Nur das Christentum hat, aufbauend auf dem Alten Testament, diesen spirituellen Höhenflug der Weinrebe und Weinrede noch überboten. Gewiss kannten die Autoren des Neuen Testaments das platonische Idealbild des Symposions, als sie es zum Abendmahl - zur heiligen Messe - erweiterten.
Die Evangelisten knüpfen an das platonische Urbild einer klugen Geselligkeit an, die mit dem Wein den Fortgang des kultivierten Gesprächs belebt und beflügelt, aber das Abgleiten in den grölenden und lallenden Vollrausch verpönt. Idealer Weingenuss ist maßvoller Genuss. Das ergibt sich schon aus seiner archaischen Verbindung mit kultischen Mahlzeiten. Der Trinkende soll sich dem Gott öffnen, nicht aber, als Betrunkener, Streit suchen, gänzlich die Kontrolle verlieren oder gar sich selbst als Gott aufführen.