Nun, es ist die Systemfrage schlechthin und von enormer Bedeutung, wenn sie auch kaum irgendwo sonst gestellt wird. Ohne, dass es irgendwann so beschlossen worden wäre, erleben wir heute einen Prozess, der massiv in bestehende Strukturen eingreift, unser aller Leben dramatisch verändert und weitgehend hingenommen wird, wie ein Naturereignis. Knapp 70 Jahre nach dem letzten Krieg spielt sich eine Konzentration des Vermögens ab, das uns ins Mittelalter zurückführt: die Spaltung der Bevölkerung in Reiche und Habenichtse. In Leute, die sich praktisch alles erlauben können und solche, die ihre Verfügungsmasse darstellen. Dem materiellen Besitztum kommt dabei zentrale Bedeutung zu, denn letztlich entscheidet dieser Faktor fast alles. Während immer die Leistungsgesellschaft betont und in den Himmel gehoben wird, hat sich ein Zustand etabliert, der das Gegenteil bewirkt. Leistung wird von Leuten verlangt und gepriesen, die für ihren Reichtum selbst nicht allzuviel leisten mussten und müssen, die geerbt haben oder von der Leistung der ihnen Ausgelieferten leben, wie die Made im Speck. Dabei sehe ich es eben nicht als große Leistung an, das eigene perverse Vermögen zu mehren und abzusichern, obwohl man auch dabei große Fehler machen kann. Konnte noch vor wenigen Jahren das Argument Arbeitsplätze auf der Plusseite verbucht werden, so ist dies heute nur noch selten der Fall. In der Regel arbeitet das Vermögen ohne viel eigenes Personal durch Nutzung von Miet- und Zukaufkräften in prekären Verhältnissen. Auf diese Weise können sich heute die meisten Großbesitzer voll der Optimierung ihres Vermögens widmen, ohne Verantwortung für eine größere Belegschaft. Diese Leute wollen auch mit dem Volk nichts zu tun haben, verachten uns oft sogar als Proletariat. Der Staat ist für sie eine Administration, die uns zu disziplinieren hat und sie abzusichern, Demokratie eine Illusion für Tagträumer. Mit dieser Spaltung gehen Effekte einher, die niemand ernsthaft wollen kann:
- Zerstörung des sozialen Friedens durch Ausgrenzung von Millionen
- Ausbeutung der kleinen Teilmenge, die noch "mitarbeiten" darf
- Zersetzung des Staats durch Erosion seiner demokratischen Basis
Und wozu das alles? Nur dazu, dass sich ein kleiner Teil seiner Pfründe weiter ergötzen kann, und sich weiter zu Lasten der Restgesellschaft bereichern. Es gibt in Deutschland bereits einen Club von Millionären, die darum bitten, steuerlich stärker herangezigen zu werden! Es ist diesen Herren peinich, dass sie derart geschont werden, während Kindergärten und Schulen verrotten. Natürlich können sie allein nicht viel ausrichten, etwa indem sie viel spenden oder stiften. Sie wollen, dass auch der Rest der Profiteure wieder mehr Verantwortung für die Allgemeinheit übernimmt, wenn auch zwangsweise. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass in Sachen Zypern Barvermögende bis 100 000€ als Kleinsparer bezeichnet werden. Der Zusammenhang ist derart deutlich, dass es eigenhtlich jedem Hilfsschüler einleuchten müsste, was hier schief läuft. Inzwischen sehe ich keine andere sinnvolle Lösung mehr, als Privatbesitz zu begrenzen, genau wie auch die Einkommen. Es darf nicht sein, dass gleichzeitig immer mehr Profiteure unsinnige Vermögen anhäufen und gleichzeitig die Existenzgrundlage für größere Bevölkerungsschichten zerstört werden. Das Ganze ist für mich ein Systemversagen par excellance, aber gewollt von dummen Kindern in mächtigen Positionen.