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Braucht Spiritualität Religiosität?

  • Ersteller Ersteller spinnwebwald
  • Erstellt am Erstellt am
ska pastora schrieb:
hallo miriam,

ich denke du willst die genaue bezeichnung des hirnteils wissen, der die spiritualität beinhaltet... es ist der thalamusbereich genau hinter dem ohr. dieser teil des hirns ist sogar nach dem tod noch aktiv, also ist es auch eine erklärung für so manches nahtoderlebnis.

hallo ska pastora,

ich bin etwas verblüfft und auch - ich muss es gestehn - irritiert, angesichts der Sicherheit mit der du diese Erkenntnisse (die durchaus nicht unumstritten sind) hier weitergibst. All dies sind vorläufig sehr kontrovers diskutierte Theorien, überhaupt keine gesicherten Erkenntnisse, dies alles wird auf höchster Ebene noch erforscht und die Ergebnisse sehr kontrovers betrachtet. Die Konsequenzen dieses deterministischen Standpunktes (so wie von dir in einem Teilaspekt formuliert) sind weitreichend - dies würde in letzter Instanz sogar die Willensfreiheit in Frage stellen.

"Ob die Hirnforschung als kulturelle Institution nicht auch das Bedürfnis, diese Last der Freiheit loszuwerden, bediene, fragte sich Safranski, und das Publikum amüsierte sich ob des mephistophelischen Winkelzugs. Zudem wunderte sich der Philosoph, daß ausgerechnet im Zeitalter der Demokratie der Polyzentrismus im Gehirn entdeckt werde, während die Forscher der zentralistisch regierten Epoche ein zentral gesteuertes Gehirn angenommen hätten. Singer gab zu, daß sich auch Wissenschaftler an gängigen Vorstellungen orientierten, war sich aber dennoch sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Etwa mit der Forderung mildernder Umstände für einen Straftäter mit entsprechend fehlangelegten neuronalen Verbindungen...."

Dies ist ein Fragment aus einem Bericht über ein Gespräch zwischen den Philosophen Rüdiger Safranski und den Hirnforscher Prof. Dr. Wolf Singer (Max Planck Inst. für Hirnforschung).

Ich gehe nicht weiter ins Detail, denn das Thema hier befasst sich mit der Religion bzw. der Spiritualität, nicht mit der Hirnforschung.
Es wäre zu erwägen, ob man im Unterforum Wissenschaft sich vorsichtig an ein Thema versuchen sollte über die neuen Erkenntnisse der Hirnforschung und deren Konsequenzen.

Wie gesagt: mit äusserster Vorsicht...
 
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Hallo ska

ska pastora schrieb:
hallo miriam,

ich denke du willst die genaue bezeichnung des hirnteils wissen, der die spiritualität beinhaltet... es ist der thalamusbereich genau hinter dem ohr. dieser teil des hirns ist sogar nach dem tod noch aktiv, also ist es auch eine erklärung für so manches nahtoderlebnis.

Ich bin da sehr skeptisch, dass im Hirn eine spirituelle Veranlagung für Spiritualität vorhanden sein soll. Vielmehr vermute ich, dass sich das Interesse für Spiritualität erst im Laufe des Lebens entwickelt. Aber eigentlich ist die Spiritualität auch gar nicht so wichtig. Ich würde einen spirituellen Menschen mit der gleichen Wertigkeit bedenken wie den Atheisten. Das entscheidende ist nicht, ob man spirituell oder religiös ist oder nicht, sondern ob man glücklich ist oder nicht. Jedenfalls ist das für mich das Hauptkriterium im Leben.

Meistens entwickelt sich auf dem Weg zu dieser Seligkeit so etwas wie Spiritualität oder Religiösität. Aber das ist keineswegs zwingend so. Es gibt hochangesehene Menschen, die sich durch grosse Leistungen hervorgetan haben, die keineswegs religiös sind. Darum würde ich nicht von einem Bereich im Gehirn sprechen, der zwangsläufig von Geburt an bei allen Menschen vorhanden ist. Und nur weil ein Teil des Gehirns etwas später stirbt, würde ich dem auch nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Mir kommt es so vor, als wollte man hier so etwas wie eine Seele konstruieren. Wie gesagt, ich bin da sehr skeptisch.

Was im Leben zählt ist, ob man glücklich ist oder nicht. Wenn jemand keinen Zugang zur Religion hat und trotzdem glücklich ist, dann ist das doch vollkommen in Ordnung. Er ehrt Gott eben auf seine Art und Weise. Und Gott wird sein Gefallen an ihm haben, wie immer dieser Gott auch aussehen mag. Und ob ein Teil meines Hirn ein oder zwei Stunden später stirbt, was kümmerts mich.

Alles Liebe. Gerrit
 
hallo miriam, hallo lotus...

hallo miriam

ich weiß nicht ob diese erkenntnisse über die ich gelesen habe umstritten sind... aber sind das nicht alle theorien die sich mit heiklen themen befassen, ich finde es überhaupt nicht schlimm und wenn der fakt, dann endlich steht wird es akzeptabel sein. doch ich fand alles was dort stand, für mich persönlich sehr einleuchtend und konnte es deshalb auch nur aus meinen gedanken und mit meinem wissensstand begründen. ich denke, dass einfach deine und meine grundeinstellung sehr verschieden sind. ich habe deinen worten entnommen, dass du gern erst zweifelst und wirklich bis ins kleinste alle wenn und abers ausschalten musst, bevor du glaubst. bei mir ist es so das ich glauben möchte, mich aber gern belehren lasse wenn ich mich irre...

hallo lotus

ich denke schon, dass es zu menschlichen gesellschafft gehört an etwas zu glauben und auch gottlose menschen, glauben ab und an an dinge.
in meinen augen bezieht sich spiritualität nicht unbedingt nur auf gottglaube, sondern auf die fähigkeit, an irgendetwas zu glauben und geistiger ebene, wie das wort spiritualität ja sagt, ein fortschreiten verursacht.
denn auch fantasie und gefühle sind nicht nachweibar außer vielleicht in chemisch/biologischen prozessen, doch die ergebnisse sind offenkundig da!

gruß von ska pastora
 
ska pastora schrieb:
hallo miriam

ich weiß nicht ob diese erkenntnisse über die ich gelesen habe umstritten sind... aber sind das nicht alle theorien die sich mit heiklen themen befassen, ich finde es überhaupt nicht schlimm und wenn der fakt, dann endlich steht wird es akzeptabel sein. doch ich fand alles was dort stand, für mich persönlich sehr einleuchtend und konnte es deshalb auch nur aus meinen gedanken und mit meinem wissensstand begründen. ich denke, dass einfach deine und meine grundeinstellung sehr verschieden sind. ich habe deinen worten entnommen, dass du gern erst zweifelst und wirklich bis ins kleinste alle wenn und abers ausschalten musst, bevor du glaubst. bei mir ist es so das ich glauben möchte, mich aber gern belehren lasse wenn ich mich irre...

Hallo ska pastora,

ich begrüße sehr deine Offenheit und die Art wie du zu deinen Überzeugungen stehst. Aber ich teile sie nicht, und dies macht eben die Diskussion interessant.
Wir kommen anscheinend aus unterschiedlichen Richtungen, dadurch geprägt wird unsere Art der Annäherung an solchen Themen eine ganz andere sein.
Auch ich stelle gerne Hypothesen auf - aber nicht wenn es um Naturwissenschaften geht, da möchte ich mich in erster Linie auf reale Fakten abstützen können.
Wohl bemerkt: nur als Basis, wenn mal diese Grundlage steht, sind auch Spekulationen erlaubt. Dies ist meine Auffassung - aber ich bin ja "vorbelastet", denn ich bin Biologin.
Bitte verstehe diese Aussage nicht als Arroganz, aber unsere Ausbildungen und Berufe prägen uns natürlich. Was sowohl positiv als auch negativ aufgefasst werden kann.

Du sagst weiter: doch ich fand alles was dort stand, für mich persönlich sehr einleuchtend

Nach meiner Meinung darf genau dies die Wissenschaft nicht als Grundlage nehmen: das eigene, persönliche Wohlbefinden, wenn sie etwas verkündet. Dass wir aber dazu neigen, eine Basis zu finden für unsere Auffassungen, ist nur all zu menschlich.



Zitat Lotusz:

Ich würde einen spirituellen Menschen mit der gleichen Wertigkeit bedenken wie den Atheisten.

Atheismus schliesst Spiritualität nicht aus. Es gibt halt auch eine andere Spiritualität als die von den Religionen geprägte.

Was im Leben zählt ist, ob man glücklich ist oder nicht.

Doch Glück hat so unterschiedliche Quellen bzw. Inhalte, was den einen be-glückt, kann für den anderen völlig wertlos sein. Natürlich streben wir alle nach Glück. Ein Ziel welches wir ein lebenlang verfolgen, ein Ziel dessen Inhalt sich mehrere male im Leben ändern kann.
Dies ist meine Erfahrung - und könnte sehr persönlicher Natur sein ...

Freundliche Grüße an beide von

Miriam

:schaukel: ( die auch sehr oft zweifelt)
 
Links vorne oder rechts hinten?

Hallo,

weil wir vorhin bei neurobiologischen Entsprechungen spirituellen Erlebens waren, hier ein Zitat aus der aktuellen ZEIT:

"Eins gibt dennoch zu denken: In jenem Mind and Life Institute, das der Dalai Lama oft aufsucht, haben sie nämlich herausgefunden, dass das Gehirn aufs Glücksempfinden trainiert werden kann. Der linke vordere Hirnlappen eines seit Jahrzehnten praktizierenden buddhistischen Mönchs war besonders stark aktiviert, ein Ausdruck positiver Gefühle. Und als ein starker Knall ihn erschrecken sollte, was man nicht zu kontrollieren vermag, hat der Mönch nicht reagiert. Respekt.

Aber hat es nicht auch etwas für sich, bei einem lauten Knall zu erschrecken?"

Zu finden unter: http://zeus.zeit.de/text/2005/28/st-dalai_lama

Liebe Grüße

spinnwebwald
 
berufsbedingt

hallo miriam...

ich möchte nun gern an unsere diskussion anknüpfen. ich wieß aus eigener erfahrung, dass der beruf den man ausübt, maßgeblich an der denkstruktur eines menschen beteiligt ist. du bist wissenschaftlich tätig, dass hat meist eine vorgeschichte, warum man wissenschaftlich tätig wird. sei`s aus neugier oder aus entdeckerdrang, um sich grundfesten zu schaffen oder auch sicherheiten, von denen man glaubt sie im leben zu brauchen. auch gebe ich dir recht wenn du sagst, dass wir was dieses thema angeht verschiedene herangehensweisen haben. ich weiß nicht wie genau du deinen beruf aus übst, doch ich habe mit den wenigen lebensjahren die ich bis jetzt zähle schon sehr viel menschliche abgründe und dämonen gesehen (beruflich bedingt) und brauch einfach eine gewisse form der spiritualität ( die wahrlich nichts mit gottglaube zu tun haben muss), um eine art psychohygiene zu betreiben, um nicht zu sagen selbst verrückt zu werden. da ich nun ein glaube ein klar strukturiertes denken, mit starker neugier gekoppelt zu haben denke, versuche ich auf meine weise durchaus erklärungen für bestimmte themen zu finden. doch ich maße es mir nicht an anzuzweifeln, was renomierte wissenschaftler entdeckt zu haben scheinen, bevor sie es nicht selbst anzweifeln, überdenken, neu ordnen. was nicht heißen soll, dass ich mich nicht gern eines besseren belehren lassen, och deine grundsätzlich ablehende haltung zu dieser these kann ich schlecht nachvollziehen. aber wie du schon sagtest, macht so etwas eine kontroverse erst interessant...

viele grüße ska pastora

**** Link entfernt, bitte an die Forumsregeln halten! ****
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Ein Link...

... weils zum Thema passt:
http://www.wie.org/magazine/?ecp=430-wie

In der Ankündigung zu dieser Zeitschrift heißt es:

Issue 31 / December 2005–February 2006
Spirituality vs. Religion
Where Do You Stand?

Waged in isolated skirmishes for decades, the battle between progressive spirituality and traditional religion is exploding into mainstream culture like never before. And its outcome hinges on just one question: When it comes to navigating the spiritual life, who is the ultimate authority? The church? The guru? Or . . . you? Featuring Dzongsar Khyentse Rinpoche, Dr. Dario Salas Sommer, Jason Hill, and others. Also in this issue: Rabbi Marc Gafni, Dadi Janki, Karen Armstrong, Ken Wilber, Arjuna Ardagh, and more...

Klingt interessant...

Schöne Grüße

spinnwebwald
 
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