AW: Ab wann ist der Mensch ein Mensch....ab dem zeitpunkt, ab dem er verzeiht.
Ich finde diese Aussage:
kathi schrieb:
gerade jene menschen, die davon betroffen sind, werden sich im thema "verzeihen" üben dürfen.
hart an der Grenze zum Zynismus, auch wenn ich weiss, dass sie nicht zynisch gemeint ist.
Dennoch: Eltern, denen so etwas widerfährt haben ganz sicher andere Aufgaben, als sich im "verzeihen" zu üben, primär nämlich geht es wohl für sie darum irgendeinen Weg zu finden, irgendwie weiter zu leben.
Und hoffentlich werden sie dabei von Menschen unterstützt, die nicht erwarten, dass sie dem Täter verzeihen, sondern die anerkennen, wie bodenlos grausam, ungerecht und sinnlos eine solches Unglück ist und dass sie jedes Recht auch auf die allernegativsten Gefühle dem Menschen gegenüber haben, der ihrem Kind und ihnen dies angetan hat.
Was soll das mit der Kinderseele? Das Kind ist tot. Gaubst du im Ernst, dass es seiner Seele schadet, wenn seine Eltern seinem Mörder nicht verzeihen wollen/können?
Nein, Kathi, all die schönen Reden sind ja ok., aber diesen Eltern nun eine Verantwortung zuzuschieben dafür, dass sie nun "richtig" empfinden müssen, geht mir entschieden zu weit.
All das Zeug von wegen "Schicksalsaufgabe" tönt für mich nach leerem Geschwätz um sich über die Sinnlosigkeit und Grausamkeit gerade solcher Dinge hinwegzutrösten.
hallo ela,
freut mich einerseits, dass DU hier wieder schreibst.
andererseits muss ich feststellen, dass da wieder einmal grobe missverständnisse zwischen uns vorliegen.
wenn ich sage, diese menschen dürfen sich im thema "verzeihen" üben, dann meine ich damit, dass dieses thema zu einem ihrer lebensthemen gehören wird.
WIE sie damit umzugehen fähig sind, ist teil ihres persönlichen weges.
ich "verlange" keineswegs von ihnen ein spezielles verhalten!!!
ganz im gegenteil: jeder mensch, der solch schweres schicksal erlebt, wird auf seine ganz spezielle weise darauf reagieren.
....und du hast vollkommen recht damit, wenn du sagst, dass für die meisten menschen das ganz einfache WEITERLEBEN
mit dem verlust im vordergrund stehen wird.....und an weiteres vorerst gar nicht zu denken sei.
hier etwas zu "verlangen" würde niemals funktionieren.....denn seelenbewegungen können niemals erzwungen werden. man kann nicht aus hass--> liebe erzwingen. oder aus rachegedanken--> verzeihen.
hier handelt es sich um komplexe seelenprozesse.
und VERZEIHEN ist zwar teil eines dieser prozesse......doch es stellt das ENDE einer langen aufarbeitung dar.
so wie ja auch das ganze leben eine art prozess ist, wo zwar das eine auf das andere aufbaut - doch es hat immer wieder verschiedene phasen, die die aktuelle situation prägen.
wenn ich sage, dass es um das thema "verzeihen" geht, dann ist das so ähnlich zu sehen wie die aussage: "der mensch muss sich ernähren und seine nahrung verstoffwechseln."
da nutzt es gar nichts einzuwenden: "nein, das ist unmöglich!.....denn was ist, wenn er nichts zu beissen hat?....wie soll er da verstoffwechseln?"
hier werden mAn zwei diskussionsebenen vermischt:
1) die allgemeine - wo von sehr weit oben das menschengeschehen und -erleben betrachtet wird......die philosophische oder spirituelle ebene sozusagen....und
2) die persönliche des einzelnen menschen - wo ganz direkt die spezielle lebenssituation, in der sich der jew. mensch befindet und auch handlungsfähig ist, ausschlaggebend ist.
hier in den diskussionen werden diese beiden ganz unterschiedlichen ansätze immer wieder vermischt, was mAn zu sehr, sehr großen missverständnissen führt.
(...und wo ich zugeben muss, das nervt mich eigentlich schon ziemlich gewaltig....denn es ist sehr mühsam, sich immer und immer wieder erklären zu müssen.....und so manchem zyniker zu vermitteln, dass alles ganz anders gemeint war, als er zu vermeinen glaubte.
damit, liebe ela, meine ich zwar nicht dich - doch deine nachschreiber schon.)
ela schrieb:
Was soll das mit der Kinderseele? Das Kind ist tot. Gaubst du im Ernst, dass es seiner Seele schadet, wenn seine Eltern seinem Mörder nicht verzeihen wollen/können?
ja.
nach meinem erleben ist es so.
und ich sage gleich vorweg: niemand hier muss mir glauben.
jeder hier bilde sich sein eigenes urteil.....bzw. bleibe bei dem bereits bestehenden, wenn er/sie will.
nur: das ändert an meiner sicht nichts.....denn ich habe es zu oft schon erlebt, dass
dieses verzeihen - wenn es denn irgendwann einmal möglich ist - ALLES verändert!!!
und auch mein leben ist davon geprägt....und zwar nachhaltig.
(sonst würde ich es hier auch nicht schreiben!)
so, jetzt ist´s aber genug für heute.
liebe grüße (wenngleich auch etwas ermattete)
kathi
p.s.:
der vergleich ist wirklich gut, denn auf der spirituellen ebene ist das ganz ähnlich: der mensch muss sein schicksal erleben und es sozusagen "verstoffwechseln" - sprich verarbeiten....das erlebte "transformieren".
dazwischen liegt der "verdauungsprozess".