AW: Alles determiniert oder nicht?
Ich kapier einfach nicht, wie es sein kann, daß wir im Handeln und Denken frei sein sollen. Warum sollen wir Menschen die Ausnahme sein? Warum sollen gerade unsere Handlungen und unser Denken frei sein, wo jedes andere Lebewesen, jeder Stein, jede chemische Verbindung komplexen Mustern und Abläufen unterliegt?
Erklär mir das mal einer! das meine ich ernst und nicht rethorisch.
Die Antwort auf deine Frage möchte ich eines Tages vielleicht einmal in einem dicken Wälzer veröffentlichen, Lorenor Zorro.
Jetzt reiße ich dazu einige prinipielle Aspekte an, die dir vielleicht das Weiterdenken ermöglichen können. Vielleicht sage ich nicht nur so, sondern weil es mir widerstrebt mein eigenes Denken dir zur Nachahmung zu empfehlen und weil es für unmöglich halte, einem anderen das eigene Nachdenken abzunehmen. Darum halte ich mich kurz, und bin mir bewusst, dass ich damit meine Gedanken den 1000 und mehr Widersprüchlichkeiten aussetze, die sie hervorrufen werden.
ICH BITTE DARUM; MIR DIESE WIDERSPRÜCHLICHKEITEN MITZUTEILEN!
Hinter meinem "teils-teils" steckt die Vorstellung, dass MENSCH wie andere Lebewesen auch in Mustern und Strukturen funktioniert. M.E. besteht der Unterschied zu anderen Lebewesen darin, dass der Mensch die meisten seiner Muster und Strukturen, die für ihn bedeutsam sind, erst im Laufe seines Heranwachsens erwirbt und daher Eingriffsmöglichkeiten hat. (Nebenbei gesagt, es gibt auch Tiere, die hier einen Spielraum haben. Dieser scheint mir jedoch von anderer Art zu sein, als der den Menschen haben. Doch das wäre wieder ein anderes Thema.) Also der Mensch kann entscheiden, wie seine Muster aussehen sollen. Dieses Entscheiden-können, gibt mir das Gefühl frei zu sein. Dabei gibt es eine Reihe von Mustern und Strukturen, die MENSCH quasi automatisch ablaufen lässt, auch wenn er sie einmal gelernt hat. Z.B. jede Art von Bewegungsablauf. Es gibt aber auch Denkgewohnheiten, Handlungsgewohnheiten, die wenn wir sie einmal erworben haben uns unser Leben lang begleiten können, wenn wir es möchten.
Ich denke, das Unkapierbare dieser Art und Weise frei zu sein, darin liegt, dass lineares, monokausales Denken, an das wir kulturell bedingt gewöhnt sind, unseren Focus einengt. Wir gehen davon aus - wie du selbst erwähnst -, dass "Freiheit keinem Muster folgen darf!" Wieso denn nicht? Hier stellen sich mir Fragen wie: Wie kommt jemand dazu, das zu sagen? Wer hat dies gesagt? Wieso? und Wem nutzt derartiges? Vielleicht kommen wir ja noch darauf.
Ich denke, dass mit dieser Denkfigur 'Freiheit darf keinem Muster folgen' MENSCH nicht angemessen zu beschreiben ist. Auch ich stelle fest, dass der Mensch in gewisser Weise festgelegt ist. Schließlich habe ich keine Wahl ein Hahn oder eine Maus zu sein oder sonst was anderes. Vielleicht, wenn ich an die Wiedergeburt glaube. oje, ...ich schweife ab ...
Ich behaupte: Entscheidenkönnen, ist selbst ein Muster, eine Struktur unseres jeweils indviduellen Systems. Es kommt darauf an sie zu benutzen. Nutzen wir sie nicht, so bildet sie sich vielleicht zurück, so ähnlich wie Synapsenverbindungen im Gehirn sich zurückbilden, wenn sie nicht benutzt werden. Menschen, die als Kinder nur gelernt haben, das zu tun, was ihnen gesagt wird, werden sich später schwer tun, von ihren strukturellen Entscheidungsmöglichkeiten Gebrauch machen zu können.
Muster und Strukturen lassen sich nicht adhoc verändern. Nach dem Motto Schalter aus, Schalter ein ... Jeder Schritt, jede kleinste Veränderung, die ich vornehme, hat vielerlei Auswirkungen. Diese sind je nach Indviduum verschieden, weil die individuellen Muster und Strukturen sich jeweils unterscheiden. Diese Muster und Strukturen kann ich an mir beobachten. Und das verflixte ist: Es gibt auch Muster und Strukturen, die MENSCH gar nicht bemerkt. Wir alle laufen mit Brettern vor den Köpfen herum. (Habe dies kürzlich beeindruckend in einem Werbespot gesehen! Wäre vielleicht gar nicht schlecht, so rumzulaufen, damit wir der Versuchung Selbstgerechtigkeit leichter entgehen. Aber ich weiß schon, da gibts wieder einige, die behaupten die kleineren Bretter zu haben!) Darauf können ihn nur andere stoßen. Oder man landet mit seinem Brett in einer Sackgasse und sieht dann gar nichts mehr: Auch dies kann MENSCH veranlassen, Muster und Strukturen zu bemerken, die vielleicht zur Disposition stehen könnten.
Ach und da ich schon mal dabei bin, jede Menge Widersprüchliches von mir zu geben, stetze ich noch einen drauf. DIE FREIHEIT gibt es nicht. Für mich ist 'Freiheit' - wie viele andere -HEITEN - inzwischen zum Unwort verkommen, weil in deren Namen leider eine ganze Reihe von Leuten - Philosophen, die damit sowas wie eine machtvolle Entität, Politiker, so was wie die FREIHEITSSTATUE verbinden - behaupten in deren Namen die Völker der Erde befreien und sich in kriegerische Handlungen begeben zu müssen. Für mich ist das ein Missbrauch dessen, was ich mit 'frei' verbinde. Für mich ist es unvereinbar mit dem Muster 'entscheidenkönnen', einem anderen etwas aufzuzwingen. Hier sind ganz heimlich 'unheimliche Muster' und Strukturen am Werke, die für die Durchsetzung eigener Interessen sorgen.
Damit schließe ich erst mal. Und warte darauf, dass mir einer mein Brett vor dem Kopf zeigt , weil ich so 'frei' bin hier so von 'Freiheit' zu reden.
manni