Meine Kritik an
@Giacomo_S
ist nicht, dass Du oder jemand ihn gerne liest, sondern, dass er sowohl Behauptungen verzapft, als auch Beispiele, welche mit gesunder Obst - Gemüse Ernährung nicht das geringste zu tun hat!
Es ist sein Versuch, Fleischverzehr mit seinen Erklärungen "gesundheitlich" legitimieren zu
wollen, haut ganz einfach nicht hin!
Fleischverzehr habe ich bislang in meinen Posts nicht einmal angeschnitten. Vielmehr habe ich meine Meinung zur veganen Ernährung abgegeben, von der ich ersichtlich nichts halte.
Ohne Wissen hat sich der Mensch
-einst-
auch mit Früchten, mit sämtlichen Pflanzen ernährt.
Auch, aber nicht
ausschließlich.
Behauptungen wie diese werden einfach mal so in den Raum geworfen und alle nicken bedächtig und haben Adam und Eva im Garten Eden im Kopf. Die prähistorische Realität war aber keineswegs paradiesisch.
Vor allem lassen solche Behauptungen eines völlig aus: Wie man "den Mensch" anthropologisch definiert.
Nach dem heutigen Wissensstand von Anthropologie, Genetik, Archäologie u.a. lebte der letzte gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse vor 6-8 Millionen Jahren. Die ältesten von Hominiden angefertigten Werkzeuge - Steinschaber - sind rund 2 Millionen Jahre alt und wurden nachweislich zum Abschaben und Spalten tierischer Knochen verwendet. Ob die Hominiden bereits gejagt oder nur Aas verzehrt haben ist unklar, aber auch sie hatten bereits tierische Nahrung auf dem Speisezettel.
Aber waren es "Menschen"?
Manche Wissenschaftler zählen den Homo Heidelbergensis nicht als Mensch, andere schon.
Der aber war es, der vor 337.000 bis 300.000 Jahren die
Schöninger Speere anfertigte, die nachweislich zur Jagd auf Tiere benutzt wurden.
Die ältesten, sicher von Hominiden genutzten Feuerstellen sind mindestens 749.000 Jahre alt und in der Nähe fand man gegarte, tierische Nahrungsreste.
Das waren noch keine Homo Sapiens, sondern Homo Erectus - aber selbst sie haben bereits Fleisch verzehrt.
Wie lange willst Du zurückblicken, um ein "einst" zu definieren?
NB:
Was wir heute "Obst und Gemüse" nennen, sind allesamt Zuchtsorten. Ihre wilden Pendants sind klein, hart, sauer, bitter, faserig und wenig gehaltvoll. Wenn sie überhaupt von hier stammen - denn das ist bei der überwiegenden Mehrheit der heute auch bei uns angebauten Nahrungsmittel nicht der Fall.
In unserer heutigen *Kultur* weiß der Mensch,
dass sich sämtliche Vitamine - Minerale und Spurenelemente im Obst und auch im Gemüse befinden!
Das ist in dieser Form 1. schlicht falsch und 2. sagt es nichts darüber aus, wie und ob die Stoffe für den Körper überhaupt verfügbar sind.
zu 1.
Vitamin B12 findet sich in pflanzlichen Nahrungsmitteln gar nicht. Deshalb wird es von Veganern i.d.R. auch supplementiert.
Vitamin D praktisch auch nicht. Zwar baut der Körper bei ausreichender UV-Disposition Vitamin D selbst auf, aber das ist praktisch nur während der Sommermonate möglich. Die meisten von uns machen eben keine Turnübungen nackig im Garten sondern lassen nur Gesicht und Hände rausgucken.
Das würde auch nicht viel nützen, denn im Winter findet selbst Mittags in unseren Breiten keine UV-Einstrahlung mehr statt. Wenn die Sonne überhaupt scheint, denn meistens ist's dann ja bedeckt.
In der Praxis habe ich einen extremen Vitamin D-Mangel bereits schon gesehen. Bei
Ordensschwestern, die Schwesterntracht trugen und sich de facto mehr oder weniger vegan ernährten. Hätte der neue Abt nicht beide Aspekte verändert, dann wären sie wahrscheinlich daran verstorben. Oder an dadurch verursachten Folgeerkrankungen.
Zink findet sich zwar in dem einen oder anderen pflanzlichen Lebensmittel - aber die Gehalte sind klein. Erdnüsse enthalten 3-3.5 mg Zink / 100g - aber wer kann schon 500g Erdnüsse essen, um damit seinen Tagesbedarf an Zink zu decken? Es wäre auch nicht sonderlich empfehlenswert, denn gleichzeitig nimmt man dabei auch 240g Fett mit auf, denn Erdnüsse enthalten auch 48% Fett. Guten Appetit und viel Erfolg mit der schlanken Linie!
Vitamin A ist in pflanzlichen Lebensmittel nicht enthalten, wohl aber Provitamin A, das Carotin. Daraus kann der Körper Vitamin A selbst synthetisieren, allerdings ist die Rezeptionsrate mit 20-35% nicht hoch und die Kapazität für diese Umwandlung begrenzt.
Wie viel des aufgenommenen β-Carotins ein Mensch wirklich in Vitamin A umwandeln kann, hängt von seiner genetischen Situation ab. Große Teile der Bevölkerung tragen auf mindestens einem der beiden BCMO1-Gene Variationen, die die Umwandlung – ohnehin schon wenig effektiv (nur 3 % oder weniger der aufgenommenen Carotinoide werden absorbiert, die Umwandlung beträgt dann bei manchen Pflanzen nur einen Faktor von 28:1 Betacarotin zu Retinol) – um bis zu 70 % herabsetzen. Für manche Menschen ist es somit nahezu unmöglich, den Vitamin A-Bedarf durch rein pflanzliche Ernährung zu decken.
Quelle: Wikipedia, Vitamin A
Die Liste ließe sich sicherlich noch mit einigen anderen essenziellen Nährstoffen fortführen, aber für ein paar Beispiele ist das hier genug.
zu 2.
Eisen findet sich zwar in so manchen pflanzlichen Lebensmitteln. Zur Analyse glüht man sie aus, analysiert die Asche und findet es dann, xy% Eisen.
Über die
Aufnahme des Eisens im Körper sagt das aber gar nichts aus. Ein Nagel besteht zu 100% aus Eisen, aber leider kann den niemand verdauen.
Drei Arten von Eisen sind von Relevanz: Dreiwertiges Eisen (Fe3+), zweiwertiges Eisen (Fe2+) und Hämeisen.
Fe3+ kann der Körper gar nicht aufnehmen. Er scheidet es wieder aus.
Fe2+ kann der Körper aufnehmen, es wird aber leicht durch in den Nahrungsmitteln enthaltene Hemmstoffe blockiert. Diese bilden mit dem Eisen unlösliche Komplexverbindungen und der Körper scheidet diese wieder aus. Das Eisen ist dann in der Kacke.
Oxalsäure, Polyphenole, Tannin und Phytinsäure sind solche Hemmstoffe. Oxalsäure findet sich ausgerechnet im "eisenreichen" Spinat - und daher ist das Eisen darin ziemlich nutzlos. Es wird wieder ausgeschieden. Polyphenole und Tannin finden sich in (Kräuter-)Tees, Rotwein und Kaffee. Phytinsäure ist ausgerechnet in den für Veganer unentbehrlichen Hülsenfrüchten enthalten sowie dem empfehlenswerten Vollkornbrot.
In der Praxis müsst man als Veganer, um seinen Eisenbedarf zu decken, 2 Stunden vor und 2 Std. nach der Eisenaufnahme diese Produkte vermeiden. Es läuft dann also darauf hinaus, dass es nicht nur wichtig ist,
was man isst, sondern auch
wann und
wie. Viel Glück dabei im Alltag!
Hämeisen ist an den Blutfarbstoff Hämoglobin gebundenes Eisen und folgerichtig ausschließlich in Fleisch und -produkten enthalten. Für Hämeisen verfügt der Körper über einen eigenen Transporter, 80% des Hämeisens werden sofort aufgenommen. Und also bitte: Wo sind sie da, unsere achso vegetarischen Vorfahren, wenn der Körper über eine eigene, genetische Anpassung an diese Form der Eisenaufnahme verfügt.
Und ja: Da kommt die bereits erwähnte Blutwurst wieder zu ihrem Recht.
Danke, dass du bis hier gelesen hast. Ja, Ernährungswissenschaft ist eine komplizierte Angelegenheit, in vielen Aspekten keineswegs sicher bewiesen - die Grundsäulen stehen aber sicher und sind seit langem und umfangreich erforscht und belegt.
Daher lässt sich auch ernährungswissenschaftliches Wissen nicht auf wenige, griffige Behauptungen reduzieren.
Meine Quellen stammen aus diesem Bereich. Es handelt sich im Wesentlichen um den - neuesten - Lesebestand der Bayerischen Staatsbibliothek zum Thema. Leider muss man das dann auch vor Ort lesen (oder kaufen), um meine Behauptungen zu überprüfen.
Verlinken kann ich das nicht. Und ich will auch nichts verlinken. Denn mit einer Ausnahme (wikipedia) findet sich zum Thema Ernährung im Internet entweder nur oberflächlicher und falscher Schrott oder esoterischer Müll.