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Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

Also, ich wollte dieses Thema wirklich nicht abwürgen. Das interessiert mich außerordentlich!

Hat sich da etwas Neues ergeben?

lg Frankie

Lieber Frankie,

du hast das Thema keineswegs abgewürgt, persönlich finde ich nicht, dass in einer Diskussion, am Ende, nur der eine Standpunkt oder die eine Interpretation stehen muss. Wir beide haben unterschiedliche Passagen aus den Evangelium Vitae zitiert, m.E. stehen eben diese irgendwie in Widerspruch.

Ausserdem geht ja auch in Italien die Diskussion weiter - das finde ich sehr positiv, weil das Evangelium Vitae selbst manch einem Probleme bereitet.

Ich melde mich sicher nochmals zum Thema.

Gruß von Miriam
 
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AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

Wir beide haben unterschiedliche Passagen aus den Evangelium Vitae zitiert, m.E. stehen eben diese irgendwie in Widerspruch.

Ok, alles klar!

Ich will bloß darauf hinweisen, dass hier jemandem sehr konkret Heuchelei vorgeworfen wird.

Aber damit, dass der zweite zitierte Absatz im Evangelium vitae eindeutig drin steht und sich ganz genau auf solche Fälle bezieht, kann es einfach nicht mehr Heuchelei sein. Oder? :)

Und den "Widerspruch", den würde ich gern erklärt bekommen. Denn zum einen wendet sich das Evangelium vitae gegen die Sterbehilfe, also dagegen, dass jemandes Todaktiv herbeigeführt wird, zum anderen aber gegen übereifrige Behandlung, wenn sie den Tod sowieso nicht mehr abwenden kann.

Ins Extreme getrieben, um es zu verdeutlichen: Du sollst nicht töten. Du sollst aber auch keinen Toten wiederbeleben. Das ist kein Widerspruch, das ist eine klare Definition mit einer klaren Grenze.

Oder bin ich blind? :)

lg Frankie
 
AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

hallo, forianer!

wer diesem thema genauer nachgehen will, dem empfehle ich, die biographien und die werke von sokrates und seneca zu vergleichen. das sieht man schon welchen unterschied gelebte ethik und geheuchelt, trendige ethik in der wirkung entfalten!
 
AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

hallo, forianer!

wer diesem thema genauer nachgehen will, dem empfehle ich, die biographien und die werke von sokrates und seneca zu vergleichen. das sieht man schon welchen unterschied gelebte ethik und geheuchelt, trendige ethik in der wirkung entfalten!

Hallo ps, bellende Katze,

könntest du mir den Weg zu den Alten ersparen und uns hier Näheres über die beiden Herren erklären?
M.E. ist so eine Parallele oft sehr aufschlussreich.

Danke dir im Voraus

Miriam
 
AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

wer diesem thema genauer nachgehen will, dem empfehle ich, die biographien und die werke von sokrates und seneca zu vergleichen.

Wozu? Es wirft niemand dem Papst vor, sich nicht an Sokrates oder Seneca gehalten zu haben. Der Vorwurf lautet, dass er gegen das "Evangelium vitae" verstoßen hat (ein Dokument, das er selbst veröffentlicht hat).

Bloß, genau das hat er nicht. Also wozu die Ablenkung vom Thema?

lg Frankie
 
AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

Wozu? Es wirft niemand dem Papst vor, sich nicht an Sokrates oder Seneca gehalten zu haben. Der Vorwurf lautet, dass er gegen das "Evangelium vitae" verstoßen hat (ein Dokument, das er selbst veröffentlicht hat).

Bloß, genau das hat er nicht. Also wozu die Ablenkung vom Thema?

lg Frankie

hallo, frankie!

(erstmalig von meinem 500-mal schnelleren Studenten-Internetzugang:zauberer2)
ich habe gar nicht an den papst gedacht, als ich dies schrieb. ich habe mich eher auf den threadtitel bezogen!

@miriam

nun sokrates war derjenige, der sagte: "ich weiß, dass ich nichts weiß". er stand berichten zufolge stundenlang auf athener plätzen und versuchte mit leuten zu diskutieren. er war wollte dabei immer das wissen erlangen, v.a. der tugend. da dies viele in seiner umgebung behaupteten zu besitzen (sophisten) wollte er ihre ihn überzeugenden gedanken hören. allerdings waren die nach geschicktem nachfragen gar nicht so überzeugend und offenbarten ein scheinwissen, dessen sich sokrates bewusst war, aber nicht seine diskutanten. er predigte ein leben in tugend zu führen, aber stellte klar, dass er nicht wei, was tugend sei. er stieß auf widerstand, am ende wurde er per schierlingbecher (gift) zum tode verurteilt. er hätte fliehen können oder sich verteidigen können, blieb aber standhaft bei seiner bescheidnen, maßvollen, der tugend entgegenkommenden lebensart und sagte: "ich muss sterben, wenn der gesetzgeber es so beschließt. lieber sterbe ich, als dass ich zum gesetzesbrecher war".

eine sehr puristische ethik.
bei seneca einem stoiker und erzieher und berater neros war es genau andersherum der fall. er predigte eine humanistische ethik, ein erkunden der weltweisheit, aber er beriet nero auch bei vielen gräueltaten bzw. unternahm dagegen nichts. er setzte sich kaum zur verwirklichung seiner theoretischen ethik ein. am ende als er an der einsicht seiner ganzen fehlern zerbrach, (und von nero unter druck gesetzt wurde) beging er selbstmord.
 
AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

Danke dir für die Erklärung, psbvbn1 - wenn ich dich richtig verstehe ist Seneca der Heuchler, bezahlt dies aber mit dem Tod.

Heute wird geschickter geheuchelt - man hat ausserdem einen ganzen PR-Stab der einem dabei behilflich ist und im Nachhinein einem erklärt was man eigentlich gemeint hat.

Auch ich beziehe mich dabei nur auf den Titel des Threads. Aber langsam reift in mir der Gedanke über das Verbot Kondome zu benutzen hier mal nachzudenken...

Gruß

Miriam
 
AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

ich habe gar nicht an den papst gedacht, als ich dies schrieb. ich habe mich eher auf den threadtitel bezogen!

Ist ok. - Aber hier wird einem Menschen aus Fleisch und Blut etwas ganz Konkretes vorgeworfen, und der Vorwurf steht in dem ersten Posting dieses Threads genau beschrieben.

Ich schaffe es nicht, mich ungeprüft diesem Vorwurf gegen einen Menschen anzuschließen, sei es ein armer Verwirrter, ein kleiner Angestellter, ein Rockstar oder zufällig das religiöse Oberhaupt von 1,2 Milliarden Menschen, nämlich der Papst.

Ich lasse mich gern überzeugen, aber Sokrates hat damit nichts zu tun. Es geht nur um Papst Johannes Paul II und sein Dokument "Evangelium vitae".

Und ich bin Atheist. Mir war dieser Mensch nicht einmal sympathisch.

Doch ich erhoffe mir, dass die betreffenden Poster hier im Forum im Sinne der "Unschuldsvermutung" ihre Vorwürfe gegen ihn zurücknehmen, bis handfeste Argumente auftauchen, die diese Vorwürfe zweifelsfrei beweisen.

lg Frankie
 
AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

Wir können es ja als Hypothese durchspielen, ohne jetzt real zu beschuldigen.

Wenn es so gewesen wäre, muss man vielleicht noch den Zeitfaktor und den Zustand des Patienten beachten. Beim Aufsetzen des Evangelium Vitae stand er noch nicht persönlich vor dieser Entscheidung. Als es so weit war, wäre er gesundheitlich wohl kaum in der Lage gewesen, das Evangelium Vitae zu revidieren, auch wenn er es gewollt hätte. Das müssen schon seine Nachfolger tun. Aber diese stehen ja wiederum nicht persönlich vor dieser Situation...
 
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AW: Wenn die Ethik der Doktrin nicht mit dem Gelebten übereinstimmt

Hallo Lynn,

damit sprichst du einen sehr wichtigen Aspekt an: wenn ein einfacher Sterblicher seine Haltung ändert, wenn er in anbetracht einer konkreten Situation seine Einstellung überdenkt, dann ist dies m.E. völlig normal – es geschieht jedem von uns doch öfters. Aber hier geht es um allgemein gültige Normen die in einem Dokument festgelegt wurden und für viele als bindend empfunden werden: sie haben sich daran zu halten, auch wenn es schmerzt (hier im wahrsten Sinne des Wortes).

Noch viel gravierender sind die Verbote oder Gebote in Bezug auf Verhütungsmittel.
Man sollte sich nur ein wenig über Aids und Afrika informieren.

Na ja, dass das Problem mit der Verhütung den Papst nicht gerade betrifft und auch nie betreffen wird, ist doch klar. Darüber wollte ich auch noch einen Thread eröffnen, vielleicht tue ich es demnächst.


Liebe Grüße

Miriam
 
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