AW: Brauchen wir Transzendenz, um die Welt zu verstehen?
Liebe Forianer,
wieder einmal habe ich mich zurechtgesetzt, Energie getankt, und Deep Purple läuft...
Viele, viele - meistens gute, interessierte und sympathische - Beiträge habt Ihr geschrieben. Es sind so viele, dass ich mit einer Einzelbeantwortung überfordert bin.
Deshalb schließe ich einfach mal an meinen letzten größeren Text an, setze ihn fort, versuche aber auch, auf Eure Postings einzugehen.
Das wird nicht komplett gelingen (weil nichts komplett gelingt!), also beschwert Euch bitte, wenn Ihr Eure Fragen ungenügend berücksichtigt findet...
Zunächst noch einmal das Wichtigste, Allgemeinste:
Wie schon einmal angedeutet, setze ich die heute mehrheitlich vertretenen Auffassungen der Quantenphysik als richtig voraus - wenn jemand da anderer Auffassung ist, sollte er das hier nicht unbedingt kommentieren - wie gesagt.
Diese Richtigkeit vorausgesetzt, muss man mMn die Transzendenz gar nicht allzu weit treiben.
Ein metaphysisch geradezu furchtbares Problem für Wissenschaftler ist das "Quantenmessproblem".
Es sagt, dass Messergebnisse im Quantenbereich (also mit Elementarteilchen wie Elektronen o.ä.) im Einzelfall nicht vorhersehbar sind - sondern nur im Durchschnitt.
Große Objekte hingegen verhalten sich sehr getreu den erforschten Gesetzen.
Wo kommt dieser Unterschied her?
Hier muss ich kurz ausholen:
Das Universum ist - höchstwahrscheinlich - beim Urknall entstanden. Dieser "Big Bang" war die "Explosion" eines "Urquantenobjektes", könnte man sagen.
Aus dem Bang gingen dann Unmengen von Quantenteilchen (Photonen etc.) hervor.
Die Quantenphysik sagt nun, dass alle Quantenobjekte, die einem gemeinsamen Ereignis entstammen, miteinander in einer unlösbaren logischen Verknüpfung ("Verschränkung") sind. Und zwar stellen diese Verschränkungen sicher, dass solche Teilchenpaare oder -Gruppen gewisse von der Physik erforschte Erhaltungssätze erfüllen. Wenn ich also an einem Teilchen hier etwas mache, muss das Partnerteilchen dort diese "Information" sofort erhalten, egal wie weit es weg ist, damit die entsprechende Bedingung erfüllt bleibt. Das sind die von Einstein so verabscheuten "spukhaften Fernwirkungen", die es aber offenbar wirklich gibt
Da alle Teilchen, die heute unser Dasein formen, den "Ur-Partikeln" des Urknalls entstammen, müssen sie alle untereinander ein Netz von Verschränkungen aufweisen, das sich mit der Geschichte des Universums immer weiter entwickelt. Denn alle Geschichte ist letztlich die Aufeinanderfolge von "Quantenereignissen", also der Interaktionen, Neubildungen, Vernichtungen von Quantenteilchen.
Daraus folgt, dass das Verschränkungsnetz die gesamte abgelaufene Geschichte codiert enthält! Da die Fernwirkungen ortsunabhängig funktionieren, ist dieser Geschichtsspeicher holographisch zu verstehen. Das bedeutet, an jedem Ort im Universum ist dessen gesamte Geschichte präsent.
Diesen Gedanken habe ich vor allem von allem von Ervin Laszlo übernommen.
Weiterhin müssen alle weiteren Quantenereignisse (Geschichtsabläufe) den durch die Verschränkungen definierten "Vorschriften" genügen.
Das heißt, stattgefundene Geschichte definiert auf Universumsniveau die möglichen (und die unmöglichen) Geschichtsabläufe.
Geschichte kanalisiert Zukunft!
Dieses "informationelle Netzwerk" (wie man das Verschränkungsnetz auch nennen könnte) heißt bei Laszlo "Psi-Feld".
Er schreibt diesem Psi-Feld aber noch eine andere Eigenschaft zu, die in meinem Modell nicht vorkommt: Sein Psi-Feld ist zugleich die Matrix, die die Quantenteilcheh erst hervorbringt.
Beide Varianten wären zu überlegen.
Laszlos Idee führt noch zum Primat einer Geist-artigen Basis gegenüber den erst aus ihr gebildeten "Materieteilchen".
Das oben genannte Quantenmessproblem sieht vor diesem Hintergrund so aus:
Das Verschränkungsnetz liefert vor allem "Anforderungen" an Mikroprozesse, während große Objekte sich wegen statistischer Mittelung zwischen allen Teilchen in ihnen sich sehr genau nach den "klassischen" Physik-Gesetzen verhalten.
Eine Analogie soll das veranschaulichen:
Habe ich einen Billardtisch, werden sich die Kugeln darauf "ideal" verhalten.
Versuchte ich hingegen mit 0,1 mm "großen" Kugeln zu spielen, würden diese sich "unvorhersehbar" verhalten, weil die winzigen Rauhigkeiten des Billardtuchs sie umherschubsen würden.
Dieses Billardtuch ist das Verschränkungsnetz, das winzige Strukturen bereitstellt, die zukünftige Geschichtsabläufe (die ausreichend empfindlich sind! - dazu später) "führen", "kanalisieren".
Zusammenfassung:
Wegen ihres gemeinsamen Ur-Ursprunges haben alle existenten Teilchen im Universum ein Netzwerk von Verschränkungen, Abhängigkeiten entwickelt, die durch naturgesetzliche Beziehungen der Teilchen untereinander hervorgebracht werden.
Die schon gebildeten (Geschichte verkörpernden) Verschränkungsnetzwerke kanalisieren einerseits zukünftige Prozesse (da nur solche Vorgänge erlaubt sind, die keiner der Verschränkungsbedingungen widersprechen) und bilden andererseits ein holographisches "Universumsgedächtnis", denn jeder Vorgang, den es je gab, hat seine Spur im Verschränkungsnetz hinterlassen.
Man könnte nun fragen, was der "Träger" dieses Informationsnetzes ist.
Da fiele mir spontan dunkle Energie/dunkle Materie ein...
Mir scheint, dass LaChatte (sinngemäß) ergänzt hat:
"...und das Unterbewusste?"
Ja, auch darum geht's hier.
Wie man nun die in meinem Eingangsposting aufgelisteten "Seltsamkeiten" aufgrund der vorgestellten Überlegungen erklären könnte, will ich demnächst ansprechen.
Genau.
Liebe Leute, wenn ich (z.B.) bewusstseinsrelevante Dinge erklären will, .d.h. deuten will, wie sie entstehen, reicht die ganze Theorie der Verschränkungsnetzwerke nicht aus. Denn diese Netzwerke können mMn nur zwei Dinge erklären:
*Auf welchen Wegen könnte Geschichte (u.a.) kanalisiert werden? (Einhaltung von physikalischen Erhaltungssätzen, die durch das Verschränkungsnetzwerk am Ereignisort bestimmt wird)
*Warum sind Quantenvorgänge unvorhersehbar? (Billardtuchmodell des Verschränkungsnetzwerkes im Universum...)
Weil das aber nicht reicht, um meine Eingangsliste (Beitrag #1) zu beantworten, müssen wir mit der Transzendenz offenbar weiter gehen.
Was heißt das konkret?
Mein Vorschlag lautet hier, dem Denkmodell von Ervin Laszlo zu folgen.
Er meint (in Übereinstimmung mit altindischen und griechischen Denkern), dass unsere gewohnte "Materialwelt" aus den Hervorbringungen einer "Matrix" (bei Laszlo ein basales Skalarfeld, 5tes Feld oder Psi-Feld) besteht.
Laszlo postuliert, dass dieses Feld sog. "Solitonen" - konstante, aber wandernde "Feldberge", "Verdichtungen", o.ä. hervoerbringt. Diese Solitonen sind unsere Quantenteilchen.
Die "Lebens-Geschichte" dieser Solitonen prägt nun in das das Psi-Feld seine Spuren ein, ganz analog zu dem oben beschriebenen Verschränkungsnetzwerk.
Danach wirkt "Psi" zurück auf "Material", um es mal salopp zu sagen.
Will heißen, was in Zukunft passiert, wird durch die Vergangenheit via Psi kanalisiert - und zwar durch Zusammenhänge/Gesetze, die über die o.g. Quantenerhaltungssätze weit hinausgehen.
Sondern diese Zusammenhänge scheinen eine Art Software-Charakter zu haben.
Womit ich explizit meine, es gibt ein bewusstseinsartiges (aber doch physikalisches, nicht "göttliches") Grundnetz, das die Zukunft "führt".
Damit sind alle Materiesysteme unslösbar an die Psi-Matrix gekoppelt, was heißt, sie gestalten diese und werden von dieser in ihrer Zukunft rückkoppelnd geleitet (in einem Gesetzes-Sinn, wie ich vermute).
Dieses "Ankoppeln" an das "Psi-Feld" kann dann ziemlich zwanglos (also ohne Gott!) vieles erklären:
* Langzeitgedächtnis,
* Deja Vu
* Reinkarnation
* Trance/Erleuchtung
* Meditation/Hypnose
* Homöopathie/Gedächtnis des Wassers
etc. pp.
Liebe Denker, gerade die letzet Liste wird vielfach zum Widerspruch reizen.
Bitte tut Euch keinen Zwang an - ich bitte lediglich von Beschimpfungen der kürzlich erlebten Art Abstand zu nehmen...
Liebe Grüße, Euer pispezi