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Braucht Spiritualität Religiosität?

  • Ersteller Ersteller spinnwebwald
  • Erstellt am Erstellt am
Hallo lilith,

lilith51 schrieb:
Was war das Risiko?

verbrannt zu werden zum Beispiel.

lilith51 schrieb:
Es wäre aber schon interessant zu erfahren, was du unter Spiritualität verstehst.?

Dazu zitiere ich der Einfachheit halber aus der deutschsprachigen Wikipedia, weil die Definition meine Ansicht wiederspiegelt:
"Spiritualität (v. lat.: spiritus = Geist, Hauch) bezeichnet das Bewusstsein, dass die menschliche Seele ihren oder der menschliche Geist seinen Ursprung einer göttlichen oder transzendenten Instanz verdankt oder zu einer absoluten höheren Wirklichkeit in Beziehung steht..."

lilith51 schrieb:
Religion ist ein bereits fertiges Konzept, basierend auf einer bestimmten Definition von Gott, das man glauben soll um dazuzugehören.

Ich glaube nicht einfach, ich will erfahren und dadurch wissen.

Henri Bergson hat in seinem großartigen Buch "Die beiden Quellen der Moral und der Religion" darauf hingewiesen, dass es zwei grundlegend voneinander verschiedene Auffassungen von Religiosität gibt: Die statische, die sich im Wesentlichen auf das Befolgen von Regeln konzentriert, um der "Strafe Gottes" zu entgehen, und die dynamische, die, wie Du schreibst, nicht einfach glaubt, sondern erfahren und dadurch wissen will. Um also "dynamisch zu glauben" muss Du nicht notwendig die tradierten Wege verlassen.


lilith51 schrieb:
Ja, wir können gleichzeitig in die Breite und in die Tiefe gehen, auch noch in die Länge und in die Höhe. Ich gehe überall hin, wenn mich meine Fragen dorthin weisen.

Können tun wir alles, aber schauen wir nicht ein wenig verloren aus, wenn wir schnüffelnd durch die Gegend streunen?

Schöne Grüße

spinnwebwald
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Lieber Spinnwebwald,

es sieht so aus, als ob ich justament meinen Weg weg gewählt hätte, weil ich auf ausgetretenen Pfaden nicht gehen will.

Ja du hast recht, ich habe schlechte Erfahrungen mit meiner ursprünglichen Religion gemacht, eigentlich eher mit den Methoden, wie mir diese Religion nahegebracht wurde als Kind. (Habe ich in irgendeinem Gottes- oder Religionsthread schon einmal berichtet.)

Mittlerweile weiß ich aber, dass das eine wichtige Erfahrung für mich war. Ich fand meine Spiritualität über das Denken wieder. Und da war es wichtig, dass es mein ganz individueller Weg sein musste.

Es war eigentlich gar nicht meine Entscheidung, diesen Weg zu wählen, es war wie eine innere Stimme, die mir Hinweise gab, ganz "zufällig" fanden Bücher und Menschen den Weg zu mir, von denen ich wieder neue Dinge erfahren konnte, ich geriet in Situationen, wo ich Erlebnisse hatte, die mir neue Erkenntnisse brachten.

Können tun wir alles, aber schauen wir nicht ein wenig verloren aus, wenn wir schnüffelnd durch die Gegend streunen?
Ich fühlte mich einige Zeit sehr allein, manchmal auch jetzt noch, aber ich spüre, das ist mein Weg. Und ich gehe ihn.

Auch wenn ich dabei verloren aussehe, so streune ich doch nicht nach Wahrheit schnüffelnd umher, denn glücklicherweise offenbart sich mir die Wahrheit nach und nach, indem sie mir die Möglichkeiten, sie zu erkennen, ganz "zufällig" (im Sinne von "es fällt mir zu") liefert.

herzlich
lilith
 
Transpersonale Psychologie

Hallo scilla,

scilla schrieb:
was ist 'Transpersonale Psychologie'?

dazu ein Zitat von der Website des "Österreichischen Arbeitskreises für Transpersonale Psychologie und Psychotherapie" ( www.transpersonal.at ):

"Die Transpersonale Psychologie 'bezieht die spirituelle und religiöse Dimension der menschlichen Psyche mit ein, ohne sich auf eine bestimmte Religionsform festzulegen' (Grof 1985). Es geht dabei um transpersonale und spirituelle Erfahrungen, die aus dem eigenen Inneren kommen und nicht um Glaubenssätze und Dogmen."

Die Richtung ist in den 60er-Jahren in den USA entstanden und versucht moderne Psychotherapie mit dem "alten Wissen" der spirituellen Wege zu verbinden.

Liebe Grüße

spinnwebwald
 
Hallo lilith,

lilith51 schrieb:
Ja du hast recht, ich habe schlechte Erfahrungen mit meiner ursprünglichen Religion gemacht, eigentlich eher mit den Methoden, wie mir diese Religion nahegebracht wurde als Kind.

in dieser Hinsicht bin ich auch ein "gebranntes Kind": Ministrant, Lektor, jeden Sonntag in die Kirche, wie es halt so ist auf dem Land...

lilith51 schrieb:
Mittlerweile weiß ich aber, dass das eine wichtige Erfahrung für mich war. Ich fand meine Spiritualität über das Denken wieder. Und da war es wichtig, dass es mein ganz individueller Weg sein musste.

Ich habe auch erst ein Philosophie-Studium gebraucht, um die Spiritualität, die mich als Kind ja durchaus angesprochen hat, wiederzufinden. Aber mittlerweile überlege ich, ob der "reife Glaube" in der Gemeinschaft nicht doch Vorteile mit sich bringt.

lilith51 schrieb:
Ich fühlte mich einige Zeit sehr allein, manchmal auch jetzt noch, aber ich spüre, das ist mein Weg. Und ich gehe ihn.

Auch wenn ich dabei verloren aussehe, so streune ich doch nicht nach Wahrheit schnüffelnd umher, denn glücklicherweise offenbart sich mir die Wahrheit nach und nach, indem sie mir die Möglichkeiten, sie zu erkennen, ganz "zufällig" (im Sinne von "es fällt mir zu") liefert.

Weiss schon, was Du meinst. Ist ein beschwerlicher Weg, einzig dem eigenen Herzen zu folgen, aber vielleicht ist es langfristig sogar der vernünftigste?

Liebe Grüße

spinnwebwald
 
kathi schrieb:
Ein spiritueller Mensch ist mMn mit dem "universellen Geist" verbunden. Ein religiöser Mensch ist ein Mensch, der seinen Glauben und sein Hoffen und Sehnen an eine bereits bestehende Religion anknüpft.
spinnwebwald schrieb:
Deiner Ansicht nach muss ein spiritueller Mensch also nicht religiös sein.
Kommt drauf an, was Du unter "RELIGIÖS" verstehst. - So wie ich das sehe, ist zur Spiritualität keine "Religionsausübung" vonnöten.
"Religio" im weitesten Sinn bedeutet jedoch "Rück-Bindung" (an die unverselle Kraft); und die ist bei spirit. Menschen jedenfalls gegeben.

Betreffend Religionszugehörigkeit stimme ich grundsätzlich mit den Anschauungen von Lilith überein (ohne jemals einer Religionsgruppe angehörig gewesen zu sein).


spinnwebwald schrieb:
Für mich bleibt allerdings die Frage, ob einem nicht die tiefen und damit wesentlichen Erfahrungen verwehrt bleiben, wenn man sich nicht auf eine bestimmte tradierte Religion ganz einlässt, sondern sich wie im Supermarkt nur die "Schnäppchen" aus dem Angebot holt, die "billig zu haben" sind?
Wie tief man/frau sich auf die "wesentlichen" Erfahrungen einläßt, kann durch keine wie immer geartete religiöse - oder auch nicht - Haltung beeinflußt werden. Dies ist die alleinige "Entscheidung" und der alleinige Weg des jew. Menschen.
Weiters kann es sogar auch "kontraproduktiv" sein (siehe Fusselhirn), sich an die Vorgaben einer "Glaubengemeinschaft" oder spirit. Gruppe zu halten, wenn dadurch die eigene "Religio"/"Rück-Bindung" flöten geht.

Aber wie auch immer der Weg des jew. Menschen aussieht, er kann NIEMALS von anderen als BESSER, RICHTIG oder FALSCH etc. beurteilt werden.

Jeder Weg jedes einzelnen Wesens ist der genau spezielle und damit für sie/ihn richtige.
Was und welcher Weg für den jew. Menschen passt, kann auch nur er/sie selbst spüren. Und wenn er/sie nichts sonderliches spürt, stimmt das offenbar wohl auch zu diesem spez. Zeitpunkt für ihn/sie.


Abgesehen davon, dass jede/r das tut, was für ihn/sie passt, weil er/sie gar nicht anders kann. Wenn dann irgendwann eine tiefere "Spiritualität" erlangt wurde, ist das ja mEn auch nicht der Verdienst des/der Einzelnen - sondern es hatte so zu sein (ich hoffe, es ist verständlich, was ich da meine??? - Jedenfalls so in der Richtung Kyudo...)

lg kathi :winken1:
 
spinnwebwald schrieb:
Weiss schon, was Du meinst. Ist ein beschwerlicher Weg, einzig dem eigenen Herzen zu folgen, aber vielleicht ist es langfristig sogar der vernünftigste?
Es ist letztlich der EINZIG mögliche.
Eugen Herrigel ist schließlich auch seinem Herzen gefolgt, als er weiter bei seinem Kyudo-Meister lernen wollte, was sich dann als der für ihn "richtige" Weg herausstellte.

Dass der Weg, den man/frau gegangen ist, stimmt, wird aber erst dann wahrgenommen, wenn eine bestimme "Reife" erreicht worden ist. Und dann wird jeder je genommene Weg als der "richtige" (weil eigene/individuelle) erkannt.

In unseren Breiten und unserem Zeitalter ist es nicht leicht, ähnliche Wege, wie sie im Osten seit Jahrhunderten von z.B. Zen-Meistern gelehrt werden, einzuschlagen.
Unsere Religionen bieten meines Wissen nach keine (oder kaum) vergleichbare Hilfestellungen an. Zumal das Christentum nicht unbedingt darauf abstellt, den einzelnen Menschen zu seiner Erleuchtung hinzuführen. Die christl. Mystik ist mMn sehr ins Abseits geraten (was nicht heißt, dass es sie nicht gibt - und dass nicht einzelne Menschen mitHilfe ihres christl. Glaubens die ihnen passende Spiritualität leben können bzw. sogar zur Erleuchtung gelangen können).
Zum Grund für die oa. Aussage fiele mir noch viel ein...

spinnwebwald schrieb:
Aber mittlerweile überlege ich, ob der "reife Glaube" in der Gemeinschaft nicht doch Vorteile mit sich bringt.
Da geb´ich Dir wieder mal unumwunden Recht.

Das Problem ist ja nur, dass der "reife" Glaube (im Gegensatz zum herkömmlichen Glauben) nicht allzu häufig in den herkömmlichen hiesigen Religionsgemeinschaften zu leben ist.

Und daher bleibt unsereins dzt. nicht selten nichts anderes übrig, als den Weg ohne Hilfe einer spirit. Gruppe oder Meisters und somit allein zu gehen.
Doch ich denke, dass das genau der für uns richtige Weg sein wird.

- Doch: durch solche Gedanken und Meinungsaustäusche findet bereits ein Zusammenschluß zwischen Gleichgesonnenen und Ähnlichdenkenden statt.
Inwieweit mehr möglich ist, liegt bereits wieder an jedem/r Einzelnen - an uns.
 
Zunächst möchte ich versuchen, meine Sichtweise über die Zusammengehörigkeit von Spiritualität und Religion darzustellen.

Ein spirituelles Leben sehe ich als ein geistiges (Er)Leben der Religion, der ich angehöre. Genauso wie für Fusselhirn weiter oben wäre für mich ein spirituelles Leben ohne Religion etwas, wobei ich mit der Seele in der Luft hängen würde. Erst durch die Religion habe ich den Rückhalt, daß es da noch "etwas" gibt.

Besonders bei den monotheistischen Religionen finde ich es wichtig, daß man sich nicht seine eigene Religion zusammenmixt. Natürlich heißt das nicht, daß man nicht kritisch mit der Amtskirche umgehen darf. Dazu sag ich nur: Jesus und die Pharisäer!

Wichtig ist es deshalb, weil Du bei diesen Religionen den personalen Gott als Dein Gegenüber hast, und Du diese Person arg beschneiden würdest, wenn Du nur Teile der Religion für Dich verwendest.

Zu Christentum und Mystik: Ich glaub, das ist wieder im Kommen. Wichtig wäre hier besonders das Weitererzählen und Bezeugen der mystischen Erfahrungen, damit jeder das Bewußtsein erhält, daß diese Erfahrungen für jeden möglich sind - wenn auch in verschiedener Weise.

Friedenspanzer
 
Friedenspanzer schrieb:
Wichtig ist es deshalb, weil Du bei diesen Religionen den personalen Gott als Dein Gegenüber hast, und Du diese Person arg beschneiden würdest, wenn Du nur Teile der Religion für Dich verwendest
Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis von Gott machen! :nein:
 
Hey, ich hab doch kein Bild gegenüber, sondern das Wesen, die Person.

Das mit dem Gleichnis kenn ich nicht, hast Du da eine Quelle? :confused:

Grundsätzlich vorgestellt hat sich Gott ja sowieso, sodaß wir uns ein Bild von ihm machen können, zumindest im Inneren: Jahwe, Ich bin da.

Friedenspanzer
 
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Friedenspanzer schrieb:
Hey, ich hab doch kein Bild gegenüber, sondern das Wesen, die Person.

Das mit dem Gleichnis kenn ich nicht, hast Du da eine Quelle? :confused:

Grundsätzlich vorgestellt hat sich Gott ja sowieso, sodaß wir uns ein Bild von ihm machen können, zumindest im Inneren: Jahwe, Ich bin da.

Friedenspanzer
Es handelt sich meines Wissens nach um das 2. Gebot der 10 Gebote.

Es bleibt sicher jedem einzelnen/jeder einzelnen überlassen, wie er/sie mit dem Begriff "Gott" umgehen kann und will.

Doch eines ist gewiss: Gott oder Göttin zu "personifizieren" ist nicht im ursprünglichen/spirituellen Sinn der christl. oder jüdischen Religion. Auch wenn es häufig gemacht wird und üblich ist.

(Das ist ja gerade die spirituelle Sicht: dass Gott eben keine Person ist, sondern alles, was ist - und somit auch ich...)
 
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