Wieviel Menschenleben werden für diese Naziaufmärsche geopfert. Die Frage stellt sich in einem anderen Kontext. Man kann es natürlich soweit verwässern, dass wir hier die Frage stellen, wie viele Menschenleben ist die Beleidigung Erdogans wert?! Es geht doch vielmehr um das Grundprinzip, das Menschenrecht, als eine Säule einer verfassungsmäßigen Ordnung.
Natürlich, aber ein allgemeines Prinzip hat keinen Wert, wenn es in der Praxis nicht besteht.
Es stellt sich also nicht die Frage, wie viele Menschenleben für Naziaufmärsche geopfert werden, sondern wie viele sodann konkret im Fall des Falles geopfert werden SOLLTEN.
Ich sprach von EINER Säule, daraus lässt sich die Existenz weiterer Säulen ableiten. Diese, wie die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, müssen unter der Selben Frage betrachtet werden.
Ja, und für diese EINE Säule (Meinungsfreiheit) möchtest du eine ANDERE Säule (Achtung von Menschenleben) laut deiner Abschlussaussage generell opfern.
Wenn wir die Frage so karikieren, dass wir nach der Rechtfertigung dessen fragen, der einen Fan wegen seiner anderen Meinung über eine Schiedsrichterentscheidung erschlägt, haben wir das Thema verfehlt.
Nicht unbedingt Rechtfertigung einer speziellen Reaktion, sondern um die Frage, ob aus einer geäußerten Meinung überhaupt eine Reaktion erfolgen dürfe. Und hier läuft man Gefahr ins Absurde abzugleiten. Wenn bei absoluter Meinungsfreiheit müsste das der Fall sein. Nur, wenn eine geäußerte Meinung absolut keine Folgen hat, dann verliert jede Meinungsäußerung ihren Sinn.
Dann dürfte man zwar alles Sagen, es wäre aber völlig sinnlos alles zu sagen. Insofern wäre man trotz oder gerade auf Grund der Meinungsfreiheit wiederum mundtot.
Ich bin davon ausgegangen, dass es hier um Meinungsfreiheit im elementarsten Sinne geht. Wenn es darum geht, dass man in einer (Nazi-) Diktatur sein Leben für die Meinungsfreiheit opfert, dann ist es das wert. Nicht, wenn ich in einer Demokratie in suizidaler Absichtversuche einen Naziaufmarsch zu verhindern. Da ist es Dummheit. Noch dazu ein falsches Demokratieverständnis, denn auch Nazis haben Grundrechte.
Im elementarsten Sinne macht es keinen Unterschied, welche oder was für eine Art von "Meinung" gemeint ist.
Und hier kommt eben die Praxis dem hehren Grundprinzip in die Quere. Auch in einem realen, freien Rechtsstaat werden manchmal Meinungen strafrechtlich geahndet (z.B. Öffentlich zu sagen "Ich meine, Sie sind ein Idiot.").
Daher, bei derartigen Diskussionen werden zumeist nur eine bestimmte Art von Meinungen (wie beispielsweise die Äußerungen genereller politischer, philosophischer oder religiöser Ansichten) gemeint, aber leider nicht explizit so definiert. Wodurch man mitunter auch Menschenleben für Naziaufmärsche zu opfern fordert.