Mathematik hat für mich wenig bis gar nichts mit Philosophie zu tun.
Oh doch, bei der Mathematik handelt es sich um eine Philosophie, wenn auch um eine rein formale. Der Blick auf die Mathematik ist nur bei den meisten von uns durch die Schul-Mathematik geprägt und das besteht dann eben fast nur aus Rechnen. Es ist kein Zufall, dass viele der griechischen Philosophen auch Mathematiker waren.
Leibniz, Euler, Russell: Alle waren sie nicht nur Mathematiker, sondern auch und vor allem Philosophen.
Bertrand Russells Principia Mathematica, erschienen zwischen 1910 und 1913, stellt den Versuch dar, die gesamte Mathematik auf einem wohldefinierten Satz von Axiomen und Schlussregeln herzuleiten. Russel scheiterte letztlich an dieser Mammutaufgabe, konnte aber die bis dahin vertretenen Auffassungen widerlegen, das Wesen mathematischer Erkenntnisse sei entweder empirisch oder synthetisch apriorisch (Kant). Vielmehr bewies er die sprachliche Natur mathematischer Erkenntnisse und damit ihre formallogische Begründbarkeit.
Bertrand Russell gilt damit als einer der Begründer der Analytischen Philosophie.
Von dem Mathematiker und Analytiker Kurt Gödel existiert sogar ein (positiver) Gottesbeweis. Gödel wollte damit vor allem zeigen, dass sich mit den Mitteln der formalen Logik selbst so etwas wie ein Gottesbeweis durchführen lässt. Er gilt als formal wahr - wenn man die ihm zugrunde liegenden Axiome als zutreffend ansieht. Auch eine Überprüfung mittels heutzutage existierender computergestützter mathematischer Beweisführung hat Gödels Gottesbeweis vor wenigen Jahren als formal wahr eingestuft.