daimos instructor theologiae
daimos schrieb:
Ich hatte nie vor, hier irgendwen einzuschüchtern. Wenn der Eindruck entstanden sein sollte, entschuldige ich mich dafür.
daimos schrieb:
Mit der Inquisition habe ich nun gar nichts am Hut. Die hätten mich Gottlosen früher sicher gleich mehrmals auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Mich hätten sie dann wohl auch gleich mitverbrannt. Das haben die nämlich auch gerne mit Religiösen gemacht. Warum wohl?
daimos schrieb:
Ich behaupte allerdings, ich argumentiere biblisch rational (soweit das überhaupt möglich ist). Das ist nicht meine Meinung, ich versuche lediglich die Bibelmeinung wiederzugeben.
Eine bemerkenswerte (weil recht aufwändige, deswegen sagte ich: engagierte) Methode für einen Atheisten. Wenn ich recht verstehe, willst du zeigen, dass die Bibel in sich widersprüchlich ist. Und dass ein wortgetreues sich daran Halten zu widersprüchlichen und sogar blödsinnigen Gedanken und Handlungen führt. Wäre zu 100% einverstanden. Die Geschichte gibt dir auch recht.
daimos schrieb:
Ob mir das als Ungläubiger gelingt, ist eine andere Sache. Deiner Meinung nach ja anscheinend nicht.
Das musst du zwischen den Zeilen gelesen haben. Respekt.
Obwohl es mir nicht auf Glauben oder Unglauben ankommt. Ich meine viel einfacher: Wenn du etwas Schlechtes darin suchst, dann findest du darin auch etwas Schlechtes. Ich denke, es kommt auf die Absicht an.
Schätze, du bist Experte darin, das Schlechte und Widersprüchliche in der Bibel zu finden. Auf Dauer könnte das etwas einseitig sein. Die Frage ist auch: Was hast du persönlich davon? Oder willst du die Theologen auf Trab bringen? Von mir aus. Ich frage mich aber: Ob die das verdient haben.
daimos schrieb:
Vielleicht beantwortest du mir die kleine Frage, (1) warum einige Bibelstellen unwichtiger sein sollen als andere, wenn doch alles direkt vom christlichen Gott stammt? (2) Wer nimmt diese Wertung vor? (3) Wer darf/kann sie überhaupt vornehmen?
Schon verstanden. Natürlich, sehr gute Fragen. Eine explosiver als die andere. Dabei wird einem wieder klar, dass die Theologie in einer echten "Grundlagenkrise" steckt. Geht mich persönlich eigentlich nichts an. Aber trotzdem, ich versuch's mal:
(1) Die Bibel ist natürlich (wie du weißt) ein Patchwork verschiedener und verschiedenartiger Autoren, zwischen denen teilweise Jahrhunderte (!) liegen. Das mit "Gottes Wort" ist daher wohl anders zu verstehen bzw. gilt eventuell nicht für alle Bibelstellen in gleichem Maße. (2) Ganz pauschal: Alle, die in guter Absicht an die Sache rangehen. Die können sich ja auch darüber austauschen. Und diskutieren. (3) Diese Wertungen können ja ganz bescheiden und ganz provisorisch formuliert werden. Muss ja nicht gleich alles zum Dogma erhoben werden.
Nietzsche hätte sicher große Freude an dir, weil du dem, was sowieso schon fällt, noch einen zusätzlichen Tritt verpassen willst, damit's schneller geht, und nicht noch weitere tausend Jahre unserer kostbaren Zeit verplempert werden. Bin soweit einverstanden.
Man muss aber nicht unbedingt das Kind mit dem Bade ausschütten.
daimos schrieb:
Jesus sagt selbst in der Bergpredigt, dass das AT immer noch gültig ist ("Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.") Den genauen Wortlaut habe ich bereits gepostet.
Hm, also vom AT sagt er nichts. Er meint wohl essentiell die Zehn Gebote. Meinst du, er hätte die ablehnen sollen? Passt doch alles! Jesus setzt halt noch einen drauf und gewichtet neu. Das Gottesbild wird menschenfreundlicher. Ist doch eigentlich eine feine Sache, oder nicht? Ich meine, selbst für einen atheistischen Humanisten.
daimos schrieb:
Nur diejenigen kommen ins Himmelreich, die an Jesus Christus als ihren Herrn glauben. Alles andere ist erstmal nebensächlich. So schreibt Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther ...
Ja, gut, Paulus, Johannes etc. Das sind zunächst mal Autoren ÜBER Jesus. Findest du es abwegig, dass die hier und da übers Ziel hinausschießen und ihr eigenes Süppchen kochen? Wäre das nicht menschlich?
Ein Gedankenexperiment: Wenn WIR Jesus getroffen hätten oder bloß von ihm gehört hätten, meinst du, wir würden dann noch alles richtig zusammenkriegen? Meinst du, wir könnten uns (auch unsere Beschränktheit, unsere Ängste, Hoffnungen, Wünsche, Phantasien, Ideen, unsere "Bildung" ...) dann völlig außen vor lassen?
Klar sind wir für's Jesusbild auf die Paulusse usw. irgendwo angewiesen. Aber nicht ausschließlich. Schließlich gibt's noch den "heiligen Geist". Ich nannte es oben: eine gute Absicht. Vielleicht kann man es auch Inspiration nennen. Oder Herz und Verstand.
Worte sind nur Schall und Rauch. Was ich sagen will: Wenn du was Gutes darin finden willst, dann wirst du es auch finden. Das ist nicht meine Überzeugung, sondern meine Erfahrung.
Theologie, Dogmatik, Kirche, Papst etc. stehen auf einem ganz anderen Blatt. Urchristlich gesehen eventuell auf gar keinem. Oder in der "Hölle". Na und?
daimos schrieb:
(1) Warum meldet sich dein Gott seit fast 2000 Jahren nicht mehr? (2) Wie lange müssen wir auf die Apokalypse noch warten?
(1) Nun ja, könnte ja sein, dass WIR den Hörer danebengelegt haben. Oder dass wir uns von größenwahnsinnigen Theologen und einer machtversessenen Kirche uns haben in die Irre führen lassen. (2) Das ist wieder Johannes und nicht Jesus. Daher für mich nicht ganz so maßgeblich. Ist relativ gesehen vielleicht sogar Schnurz was Johannes, der Theologe, für "Visionen" hatte.
Eine Bitte: Bring mir die Theologen nicht zu sehr auf Trab, hab keine Lust auf ein weiteres Mittelalter. Keine Lust auf ein weiteres philosophia ancilla theologiae.
Versöhnliche Grüße
pergola