Das meine ich mit der "Verbots-" oder "Muss-das-sein-Kultur".
Ich bin kein Fan von Feuerwerk. Aber nur, weil Feuerwerk mir keine Freude bereitet, lasse ich andere daran weiter Freude haben. In den wenigen Nächten im Jahr bin ich tolerant und ertrage das Feuerwerk. Mit ein wenig Smypathie schaue ich zu und versuche zu verstehen, wo der Reiz des Feuerwerks liegen könnte.
Viele Dinge, die Menschen Freude bereiten, sind logisch betrachet, wenig sinnvoll (ohne den Sinn des Lebens zu diskutieren); Beispiele:
- Wo ist der Sinn beim Skifahren? Man lässt sich hoch schleppen um galant runter zu rutschen - und hoffentlich gesund anzukommen. Infantil.
- Mottoradfahren in der Freizeit - infantil & gefählich und CO2 belastend.
- Freizeitpark - zumindest infantil.
- Wasserpark - genauso infantil.
- Solarium - sinnlos (es sei denn man hat eine Hautkrankheit oder D2 Mangel)
- Krafttraining - bis auf den gesundheitlichen Aspekt (der vermutlich bei <10% liegt) - sinnlos
- tbc.
Bitte lasst den Menschen ihre (aus Eurer Sicht) sinnlosen oder infantilen Hobbies. Es macht ihnen Freude. Seid tolerant und appeliert an deren Toleranz, so dass Ihr Eure (ggf. sinnlosen und infantilen) Hobbies weiter durchführen könnt. Dann haben wir eine prima Zeit auf dem Planeten.
GG § 2.1:
"Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt.."
In seinen vier Wänden kann jeder machen was er will, auch Geburtstag feiern, wenn er dass seinen Nachbarn dann auch vorher ankündigt.
Wenn ich aber bei kalter Witterung an Silvester die Fenster vorsorglich sehr lange öffnen muss um mir einen Sauerstoffvorrat zu schaffen, weil ich während und vor allem nach dem Böllern einen ganz Tag lang des Gestanks, Feinstaubes und der Nachknaller wegen nicht öffnen kann, wird mein Recht auf Ruhe, Tinitusfreiheit und frische Luft beschnitten.
Und wenn Böllerer, Risikosportler, Raucher, Trinker wie auch deren Opfer, die vom leichtfertigen oder gar kriminellen Böllerwerfer getroffen, vom Rowdy-Skifahrer angefahren, durch Passivrauchen geschädigt oder vom besoffenen Verkehrsteilnehmer überfahren wurden, Schaden nehmen und dann rücksichtsvolle, risikovermeidende gesundheitsbewusste Mitmenschen mit ihren Krankenversicherungs-Beiträgen deren Behandlung mitbezahlen müssen, ist das nicht so prickelnd.
Das sage ich als Geburtstags-Muffel, einstiger Raucher und "Fernsehbier-Trinker".
Ich wollte 1988 den auf der frankfurter Musikmesse neu vorgestellten Synthesizer ("Workstation") Roland D-20 unbedingt haben. Der kostete aber stolze 3800,-DM was ich auf die Schnelle nur über Ratenzahlung leisten konnte.
Also hörte ich zwecks Kosteneinsparung über Nacht mit Tabak und Bier auf, habe das dann auch bei Kollegen und sonst wo groß rum posaunt, um mir damit Druck zu machen.
Habe dann Raucher mit ganz andern Augen gesehen, diese seltsame Handhaltung der Zigarette, diese komische Mimik beim ziehen und ausblasen (die Mimik beim anzünden und werfen eines Böllers wird wohl ähnlich sein..), dieses Festhalten an Zigarette oder Bierglas, wie an einer Art Krücke, weil man in geselliger Runde wohl sonst nicht weiß, wo man seine Hände hin tun soll.
Diese einstigen Filmhelden, die ihren Liebesschwur der Angebeteten mit einer Nikotinwolke entgegen hauchten und diese dann ganz entzückt schaute.
Dass ich das alles, außer Böllern und Liebesschwur, einst selbst so praktizierte, wurde mir peinlich bewusst und hat mir auch geholfen, zusammen mit meiner unbändigen Lust auf diesen Synthesizer, so abrupt wie einfach davon zu kommen und bis heute clean zu sein.
Deshalb verstehe ich nicht, dass manche Leute es sogar trotz allerlei (für die Anbieter einträglichen) Helferlein (Pillen, Pflaster, Akupunktur, Psychotherapie..) nicht schaffen, davon weg zu kommen, bzw. sie wieder rückfällig werden.
Mein aus eigener Erfahrung genährter Tipp:
Zum Laster des Rauchens, Trinkens und dem "Kick" des Risikos beim Sport oder Böllern einfach wie auch immer geartete seriöse, schräge, infantile, jedenfalls für sich selbst und seine Mitmenschen gesündere Alternativen finden.
Dabei aber auch selbstkritisch sein früheres Handels hinterfragen können.