Juan de la Cruz im 16. Jh. schrieb:
Es gibt geistliche Führer, die kein Verständnis haben für Menschen, die sich in friedvoller Kontemplation befinden.
Da sie selber nicht so weit gelangt sind und nicht erfahren haben, was es heißt, über das ruhelose Denken hinausgelangt
zu sein, meinen sie, die anderen täten nichts. Solche Führer wissen nicht was der Geist ist. Sie handeln überaus
ehrfurchtslos gegenüber Gott, da sie mit ihrer plumpen Hand in das Werk seiner Hände hineinpfuschen. Es hat Gott
viel gekostet, jene Menschen so weit zu fördern...
Dann kommt so ein Seelenführer, der nur draufloszuhämmern versteht und mit dem Seelenvermögen wie ein
Grobschmied umgeht. Und weil das seine ganze Weisheit ist und er nichts Höheres kennt als die betrachtende Meditation,
wird er sagen: 'Genug, lasst dieses Stillesein, es ist nur Müßiggang und Zeitverschwendung. Nehmt euch etwas vor, denkt
nach und vollzieht innere Akte! Ihr müsst verwirklichen was in euch ist, alles andere ist Betrug und Faulenzerei!'
Solche Seelenführer mögen sich bewusst machen, dass der eigentliche Beweger und Führer der Seelen ja nicht sie sind,
sondern der unablässig um sie bemühte Heilige Geist; dass sie nur Wegweiser sind kraft des Glaubens. So sei denn ihr
ganzes Bestreben, die Menschen nicht eigensinnig ihrer eigenen Weise anzugleichen, sondern sich zu prüfen, ob sie den
Weg erkennen, den Gott die Anderen führt. Und wenn sie ihn nicht erkennen, sollen sie jene Gott überlassen, anstatt
ihnen ein Ärgernis zu geben.