gelesen.

Dass Du an den freien Willen des Individuums nicht glaubst, lässt wenigstens hoffen, dass Du an einen freien Willen Gottes glaubst.

Liebe Grüße

Zeili
 
Werbung:
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Liebe Lilith,

danke für deine Kommentare zum Beitrag von zuvor - ich möchte später darauf eingehen und jetzt erst noch über die Erkenntnisse der Neurobiologie weiter schreiben.

Hallo Zeili,

die obigen Zeilen mögen auch eine Warnung an dich sein nicht weiter zu lesen - da für dich diese Standpunkte nicht nötig sind.

Ich werde nun diese Fortsetzung in zwei Beiträgen unterteilen, wobei ich meinen Beitrag von 13:06 als Teil I betrachte:

Teil II

In meinem Beitrag von heute 13:06 schrieb ich, dass Wolf Singer seine Auffassung über die Willensfreiheit durch ergänzende Erklärungen etwas revidiert, bzw. relativiert hat.
So beschreibt nun Singer zwei unterschiedliche Ebenen in denen die Wirklichkeit erfahren wird:

-die erste-Person Perspektive (oder Ebene)
-die dritte-Person Perspektive

Dabei ist laut Singer die dritte-Person Perspektive die neurobiologische, naturwissenschaftliche Beschreibungsweise. Was wir über Gehirnfunktionen wissen, erfahren wir aus dieser Perspektive – und in dieser kommt der freie Wille nicht vor, aus dieser Perspektive betrachtet ist die Willensfreiheit eine reine Illusion.

Die erste-Person Perspektive ist, laut Singer, die der Selbstwahrnehmung - und da erfährt sich der Mensch als ein Wesen welches sich frei entscheiden kann.
Auch wenn man diese erste-Person Perspektive als subjektiv betrachtet, ist unsere Willensfreiheit doch keine Illusion.
Unsere Vorstellung ist unsere eigene Realität, mit anderen Worten, unser freier Wille wird von uns als Realität erlebt.
Dies bestimmt unser Verhalten, unser Handeln, weiter auch unsere Rechtsvorstellungen also auch das Rechtssystem für das wir uns entschieden haben.
Übrigens kann man da an Kant anknüpfen, der ja auch behauptet, dass der Mensch nur unter der Idee seiner Freiheit handeln kann.

Die Auffassungen über ein nicht Bestehen der Willensfreiheit, also eines Menschen dessen Handlungen einzig und alleine durch das Spiel seiner Neuronen bestimmt wird, hätte auch tiefgreifende Konsequenzen auf unser Rechtssystem. Denn wo keine Willensfreiheit besteht, da gibt es auch keine Verantwortung für das eigene Handeln, also auch keine strafbare Handlung.
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Teil III

Ich komme nun endlich dazu einiges über Benjamin Libet zu schreiben, denn sein Experiment geht m.E. noch weiter als die Auffassung die ich oben beschrieben habe.

Zur Beschreibung der Experimente von Libet nur sehr kurz: er fordert seine Probanden auf von sich aus eine Handbewegung zu machen und führt dabei Messungen ihrer Gehirnströme durch. Ähnliche Experimente hat auch Gabriel Curio an der Berliner Uniklinik Charité durchgeführt.

Laut Libet aber auch Curio gibt es einen so genannten Bereitschaftspotential, dies ist die Vorbereitung des Gehirns z.B. auf eine Bewegung. Eine halbe Sekunde früher als die Bewegung selbst stattfindet, kann man diesen Bereitschaftspotential durch Gehirnströme messen. Auch dies deutet hin auf unsere Freiheit uns zu entscheiden und nicht bloß abhängig von dem Zusammenspiel der Neuronen zu sein.

Dazu schreibt Libet 1983: „Diese Probanten waren frei zu wählen zu welchem Zeitpunkt sie diese Bewegung durchführen möchten bzw. wann sie den Wunsch verspüren dies umzusetzen.“
.
In 2001 schreiben Haggard und Libet noch folgendes zur Willensfreiheit:
“ Wir besitzen einen bewussten freien Willen: das bedeutet, wir haben eine bewusste Absicht gezielte Handlungen durchzuführen, und diese Absichten können unsere körperliche Aktivitäten bestimmen und dazu führen eine erwünschte Änderung unserer Umwelt zu erwirken.“

Weiter wird noch die Willensfreiheit als „freier Willensakt“ bezeichnet.

Doch Libet hat noch eine zweite wichige Sache bewiesen: die Möglichkeit unseres Bewusstseins zu einem Impuls auch "nein" zu sagen. Dies ist das berühmte Libetsche "Veto". Mit anderen Worten findet dieses veto statt:
„wenn die geplante Handlung als sozial inakzeptabel angesehen wird oder nicht im Einklang mit der eigenen Gesamtpersönlichkeit oder mit den eigenen Werten steht".

Ein Wunsch kann also aufkommen und bevor er in Handlung umgesetzt wird, kann er auch abgewehrt werden. Dies ist nach Libet der wichtigste Beweis für unsere Willensfreiheit.

Libet:

„Die meisten der Zehn Gebote geben die Anweisung, dass man etwas nicht tun soll."
Der freie Wille des Menschen sei die Fähigkeit, zu instinktiven Wünschen Nein zu sagen.

In seinem neuen Buch „Mind Time" schreibt ausserdem Libet, dass diejenigen die das Bestehen unserer Willensfreiheit verneinen, kein einziges gültiges Experiment entworfen haben um ihre Theorie zu belegen.
Deswegen sei es „töricht, auf der Grundlage einer unbewiesenen Theorie des Determinismus unser Selbstverständnis aufzugeben, dass wir eine gewisse Handlungsfreiheit haben und keine vorherbestimmten Roboter sind.

Gruß von Miriam
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

<
Die Auffassungen über ein nicht Bestehen der Willensfreiheit, also eines Menschen dessen Handlungen einzig und alleine durch das Spiel seiner Neuronen bestimmt wird, hätte auch tiefgreifende Konsequenzen auf unser Rechtssystem. Denn wo keine Willensfreiheit besteht, da gibt es auch keine Verantwortung für das eigene Handeln, also auch keine strafbare Handlung.

Liebe Miriam,

diese Konsequenzen bestehen in der Tat. Ich nenne dabei nur den Namen Carl Stooss, auf den das System des sogenannten Maßregelvollzugs zurückgeht. Danach kann ein Täter, der ohne Schuld handelt (z.B. wegen Geisteskrankheit) nicht bestraft. Es werden dann Maßregeln zur "Besserung und Sicherung" (kodifiziert in Deutschland in den §§ 67 ff StGB) verhängt. Zu diesen gehört z.B. die Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt, eine Suchttherapie u.ä..

Das Handeln ohne Schuld bedeutet gerade, daß der Täter bei Begehung der Tat nicht Herr seiner Entscheidungen war. Zumindest in der Gesetzgebung wurde die Frage nach der freien Willensentscheidung folglich entschieden.

Viele Grüße
Zwetsche
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Mir kam gerade in den Sinn, dass die Frage nach dem freien Willen im philosophischen/religiösen Sinn eine Frage ist, die sich auf das "Mensch-Sein" bezieht, also als Frage nach dem, was einen Menschen grundsätzlich veranlasst zu handeln. In meinem Verständnis kann das nur bedeuten, dass dieser Wille nur der des gesamten Universums sein kann, da wir ja, wie weiter oben schon ausführlich von mir erklärt wurde, alle miteinander verbunden sind.

In der Diskussion um die Konsequenzen der neurobiologischen Erkenntnisse geht es aber um die gesellschaftlichen Spielregeln. Was verboten ist und was erlaubt ist, das sind die Paragraphen eines Vertrages, der innerhalb einer bestimmten Gruppe geschlossen wurde. Wer gegen diesen Vertrag verstößt, wird durch bestimmte Maßnahmen dazu gebracht, sich an den Vertrag zu halten bzw. er wird dafür bestraft, wenn er es nicht tut. Eine aus Lebenserfahrung entstandene Sache, die mit Hilfe des menschlichen Verstandes entwickelt wurde, um das gemeinsame Leben zu gestalten.

Welche Strafen nun ein Mörder zu erwarten hat, hängt mMn nicht unbedingt davon ab, ob er selbst frei entschieden hat, zu morden, sondern DASS er die Tat wirklich begangen hat. Denn das ist für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft relevant. Wer die Spielregeln nicht einhält, ob er das freiwillig tut oder nicht, der ist ein Störfaktor in der Gemeinschaft.

Aber - und das ist es, was ich für sehr bedenklich halte, einen solchen Störfaktor darüberhinaus als "schlecht", "falsch" oder sogar "unmenschlich" zu verurteilen, dazu hat niemand das Recht. Denn seine Tat stört zwar die Gemeinschaft, aber er handelte dennoch innerhalb des Gefüges des gesamten Universums.

Das fiel mir so im Nachdenken heute früh ein, als kleiner Einschub dazwischen.

herzlich
lilith
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Zitat von Andreas61 aus dem geschlossenen Thread:

Leider kann ich momentan überhaupt nicht an den freien Willen glauben, liebe Miriam, liebe Lilith und die anderen, sonst würde ich morgen bis 10 Uhr schlafen, so wie ich mich jetzt fühle!

Na, hoffentlich haste trotzdem einigermaßen gut ausschlafen können :D

Danke für deine obige Antwort. Wenn ich die zugrundelege, hast du also den "freien" Willen gehabt, heute bis 10 Uhr zu schlafen - unabhängig von der Möglichkeit, diesen Willen umzusetzen.

@Miriam: spannend, deine Informationen zu Libets Forschungen - werde ich mir später nochmal in aller Ruhe zu Gemüte führen. Beim Überfliegen deiner Ausführungen mußte ich daran denken, daß damit auch Deja-vus (schreibt man das so?) und ähnliche Phänomene erfreulich plausible Erklärungen finden könnten. :geist:
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Der freie Wille wurde hier bereits ausführlich von sehr vielen Seiten beleuchtet: Philosophische, neurobiologische, strafrechtliche, speziell religiöse und immer wieder ganz persönliche Aspekte aus der eigenen Erfahrung und/oder mit der eigenen Sichtweise, von jüngeren wie auch von älteren Usern - alles sehr interessant zu lesen!

Ganz kurz möchte ich, weil ich das eben will ( ;) ) überblicksmäßig zwei sehr tief gehende Standpunkte, die man grob gesehen dem Determinismus bzw. Indeterminismus zuordnen kann, aus den letzten Beiträgen gegenüberstellen:

Miriam:
>>> Zu den Neurobiologen die Befürworter der Willensfreiheit sind, gehört u.a. Manfred Spitzer, der m.E. einen wichtigen Akzent setzt in diese Debatte, indem er auf die Schwierigkeit abstrakte Phänomene zu erfassen, hinweist.....Und genauso ist es Unsinn, zu sagen, es gibt den freien Willen nicht, nur weil man ihn nicht findet, wenn man da mit Elektroden rumstochert.

>>> Unsere Vorstellung ist unsere eigene Realität, mit anderen Worten, unser freier Wille wird von uns als Realität erlebt.
Dies bestimmt unser Verhalten, unser Handeln, weiter auch unsere Rechtsvorstellungen also auch das Rechtssystem für das wir uns entschieden haben.
Übrigens kann man da an Kant anknüpfen, der ja auch behauptet, dass der Mensch nur unter der Idee seiner Freiheit handeln kann.

.
>>> Doch Libet hat noch eine zweite wichtige Sache bewiesen: die Möglichkeit unseres Bewusstseins zu einem Impuls auch "nein" zu sagen .... "wenn die geplante Handlung als sozial inakzeptabel angesehen wird oder nicht im Einklang mit der eigenen Gesamtpersönlichkeit oder mit den eigenen Werten steht".

Lilith (auf ihren universalen Gedankengang mit der allgemeinen Abhängigkeit und Beeinflussung voneinander bin ich schon mal kurz eingegangen):
>>> In der Diskussion um die Konsequenzen der neurobiologischen Erkenntnisse geht es aber um die gesellschaftlichen Spielregeln. Was verboten ist und was erlaubt ist, das sind die Paragraphen eines Vertrages, der innerhalb einer bestimmten Gruppe geschlossen wurde.

>>> Welche Strafen nun ein Mörder zu erwarten hat, hängt mMn nicht unbedingt davon ab, ob er selbst frei entschieden hat, zu morden, sondern DASS er die Tat wirklich begangen hat.

>>> Aber - und das ist es, was ich für sehr bedenklich halte, einen solchen Störfaktor darüberhinaus als "schlecht", "falsch" oder sogar "unmenschlich" zu verurteilen, dazu hat niemand das Recht. Denn seine Tat stört zwar die Gemeinschaft, aber er handelte dennoch innerhalb des Gefüges des gesamten Universums.

Dazu ein Denkansatz von mir über Angstzustände, die nicht allein mit dem Instinkt zu erklären sind, meine ich:
Viele Menschen leiden unter Phobien, beispielsweise Tierphobie oder Klaustrophobie (Raumangst), um zwei häufige Beispiele aufzugreifen.
So können auch engagierte Tierschützer eine Angst vor Spinnen oder harmlosen Schlangen haben, die sie nicht in den Griff bekommen können und es ihnen unmöglich macht, solche Tiere zu streicheln oder in die Hand zu nehmen. Da hilft weder der Wille, noch der Verstand noch die instinktive, positive Grundeinstellung zu Tieren etwas, es geht nicht! (Nicht zu verwechseln mit anerzogenen Zimperlichkeiten, die man bei ernsthaftem Bemühen und vorhandenen Gelegenheiten sich relativ leicht abgewöhnen könnte).
Wer unter Raumangst leidet, kann nicht mit einem Aufzug fahren! Ich habe es selber erlebt, dass solche Personen lieber 10 Stockwerke zu Fuß rauf gehen, als sich den Schweißausbrüchen und ihrer Lebensangst im Aufzug auszusetzen. Eine schwerkranke Frau wollte einmal auf keinen Fall in das Wiener AKH (Krankenhaus), weil sie es hoch oben in den Stockwerken nicht ausgehalten hätte.
Das Erklären nützt da nichts, am Verständnis fehlt es ja absolut nicht. Sie wollen es nicht, weil sie es nicht wollen können.
Ich glaube, das geht über das hier schon angeführte Argument hinaus, dass der freie Wille da wäre, man könne ihn aber nur nicht umsetzen, weil es Hindernisse gäbe. Denn diese Hindernisse spielen sich nur im Kopf ab, in Nervenbahnen, bei Synapsen oder wo auch immer. Wir können das nicht sehen, nicht messen und auch sonst nicht nachweisen, es ist aber trotzdem da - wir können jedoch nur die Auswirkungen erkennen.
Ob Kindheitserlebnisse oder andere Einflüsse Auslöser waren, ist hier sekundär. Was bleibt ist ein für uns unerklärbarer und nicht beweisbarer, nicht sichtbar zu machender Zustand.

Auch wenn wir unseren freien Willen einsetzen, wissen wir nicht und können das niemals wissen und beweisen, woher dieser freie Wille kommt. Genauso wie die Phobie nicht durch mögliche Auslöser allein erklärt werden kann. Wir haben diesen Willen aber dennoch, wir spüren das so in uns und begreifen es daher nur so, dass wir wählen können, was als freier Wille definiert werden kann.
Mir selber leuchtet irgendwie vieles aus beiden Argumenten ein, sei es aus der Sicht des Determinismus oder Indeterminismus, das habe ich schon öfters angedeutet.

Ist die entscheidende Frage aber möglicherweise eine ganz andere?

Für mich persönlich glaube ich schon langsam trifft das zu: Der freie Wille ist tatsächlich vorhanden, das lässt sich bei allen Denkweisen erkennen, aber wir wissen nicht, woher er kommt. Ein Tier wird sich bei seinen Entscheidungen vor allem vom Instinkt leiten lassen, aber dennoch ist es genau betrachtet auch ein freier Wille, wenn es sich zwischen zwei Möglichkeiten frei entscheidet (Fresstrieb oder Geschlechtstrieb beispielsweise). Nur definieren wir das beim Tier leichter als "Instinkt-Enscheidung". Das Tier selber weiß das aber nicht.
Was bei uns die freie Wahl ermöglicht oder beeinflusst, das wissen wir ebensowenig - ich glaube, das ist ein springender Punkt. Wir können die Seele bei uns nicht erklären und beweisen - nur daran glauben, dass es mehr als den Körper, den Verstand und die Gefühle, das Spürbare geben muss, mehr als nur dieses Nachweisbare, "Messbare" sozusagen.
So entspricht es auch eher unserer Logik und ist nicht wirklich nachweisbar, dass es für unseren freien Willen andere ("höhere"?) Kräfte oder Mächte geben muss, die wir nicht kennen und schon gar nicht beeinflussen können.
Aber wir spüren es so, dass wir in unserer Entscheidung frei wären und frei wählen können. Und wir können das nur mit den uns zur Verfügung stehenden Werkzeugen nachweisen (vgl. Libet).
Wenn wir aber glauben, dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung und das Zentrum des Universums ist, dann müssten wir mMn auch glauben, dass es mehr geben muss.

@ wirrlicht: Genau, die Umsetzung ist oft das Problem. Freut mich übrigens, dass wir schon zu zweit sind, die ein bischen Probleme mit dem französischem deschawuh haben! ;)
lg
Andreas
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Viele Menschen leiden unter Phobien, beispielsweise Tierphobie oder Klaustrophobie (Raumangst), um zwei häufige Beispiele aufzugreifen.
So können auch engagierte Tierschützer eine Angst vor Spinnen oder harmlosen Schlangen haben, die sie nicht in den Griff bekommen können und es ihnen unmöglich macht, solche Tiere zu streicheln oder in die Hand zu nehmen. Da hilft weder der Wille, noch der Verstand noch die instinktive, positive Grundeinstellung zu Tieren etwas, es geht nicht! (Nicht zu verwechseln mit anerzogenen Zimperlichkeiten, die man bei ernsthaftem Bemühen und vorhandenen Gelegenheiten sich relativ leicht abgewöhnen könnte).
Wer unter Raumangst leidet, kann nicht mit einem Aufzug fahren! Ich habe es selber erlebt, dass solche Personen lieber 10 Stockwerke zu Fuß rauf gehen, als sich den Schweißausbrüchen und ihrer Lebensangst im Aufzug auszusetzen. Eine schwerkranke Frau wollte einmal auf keinen Fall in das Wiener AKH (Krankenhaus), weil sie es hoch oben in den Stockwerken nicht ausgehalten hätte.
Das Erklären nützt da nichts, am Verständnis fehlt es ja absolut nicht. Sie wollen es nicht, weil sie es nicht wollen können.
Andreas

Ich finde, gerade Phobien sind gerade ein gutes Beispiel, bei denen unterschiedliche Denkansätze aufeinanderprallen.

Von vielen - meist den Betroffenen - werden Phobien als etwas quasi unausweichliches schicksalhaftes empfunden. Das kann in Extremfällen bis zum Verlust der beruflichen Existenz aber auch Bewegungsfreiheit (oft bei agoraphobie) bis gar zum Selbstmord führen.

Dabei lassen sich sogar schlimme Neurosen (also nicht nur Zipperlein) mit verblüffend "einfachen" Methoden bekämpfen, mittels (kognitiver) Verhaltenstherapie, bei der der Patient den Angst auslösenden Faktoren bewußt ausgesetzt wird (z.B.Spinnen, Höhe oder sozialen Situationen).
Natürlich ist das für die Betroffenen zunächst gar nicht einfach, aber doch möglich.

Nun kann man dem unter dem Aspekt der Frage des freien Willens entgegenhalten, dass es sich bei der Therapie wiederum nur um eine Konditionierung handelt, denn der Betroffene erlnernt wiederum ein neues Verhalten.

Entscheidend ist aber, daß der Betroffene die eigene Entscheidung trifft bzw. treffen kann und somit in der Lage ist, selbst in derlei verfahrenen Situationen sein Leben wieder zu steuern.:ola:

Gruß
Zwetsche
 
AW: Dein Wille geschehe - gibt es den freien Willen?

Dabei lassen sich sogar schlimme Neurosen (also nicht nur Zipperlein) mit verblüffend "einfachen" Methoden bekämpfen, mittels (kognitiver) Verhaltenstherapie, bei der der Patient den Angst auslösenden Faktoren bewußt ausgesetzt wird (z.B.Spinnen, Höhe oder sozialen Situationen).
Natürlich ist das für die Betroffenen zunächst gar nicht einfach, aber doch möglich.
Auch Phobien sind behandelbar, wie praktisch jede Krankheit (es gilt nach heutigem Verständnis als eine Krankheit, was früher nicht immer der Fall war). Nur so "einfach" sind echte Phobien nicht zu heilen. Oft hat sie keinen wirklichen Erfolg, und wenn doch, dann bewirkt sie meist nur eine teilweise Besserung.

Als einer am Rande Betroffener habe ich schon sehr viele Berichte über die Möglichkeiten und Chancen einer erfolgreichen Behandlung gelesen oder im (deutschen und österrr.) TV gesehen. Ein Filmstar (oder war es etwa der bei uns sehr bekannte Sänger Daniel Ortega?) erzählte, wie intensiv und mit welch langwierigen Methoden eines Spezialisten er gearbeitet habe, um seine Flugangst zu überwinden. (Dabei geht es aber absolut nicht um die Angst eines Absturzes oder eines Terroristenanschlags, daran denken solche nicht im Entferntesten!).
Ergebnis: Er kann jetzt nach sehr langer Behandlung zwar schon fliegen, was für seinen Beruf unerlässlich ist, aber er hat dabei immer noch leichtere Schweißausbrüche und nimmt spezielle Tabletten beim Flug. Und an was ich mich auch noch gut erinnern kann: Er fliegt nur dann, wenn es absolut notwendig ist, der Urlaub etwa gehört leider nicht dazu!
Meine Sicht aus meinen Beobachtungen: Zu einer guten, erfolgversprechenden Behandlung braucht man nicht nur Spezialisten, sondern meist auch das Glück, an einen besonderen Experten zu geraten, der nicht selten seine eigenen, ganz besonderen Methoden für spezielle Phobien entwickelt hat.

lg
Andreas
 
Werbung:
freier wille und macht

gestern
als ich das rote blut
dieser winzigkleinen mücke
auf meiner hand kleben sah,
nahm ich wahr,
wie nahe wir uns stehen-
die mücke und ich.

ihr blut war komischerweise genauso rot wie meines.
dennoch hatte ich
gedankenlos ihr leben genommen.

durch meine macht.

es war nur ein kurzer augenblick.
doch ich sah,
dass ich anderen kräften ebenso ausgeliefert bin
wie die mücke den meinen.
 
Zurück
Oben